"Nein, schon gut." lächelte Ryo und setzte sich dann mit ihm ins Auto. Sie fuhren wieder recht schnell, sodass sie wieder in einer knappen dreiviertel Stunde ankamen.

"Setz dich, fühl dich wie Zuhause." kam es freundlich von Koji, als sie im Wohnzimmer waren. "Ach unsinn, du bist trotzdem hübsch!" grinste Ryo, wuschelte Yuto dann kurz durchs Haar. "Möchtest du was trinken? Vielleicht eine heiße Schokolade mit Marshmallows?" schlug er vor. Sowas war in einer so unangenehmen Situation doch meist sehr beruhigend, oder?

"Was ist denn passiert, dass du unbedingt weg wolltest? Ich dachte du wärst noch im Krankenhaus bei deiner Tante." fragtend sah er ihn an. "Können wir dir bei irgendwas helfen?"

„Ich glaub ich hab noch nie Schokolade mit Marshmellows getrunken! Aber das klingt fantastisch!“, gestand er und lächelte sogleich.

Die Frage über das was passiert war hatte er erwartet und er wollte ehrlich mit ihnen sein. Trotzdem musste er auch aufpassen was er sagte, da er sie auch nicht direkt vertreiben wollte. Er atmete laut aus und begann zu erzählen.

„Ja, ich war auch dort, aber diese Hexe will alle gegen mich auflehnen! Und das ist ihr bislang auch hervorragend gelungen! Meine Großtante… Aber, ich muss da wohl am Anfang beginnen… also, die Familie meines Großvaters war schon immer für Ihren guten Mais bekannt. Seine Großeltern hatten auch noch Reisfelder. Naja, meine Eltern halfen ihr ganzes Leben lang mit aber sie wollten mir eine bessere Zukunft gewährleisten und zogen dann weg. Es war schwer für meinen Vater anderweitig Fuss zu fassen und meine Großtante hatte es meinen Eltern nicht verziehen, dass sie den Familienbetrieb aufgaben um mir andere Möglichkeiten zu geben. Naja… vor einigen Jahren, sind meine Eltern und ich auf dem Weg gewesen zu meinem Großvater. Es war eine Familienfeier im Winter, aber die Straßen waren komplett vereist und… wir gerieten in einen Unfall. Mein Vater starb sofort und meine Mutter ein halbes Jahr später. Sie lag einige Monate zuvor im Koma und als sie wieder nach Hause durfte und wir uns um sie kümmerten, wollte sie unbedingt selbst Arbeit finden, damit sie für die vielen Kosten aufkommen konnte, aber die Bürde war zu groß für sie und sie hatte einen Schlaganfall mit gerade einmal 40 Jahren. Sie starb und vor Kummer fiel mein Großvater, der Vater meiner Mutter in einen tiefen schlaf und ist seither nicht mehr aufgewacht. Meine Tante Yuriko, die Schwester meiner Mutter fühlte immer mit mir, weil ich beide Eltern verloren hatte und wieder zurück aufs Land ziehen musste. Meine Großtante jedoch ist schon immer der Meinung gewesen, das alles, was passiert ist, meine Schuld war. Alles. Einfach alles! Ich bin der Grund, warum meine Eltern die Familie im Stich ließen, warum sie starben und warum mein Großvater in diesem komaählichen Zustand ist. Ich kann machen was ich will…. Auch dass der Familienbetrieb den Bach runter ist… ist auch meine Schuld. Vor ein paar Jahren gab es ein schlimmes Feuer, bei dem fast alle unsere Felder betroffen waren…. es gab keinerlei Rücklagen und alle Schulden lasten nun auf Yuriko, der Großtante und… mir… Und jetzt, da ich einmal etwas Spass haben wollte, stürzt sich die Alte die Treppe runter und stellt alles so dar, als wäre auch das meine Schuld!“

Es war alles so aus ihm herausgesprudelt. Dass er nach dem Feuer - aus dem er auch tatsächlich gerettet werden musste - in ärztliche Behandlung kam, ließ er jetzt erst einmal aus. Oder besser gesagt, bedachte er auch gerade gar nicht so richtig.

Er sah die beiden mit unschuldigen an. Er fühlte sich gerade etwas hilflos und gleichzeitig war es auch das erst mal, dass er sich das so von der Seele hatte reden können.

