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Simon war dankbar, dass Nahil noch blieb.
„Du willst den Mordanschlag auf mich nicht rächen? Dann überlass das mir!“, scherzte er müde.
„Kannst du näher kommen?“
Er wollte ihn gern bei sich haben. Am liebsten seinen Kopf auf Nahils Schoss betten. Aber egal wie, er wollte ihm näher sein.
Es dauerte dann auch nicht lange, bis er tatsächlich endlich eingeschlafen war. Die Erschöpfung hatte ihn übermannt und der Körper war nun sehr damit beschäftigt, sich darum zu kümmern, das Ungleichgewicht wieder auszubügeln.

Nahil lachte kurz und leise, streichelte dann aber Simons Haar. "Erst brauch ich ihr Gift..dann schauen wir weiter."
Er zwinkerte dem älteren zu, nickte dann und rutschte näher. Es wäre doof, wenn er Simons Kopf auf seinen Schoß betten würde, denn dann könnte er unmöglich aufstehen, um den anderen bescheid zu sagen.
Dafür streichelte er Simon, saß so nahe, dass er beinahe schon an ihm lehnte und wartete, bis er tief und fest schlief.
"Ruh dich gut aus." flüsterte er, küsste Simon dann auf die Stirn und stand anschließend langsam auf.
Er warnte Jenny und Robert und bat sie, dass sie nach der Spinne Ausschau halten sollten, die er in einem Behälter mit sich herum trug. Dann ging er zu seinem Onkel.
"Onkel Malik... wir müssen aufpassen... schau mal." er hielt den Behälter hoch. "Wenn du diese Spinne siehst...dann mach sie entweder direkt platt oder fang sie ein. Wenn du dich plötzlich komisch fühlst, ruf mich sofort."
Er erklärte ihm, wie gefährlich das Gift dieser Spinne war und plötzlich brach er in Tränen aus.
Malik erschrak, nahm Nahil in den Arm und drückte ihn an sich. "Was ist denn los?" fragte sein Onkel leise.
"Simon ist mir fast hopps gegangen!" schluchzte er. "Das Gift war schon auf den Weg zu seinen Organen, bis ich den Biss gefunden hab...Das war echt knapp..."
Malik lächelte, streichelte Nahil über den Rücken. "Aber jetzt ist doch alles okay, du hast dich nur erschreckt, hm? Du hast Simon gerettet und er wird wieder fit sein." sprach er ruhig auf seinen aufgelösten Neffen ein.
"Ja.... tut mir leid...ich...ich war nur so..."
"Ich weiß."
Nahil brauchte noch ein paar Minuten, um sich zu beruhigen, ehe er dann zur Rezeption ging und die Spinne auch dort zeigte. Man machte sich augenblicklich Sorgen, dass es hier am oder im Hotel ein Nest geben könnte, man kannte das Tier hier immerhin in der Umgebung. Sofort wurden Leute gerufen, die darauf spezialisiert waren Nester giftiger Tiere zu finden und umzusiedeln.
Nahil seufzte erleichtert, kam dann zurück zu Simon ins Zimmer, ganz leise. Er betrachtete ihn besorgt, legte jedoch schonmal alle Instrumente bereit, um die Organfunktionen des anderen zu überprüfen. Dann baute er ein kleines Labor auf dem Tisch auf, um der Spinne das Gift zu entnehmen.

Simon wurde nach ein paar wenigen Stunden wieder wach. Er sah sich um und erblickte Nahil an seinem aufgebautem Labor.
Vorsichtig richtete er sich auf.
„Ich muss dringend auf die Toilette.“, merkte er an. Es fühlte sich an, als wolle sein Körper alles auswerfen, was nicht niet-und nagelfest war. Gut dass er sich zuvor schon übergeben hatte. Der Rest wollte aber auch raus.
Er ging allein zur Toilette. Hierbei wollte er Nahil wirklich nicht dabei haben!
Nach einer Weile kam er dann wieder heraus, warf sich dann wieder auf‘s Bett. Er war ohnehin schon völlig verschwitzt gewesen, aber auf der Toilette hatte sich sein Kreislauf nochmal verabschieden wollen. Er hatte es aber irgendwie geschafft gehabt nicht von der Schüssel zu fallen.
Völlig verschwitzt lag er nun erschöpft da.
„Ist das normal?“, erkundigte er sich und hoffte natürlich auf eine positive Nachricht.

