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Ryo fand die Idee, ins Badehaus zu gehen, gar nicht mal schlecht. Er war eine ganze Weile nicht mehr dort gewesen und er liebte es zu baden.
Gerade wollte er antworten, da fügte Yuto noch etwas hinzu. Oh! Jetzt erst wurde dem Blonden bewusst, dass sie dort nackt sein würden und das der Grund war, wieso Yuto so kleinlaut meinte, dass Koji gerne mitkommen könnte.
Einen Moment lang überlegte der Fotograf, ehe er endlich antwortete: "Ach was, ich sag’ Koji eben Bescheid, aber er wird jetzt wohl am PC bleiben wollen. Er braucht seine Me-Time ab und zu".
Ryo wuschelte Yuto kurz durchs Haar, ehe er zu seinem Freund ging und diesen von hinten umarmte. Sanft küsste er Kojis Nacken, strich ihm mit beiden Händen über die Brust.
"Yuto und ich wollen ins Badehaus, möchtest du mit?", fragte er ruhig, bekam jedoch wie erwartet eine Absage. "Geht ihr zwei ruhig, ich bleibe noch etwas am PC und leg mich dann bald hin", antwortete der Schwarzhaarige seinem Schatz. Der schien sich auch nicht viel dabei zu denken, immerhin war es etwas völlig Normales. Bei einem Love Hotel hätte er sich wohl mehr Gedanken gemacht. Das Paar verabschiedete sich noch mit liebevollen Küssen voneinander, woraufhin Ryo anschließend zu Yuto zurückging.
"Koji möchte nicht mit, wir können los", berichtete der Student lächelnd.
Selbstverständlich fuhr Ryo mit dem Auto gemeinsam mit Yuto zum Badehaus, immerhin war das eindeutig bequemer als mit dem Bus oder der Bahn zwischen all den Fremden zu stehen.
"Gehst du auch so unglaublich gerne baden? Ich finde, es fühlt sich so leicht an, als würde man schweben. Es ist so unfassbar entspannend, und die Wärme, die einen umgibt, macht es noch viel schöner. Wie eine enge, schwerelose Umarmung, hm?", meinte Ryo, als sie sich bereits wuschen, um bald ins Wasser zu steigen. Um diese Zeit war das Badehaus überraschend leer und da es mehrere Becken gab, überließ Ryo seiner Begleitung die Auswahl, welches sie zuerst genießen würden.

Yuto hatte tatsächlich mit einer Absage gerechnet, oder dass Koji mit Adleraugen über sie wachen wollen würde. Stattdessen konnten sie allein gehen. Er freute sich darüber im selben Moment fühlte er sich etwas unter Strom.
Sie brachen bald auf, fuhren mit dem Auto und als sie sich wuschen, lauschte er Ryos Worten.
„Ja, das hast du ausgesprochen gut beschrieben! Ich liebe diese feuchte, warme Umarmung auch!“, stimmte er zu und war sich der Zweideutigkeit nicht bewusst.
Er entschied sich für das wärmste Becken. Er legte sein Handtuch ab und stieg dann hinein. Sofort schwamm er ein paar Züge an den Rand, nahm an der Erhebung Platz und lehnte sich an die Beckenwand.
„Mmmmhhh“, entfleuchte es ihm. Tiefe Zufriedenheit breitete sich in ihm aus.
So ein Bad war unfassbar entspannend. Er schloss die Augen für einen Moment und genoss einfach nur die Wärme und Ruhe.

Ryo freute sich sehr, dass sie gemeinsam ins Badehaus gingen. Es war auch noch schön leer dort und so konnte Koji Zuhause auch seine Ruhe genießen.
Der Fotograf musste doch über die zweideutige Aussage des anderen ein wenig lachten. Es klang einfach zu pervers, als dass Yuto das extra gemacht hatte.
Yuto hatte das wärmste Becken ausgesucht und in dieses folgte Ryo ihm auch. Er setzte sich mit etwas Abstand neben ihn und lehnte sich mit einem wohligen Seufzer zurück. "Das tut so gut~ es fühlt sich direkt an, als würden sich all meine Muskeln entspannen", schwärmte er leise. Sein Blick richtete sich auf Yuto, der mit geschlossenen Augen ebenfalls die Wärme genoss. Verdammt. Je öfter er diesen Jungen ansah, desto mehr wollte er ihm wieder nahe sein. Was hatte dieser Kerl nur mit ihm gemacht? Bevor Yuto aufgetaucht war, hatte er niemals auch nur einen winzigen Gedanken daran verschwendet, ob er irgendwelche Kerle irgendwie attraktiv oder anziehend fand. Es wäre für ihn niemals infrage gekommen, Koji auch nur in Gedanken zu betrügen. Nun aber war Yuto da und verdrehte ihm völlig den Kopf! Ständig kamen ihm die Dinge wieder in den Kopf, die sie miteinander getan hatten und sein Körper reagierte darauf. Nein! Das war vorbei! Er durfte die Beziehung mit Koji nicht weiter gefährden und die Sache mit Yuto durfte absolut nur noch auf freundschaftlicher Basis sein. Sie würden dem verlorenen Schaf helfen, aber nicht, indem dieser seinen Schwanz erneut in Ryo versenken würde.
"Yuto..." kam es leise von Ryo, als er etwas näher rutschte. Er wollte sich nicht an ihn ranmachen, im Gegenteil. Er wollte eigentlich mit ihm über gewisse Vergangenheits-Dinge sprechen, aber da er nicht einschätzen konnte, ob hier jemand nahe genug war, um zu lauschen, wollte er leise mit ihm sprechen. "Wenn du jemals bereit bist, mir in Ruhe von allem zu erzählen, was dich belastet, deine Vergangenheit, die Gegenwart, egal was... also... ich möchte nur, dass du weißt, dass ich jederzeit ein offenes Ohr für dich habe und dich für nichts jemals verurteilen würde, okay? Ich bin für dich da, jetzt und in Zukunft", flüsterte er.