"Dann bekommst du eine." Koji machte sich gleich auf den Weg in die Küche, um diese heiße Schokolade zu machen, natürlich kochte er die Milch im Topf und nicht so unprofessionell in einer Mikrowelle! Das schmeckte doch nicht. Während er das tat lauschte Ryo dem Schwall an Worten, den Yuto für ihn bereit hielt.

Das waren wirklich viele Informationen auf einmal und er musste erstmal kurz Luft holen und alles verarbeiten. Koji hatte nach dem ersten Viertel wieder alles mitbekommen, da er den Kakao auf den Tisch gestellt hatte. Ein Hoch auf diese super schnellen Induktionsplatten!

Der blonde zog Yuto ganz sachte und unverblümt in seine Arme und drückte ihn herzlich an sich. "Tut mir leid, dass du so viel durch machen musst..." Es tat ihm wirklich in der Seele weh das alles zu hören. Er löste langsam die Umarmung, warf Koji dann einen fragenden Blick zu, woraufhin er ein Nicken vom schwarzhaarigen bekam. "Du kannst ruhig die Nacht erstmal hier bleiben und dann schauen wir morgen mal weiter, ja? Wir sind für dich da und helfen, wo wir können." lächelte er Yuto aufmunternd an. "Vergiss das alles einen Moment lang und trink den leckeren Kakao. Wenn du möchtest kannst du nachher auch ein heißes Bad zum Entspannen nehmen, wir haben ne echt tolle Badewanne."

Yuto hatte bei beiden so ziemlich den Beschützerinstinkt geweckt und wahrscheinlich würden sie auch beide heute Abend und morgen nochmal darüber nachdenken, wie man ihm helfen könnte.

Vorsichtig griff Yuto nach der Tasse mit dem Heißgetränk.

„Danke schön!“, sagte er und probierte auch gleich.

Es schmeckte wirklich sehr gut und der Zucker zauberte ihm ein sachtes Lächeln auf die Lippen, zumindest so weit das in seinem Gemütszustand möglich war.

„Ich, weiss gar nicht was ich sagen soll! Ihr seid so lieb zu mir! Ich danke euch vielmals!!!“

Hatte er nach den Angeboten gemeint und sah sie mit leicht wässrigen Augen an.
Im Moment wusste er gar nicht, womit er so viel Glück verdient hatte.

„Ja, ein Bad klingt wirklich verlockend!“, gab er zu und trank weiter von der köstlichen Schokolade.

„Aber ich möchte euch auch wirklich nicht zur Last fallen!“, er senkte den Blick, hatte ein bisschen ein schlechtes Gewissen, weil er den beiden nun das Wochenende verdorben hatte.

„Wenn ich das irgendwie wieder zurück geben kann, wenn ihr Hilfe braucht oder ich die Wohnung streichen soll…. bitte sagt es, ich mache alles!“

"Gern." lächelte Koji. Er hatte Ryo und sich auch gleich Kakao mitgemacht, dann lohnte sich das Milchkochen erstrecht.
Sie lächelten beiden freundlich und hofften, dass sie Yuto tatsächlich eine Hilfe sein konnten.
"Ach Blödsinn! Das Wichtigste ist erstmal, dass du dich wohler fühlst und auch, dass es dir besser geht. Ein Bad sind doch keine Umstände!" winkte der blonde ab.

"Was? Du hilfst mir doch schon unheimlich bei meinem Studium, da ist das hier Kinderkacke! Man hilft doch einfach einander oder nicht? Wenn jemand in Not ist, sind wir gerne da, nicht wahr?" Ryo sah Koji an. "Stets zu Diensten." lächelte Koji und deutete eine Verbeugung an. "Freunde sind doch dafür da, dass man nicht allein mit seinen Problemen irgendwo auf der Strecke bleibt." Kurz wuschelte Koji dem jüngeren durchs Haar.

"Ich kümmer mich um die Wanne." Schnell schlüpfte Ryo ins Badezimmer und räumte noch ein paar Dinge weg, die nicht unbedingt Gästetauglich waren. Er verstaute den Kram erstmal im Schrank unter dem Waschbecken. Es wäre schrecklich unangenehm gewesen, wenn solche Spielzeuge komplett offen im Bad gelegen hätten während Yuto ein Bad nahm. Als er soweit alles weggeräumt hatte, ließ er da Wasser zum Baden ein.

"Yuto...Wenn du Hilfe brauchst, kannst du dich ruhig bei Ryo melden und dann versuche ich auch zu helfen, okay? Wenn wir mit dir nach einer Wohnung suchen sollen, du n besser bezahlten Job brauchst oderso... ich kann dir da helfen!"

