In der Wüste Armeniens, knapp 300 km entfernt des Sevan Sees, wurde eine Grabstätte gefunden, die 3 km in den Grund reichte.

Doch da es sich hierbei um ein Grab einer Alt-Chinesischen Gottheit handelte, wurde ein Team zusammengestellt, welches nicht nur aus der hiesigen Gegend sondern auch aus China eingeflogen wurde.

Darunter war der junge Archäologe und Dr. der Kalligraphie Simon Gao. Obwohl er noch keine Mitte dreißig war, war er einer der bekanntesten und erfolgreichsten auf diesen Gebieten. Er war tatsächlich fast schon eine Koryphäe! Er hatte zahlreiche Abhandlungen über tausende Gottheiten Chinas geschrieben, die schon längst in Vergessenheit geraten waren.

Jetzt, da die Grabstätte aber gefunden wurde, wurde er hinzugezogen um nicht nur alles zu dokumentieren sondern auch zu schützen. Denn die chinesische Regierung setzte alles daran, dass nichts dem Zufall überlassen werden würde.

Die Frage, die aber alle am Meisten interessierte war, was tat ein chinesischer Gott in Armenien?

Simon war nun den 2. Tag in diesem fremden Land und plante im Moment den Abstieg in das Grab gemeinsam mit einer Crew aus 5 Mann.


Simon Gao, 33 Jahre

Ebenso wie ein Onkel war Nahil erst heute angereist. Da er der Arzt des Teams war, war es auch nicht unbedingt nötig viel früher hier zu sein und sein Onkel...nun...Er war begeisterter Archäologe, kam aber immer recht spät überall an.

Für gewöhnlich freute Nahil sich auf Expeditionen, vor allem, wenn es tief runter ging! Götter und Mythen waren seine Leidenschaft und doch hatte er Medizin studiert, aber das hatte ihn nunmal auch hierhin gebracht! Er wusste alles über Gifte, gefährliche Tiere und mögliche Fallen. Von klein auf hatte sein Onkel ihn mitgenommen und seitdem war es immer sein Traum gewesen selbst einmal ein richtiges Teammitglied zu werden. Es war gerade mal seine 3. Expedition als offizielles Mitglied und wichtiger Teil eines Teams...aber bei dieser Sache hatte er sich gesträubt.

So sehr er es liebte diese Dinge zu erforschen und einer der ersten zu sein, die das alles sahen....so sehr hasste er Chinesisch und...nun... Chinesen!

Diese Expedition war grausam! Es ging um eine chinesische Gottheit und es wurden sogar Chinesen eingeflogen! Nahil sprach fließend Chinesisch, konnte auch jedes Zeichen auswendig...aber er wollte das nicht! Er hasste es! Von klein auf hatte man ihn gedrillt das zu lernen, weil sein Urgroßvater Chinese gewesen war, deshalb hatte er auch den Namen "Thien" als Drittnamen. So eine Scheiße! Er hasste es! Chinesen waren doch irgendwie nicht ganz normal, verspeisten in manchen Teilen des Landes Hunde und sie waren schmuddelig!
Nahil hatte eine totale Abneigung gegen dieses Land und die Leute da, hatte er doch nur schlechte Erfahrungen mit ihnen gemacht.

Das war auch der Grund, wieso er hier mit niemandem sprach, der kein Englisch oder Arabisch sprach.... oder chinesisch aussah. Er hielt sich an seinen Onkel und stellte sich stumm und hochnäsig. So würde er sich diese komischen Leute schon vom Hals halten. Der Ägypter mit dem langen, gebleichtem Haar stand mit den anderen im Zelt und blickte einzig und allein auf die Pläne, lauschte den Worten aber gab kein einziges von sich. Sein Onkel hatte ihn ja unbedingt überreden müssen mit zu kommen... aber dann musste er auch mit Nahils mieser Laune rechnen! Für gewöhnlich war der junge Arzt nämlich recht freundlich und aufgeweckt, schnell zu begeistern und wenn er einmal in seinem Element war, dann konnte ihn auch nichts mehr stoppen! Hier würde es doch sicher anders sein, bis sie runter stiegen!