Yuto lag mit geschlossenen Augen da. Er hörte, wie Ryo sich bewegte, fühlte, wie das Wasser an seine Schulter gedrängt wurde. Der andere kam also näher. Sofort beschleunigte sich sein Herzschlag. Er leckte sich über die vollen Lippen, öffnete seine Augen halb und blickte den Blonden an. Eine leichte Anspannung machte sich in ihm breit und doch war er bereit.
Als er dann die Worte des anderen hörte, kam nur ein:
„Oh!“, aus ihm.
Er wandte seinen Blick ab, räusperte sich und richtete sich etwas auf.
„Danke. Eventuell komme ich darauf zurück.“, meinte er dann leise, lächelte gequält und sah ihn kurz an.
Er kam sich dumm vor. Er selbst hatte sich vorgenommen keine Annäherungsversuche zu starten und bei der leisesten Regung des anderen, ging er von einem Kuss aus. Was war nur falsch mit ihm?!
Er fasste sich wieder und lächelte dann ehrlicher.
„Danke, dass du immer für mich da bist, Ryo. Ich bin sehr froh, dass wir Freunde sind.“

Ryo war sich nicht sicher, ob er das richtig interpretiert hatte, doch irgendwie kam es ihm vor, als hätte Yuto einen Kuss erwartet.
Der Gedanke ließ ihn etwas rot werden und ebenfalls den Blick kurz abwenden. Es tat ihm richtig leid, dass er dem anderen das Gefühl gegeben hatte, dass er ihn küssen wollte und seine Hoffnung so zerstört hatte.
Ryo lächelte etwas unbeholfen, als Yuto ihm die Antwort auf seine Worte gab. Ob er je offen mit dem Studenten über seine Vergangenheit sprechen würde? Ryo hatte doch schon so viel von ihm erlebt und mitbekommen, wieso konnte Yuto ihm also nicht auch seine Sorgen und Ängste offenbaren? Es würde dem Fotografen so viel leichter fallen, für ihn da zu sein, wenn er wüsste, wieso es Yuto oft so schlecht ging. Ein wenig wusste er ja nun von Yutos Tante, aber das war sicher nicht alles und auch nicht Yutos Sicht der Dinge, das war ein großer Unterschied.
"Dafür musst du mir nicht danken, dafür sind Freunde schließlich da. Ich bin auch sehr froh, Yuto", lächelte der Student sanft, bevor er dem Dunkelhaarigen einen Kuss auf die Wange hauchte.
"Danke, dass du mir so sehr vertraust", sprach er leise hinterher, da es ihn wirklich ehrte, so viel Vertrauen entgegengebracht zu bekommen.
"Wenn wir nachher gehen, willst du dann irgendwo noch einen Snack essen? Vielleicht ein Eis? Taiyaki? Kuchen?", fragte der Student, als er sich wieder zurücklehnte und die Augen genießend schloss. Das Wasser tat unbeschreiblich gut, weshalb der Blonde sich fragte, wieso er eigentlich nicht öfter in ein Badehaus ging.

Yuto war wirklich dankbar, dass Ryo ihm immer wieder seine Hilfe anbot. Das war das, was er so an ihm schätzte. Er war durch und durch liebevoll. Im gleichen Moment jedoch, nervte es ihn auch. Es gab einfach Dinge, über die er nicht reden wollte oder konnte. Was glaubte Ryo denn erreichen zu können, wenn er hörte, was passiert war? Würde er dann ein Pflaster holen und versuchen Yuto zu flicken? Aber wenn das überhaupt jemandem gelingen konnte, dann dem blonden Fotografen.
„Kuchen klingt gut!“, meinte er dann und stieg aus dem Becken.
„Muss kurz aufs Klo“, log er und ging zu den Toiletten.
Dort atmete er kurz tief durch. Wie sollte er das alles nur bewerkstelligen? Wie sollte er eine Freundschaft zu jemandem aufrecht erhalten, die einfach nur platonisch sein sollte, wenn er sich so unendlich nach diesem Menschen verzehrte. Er wollte Ryo berühren, gut zu ihm sein, ihn beschützen, so wie er es bei ihm tat. Er wollte ihm diese wundervollen Gefühle zurückgeben. Aber das ging nicht.
Er würde zwei Wochen durchhalten müssen, bevor er zu seiner Tante ziehen konnte. Nur zwei Wochen. So lang würde er sich doch zusammenreissen können, oder?
Er wusch sich die Hände und wollte dann wieder zu den Becken.