Nahil kümmerte sich gerade um das neue Gegenfift, als er Simons Stimmte hörte. Er wollte ihm beinahe hinterher, stockte aber. "Wenn was ist, ruf mich!" rief er ihm nur nach. Er musste ja nicht dabei sein, wenn Simon sein Geschäft verrichtete und sicher wollte dieser ihn auch nicht mit im Bad haben. Nahil war bewusst, was passierte, denn Simons Körper würde jetzt alles versuchen, um alles aus sich raus zu bekommen, auch durchs Schwitzen.
Er hoffte nur, dass Simon nicht umkippte.
Nahil hatte bereits eine Schüssel mit Wasser neben das Bett gestellt und Simon immer mal wieder sanft abgetupft.
Der ältere kam wieder und ließ sich aufs Bett fallen, woraufhin Nahil auch gleich zu ihm kam und sich neben ihn setzte. Er nickte, wrang dabei den Waschlappen aus und tupfte liebevoll den Schweiß von Simons Stirn. "Dein Körper versucht jetzt gerade möglichst alle schädlichen Stoffe auf jede erdenkliche Weise los zu werden... Es hätte auch sein können, dass du Nasenbluten bekommst, aber danach sieht es nicht aus." lächelte er.
"Du wirst noch ein paar Stunden brauchen, um dich richtig zu erholen. Tut mir leid, dass das Gegengift nicht wirklich weniger schmerzhaft ist als das Gift selbst, aber dieses Gift ist so stark, dass das Gegenmittel recht agressiv sein muss.."
Er strich mit dem Waschlappen Simons Hals entlang, die Brust so weit, wie der Bademantel offen war und wusch den Lappen dann in der Schüssel wieder aus.
"Sobald dein Körper sich wieder erholt hat, muss ich ein paar Test durchführen, um sicher zu gehen, dass das Gift keine deiner Organe erreicht hat."
Sanft streichelte er Simons Wange. "Dein Kreislauf muss sich wieder regulieren und dein Körper muss wieder ins Gleichgewicht kommen..."

Simon war wirklich dankbar dafür, wie Nahil sich um ihn kümmerte. Nicht nur, dass er ihm den Schweiss abtupfte, sondern alles. Er war einfach da für ihn, erklärte ihm, was passierte. Das hatte den Effekt, dass sich Simon nicht ganz so hilflos fühlte. Denn wenn der Körper einmal ausser Rand und Band war und man so überhaupt keine Kontrolle mehr über ihn hatte, war das doch schon sehr beängstigend.
Diese Angst nahm Nahil ihm aber. Vor allem aber auch einfach durch seine Anwesenheit. Sollte irgendetwas sein, so war sich Simon sicher, würde Nahil sofort eingreifen können. So, wie er es schon bei den ersten Anzeichen getan hatte.
Er legte seine Hand an die des Arztes, sah ihn an.
„Danke, Nahil! Du …. rettest mir das Leben. Danke…“
Er meinte das ernst. Es war nicht einfach nur so als Floskel dahin gesagt worden, nein, Nahil selbst hatte ihm ja gesagt, dass er davon auch hätte sterben können.
Simon war wirklich gerührt und dankbar und trotz der Fürsorge völlig überfordert.
Ihm stiegen die Tränen in die Augen.
„Danke…“, wiederholte er mit trockenem Hals.

Nahil zuckte leicht zusammen, als Simon meimte, dass er ihm das Leben rettete. Er biss sich auf die Lippe. Das war irgendwie komisch es so von Simon zu hören.
Allerdings war es um Nahil geschehen, als er Simons Tränen sah. "Nicht weinen...." bat er tonlos, da sich sofort wieder ein Kloß in seinem Hals bildete.
Er küsste Simon zärtlich, blickte ihm in die Augen. "Dafür bin ich doch Arzt..." flüsterte er sanft. "Ich bin so froh..."

Kurz schluchzte er. Hielt sich an Nahils Arm fest und entschuldigte sich dann, für den Gefühlsausbruch. Aber er sei wirklich über alle Maßen dankbar.
Wäre es andersherum gewesen, hätte er überhaupt nicht gewusst, was zu tun gewesen wäre. Er hätte vielleicht zusehen müssen, wie Nahil ihm wegstarb! Das war ein grauenvoller Gedanke, der sich in ihm ausbreitete und wirklich sehr traurig stimmte.
Zum Glück war alles anders und ihm wurde geholfen. Aber das musste er sich auch erst einmal wieder bewusst machen.
Er war einfach völlig durch den Wind.