Yuto hatte ja keine Ahnung, mit was sich Ryo noch im Bad beschäftigte. Er war einfach nur dankbar, dass sie ihm Obdach gewährten und ihm diese leckere Schokolade gemacht hatten.

Je mehr er davon trank, desto stärker schien er wieder etwas Freude in sich aufkeimen spüren.

„Ich, arbeite eigentlich ganz gern an der Tankstelle, ich bin nicht locker genug um in einem Cafe zu arbeiten, befürchte ich, auch wenn ich wirklich mehr Geld gebrauchen könnte.“, gab er kleinlaut von sich.

„Aber vielen lieben dank, Koji!“.

Er lächelte den dunkelhaarigen an. Sog dann aber wieder den Duft des Heißgetränks ein, während er die Tasse in beiden Händen festhielt.

„Das schmeckt wirklich sehr gut. Ihr seid echte Genussmenschen!“, merkte er nach einem weiteren Schluck an.

"Mein Stiefonkel hat eine Firma...da könnten wir zur Not mal nachfragen, wenn es dir irgendwann nicht mehr zusagen sollte... Das wäre dann in einer Fabrik...da hast du auch keinen Kundenkontakt." lachte er. "Du kannst es dir ja mal durch den Kopf gehen lassen, es klang nämlich sehr danach, dass du Geld ganz gut gebrauchen könntest wegen der Schulden... und wenn es so schrecklich bei dir Zuhause ist, wäre Ausziehen ja schon irgendwie der beste Schritt, oder nicht?"

Koji sah das alles recht sachlich und wollte einfach nur eine Möglichkeit bieten zu helfen. Es gab so viele gut bezahlte Jobs...wieso sollte er also bei der Tanke für kleines Geld bleiben, wenn es so dringend war?

"Ach...das ist doch bloß ein Bisschen Milch, Kakaopulver und Mashmellows!" lachte der dunkelhaarige. "Das ist jetzt eigentlich nichts so besonderes aber es tut immer gut."

"Das Wasser läuft grad ein, komm Yuto, such dir einen Badezusatz aus." kam es plötzlich aus dem Flur, woraufhin Ryo mit einem ganzen Korb voll Badezusätzen kam. "Wir haben normale Badebomben, welche mit extra viel Schaum, glitzernde, welche ohne Schaum, Fizzer, einfach nur flüssigen Badezusatz und ne Meeeeenge Gerüche!" erklärte er, deutete dabei auf die verschiedenen Sachen im Korb. "Ryo hat die! Er ist der totale Badewannenfreak." merkte Koji an, welcher nur Baden ging, wenn Ryo ihn bat mit in die Wanne zu steigen.

Der Blonde lachte. "Jaaa....ich gebs ja zu! Ich liebe Baden! Das entspannt und man riecht dann viel länger so gut als nach dem Duschen, oder nicht?" Eine Wohnung ohne Badewanne wäre für ihn ein Desaster!

Fabrik und wenig Kundenkontakt klang ja eigentlich perfekt und wenn er dort tatsächlich mehr verdienen konnte, als bei der Tanke - was höchstwahrscheinlich fast überall der Fall war - wäre das wirklich eine super Sache.

„Ja, ich denke darüber nach, es klingt sehr gut. Danke, Koji!“

Und da kam auch schon der süße Badewannenfreak.

Der Gast stand auf, stellte die Tasse ab und kam auf Ryo zu, der freudig vor sich hin erklärte.

Yuto war leicht überfordert mit den ganzen Sachen. Er mochte es auch zu baden, meist hielt er es aber sehr traditionell. Wusch sich vor dem Bad und legte sich dann ins warme, klare Wasser.

„Glitzer?“, fragte er erstaunt. Wer wollte denn Glitzer im Wasser haben?!

„Bitte such du etwas für mich aus, ich kenne mich da nicht so aus. Irgendwas, was vielleicht gut riecht aber nicht zu dominant ist. Ich würde nicht gerne wie eine Parfümerie riechen….“

Er hoffte, dass er nicht zu vorlaut war. Er wollte die Freundlichkeit wirklich nicht ausnutzen und obendrein auch noch frech klingen.

Trotzdem freute er sich schon auf das Bad. Das würde sicherlich gut tun!

