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Nahil zog die Augenbrauen zusammen. Er würde auch diesen doofen Chinesen nicht diesem Schicksal überlassen! Niemanden würde er da runter gehen lassen.
"Natürlich könnte ich das, aber Sie werden nicht dort runter steigen." meinte er gleich. "Auch SIE waren damit gemeint..-" er spürte, wie sein Onkel ihn wieder trat und sah diesen entgeistert an. "Klär das gleich unter 4 Augen!" wies sein Onkel ihn an, immerhin wäre es nicht in Ordnung, wenn Nahil Simon vor allen bloßstellte oder beschämte.
Nahil schnaubte, sah zu, wie der Leiter das Zelt verließ und zog sich dann auch erstmal in seins zurück..
So sehr er ihn auch verachten mochte, er würde keinen einzigen einer solchen Gefahr aussetzen. Sie wussten nicht, wie gefährlich es dort wirklich war und ob diese dumme Atemmaske da wirklich ausreichte, wagte er auch zu bezweifeln.
Er dachte die Stunde über sehr lange nach, wälzte nochmal einige seiner Notizen über Schwefel und schüttelte schließlich den Kopf. Er würde ihn nicht absteigen lassen. Niemanden hier. Sie wussten nicht, ob das Schwefel mit anderen Substanzen in Kontakt gekommen war und somit noch gefährlichere Gase entweichen konnten. Es wäre einfach zu gefährlich!
Er ging pünktlich zum Treffpunkt, ging dort aber sofort auf den Leiter zu. "Wir zwei sprechen jetzt erstmal!" meinte er gleich, zog Simon mit sich und stellte sich mit ihm hinter sein Zelt. "Ich werde niemanden dort runter gehen lassen, auch Sie nicht! Egal auf wessen Verantwortung! Ich kann nicht garantieren, dass sie dort lebend wieder raus kommen und das riskiere ich nichtl. Je nachdem wie konzentriert das Schwefel ist, kann es ihnen die Lunge selbst durch die Maske zerreissen, wenn sie länger als 5 bis 8 Minuten da unten bleiben! Sie steigen da nicht runter, ehe wir nicht genauer wissen, womit wir es zu tun haben! Wenn dort unten noch andere Gase oder Substanzen sind, die mit dem Schwefel reagieren könnten, dann sind sie so gut wie tot!" Er sah ihn ernst an. "Kein Mensch wird da runter steigen, damit das klar ist! Sie müssen damit leben, wenn die Forschung sich um wenige Tage oder Stunden verschiebt!"
Er kam ihm sogar näher, tippte ihm gegen die Brust. Im Moment war diese Chinesensache völlig außen vor. Hier ging es um ein Menschenleben und seinen Job, da war es ihm egal, welcher Landsmann hier vor ihm stand.

Er stimmte zu, dass er mit dem Arzt mitgehen würde und sah ihn an, als dieser dann sofort mit seiner Predigt anfing.
Irgendwie war es erfrischend, wie Nahil mit ihm sprach. Das kannte Simon so nicht. Eigentlich traf er nie auf Leute, die ihm widersprachen, er wurde so oft als unfehlbar angesehen, dass es ihn fast schon langweilte.
„Dr. Aziz, darf ich Nahil sagen? Ich respektiere Ihre Meinung als Arzt, aber fassen Sie mich nicht an, ausser sie wollen mich untersuchen oder mir gehörig den Hof machen!“
Mit diesen Worten ließ er ihn stehen und begab sich zu den anderen ins Zelt.
Sie hatten aus zwei verschiednen Gerichten wählen können und saßen nun zusammen.