Nahil zog Simon sanft in seine Arme, flüsterte, dass es okay war und auch normal. Immerhin war es wirklich kein schönes Erlebnis gewesen und sowas konnte auch den stärksten Mann schnell in die Knie zwingen.
Trotzdem konnte der Arzt nicht anders, als nun doch ein paar Tränchen zu verlieren. "Ich bin so froh, dass ich hier war... ich hatte solche Angst um dich..." gestand er leise.
Auch ein Arzt hatte es manchmal schwer, wenn ein Patient jemand war, der einem nahe stand und wenn dieser Mann dann auch noch die frisch gefundene, große Liebe war, dann war es besonders schwer.
Er konnte garnicht ausdrücken, wie glücklich er war, dass es so gut funktioniert hatte und Simon bereits jetzt wieder wach war.
Schwer schluckte er, wischte sich die paar Tränchen weg und blickte Simon dann liebevoll lächelnd an. "Mach mir nie wieder solche Angst, hörst du?"
Er klang eher erleichtert anstatt vorwurfsvoll.
"Du solltest noch etwas schlafen... die anderen sind gewarnt und das Hotel hat direkt Kammerjäger gerufen, um sicher zu stellen, dass nicht noch mehr von diesen Spinnen hier im Hotel sind." erzählte er. "Du kannst dich also entspannen...ich bleibe hier und wenn du was brauchst, dann sag es mir einfach. Gib deinem Körper Zeit sich zu erholen."

Es war so seltsam, dass sie hier beide gerade weinten. Allerdings war das ja nun wirklich auch eine absolute Ausnahmesituation, oder? Wie oft passierte es schon, dass man ernsthaft mit einem solchen Thema konfrontiert wurde?!
Etwas Kraftlos drückte sich Simon an Nahil und genoss einfach das Gefühl, seiner Nähe. Nicht nur seiner bloßen Anwesenheit, sondern auch, dass sie sich im Herzen bereits so nah standen, dass sie füreinander miteinander weinten.
Langsam beruhigte sich Simon aber wieder und stimmte zu, dass er einfach weiter versuchen würde zu schlafen.
Er war kurz vorm wegdämmern, da murmelte er.
„Danke, dass du mich rettest….Dafür liebe ich dich noch mehr…..“

Für Nahil war das irgendwie ein Moment, in dem er sich Simon besonders nahe und verbunden fühlte. Sie kannten sich kaum und doch weinten ihre Herzen miteinander. Ein schöner Gedanke. Sie hatten wohl beide Angst gehabt und waren gleichermaßen erleichtert und dankbar. Nahil war sowas von froh, dass er vor der Expedition noch das Gegengift für genau diese Spinne hatte entwickeln können.
Nahil blieb natürlich auch diesmal erstmal bei Simon sitzen, er würde warten, bis er schlief.
Sanft streichelte er Simons Haar, stockte aber, als dieser leise etwas murmelte.
Wollte er ihm sagen, dass er so nicht einschlafen konnte?
Der Arzt lauschte den Worten und augenblicklich begann sein Herz wie verrückt zu rasen. Hatte er sich verhört?! Hatte Simon gerade wirklich gesagt, dass er ihn LIEBTE?!
Sollte er darauf etwas erwidern oder schlief Simon bereits?
Der Arzt nahm etwas zittrig seine Hand weg, kam Simons Kopf näher und hauchte ganz leise ein:"Ich liebe dich auch.." und setzte einen hauchzarten Kuss auf die Stirn des Chinesen.

Simon hatte tatsächlich weder gemerkt, dass er seine Gedanken ausgesprochen, oder besser gesagt, vor sich her gemurmelt hatte, noch das Nahil seine Worte erwiderte.
Wie ärgerlich! Es hätte so ein schöner Moment werden können.
Doch sein Körper verlangte nach Erholung.
Er war sogar so fertig, dass er anfing leise zu schnarchen, was er sonst nicht einmal tat, wenn er erkältet war. Dieser Spinnenbiss, hatte ihm mehr abverlangt, als er sich hätte vorstellen können.
Blieb nur zu hoffen, dass es keine Spätfolgen oder Nebenwirkungen von irgendetwas gab.
Er schlief tatsächlich bis in den Morgen hinein.