Simon Gao... Natürlich kannte auch Nahil diesen Namen. Er hatte alles von ihm gelesen, wenn auch ein wenig widerwillig. Aber auch, wenn er so toll und berühmt war...von Nahil würde er kein Wort hören! Egal wie berühmt er sein mochte, er war trotzdem ein Chinese! Nahil musste über diesen Gedanken leicht grinsen. Ob es viele Leute gab, die so dachten wie er?

Nahil Ilias Thien Aziz, Arzt und Teil eines Archäologieteams


(Anmerkung: Kein Tattoo im Gesicht und etwas braunere Haut! Weißes Tattoo auf dem Rücken! etwas kürzere und weniger viereckige Fingernägel, Gold-Braune Augen)

Simon war es tatsächlich völlig egal, ob er chinesisch oder englisch sprach, schließlich war er auf eine englische Schule gegangen und es war für ihn praktisch wie seine Muttersprache.

Da das Team nicht nur aus Chinesen bestand hatte er sich - aus Anstand - tatsächlich dazu entschieden, die Meetings auf englisch zu halten. Auch wenn es eine Chinesische Expedition war, die von ihm geleitet wurde, so wollte er es auf jeden Fall vermeiden, dass Fehler passierten, nur weil irgendjemand nicht alles verstanden hatte.

„Laut der ersten Messungen wird der Abstieg zum ersten Teil ca. 1,5 km betragen. Wir werden also das Equipment mit einer Art Seilzug nach unten befördern, während wir selbst einen gesicherten Abstieg haben werden. Ich hoffe jeder von Ihnen ist soweit befähigt, dies zu meistern. Sobald wir die erste Instanz erreicht haben, wird unser Forschungsroboter einen Scan erstellen. Diese Messdaten werden Automatisch in den Computer gespeist und können ausgewertet werden. Wir werden dort ein paar Proben der Erde und der Ablagerungen nehmen, bevor wir dann in die zweite Instanz absteigen. Zum Grab des Jade-Prinzen. Haben Sie bis hierher irgendwelche Fragen?“

Er blickte die Teammitglieder an und beantwortete noch einige kleinere Fragen zum Abstieg, der Dauer des Aufenthalts und zum weiteren Ablauf.

Anschließend gab es eine kurze Pause und er nahm sich etwas zu trinken und schweifte mit dem Blick zu der Stelle wo sie den Abstieg gestalten würden.

Dort wurden bereits Sicherheitsvorkehrungen getroffen, damit der Abstieg so problem- und gefahrlos wie möglich gestaltet werden konnte.

Tatsächlich sprach dieser super wichtige Dr. Professor...Archäologe... Simon Gao fließend Englisch. Das war doch eher seltener im Asiatischen Raum, oder nicht? Trotzdem! Nur weil er die Weltsprache perfekt beherrschte machte es ihn nicht weniger chinesisch. Von diesen Leuten kam nichts Gutes!

"Gibt es irgendwelche Krank-.." begann Nahil auf Arabisch, doch sein Onkel stieß ihn mit dem Ellebogen, immerhin war es nicht seine Aufgabe für seinen Neffen, der ebenso wie Simon fließend Englisch sprach, zu übersetzen!

Der Ägypter seufzte, blickte dann Simon an und schließlich in die Runde.
"Wenn es Krankheitsbilder im Team gibt, möchte ich Bitte darüber informiert werden! Asthma, frische Verletzungen, offene Wunden, Allergien... auch Phobien und Panik oder ähnliche psychologische Probleme... Oder auch Diabetes! Ich muss alles wissen, um schnell und richtig handeln zu können, wenn etwas passiert." sprach er dann doch auf Englisch. Es war wirklich wichtig.