„Dr. Aziz - Nahil, hat mich davon überzeugt, dass auch ich den Abstieg nicht machen sollte, solange wir nicht wissen, was sich hinter dieser Rauchwolke verbirgt. Ich habe vorhin mit dem Bauleiter gesprochen, dessen Männer sich wohl etwas davor fürchten, weiter an dem Lift zu arbeiten. Sie gehen von einem Fluch des Jade-Prinzen aus! Alles in allem sieht es also nicht gerade rosig aus. Ich würde also vorschlagen, dass wir - besonders Jenny und Robert - sich darum kümmern, herauszufinden, woher der Schwefel kommen könnte, wie lange er Bestand hat und was wir dagegen tun könnten. Auch wäre interessant und wichtig in Erfahrung zu bringen, ob er sich nicht vielleicht mit anderen Substanzen vereint hat. Ich persönlich habe schon einmal ein ähnliches Phänomen erlebt, bei dem in einer Ausgrabung ebenfalls Schwefel freigesetzt wurde, es handelte sich dort um eine Art Schutzmechanismus des Sarkophags. Ich befürchte also im Moment, dass durch den Fall der Holzsäule, eventuell dieser beschädigt worden sein könnte.“
Er sah in die Runde und war gespannt, über was sich das Team soweit Gedanken gemacht hat. Sie würden ihre Gedanken konsolidieren und dann verknüpfen um einen guten Plan zu erstellen. Er fand das wichtig, besonders für die Bildung des Teams, denn so wie es derzeit aussah, würden sie länger aufeinander hocken, als gedacht.
Auch wenn Simon oft nicht so wirkte, war ihm das Team wirklich immer sehr wichtig, denn nur ein zufriedenes Team, war auch ein gutes Team und er hatte nicht die Besten zum Spass ausgesucht! Er wollte schließlich eine exzellente Ausgrabung des verlorengeglaubten Jade-Prinzen haben!

Nahil passte es nicht, dass der Kerl ihn beim Vornamen nennen wollte, obwohl er das normal viel lieber mochte. Der Kerl nervte ihn!
Was zum Teufel sollte diese Aussage nun?! Ihm gehörig den Hof machen?!
Der Ägypter blieb einen Moment sprachlos und wie angewurzelt stehen, ehe er knallrot wurde. Er schämte sich dafür, dass man ihm sowas an den Kopf geworfen hatte und es war ihm super unangenehm. Er selbst hatte mit Sex nichts am Hut, dafür hatte er keine Zeit zwischen Schule, Studium, Arbeit und den Reisen mit seinem Onkel gehabt und auch jetzt war das Interesse daran kaum vorhanden.
Er schnaubte, folgte dem Kerl dann aber doch rein. Blöder Chinatyp! Die waren doch alle gleich! Simon war wahrscheinlich der schlimmste von ihnen! Welcher Chinese hieß überhaupt Simon?! Er konnte ihn nicht ausstehen!
Genervt setzte er sich neben seinen Onkel, natürlich mit etwas zu Essen. Er war dennoch irgenwie erleichtert, dass Simon Einsicht zeigte und nicht runtersteigen würde. Andernfalls wäre spätestens der Besuch bei Nahil sein Todesurteil gewesen!
Er hielt sich raus, außer wenn es Fragen zu den möglichen Reaktionen und solchem Kram gab, da konnte ihm wohl niemand das Wasser reichen.
Die Besprechung war doch ziemlich interessant, allein die vielen, verschiedenen Ideen, welche auf kamen waren erstaunlich.
Sein Onkel brachte sich natürlich gut mit ein und schlug auch einige Möglichkeiten vor. Er war ja schon recht lang in diesem Segment.
Nahil kam allerdings immernoch nicht mit Simons Aussage zu Recht und immer wenn er darüber nachdachte, strafte er den Mann mit Blicken. Hielt er ihn für schwul? Wegen seinen langen, hellen Haaren? Weil er recht feminine Züge hatte? ... War Nahil denn schwul? Er wusste es selbst nicht, waren ihm andere Geschlechter doch immer recht egal. Er sah Menschen nur nackt, wenn er sie untersuchte und das behandelte er immer mit Diskretion, egal ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelte. Erregung erfuhr er durch seine Untersuchungen sowieso nicht, es war immerhin sein Job! Vielleicht lag es an seinem Job, dass er kein Interesse an solchen Dingen hatte? Weil er wusste, was menschliche Körper alles verbergen konnten? Bakterien, Krankheiten, Schmutz.... Er kannte die Anatomie eines Menschen in und auswendig und wusste auch, dass es äußerlich sehr viele Unterschiede geben konnte... aber was juckte ihn das? Wieso dachte er so weit darüber nach?!