Ryo war auf die Wahl des jüngeren gespannt, aber so weit kam es garnicht. Yuto überließ doch tatsächlich ihm die Wahl...Wie öde!
"Hmmm...nagut..." Er überlegte, musterte Yuto und den Korb. "Wie wäre es mit etwas zitronigem? Das riecht nicht so extrem aber super lecker und frisch nach Zitrone! Hier, riech mal!" Er holte eine papiertüte aus dem Korb, öffnete sie und hielt sie dann Yuto unter die Nase. "Danach fühl ich mich immer super erfrischt und sie macht auch ein Bisschen Schaum."

Er war wirklich begeistert von diesem Zeug! Seit dem es den Laden auch in Japan gab, war Ryo ständig da und gab auch eine Menge Geld für die vielen Badesachen aus. Immerhin waren die teilweise ja auch noch limitiert und er wollte sie gerne probieren. Die Kugel, die er Yuto anbot war eine seiner Lieblingsdüfte und die gab es zum Glück das ganze Jahr über immer.

"Und zu dem Glitzer...Einige von den Badebomben aus dem Laden haben Glitzer mit drin...sieht einfach nur richtig cool aus! Die hier hat sogar Konfetti mit drin, das löst sich zusätzlich auf und pflegt die Haut! Die heißt übrigens 'Dragonegg', cool oder?"

Aufmerksam hörte Yuto ihm zu. Es war aber eher die Begeisterung in der Stimme des anderen, die ihn dazu angehalten hatte beim Thema zu bleiben. Hätte seine Tante von Badebomben und Glitter gesprochen, wäre er gedanklich wahrscheinlich komplett abgedriftet. Aber bei Ryo war es anders.

Diese positive Art und die freudige Energie, die er verbreitete, tat ungemein gut.

„Dann wähle ich das Dragon-Egg, bitte. Das mit dem Konfetti klingt irgendwie spannend!“, lächelte er. „Oder ist das eine limitierte Auflage? Dann will ich sie dir natürlich nicht weg nehmen.. weg baden… wie sagt man dazu?“

Auch wenn die Augen des 21-jährigen noch etwas traurig aussahen, sein Lächeln war ehrlich.

„Ich trink noch schnell aus, bevor ich ins Wasser hüpfe!“

Und so ging er nochmal zu seiner Tasse zurück und leerte sie.

„Lecker!“, sagte er leise und wandte sich dem Bad zu.

„Ich danke euch und geh dann mal ins Bad!“

Dann ging er hinein, zog sich aus und warf die Bombe ins Wasser, begeisterte sah er ihr zu, wie sie sich auflöste und dann stieg er hinzu und drückte sie mit den Fingern immer wieder spielerisch an, bis nur noch das Konfetti übrig blieb.

Er kicherte, nahm eines davon zwischen die Finger und merkte, wie sich auch das recht cremig auflöste. Dann legte er sich zurück und schloss die Augen für eine Weile. Es tat wirklich gut und roch auch noch so angenehm!

Jetzt verstand er, wieso Ryo die so gehyped hatte.

"Nimm sie, davon hab ich noch welche!" grinste Ryo erfreut. Das Konfetti und der Duft hatten ihn damals auch dazu gebracht sie zu kaufen, immerhin war es auch die erste, die er je ausprobiert hatte. Koji konnte dem nicht so viel abgewinnen...aber fand es süß, dass Ryo davon so begeistert war. Außerdem war es echt einfach ihm eine Freude damit zu machen, wenn man ihm einfach eine neue Badebombe mitbrachte....wo Koji gerade so darüber nachdachte...das hatte er schon viel zu lang nicht mehr getan!

"Klar, pass nur auf, dass die Wanne nicht überläuft!" lächelte er, sah Yuto dann beim Trinken zu, ehe er verschwand. "Bade so lange du magst, wir haben zur Not noch ein kleines Gästeklo." lächelte er, Koji räumte unterdessen bereits die Tasse weg.

Während Yuto nun badete kuschelte Ryo sich mit Koji auf die Couch. "Tut mir leid, dass..." "Hör auf...Du kannst nichts dafür und Yuto auch nicht...Er braucht unsere Hilfe und dann kriegt er die auch...Selbst, wenn dafür unser gemeinsames Wochenende ein wenig eingeschränkt ist. Damit kann ich leben." Koji wählte die Worte bewusst. Er war seinem Freund immerhin nicht unähnlich und half anderen ebenso sehr wie Ryo, so war er einfach erzogen. Sanft streichelte er seinen Freund, küsste ihn zwischendurch immer mal.