"Nahil wird vor der Expedition alle einmal durchchecken und feststellen, ob sie gesundheitlich bereit für diese Expedition sind." erklärte der Onkel, sah dann seinen Neffen an.
Der jüngere nickte bloß. Es war normal, dass alle vorher untersucht wurden, niemand sollte eine Gefahr für das Team darstellen, indem er nicht völlig gesund startete.
Auch, wenn ihm das nicht wirklich passte, es war sein Job.


Es gab eine Pause und Nahil zog sich sofort in sein Zelt zurück. Wie nervig das alles hier doch war! Er wollte nicht hier sein! Auch, wenn das Grab sicher unglaublich war!

Er blickte aus dem kleinen Fenster in seinem Zelt, konnte Simon genau sehen. Sofort verfinsterte sich sein Blick. Ausgerechnet dieser Kerl musste das alles hier leiten...super...

„Der Abstieg soll morgen um 9 Uhr beginnen! Wann gedenken Sie die Untersuchungen durchzuführen?“, erkundigte er sich blickte den blondierten Typen an.

Ein blondierter Arzt, nun, das wirkte ja nicht besonders professionell, aber er war empfohlen worden, also würde Simon ihm eine Chance geben. Sollte diese aber verstreichen, würde Blondie im nächsten Bus zurück reisen! Soviel stand schonmal fest!

Er sah sich die letzten Messungen nochmals genauer an.
Sie würden zu fünft mindestens 3 Stunden brauchen, bis sie endlich alle am Grab waren. Er überlegte schon, ob man das nicht irgendwie verkürzen konnte. Aber der Arzt war vor Ort genauso wichtig, wie der Prof, der, der den Roboter steuerte und die Biologin und Kartographin.
Vielleicht würde der Robo aber auch von oben gesteuert werden können, sollte er aber während der Tour beschädigt werden, würde keiner ihn reparieren können... Mist! Sie mussten also wirklich alle runter!

Die Pause war schon bald vorbei und er bat dann erst einmal um eine Vorstellung der jeweiligen Mitglieder.

Der IT Mensch war Chinese und liess sich Robert rufen, die Biologin war ebenfalls Chinesin, aber mit Amerikanischen Wurzeln und hiess Jenny.

Er selbst stellte sich nur als Leiter der Ausgrabung vor und nannte seinen Namen. Er ging ohnehin davon aus, dass man wusste wer er war.

Er blickte nun die beiden anderen an. Auch wenn er deren Profile schon kannte, sollten aber auch die anderen wissen, mit wem sie es zu tun hatten.

"Um Stress zu vermeiden würde ich es auf heute Abend vorziehen, wenn jemand sich nich ganz fit fühlt, kann er aber auch morgen früh noch einmal zur Untersuchung zu mir kommen." antwortete er. Musste der wirklich mit diesem Kerl sprechen? Wie ätzend!

Die Vorstellung war wirklich öde, immerhin sollte man doch vorab schon wissen, mit wem man es zu tun hatte, oder nicht? Der Arzt kannte hier jeden Namen, immerhin hatte er sich zuvor über das Team informiert.

"Mein Name ist Malik Aziz. Ich bin ebenfalls Archäologe." Die meisten kannten wohl auch diesen Namen, immerhin war Nahils Onkel der bekannteste Archäologe Armeniens und wahrscheinlich in etwa gleichwertig mit dem chinesichen Archäologen.... Außerdem auch noch etwas älter als dieser.

"Nahil Aziz... wie Sie alle ja jetzt wissen, bin ich der Arzt des Teams... Außerdem kenne ich mich mit jeglicher Art von Tieren, Giften und Fallen aus.... Wenn es also Probleme gibt, wenn es um sowas geht, dann bin ich der Ansprechpartner." stellte auch der zweite Ägypter sich vor.

Nahils Wurzeln waren ägyptisch, doch war er damals mit seinem Onkel ausgewandert, um sich seinen Traum zu erfüllen. Er lebte nun schon 4 Jahre in Armenien und bereute es keine Sekunde. Seine Eltern hatten ihn tatkräftig bei seinem Studium unterstützt und ihn in seinem Traum bestärkt und nun war er hier... ausgerechnet mit diesen Leuten... aber das sollte ihn nicht weiter stören! Die Expedition würde sicher dennoch super interessant und lehrreich werden.