Simon hatte ihm doch bloß einen blöden Spruch gedrückt, um ihn dumm dastehen zu lassen und sich selbst cool zu fühlen!
"Nahil, ist alles okay?" fragte sein Onkel ihn auf Englisch und als er nicht reagierte widerholte er die Worte auf Arabisch. Der Arzt schreckte auf, löste seinen bösen Blick von Simon und sah seinen Onkel an. "Ja, sicher... alles gut." antwortete er, aß dann einfach stumm weiter, in der Hoffnung diese Gedanken direkt mit aufzuessen.

Anfänglich war Simon überhaupt nicht aufgefallen, wie Nahil ihn ansah. Er war viel zu vertieft in die Gespräche, Ideen und Lösungsvorschläge. Es war wirklich gut, wie sich alle mit einbrachten.
Erst als Malik den jungen Arzt ansprach, sah er ihn an und bemerkte auch, wie der versuchte, normal zu gucken und sich auf das Essen zu konzentrieren.
„Nahil, Sie sagten, Sie kennen sich mit Fallen aus, wäre es denkbar, dass es sich bei dem Austritt des Schwefels um einen Schutzmechanismus gehandelt hat? Haben Sie von so etwas schon gehört oder halten Sie das für undenkbar? Ausserdem würde mich interessieren, wie lange ist die Halbwertszeit von Schwefel…also, wenn es sich ausschließlich um Schwefel handelt, ohne Gemisch. Was schätzen Sie, wie lange müssen wir warten, bis ein Abstieg sicher für uns wäre?“
Da der Mann so schweigsam gewesen war und sich nicht eingebracht hatte, bezog Simon ihn eben mit ein. Es war ja nicht so, als ginge es hier um ein Kaffeekränzchen. Es waren ernste Themen, die durchaus auch behandelt werden mussten.
Sie hatten trotz allem festhalten, dass sie sich nach dem Essen alle der Untersuchung bei Nahil unterzogen, einzeln selbstverständlich. Simon hatte allen den Vortritt gelassen und kam dann erst als letzter hinzu.
Er zog schon recht schnell sein Oberteil aus
und nahm auf der Liege Platz, damit er abgehorcht werden konnte. Er beobachtete Nahil bei allem was er tat und analysierte für sich, wie er es tat.

Jetzt sprach dieser Idiot ihn auch noch an! Konnte der ihn nicht einfach in Ruhe lassen?!
Der Arzt legte sein Besteck zu Seite und blickte Simon an. Er musste Professionell bleiben! Es ging um den Job.
Er nickte, begann dann zu erklären, dass es tatsächlich möglich sein könnte, dass es sich um eine Falle handelte, dafür aber doch recht viel Schwefel austrat. Er erfuhr auch von seinem Onkel nebenbei, dass es schon vorher etwas nach Schwefel gerochen hatte und erklärte auf Grund dieser Umstände, dass eine Falle zwar nicht ganz auszuschließen sei, er jedoch eher vermutete, dass sich die Substanz in der Erde verbreitet und angesammelt hatte. "Ich schätze, wenn es sich um reines Schwefel handelt und wir es nicht auf irgendeine Art beseitigen können... nun...dann kann es schon bei der Menge an die 3 bis 4 Tage... nein...eher bis zu 5 Tagen dauern, bis sich das alles so weit gelegt hat, dass ein sicherer Abstieg gewährleistet werden kann. Allerdings muss vermehrt darauf geachtet werden, dass keine weiteren Wolken entstehen und auch nichts mehr aufgewirbelt wird."