"Wir haben lang nicht mehr so gekuschelt." stellte der blonde fest, Koji stimmte mit einem kurzen Nicken zu. "Eigentlich echt schade...wir sollten das wieder öfter tun.." Der dunkelhaarige drückte seinen Liebsten sachte an sich, nachdem er das ausgesprochen hatte. "Ich liebe dich.." flüsterten sie sogar Zeitgleich. Hatte Yuto sie etwa wieder in eine Kuschel und Liebesphase katapultiert? Durch Kojis anfängliche Eifersucht vielleicht? Oder war er immernoch eifersüchtig und wollte Ryo bloß zeigen, wie schön es mit ihm war?

"Du musst wirklich nicht eifersüchtig auf ihn sein, okay? Egal wie ich ihn ansehe....mir geht es um die Fotos. Mein Herz, mein Körper und meine Seele gehören doch schon lange dir." sprach der Student ruhig, lächelte dabei liebevoll. "Ich kanns nicht versprechen aber ich geb mir Mühe das abzustellen, okay?" versprach Koji derweil. "Wir sollten uns erstmal um ihn kümmern, danach kann ich immernoch eifersüchtig sein...."

Diese Badebombe war einfach klasse. Yuto nahm sich vor, sich für zu Hause auch sowas zu besorgen. Und noch während er an das Wort zu Hause dachte, zog sich wieder ein leichter Schleier über seine Laune. Was bedeutete das eigentlich? zu Hause. Sollte das nicht ein Ort sein, an dem man sich wohl fühlte? Yuriko war noch der einzige Grund, warum er dort nicht schon längst ausgerastet wäre. Abe wenn diese sich nun auch gegen ihn stellte…..

Er stöhnte auf. Warum war eigentlich immer alles so scheiss anstrengend?! Wieso konnten die Dinge nicht einfach leichter sein?

Von draußen hörte er ein sanftes Gemurmel. Es war nicht zu verstehen, aber es waren die Stimmen seiner Gastgeber. Über was sie wohl sprachen? Ob es für sie wirklich in Ordnung war, dass er hier war. Ob sie sich schon ausgesprochen hatten? Oder vielleicht hatten sie ja auch schon Sex gehabt….

Warum hatte er jetzt diesen Gedanken! Ausgerechnet jetzt! In deren Badewanne! Er tauchte unter so weit es ihm möglich war. Hielt eine ganze Weile diese Position, bis ihm die Luft auszugehen drohte, dann drückte er sich wieder nach oben und griff nach ein paar letzten Konfettis um sie auf seinen Armen zu verreiben.

Er blickte sich um. Eigentlich war es eine hübsche Wohnung, soweit er das bislang beurteilen konnte. Ob er wohl auch irgendwann mal in so einer modernen Behausung leben würde? Er sah auf den Boden.

„Oh“, gab er nur von sich. Er hatte seine Tasche gar nicht mit hinein gebracht. Seine frischen Klamotten waren somit draußen.

„Na toll…“, murmelte er und tauchte direkt nochmals unter.

Als er dann mit seinem Bad irgendwann fertig war und seine Finger schon komplett verschrumpelt, ließ er das Wasser ab, stieg aus der Wann, trockene sich ab und ging mit einem Handtuch um die Hüfte gewickelt auf Zehenspitzen vor die Tür. Seine Tasche war noch ein kleines Stückchen weiter weg und so versuchte er sich zu beeilen.

Er hatte dabei völlig vergessen, sich ein weiteres Handtuch um den Oberkörper zu legen um seine große Narbe von der Brust bis auf das Schulterblatt zu verstecken. Zu Hause war er auch immer so herum gelaufen und ausgerechnet hier, hatte er nicht daran gedacht, das zu ändern!

Ryo und Koji kuschelten noch eine Weile und sahen Fern. "Wir können ja nachher alle zusammen einen Film schauen, wenn Yuto Lust hat.." schlug der größere vor. "Ist doch ne Idee, oder?" Ryo nickte sofort erfreut.