„Gut, dann schlage ich vor, dass wir mit dem medizinischen Check-up gegen 19 Uhr beginnen. Somit konnten wir hier alles organisatorische Klären, etwas ausruhen, essen und uns darauf vorbereiten. Ist das auch in Ihrem Interesse, Doktor?“

Zu gerne hätte er ihn ja einfach nur Blondie genannt, aber er beherrschte sich.

„Vielen Dank!“, hatte er im Anschluss der Vorstellungsrunde aus Anstand gesagt, auch wenn sein Gesichtsausdruck fast etwas genervt wirkte.

Allerdings war das bei Simon oft so, wenn er sich auf etwas konzentrierte. Diese Ausgrabung war von absoluter Bedeutung für China, er würde sich und auch den anderen keine Fehler eingestehen. Es würde reibungslos laufen müssen!

„Na schön, Jenny, möchten Sie ein paar Worte zu Ihren nächsten Schritten sagen?“

„Ja, sehr gerne. Ich werde zuerst noch ein paar Proben entnehmen, da wir anhand der ersten Auswertungen davon ausgehen, dass die Luft in der Nähe des Grabes nicht genug Sauerstoff enthält. Ich prüfe das aber nochmals, es könnte aber sein, dass wir tatsächlich mit Sauerstoff absteigen müssten. Vielleicht wäre es da auch gut, wenn die Lungentätigkeit aller Beteiligten nochmals geprüft werden könnte.“, sie sah Nahil freundlich an.

„Wann werden wir das Ergebnis haben?“

„Robert und ich werden das sofort nach diesem Meeting angehen. Das Team, welches den Lift gebaut hat, bzw. bis morgen hoffentlich komplett fertiggestellt hat, steht uns dafür zur Verfügung.“

Es waren vor Ort natürlich nich nur sie an der Ausgrabungsstelle. Sie waren aber die Hauptpersonen, mit dem ganzen Know How.

Des Weiteren waren noch Fahrer, Bautechniker, ein Bauleiter, Handwerker, ein Koch, Küchenpersonal und Dolmetscher vorhanden. Was die anderen noch so trieben, war Simon egal, Hauptsache, dass alles funktionierte.

„Heisst das, dass der Lift noch gar nicht fertig ist?“

„Noch nicht, aber das sollte bis heute Abend erledigt sein!“, antwortete nun Robert.

„Wollen wir es hoffen. Wir steigen morgen pünktlich ab, wenn der Roboter nicht unten sein kann, erwarte ich eine Alternative, Robert!“

Dieser sah ihn leicht entgeistert an. Er hatte erst einmal mit ihm zusammen gearbeitet. Beide waren wirklich fantastisch auf ihrem Gebiet und respektierten sich auch dafür, trotzdem empfand Robert Simons Art als kratzbürstig und ruppig, was oft einfach nur nervte.

„Gibt es sonst noch etwas?“, fragte er in die Runde. Er würde als nächstes sofort mit dem Bauleiter des Lifts sprechen, um sich selbst nochmals zu vergewissern, was da los war und wann es fertiggestellt werden sollte.

"Aber sicher doch, Herr Archäologe!" gab Nahil spitzfindig zurück. Er hatte eben erst seinen Namen genannt, wieso also nannte dieser blöde Kerl ihn bloß "Doktor"?! Er war doch nicht irgendein unwichtiges, namenloses Mitglied!

Es war ihm auch egal, dass sein Onkel ihn deswegen leicht trat. Er wusste, dass er zickig war, aber sein Onkel kannte auch seinen Grund und hatte das vorher schon wissen müssen!

Dieser Kerl wirkte total genervt, das störte ihn ungemein! Was zog der denn so ein Gesicht, wenn es doch keinen Grund dazu gab?
Da er darüber nachdachte musterte der Arzt den Kerl mit zusammengezogenen Augenbrauen. Er hasste ihn! Nie wieder würde er mit ihm nochmal in einem Team arbeiten!