Obwohl er eben noch den Groll gegen Simon gepflegt hatte, war er jetzt wieder völlig in seinem Element und das merkte man ihm an. Er nahm die Ausgrabung nunmal wirklich ernst.
Nahil untersuchte alle anschließend gründlich. Nichts durfte übersehen werden! Herzfunktion, Lungenfunktion, Entzündungswerte und alles andere war überaus wichtig.
Gerade hatte sein Onkel das Zelt verlassen und Nahil alles wieder gründlich desinfiziert, da kam auch schon der letzte rein. Simon.
Der Kerl sah unerwartet gut unter seinem Shirt aus, nicht, dass es Nahil interessierte. Er blickte Simon mit den Augen eines Arztes an und analysierte regelrecht schon, ob es irgendwo sichtbare Verletzungen oder Narben gab. Nichts. Dieser Mann schien Markellos!
Nahil stand auf blickte ihn an. "Ich werde Sie zuerst einmal abhorchen, dann werde ich Ihnen Blut entnehmen und schließlich Ihre Reflexe testen." erklärte er grob die Schritte.
"Achtung, könnte kalt werden." sagte er noch, ehe er zärtlich das Stethoskop auf die heiße Haut presste und konzentriert auf den Herzschlag hörte. Der Blutdruck, Blutzucker und co wurden auch gemessen und schließlich nahm er ihm eine kleine Menge Blut ab. Seine langen, feinen Finger berührten die Haut des anderen nur sehr zärtlich und die Nadel fand auch gekonnt und fix den Weg in die richtige Ader.
Nahil war tatsächlich der beste seines Studienganges gewesen und einige Krankenhäuser hatten sich um den hübschen Ägypter gerissen, aber das war ihm egal. Er wollte hier sein! Hier, wo alles so viel interessanter und aufregender war. Unerwartet und faszinierend!
Recht schnell klebte ein kleines Pflaster auf der Einstichstelle.
"Haben Sie irgendwelche Allergien? Krankheiten? Vergangene Operationen?"
Er musterte ihn, wies ihn dann an aufzustehen, damit er am Rücken die Lunge abhorchen konnte. "Hmm...gut... Hose aus und hinsetzen."
Er berührte zärtlich die Knie, tastete sie gekonnt ab, prüfte schließlich die Reflexe und stellte auch hier keinerlei Einschränkungen fest, also erhob er sich wieder, stellte sich näher an ihn und prüfte Ellebogen, Schultern, Nacken und schließlich die Wirbelsäule. Nichteinmal ein Anzeichen für einen möglichen Bandscheibenvorfall...nichts. "Morgen früh kann ich die Blutergebnisse jedem einzelnen mitteilen.... dann ist sicher, ob jeder mit kann oder nicht." erklärte er.

Wenn es etwas gab, das Simon hasste, dann waren es Nadeln! Ja, er hasste sie! Abgrundtief! Es hatte noch nicht einmal einen besonderen Grund dafür gegeben, doch als Nahil mit der Blutentnahme begann, räusperte er sich und sah absichtlich in eine andere Richtung.
Da wurde dann auch schon ein Pflaster drauf geklebt.
„Hmm? Das war’s schon?“, gab er doch sichtlich überrascht von sich.
„Wow, so schnell habe ich noch nie Blut abgenommen bekommen! Ich hab das noch nicht einmal gemerkt! Beeindruckend!“
Alles andere hatte er schweigend über sich ergehen lassen. Er verneinte bei Allergien, Krankheiten und Operationen. Simon hatte wirklich noch nie etwas ernstes gehabt.
Hose aus und hinsetzen hatte da dann aber doch einen interessanten Klang!
„Sind Sie immer so forsch, Nahil?“, fragte er, bevor er so sanft am Knie berührt wurde.
Nach der Untersuchung zog sich Simon die Hose wieder hoch, hörte dem Arzt zu und griff anschließend nach seinem Oberteil.