Sie unterhielten sich noch ein wenig, doch irgendwie kam es Ryo so vor, als wäre es schon ewig her, dass Yuto ins Bad gegangen war. "Ich schau mal, ob alles okay ist."
Er stand auf und ging in Richtung Flur, doch noch bevor er beim Bad ankam entdeckte er den jüngeren, halb nackt und mit einer riesigen Narbe auf der Brust. Sofort verschlug es ihm die Sprache, er konnte aber den Blick auch nicht abwenden. Es musste etwas schreckliches passiert sein, dass er diese Narbe hatte und trotzdem... Ryo wollte auch das gerne auf ein paar seiner Bilder einfangen... Das konnte man sicher richtig dramatisch in Szene setzen!

Er stockte kurz, lächelte dann aber sanft. "Ich hab mich schon gefragt, ob du zu weit raus geschwommen bist." lächelte er. "Du hättest doch rufen können, ich hätte dir die Tasche an die Tür gebracht." Er würde einfach so tun, als wäre die Narbe was vollkommen normales. Er wollte Yuto nicht das Gefühl geben irgendwie seltsam oder abnormal zu sein. Sie war ein Teil von ihm, also würde Ryo es einfach hinnehmen und wenn Yuto irgendwann mal darüber reden wollen würde, hätte er immer ein offenes Ohr für ihn.

Da er näher an der Tasche war, hob er sie hoch und reichte sie Yuto. "Erkälte dich nicht, im Bad ists immer wärmer als im Flur, also husch husch!" kicherte er, winkte dann eben ab und ging zurück ins Wohnzimmer. Diese Narbe...sie musste schmerzhaft sein, so wie sie aussah. Sicher verband der jüngere damit grauenvolle Erinnerungen...

Noch immer hatte er nicht über ein Aussehen nachgedacht und hatte die Tasche dankend entgegen genommen.

„Ich hab nicht mehr dran gedacht, sie mitzunehmen… Danke.“

Er ging also zurück ins Bad und zog sich dann um. Erst, als er an sich runter blickte, um seine lockere Trainingshose anzuziehen bemerkte er sie wieder. Er schrak innerlich auf.

Oh nein! Ryo musste sie doch gesehen haben! Ach, er HATTE sie gesehen! Dieses Ungetüm hatte man doch nicht übersehen können!
Und dennoch hatte er sich verhalten, als ob nichts war! Er war wirklich ein sehr freundlicher Mensch! Aber ihm war es peinlich! So unendlich peinlich, dass er so gesehen wurde! Dass er jemand, der so auf Schönheit achtete, mit den Anblick seiner Narbe beleidigt hatte!

Er zog sich auch ein Shirt und Socken an, kam dann mit einem seltsamen Gefühl wieder aus dem Bad und ging langsam auf die Couch zu, auf der die beiden saßen.

„Ryo… es tut mir leid, dass du das sehen musstest… Ich hab nicht drüber nachgedacht!“, er berührte nur ganz leicht seine Brust um anzudeuten, was er meinte.

Es war ihm wirklich unangenehm.

"Kein Problem." hatte Ryo noch gesagt.
Im Wohnzimmer schmuste er erstmal weiter mit seinem Geliebten. Er würde es natürlich nicht sofort Koji sagen oderso...Sicher war Yuto da nicht so begeistert von, wenn jeder gleich davon erfährt. Hin und wieder hauchte er seinem Schatz einen Kuss auf, bis ihr Gast wieder ins Wohnzimmer kam.

Er lächelte ihn sofort an, winkte ab. "Unsinn, ist doch nicht das erste Mal, dass ich jemanden nur mit Handtuch gesehen hab!" grinste er bloß, zwinkerte Yuto dabei aber zu, um ihm zu sagen, dass Koji ja nicht unbedingt sofort davon Wind kriegen musste. Er klopfte neben sich auf die freie Sitzfläche. "Na komm, setz dich! Wir dachten uns wir könnten zusammen einen Film schauen, was hälst du davon?"

Ryo würde irgendwann in einer ruhigen Minute Yuto auf diese Narbe ansprechen aber nicht jetzt, nicht in dieser Situation und dann auch noch mit seinem Freund dabei. Hoffentlich verstand Yuto auch so, dass es keines Falls schlimm war so gesehen zu werden und dass es auch für Ryosuke nichts schlimmes war. Jeder Mensch hatte Markel, manche große, manche kleine.

"Was schaust du denn gerne für Filme? Also wir sind offen für alles, solang es keine Liebesschnulzen sind." meldete Koji sich zu Wort. Er hatte nicht so wirklich auf Yuto oder Ryo geachtet, war er zu sehr damit beschäftigt den Login endlich am TV hin zu bekommen.