"Natürlich, die Lungen sind ohnehin das erste, wonach ich schaue." stimmte er höflicher als bei Simon zuvor zu.

Gott! Der Kerl war total überheblich und unfreundlich!! Was könnte der Kerl mit dem roboter denn dafür, wenn die Liftbauer zu langsam wären?! Der Kerl war total kacke!

Er schüttelte den Kopf. "Ich bereite schonmal alles für die Untersuchungen vor." gab Nahil bloß kühl von sich und ging dann auch gleich als erstes. Er bereitete tatsächlich sein Equipment vor und schürte durch seine Gedankengänge auch noch weiter seinen Hass gegen diesen Menschen. Super...er müsste ihn nachher auch noch anfassen, um ihn ordentlich zu untersuchen! Vielleicht sollte er eine Fehldiagnose stellen, damit der Typ nicht mit konnte! Aber...wenn das raus käme, wäre er seinen Job los... so ein Mist.

Simon hatte eine Augenbraue gehoben, als Nahil ihn so angesprochen hatte, sagte aber nichts weiter dazu.

Da niemand mehr etwas zu sagen hatte, merkte er noch an, dass die Endbesprechung vor dem Abstieg um 7:30 Uhr sein würde und genau in diesem Zelt stattfinden würde, dann ging er zu dem Bauleiter und ließ dort verkünden, wie wichtig diese Mission war und dass er erwartete, dass es heute Abend noch fertig gestellt werden würde, damit sie am Morgen bedenkenlos absteigen konnten. Der Bauleiter versprach sein bestes zu tun und Simon hoffte, dass dies auch eingehalten wurde.

Er marschierte dann vor zu der Abstiegsstelle und blickte in den Abgrund. Dort unten war also der Jade-Prinz! Er konnte es kaum glauben! Morgen schon, würde er ihn wohl zu Gesicht bekommen! Während er aber so dort stand stieg ihm ein Geruch in die Nase. Etwas Bekanntes, etwas unangenehmes.

Er ließ Jenny herkommen und bat sie auch einmal zu tief durch zu atmen.

„Schwefel!“, gab sie plötzlich leicht überrascht von sich.

Simon nickte.

„Das ist seltsam, die ersten Messungen haben keinerlei Anzeichen von Schwefel ergeben!“

„Prüfen Sie das bitte und geben Sie mir umgehend Bescheid.“

Sie nickte und ging dann gemeinsam mit ihm zu Robert der etwas am Roboter modifizierte.

„Robert, wir müssen die Messungen nochmal durchführen, bist du soweit?“

„Moment!“

Er entfernte ein Teil an dem Explorer und legte es zufrieden zur Seite.

„Ja, kann losgehen!“

Er griff nach einer Art Aktenkoffer nur dicker und definitiv schwerer und ging dann mit Jenny zurück zu der Abstiegsstelle. Dort unternahmen sie dann was nötig war.

Simon zog sich derweil in seinem Zelt zurück. Er ging nochmals sämtliche Gegebenheiten durch, die für den morgigen Tag unabdingbar waren und erstellte auch gleich für alles einen Plan B.

Nahil legte all seine Instrumente bereit, desinfizierte alles nochmal und bereite dann auch die Liege, das Bett und den Stuhl vor. Er wollte nicht, dass das erst gemacht wurde, wenn es tatsächlich nötig war. Er wollte lieber auf das Schlimmste gefasst sein.
Natürlich würde er auch einen Rucksack mit sich schleppen, in diesem befand sich alles, was im Notfall gebraucht werden würde und vor allem viele, kleine Ampullen mit Gegengift. Sie waren alle fein säuberlich sortiert und wurden in einem gepolsterten Kästchen aufbewahrt.

Da es öft vor kam, dass an solchen Orten Schlangen, Skorpione oder Giftfallen waren, war er natürlich damit ausgerüstet! Er war sowieso ein Giftexperte.
Natürlich wusste er jedoch nicht, dass Simon den Geruch von Schwefel festgestellt hatte.