„Danke Nahil, ich bin froh, Sie hier zu wissen!“
Er lächelte ihn ehrlich an, stülpte sich das Top wieder über und verließ dann das Zelt.
Er hatte draußen dann noch den Onkel angetroffen und erkundigte sich, ob dieser vielleicht noch daran interessiert war, einen kleinen Umtrunk mit ihm einzunehmen. Er wollte sich wirklich gern von Kollege zu Kollege unterhalten.

"Natürlich. Wenn mans kann, dann gehts schnell und man merkt davon nicht viel..." erklärte er kurz. Nahil selbst kannte diese unfähigen Idioten sehr gut, die wie blöde nach der Ader stocherten, beim Blutabnehmen nicht ruhig hielten und die Nadel immer tiefer rein schoben. Er hatte das auch oft genug mitgemacht, mit der Weile konnte er sich selbst problemlos Blut abnehmen!
"Ich bin forsch?" fragte Nahil skeptisch, zog dabei leicht eine Augenbraue hoch.
Er nickte ihm schlusendlich nur zu. Es war natürlich schön gelobt zu werden...aber es war nunmal dieser komische Typ. Plötzlich versuchte er auf gut Freund zu machen...pah.
Seufzend schüttelte er den Kopf, säuberte wieder alles, räumte es zusammen und begann sich dann dran das Blut auszuwerten. Für gewöhnlich schickte man sowas ja ins Labor und ließ es dort auswerten, doch Nahil hielt es für wichtig, dass er selbst so weit war, dass er das konnte. Er hatte deshalb einige Monate sein Studium erweitert und Praktika in Laboren gemacht. Er lernte ohnehin sehr schnell.
"Guten Abend!" begrüßte Malik den anderen. Er stimmte dem Umtrunk nur zu gerne zu. So sollte es dann auch sein. Sie setzten sich zusammen. "Es ist wirklich eine Ehre mit Ihnen zusammen an dieser wichtigen Ausgrabung zu arbeiten. Ich habe mir schon immer gewünscht mal mit einem Professor auf meinem Niveau arbeiten zu dürfen! Es ist ein ganz anderes Arbeitsgefühl und man kann sicher viel voneinander lernen!"

Für Simon hatte Nahil schon einen großen Pluspunkt gesammelt, in dem er ihm nicht den halben Arm zerstochen hatte! Generell war er sehr behutsam vorgegangen. Auch waren Nahils Aussagen allesamt sehr professionell. Das mochte Simon. Mit solchen Leuten zu arbeiten, machte wirklich Sinn!
Er hatte sich nun aber auch sehr darüber gefreut, die Worte des Onkels zu hören. Er stimmte ihm zu und gestand auch, dass er wirklich froh war, Malik persönlich kennen zu lernen. Er versprach sich wirklich viel aus der Zusammenarbeit. Nicht nur, dass sie auf besonders hohem Niveau war, sondern dass er von so einem erfahrenen Archäologen, wie Prof. Aziz es war, wirklich etwas lernen konnte.
Sie huldigten und lobpreisten sich eine ganze Weile, bis Simon ihn dann fragte, wie er diese ganze Sache bislang sehen würde. Von allem, was bislang passiert war, rechnete sich Professor Aziz da gute Chancen aus, dass sie den Jade-Prinzen problemlos nach China überführen konnten, oder nicht?
„Was denken Sie, könnte das schlimmste Szenario werden?“
Er fand es einfach interessant zu hören, wie jemand anderes dachte und die Dinge einschätzte.
Es machte wirklich Spass sich mit ihm zu unterhalten. Eine wirklich angenehme Ablenkung von dem unerwarteten Zwischenfall, der sie womöglich noch Tage begleiten würde, wenn sie Pech und Dr. Aziz Recht hatte.
Irgendwann hatte sich Simon dann für die Nacht verabschiedet und ging in sein Zelt.