So gerne Ryo auch half, so neugierig war er manchmal auch. Er wollte wirklich mehr über Yuto erfahren, ob ihm das dabei half, dem anderen zu helfen, wusste er ja selbst nicht. Auch ein gutmütiger Mann wie Ryo konnte seine Neugierde nicht komplett unterdrücken. Außerdem half es doch häufig auch schon, einfach nur über Dinge zu sprechen, die einen irgendwie belasteten. Erinnerungen und schlechte Erfahrungen in sich hineinzufressen, half ganz sicher niemandem weiter.
Der Blonde freute sich sichtlich darüber, dass Yuto dem Kuchen zustimmte. Etwas irritiert war er dennoch, weil der andere gleich aus dem Becken stieg. Mit einem Nicken entließ er den anderen, seufzte und rutschte noch etwas tiefer ins wohlig warme, fast schon zu heiße Wasser.
Er genoss einen Moment lang die Wärme, bis er merkte, dass es ihm zu viel wurde. Ihm wurde schwummrig von der Hitze, weshalb er vorsichtig aus dem Becken stieg und ebenfalls die Toilette aufsuchte. Er wollte sich nur kurz kaltes Wasser über die Handgelenke laufen lassen, damit sein Körper sich wieder abkühlte und sie wieder gemeinsam ins Wasser konnten. Als er im Bad ankam, stand Yuto noch am Becken. Er konnte nicht anders, als den anderen einen Moment lang zu mustern und dabei zu lächeln. Er mochte es, Yuto anzusehen, aus der Sicht des Fotografen und auch aus der eines schwulen Mannes. Yuto war wunderschön, auch seine Narbe schreckte ihn noch immer kein bisschen ab. Am liebsten hätte er ihn genau dort geküsst und... stop. Ryo wurde gleich rot um die Nase und kratzte sich verlegen am Nacken. "Sorry, wollte dich nicht anstarren! Ich wollte eigentlich nur kurz kaltes Wasser, weil mir etwas schwindelig geworden ist. Vielleicht nehmen wir gleich ein nicht ganz so heißes Becken, hm?", plapperte er gleich drauflos. Wie peinlich!
Der Student konnte sich keines Falls davon freisprechen, dass er Yuto attraktiv fand. Dieser Kerl hatte ihm nicht zum ersten Mal den Kopf verdreht, mit diesem Anblick. Aber wenn er mit Koji weiterhin zusammenbleiben wollte, dann musste er sich beherrschen und vor allem lernen, nicht mehr auf Yuto anzuspringen. Er wollte Koji nicht als Partner verlieren, Yuto aber genauso wenig als einen guten Freund. Er wollte gerne beide weiterhin um sich haben und mit ihnen Zeit verbringen und das ganz ohne, dass Koji sich Sorgen machen musste.
Die beiden durften auf keinen Fall noch einmal miteinander schlafen, niemals wieder.
Ryo stellte sich rasch ans Waschbecken, um das kalte Wasser tatsächlich über seine Handgelenke laufen zu lassen, auch wenn er sich gar nicht mehr so schwummrig fühlte.

Yuto hatte seine Blicke gespürt und sah ihn an. Ryo plapperte sofort los. Irgendwie brachte das Yuto zum schmunzeln. Wie süss der andere doch war.
„Hier, komm her, ich mach dir Platz.“, meinte er sanft und ging an ihm vorbei. Er wollte nicht, dass die Stimmung irgendwie komisch war. Also versteckte er sich kurz, wartete, bis Ryo raus kam und fauchte ihn dann an. Schallend lachte er los und nahm dann die Hand des anderen um ihm in ein warmes, aber dennoch kühleres Becken als zuvor zu führen. Dort spritze er ihn sofort mit Wasser voll. Rumalbern war doch so viel besser als ernste Themen zu bereden oder sich den Kopf über ein was-wäre-wenn zu zermartern.
Gut, dass sie noch allein im Badehaus waren, sonst hätten sie sich wohl nicht so verhalten können. Irgendein griesgrämiger Alter hätte sie dann zurecht gewiesen. So war es wirklich schön.
Einmal tauchte er unter, schwamm etwas weg und kam dann zurück nur um direkt vor Ryo wieder aufzutauchen. Grinsend sah er ihn an.
„Jetzt hättest du bestimmt gern deine Kamera dabei, oder Herr Fotograf?“, neckte er ihn. Er wusste ja nicht, dass Ryo noch vor dem Badehaus mit Koji über ein Shooting unter der Dusche gesprochen hatte.

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