Malik, Nahils Onkel, erkundigte sich bei den beiden an der Abstiegsstelle, wie die Messungen waren und auch er nahm den Schwefelgeruch wahr. "Das könnte allerdings ein kleines Problem werden..." murmelte er.
Nachdem er noch ein wenig mit den beiden gesprochen hatte, ging er zum Zelt des Leitenden Archäologen.

"Herr Gao? Ich würde gerne kurz mit Ihnen sprechen, wenn es recht ist." sagte er vor dessen Zelt.
Er wollte sich für das Verhalten von Nahil entschuldigen und ihm erklären, dass sein Neffe für gewöhnlich nicht so war und eigentlich auch jede einzelne von Simons Arbeiten in und auswendig kannte.

Simon kam zum Eingang seines Zeltes, hob die Plane hoch.

„Bitte, treten Sie doch ein, Professor Aziz.“

Er trat ein Stück zur Seite und lud ihn zu sich ein.

„Was kann ich für Sie tun?“

Er ging an den Tisch an dem er seine Vorbereitungen und Pläne liegen hatte, griff nach einer Flasche und goss dem Kollegen ein Glas Wasser ein.

Er reichte es ihm und nickte höflich, schenkte sich auch gleich ein und trank einen ordentlichen Schluck. Die Hitze hier war wirklich enorm und das obwohl es noch nicht einmal dich Hochsaison war.

Simon war tatsächlich begeistert von Malik Aziz Arbeit und war auch froh gerade ihn in seinem Team zu haben. Um genau zu sein, hatte er die Wahl zwischen ihm und einem anderen eingebildeten Typen, der permanent in Dokumentationen zu sehen war und sich selbst als Archäologe betitelte, obwohl er das nicht wirklich war. Er genoss einen guten Ruf, aber das allein reichte Gao eben nicht.

Er sah ihn nun erwartungsvoll an.

Dankend trat er in das Zelt ein, sah ihn dann an. "Nun.." begann er, sah dabei zu, wie das Wasser eingeschüttet wurde.
"Oh, danke!"
Malik trank erstmal einen großen Schluck. Die Hitze war er ja mit der Weile ohnehin gewohnt und auch Nahil hatte kein Problem mit dieser. Er war froh, wenn es warm oder eher heiß war. Das Klima hier war aber auch ein ganz anderes als in China.

Die Begeisterung lag nicht nur bei ihm! Tatsächlich kannte auch Malik alle Arbeiten des anderen und liebte sie! Es war eine große Freude mit ihm gemeinsam arbeiten zu können...umso unangenehmer war ihm Nahils Verhalten.

"Weswegen ich hier bin...nun..." Er blickte kurz auf die Pläne, dann den Chinesen wieder an.
"Mein Neffe...Nahil.... Ich möchte mich entschuldigen. Für gewöhnlich ist er ein sehr freundlicher und aufgeweckter, junger Mann. Sein Verhalten entspricht keines Falls dem, wie ich ihn kenne... ich fürchte er hat einfach keine Gute Laune, aber ich schätze, dass sich dies ändert, sobald wir den Abstieg hinter und haben. Nahil liebt die Archäologie und es war von klein auf immer sein Traum gewesen in einem richtigen Team ein wichtiges Mitglied zu sein... Er ist damals schon immer mit mir mit gekommen... ich bin sicher, dass sich seine Laune hebt, sobald er wieder in seinem Element sein darf. Bitte Verzeihen sie seine zynische Art von zuvor, ich bin mir sicher, dass er das nicht bösartig meint."

Er lächelte ihn an. "Nahil kennt, genau wie ich, all Ihre Arbeiten von A bis Z und hat sie mit Begeisterung verschlungen!" berichtete er stolz. "Vielleicht muss er mit dem neuen Team erst einmal warm werden."

Simon hörte ihm aufmerksam zu, nickte dann und wann.

Er stellte sein Glas ab.