Er konnte es natürlich nicht lassen und ging erneut sämtliche Eventualitäten durch, ehe er sich schlafen legte.

"Das schlimmste?" Malik überlegte kurz. "Wir sind alle unten, irgendwer stößt irgendwo dran und das löste eine Kettenreaktion aus, die den Schwefel freisetzt und wir ersticken alle samt, wobei Nahil sein Bestes tut, uns zu retten, obwohl er selbst stirbt."
Natürlich war das für den Onkel das Horrorszenario und das mit Nahil war garnicht mal so weit her geholt. Er würde bis zum letzten Atemzug versuchen jeden Anderen zu retten.
Es war eine Wohltat mit ihm so entspannt zu sprechen und er freute sich nurnoch mehr auf diese Ausgrabung!
Nahil bereitete derweil alles für den Fall der Fälle vor. Er suchte nach Möglichkeiten Schwefel unschädlich zu machen, aber die gab es nicht....Schwefel ließ sich nicht zerstören, deshalb stießen Fabriken, die damit arbeiteten den Überschuss ja auch in die Luft aus. Dieses Gas ließ sich nicht einfach so bändigen.
Er ging in der Nacht zu der Abstiegstelle, trug natürlich brav die Maske. Er kniete sich hin, sah sich die Beschaffenheit der Erdschichten im Boden an und suchte nach spuren von festem Schwefel. Selbst durch die Maske roch man diesen ätzenden Geruch noch sehr leicht, weshalb er die Nase rümpfte. Er lehnte sich weiter vor, rutschte mit der Hand plötzlich weg und konnte sich gerade so noch ausbalancieren, um nicht selbst in das Loch zu fallen. Shit! Ihm war gerade wirklich das Herz in die Hose gerutscht! Wäre er da runter gefallen, hätte man einen Menschenklumpen dort unten wegkratzen können. Seufzend lehnte er sich zurück, stand schließlich auf und blickte nochmal in das Loch. Das mit dem Schwefel war doch wirklich beschissen!

Jenny war damit beschäftigt, die Proben auszuwerten, die sie entnommen hatten. Es ließ ihr keine Ruhe, denn irgendetwas war noch im Schwefel, was sich nicht richtig klassifizieren liess. Egal, was sie probiert hatte, sie kam nicht dahinter. Sie wollte Nahil diesbezüglich zu Rate ziehen, also war sie zu seinem Zelt gegangen, doch dort schien er nicht zu sein, also ging sie davon aus, dass er - wie alle Genies - ebenfalls den Drang hatte Lösungen zu finden. Sie nahm sich eine der Masken und machte sich auf zum Loch.
Tatsächlich! Dort stand er!
„Dr. Aziz? Nahil?“, sie kam näher und lächelte, auch wenn man das durch die Maske nicht so recht sehen konnte. Ihr fiel die Atmung durch dieses Ding auch nicht gerade leicht, da sie das wirklich nicht gewöhnt war.
„Ich hatte vermutet, Sie hier vorzufinden! Nahil, ich habe die Proben ausgewertet und ich würde Sie gerne um Hilfe bitten. Wäre es für Sie in Ordnung noch mit zu kommen, auch wenn es schon recht spät ist?“
Sie klang, als wäre sie einen Marathon gelaufen. Auch ihre Werte waren zuvor einwandfrei gewesen, aber diese verdammte Maske…
Als sie sich endlich im Forschungszelt befanden - so wie sie es nannte, da hier nicht nur ihre Station sondern auch die Roberts war - legte sie die nervige Maske zur Seite und deutete auf einige Werte am Monitor sowie unter dem Mikroskop.
„Mir ist es bislang nicht gelungen, die weitere Substanz zu identifizieren. Ich ging erst davon aus, dass es vielleicht so etwas wie eine Art Parfüm sein könnte, ein Gemisch aus verschiedenen Extrakten und Kräutern, welches eventuell zur Einbalsamierung des Prinzen verwendet wurde; und dass dies zusammen mit dem Schwefel ausgetreten ist, da vielleicht wirklich der Sarkophag beschädigt wurde. Allerdings entzieht sich meinem Verständnis, wieso des an die Luft frei gesetzt wurde. Bis mir auffiel, dass wenn….“
Sie ging zum Mikroskop und ließ ihn hinein blicken, erklärte dabei weiter.