Für Nahil war es ein wirklich schöner Moment. Ihm war bewusst, dass Simon wahrscheinlich nichts davon mitbekommen hatte und er überlegte auch noch, ob er es ihm sagen sollte oder nicht.
Nein. Er würde diesen Moment einfach in seinem Herzen aufbewahren und hoffen, dass Simon diese Worte bei vollem Bewusstsein irgendwann nochmal aussprechen würde. Vielleicht war es dafür momentan auch noch zu früh? Konnte man so schnell bereits von Liebe sprechen? Nahil wusste es nicht, aber er wusste, dass sie wirklich eng miteinander verbunden waren.
Einen Moment lang blieb er noch am Bett stehen, kümmerte sich dann aber wieder um das Labor. Die Spinne gab er anschließend den Kammerjägern mit. Sie würden das Nest an der Außenfassade entfernen und sowohl die Spinne als auch ihre Eier an einen sicheren Ohr umsiedeln. Die Spinne sollte nicht getötet werden, da sie wohl unter Artenschutz stand, dennoch musste sie weit genug von den Menschen weg.
Nachdem er das Labor wieder zusammengepackt hatte, legte Nahil sich ebenfalls schlafen. Er kuschelte sich vorsichtig an Simon, um diesen nicht zu wecken und schlief auch bald ein.
Am Morgen stand er noch vor seinem Liebsten auf, ging ins Bad und anschließend bereitete er alles für die Tests vor. Je früher sie das taten, desto besser und jetzt war Simon auch noch nüchtern und hatte sicher zusätzlich einen Bärenhunger! Also sollte Nahil möglichst direkt die Untersuchungen durchführen, um Simon bald Frühstücken zu lassen. Er bestellte das Fühstück sogar aufs Zimmer, sicher war sicher.
Bald bemerkte er, dass sein Liebster aufwachte. Sanft lächelte er ihn an, setzte sich neben ihn auf die Bettkante und wartete, bis Simon richtig wach war. "Guten Morgen, herr Patient. Wie fühlst du dich?" fragte er sanft.

Simon öffnete langsam die Augen, es war schön dann gleich Nahil zu erblicken. Sachte lächelte er und gab mit trockener Stimme ein. „Guten Morgen“, von sich.
Er streckte sich leicht, zuckte aber auch gleich etwas zusammen.
Wie er sich fühlte?
„Als hätte mich ein Laster angefahren!“
Im schmerzte wirklich jeder Muskel. Das konnte doch nicht allein vom Schüttelfrost kommen, war diese winzige Spinne wirklich auch hierfür verantwortlich?
Davon abgesehen sah er aber jetzt schon deutlich munterer aus und so fühlte er sich auch. Der Schlaf hatte wirklich gut getan.
„Ich hab das Gefühl, als sei ich komplett ausgetrocknet und ich hab Hunger.“, merkte er an, setzte sich auf und nahm Nahils Hand in seine.
„Hast du die ganze Nacht über mich gewacht?“, fragte er und lächelte lieblich. Trotzdem ging er nicht davon aus. Auch der Arzt hatte mal schlafen müssen.

Nahil verzog kurz das Gesicht. Er hatte sowas schon befürchtet. Hoffentlich war das nichts, was länger brauchte, um zu heilen.
Das Gift dieser Spinne war einfach wirklich agressiv und Nahil vermutete, dass die Muskelschmerzen durch das Gegengift entstanden sein konnten. Der Körper spannte sich bei diesem heftigen Schmerz immerhin automatisch an und je nachdem wo das Gegengift überall hingelangt war.... nun es war immernoch besser als das Spinnengift an die Organe zu lassen, denn die wären über Stunden hinweg qualvoll zerstört worden.
"Ich bring dir gleich Wasser und Frühstück wird hergebracht... Aber bevor du isst muss ich nutzen, dass du nüchtern bist, damit wir die Tests ordentlich durchführen können.
Er lächelte liebevoll, sah Simon an. "So in etwa.. ich lag bei dir, hab zwischendurch aber selbst ein Bisschen geschlafen, damit ich nicht völlig übermüdet falsche Ergebnisse liefere."
Der ältere bekam einen sanften Kuss auf die Stirn, da fielen Nahil die Worte wieder ein und er wurde augenblicklich ein wenig rot. Sein Herz machte einen kleinen Sprung in seiner Brust. Es war zu schade, dass Simon geschlafen hatte, aber er würde diesen Moment in seinem Herzen halten und bewahren.
Langsam und sachte löste er seine Hand aus Simons Griff, holte eine Flasche Wasser und ein Glas, blickte Simon dann an. "Wahrscheinlich reicht das Glas sowieso nicht..." lachte er, schraubte also die Flasche auf und hielt sie Simon hin.
Er wusste wie Simon sich fühlen musste, immerhin hatte dieser sich übergeben und seinen Körper vollkommen gespült, da war nicht mehr viel Flüssigkeit über.

„Okay, was für Tests musst du machen?“, erkundigte er sich, nahm die Wasserflasche und das Glas dankend an sich und trank es direkt aus.
Das tat unheimlich gut!
„Du hast Recht, das reicht nicht!“, er setzte also direkt die Flasche an und trank daraus noch einen gehörigen Zug.
„Okay, bin bereit. Teste mich!“, lächelte er und streckte ihm beide Arme entgegen. Ihm würde doch bestimmt Blut abgenommen, oder?
Was auch immer zu tun war, er vertraute da voll und ganz auf das Urteil des Arztes. Immerhin war Nahil ein Spezialist auf all diesen Gebieten.
„Kau zu glauben, was eine kleine Spinne ausrichten kann…“

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