„Vielen Dank Professor Aziz, das ist wirklich sehr freundlich von Ihnen. Ihr Neffe kann sich wirklich glücklich schätzen, nicht nur ein brilliantes Vorbild zu haben, sondern auch einen Onkel, der sich um ihn bemüht! Tatsächlich ist eine Entschuldigung oder eine Erläuterung wegen seines Betragens nicht nötig! Ich bin nicht hier um Freundschaften zu schliessen, sondern um meiner Arbeit nach zu gehen! Ihr Neffe schien mir anhand seines Profils sehr geeignet für diese Expedition. Solange er seinen Aufgaben so exzellent nachgeht, wie es geschrieben steht, kann er von mit aus auch mit grün gefärbten Haaren herum laufen und alle anbrüllen!“

Er lächelte daraufhin.

„Professor, darf ich Malik sagen? Ich möchte Ihnen gern etwas zeigen. Bitte.“

Er deutete auf die Pläne die den grob geschätzten Umriss des Grabs darstellte. Da bislang alles auf Schätzungen und nur geschichtlichen Ideen bestand, konnten sie sich noch kein exaktes Bild von der tatsächlichen Grösse des Grabes erlauben. Der Explorer würde dies scannen und auswerten, sobald sie den Abstieg hinter sich hatten.

„Wir wissen ja wie weit der erste Teil des Abstiegs ist, allerdings ist noch unklar wie tief wir dann noch müssen. Wenn man bedenkt, wie Grabstätten anderer zuvor entdeckter Sarkophagen oder zum Beispiel auch der Terrakotta Armee, lagen, was schätzen Sie, wie tief wir dann noch hinunter müssen?“

Plötzlich ertönte ein lautes Krachen, ein enormer Aufprall folgte.

Entsetzt sah er den Ägypter an, eilte dann aus dem Zelt.

An der Baustelle war tatsächlich ein Holzbalken abgebrochen, der an einer Verankerung hängengeblieben war. Er war halb in den Krater gefallen und ragte zur anderen Hälfte heraus. Er war noch an dem Kranähnlichen Konstrukt befestigt.

Wütend stampfte er auf den Bauleiter zu.

Jenny und Robert hatten sich gerade noch in Sicherheit gebracht.

Er wollte schon los wettern als eine enorme, rauchhaltige Wolke aus dem Krater trat.

„Alle Mann zurück! Sofort! Entfernen Sie sich alle sofort von der Abstiegsstelle!“, rief er.

Er forderte auch auf, dass alle mit Gasmasken versorgt wurden, sollte es nicht genügend geben, würden die, die keine tragen würden, bis auf weiteres den Ort verlassen müssen!

Ein großes Tohuwabohu entstand und trotzdem gelang es den Teams Masken aufzutreiben und den Rest eben weg zu schicken.

Zwanzig Minuten später fanden sich die Hauptpersonen sowie auch der Bauleiter und Techniker im Meeting-Zelt.

Malik war wirklich begeistert von diesem Mann! Er fixierte sich wirklich sehr auf die Arbeit und war sehr professionell.
"Ich bin erleichtert, dass Sie das so sehen! Er wird Sie sicher nicht enttäuschen!" lächelte der ältere. Er wusste ja, dass sein Neffe das, was er konnte auch wirklich beherrschte und super Arbeit leistete. Auf ihn war Verlass.

"Aber natürlich!" Er nickte zustimmend. Von Simon bei Vornamen genannt zu werden war wirklich was tolles! Es fühlte sich viel vertrauter und angenehmer an.

Interessiert sah und hörte er sich an, was der andere zu sagen hatte. Gerade wollte er ihm eine Antwort geben, da krachte es draußen fürchterlich!
Auch er rannte sofort raus und sah nach, ob es allen gut ging.

Nahil kam ebenfalls sehr schnell angerannt, immerhin könnte es Verletzte geben!
"Ist jemandem etwas passiert?!" fragte er besorgt, als sie ich möglichst von der Wolke entfernt hatten.
Als dies verneint wurde, war er sichtlich erleichtert. So gerne er Simon auch beweisen wollte, dass er es wert war Teil dieses Teams zu sein, es musste ja nicht auf Kosten anderer geschehen.