„…man versucht dieses Extrakt von einem Erdstück zu lösen, eine Reaktion entsteht. Sehen Sie das? Das sieht doch so aus, als würde es sich dafür doppelt verbinden!“
Sie wartete bis Nahil es sah.
„Es ist also nicht der Sarkophag sondern die Erde. Irgendetwas stimmt dort nicht und wenn wir nicht herausfinden, was das ist, dann ist die mögliche Gefahr, der wir uns aussetzen, wenn wir hinabsteigen, nicht einzuschätzen. Haben Sie schonmal etwas derartiges gesehen, Nahil?“
Sie klang teils begeistert, teils besorgt. Sie hatte noch nie den Fall, dass sie etwas nicht einordnen konnte.

Nahil schreckte zusammen,als er die Stimme hörte. Gott! Wollte sie ihn umbringen? Er wand sich ihr zu, musterte sie.
"Natürlich... mir lässt es auch keine Ruhe." Stimmte er zu,ging dann mir ihr Richtung Zeöt.
"Sie atmen falsch mit der Maske...Sie müssen länger und tiefer einatmen, damit sie genug Sauerstoff bekommen...ganz tief in die Lunge, dann sind Sie nicht mehr so schnell aus der Puste und drohen nicht zu hyperventilieren oder sogar umzukippen." Erklärte er ihr auf dem Weg.
Interessiert sah er sich die Auswerung an und auch, was sie ihm zeigen wollte. Er stutzte. "Ohje..."
"Gesehen habe ich sowas noch nicht...Aber..."Er sah sie an, sah wirklich besorgt aus. "Es gibt nur eine Substanz, die derartige Verbindungen eingeht und ... Sie macht Schwefel entzündlich. Wäre eine Feuerquelle in der Nähe gewesen, als der Balken runtergekracht ist...dann wären sie alle verbrannt."
Er zog die Augenbrauen zusammen. "Wir müssen aufpassen,dass es keine offenen Lichtquellen in der Nähe gibt und niemand dort raucht."
Nahil verließ beinahe fluchtartig das Zelt und stürmte in das von Simon. "Wir müssen das Lager warnen! Keine offenen Flammen, Zigaretten oder sonstwas! Jetzt!" Meinte er schnell und laut.

Simon hatte sich gerade ausgezogen und sich zu Bett gelegt, als Nahil plötzlich hinein stürmte und rief.
Augenblicklich rannte er mit nach draussen, auch wenn er nur in Shorts und einem ärmellosen Unterhemd bekleidet war.
Sofort alarmierten sie alle, Jenny, wie auch Robert halfen.
Es war gut, dass einige schon nicht mehr da waren und andere sich schlafen gelegt hatten.
Erst nachdem sie alle informiert hatten, fragte Simon, was eigentlich genau der Anlass dafür war. Er hatte da blind auf Nahils Warnung gehört, es würde sicherlich Gründe geben, warum der Arzt sie ausgesprochen hatte.
Sie standen im Meeting-Zelt und Jenny erzählte ihren Teil der Entdeckung, überliess den Rest aber Nahil.
Simon sah angestrengt und nachdenklich aus. Sie würden eine Lösung finden müssen!
Denn der Explorer lief mit einer Lithiumbatterie und bestand auf Aluminium. Wenn er gegen etwas stossen könnte, es einen Funkenflug gab und er im Gas explodierte, wären sie alle in absoluter Gefahr. Obendrein würden sie den Jahrhundertfund vernichten! Das wäre unverzeihlich!
Was sollten sie nun tun?

Nahil war froh, dass der Professor gleich mit machte und auch sein Onkel half umgehend mit.