Er wusste allerdings sofort, dass es sich um Schwefel handelte und das war garnicht gut!

Im Meetingzelt begann Nahil sofort zu reden.
"Bei der Wolke, welche zuvor aufgestiegen ist handelt es sich um Schwefel. Wir sollten nicht absteigen, solange wir nicht wissen, wie weit diese Substanz runter reicht und wie konzentriert sie ist! Der Kontakt mit Schwefel kann viele Schäden am Menschen hervorrufen und dieses Risiko sollten wir nicht eingehen. Es seidenn hier hat niemand ein Problem damit Sympthome wie Kreislaufstörungen, Blutkreislaufprobleme, beeinträchtigung der Sehkraft, Magen-Darmbeschwerden, Hautausschlag.... nun dazu können starke gesundheitliche Probleme auftreten wie Herzschäden, Impotenz, Leber- und Nierenschäden, Hormonstörungen und Lungenembolie... das heißt, sie ersticken grausam!"
Er blickte Simon eisern an. "Als erstes sollten wir also nachforschen, wie viel Schwefel dort vorhanden ist und ob möglicher Weise das gesamte Grab davon betroffen ist. Sollte dies der Fall sein, können wir gerne einen Roboter darunter schicken aber ich werde keinen einzigen Menschen absteigen lassen."

Verdammt, dass hatte er befürchtet. Nachdem Nahil seine Wissen und seine Bedenken zum Besten gegeben hatte, nickte er. Er blickte dann auch zu Jenny und Robert, die ihm ebenfalls anhand ihrer bisheriger Messung zustimmen konnten, dass es sich um Schwefel handelte.

Er stützte sich an dem Tisch ab, sah alle an, dann besonders den Arzt des Teams.

„So ungern ich das sage, aber ich stimme Ihnen völlig zu Dr. Aziz! Wir haben selbstverständlich ein Budget und auch ein Zeitlimit, aber ich werde unter keinen Umständen irgend jemanden von Ihnen gefährden, nur damit irgend jemand schneller an Informationen kommt… inklusive mir.“

Er stellte sich wieder gerade hin, überlegte kurz und meinte fest überzeugt:

„Bitte checken Sie mich durch und lassen mich wissen, ob ich den Abstieg morgen allein wagen kann. Zu meiner eigenen, vollen Verantwortung! Ich werde den ersten Teil absteigen, dafür sorgen, dass der Explorer alle Aufzeichnungen machen kann und komme dann wieder hinauf. Wenn dann die Gefahr gebannt ist - und das wird sich sicherlich bald sein - dann können wir gemeinsam den kompletten Abstieg wagen.“

Jenny, wie auch Robert sahen ihn entgeistert an. Dieser Mann war wirklich unglaublich!

„Simon, ich denke nicht, dass Sie absteigen sollten, Schwefel ist wirklich gefährlich! Sie wären viel zu lange dort unten…“

„Ich wäre maximal 30 Minuten dort unten, mit Atemschutz! Von dieser Zeit würde ich vielleicht effektiv 20 Minuten einatmen. Dank des Filters wäre das doch fast gar nichts! Meine Lungenkapazität ist sehr gut….. wenn doch was wäre, kann mich doch Dr. Aziz wieder zusammenflicken, nicht wahr?“

Er sah ihn an und lächelte sogar kurz.

„Das ist doch verrückt!“, murmelte Jenny.

Simon ignorierte sie.

„Ich schlage vor, dass wir uns dann jetzt alle erst mal nach diesem Schreck zurück ziehen, treffen wir uns doch in einer Stunde zum gemeinsamen Essen und brainstormen.“

Er verließ dann vor allen das Zelt und suchte den Bauleiter auf. Er musste wissen, was passiert war und ob es den Lift für den Explorer sehr erwischt hatte.

Er kam dann nach einer Stunde zum vereinbarten Punkt.