Jede offene Feuerquelle wurde umgehend gelöscht, für den Fall, dass eine größere Wolke entstehen würde, die bis zum Camp rüber zog.
Erleichtert seufzte er auf, als sie im Meetingzelt standen. Er ließ die Damen zuerst ihren Teil erzählen und erklärte dann, worum es sich handelte.
"Es ist zum Glück nicht so hoch entzündlich, dass die Hitze gefährlich werden könnte...allerdings reicht ein einziger Funke aus, um es zu entzünden....je nachdem wie viel von diesem Gemisch dort unten ist, würde das gesamte Grab in die Luft fliegen und hier alles einreißen." Erklärte er.
Während er das sagte, kam ihm eine Idee. "Wir könnten das Grab fluten! Mit dem Wasser entschärfen wir quasi die Gase und können es dann wieder abpumpen, um sie ganz los zu werden... natürlich befindet sich dann immernoch Schwefelgemisch in der Erde, aber die erste Gefahr wäre gebannt! Durch das Wasser ist es dort unten nicht mehr so trocken und staubig, also hat es das Gas auch schwerer sich durch die Wände zu kämpfen...wir müssen nur sicher gehen können, dass das Grab beim Fluten nicht einstürzt, sofern seine Wände nicht ohnehin aus Gemäuer besteht."

Sie hörten sich Nahils Idee an, doch Simon sah finster drein. Er unterbrach ihn dennoch nicht. Erst als der junge Arzt fertig war schüttelte er den Kopf.
„Wir werden es unter keinen Umständen einfach so fluten! Ich verstehe zwar Ihren Gedankengang, aber ich kann nicht riskieren, dass irgend ein Schaden an dem Jade-Prinzen entsteht! Wie Sie selbst gesagt haben, wissen wir nicht, wie der Boden beschaffen ist, wir wissen noch nicht einmal, ob sich der Sarkophag schwebend oder auf dem Grund befindet! Das geht also nicht! Ich würde dem nur zustimmen, wenn wir bereits einen Scan der Höhle haben und dieser eindeutig zeigt, dass nichts beschädigt wird!“
Robert, der IT Spezialist und Ingenieur meldete sich nun zu Wort.
„Wenn wir den Explorer morgen mit dem Lift hinein bekämen, wird er durch die Fernsteuerung doch auch seinen Scan machen können... Ich kann von hier oben doch alles arrangieren. Er ist auch dazu ausgelegt auch aus der Ferne bedient zu werden. Die Verzögerung ist gering!“
„Lithiumbatterie!“, entgegnete Simon sofort.
„Zu hoher druck oder ein Leck und das war‘s! Es ist zu riskant!“
„Heisst das, wir müssen es aussitzen, bis die Wolke verschwunden ist? Das könnte doch ewig dauern! Vielleicht sollten wir das mit der Flutung am ehesten in Betracht ziehen...“, kam von der Biologin.
„Wir können auch einfach eine Zigarette hinunter werfen und auf die Verpuffung warten! Auf keinen Fall werden wir einfach so Fluten!!!!“, kam es erst zynisch und dann streng von Simon.
Er atmete dann tief durch.
„Wir sind nicht hier um zu streiten und verstehen Sie das nicht falsch, mir liegt die Sicherheit des Teams am Herzen, aber wir können kein Kulturerbe unter Wasser setzen! Wir haben doch keine Ahnung, was dort unten vielleicht noch alles ist! Wir brauchen zu aller erst einen Scan!“
Er sah sie an und hoffte doch stark auf Zustimmung.
Er hatte die Idee ja nicht gänzlich verteufelt, aber ohne weiteres einfach Wasser einfliessen zu lassen, war einfach zu riskant!

Nahil verstand den Einwand des Archäologen natürlich sehr gut, dennoch war es auch die einzige Lösung, die ihm spontan einfiel.
Gab es irgendein weiteres Gas, welches diese Verbindung trennen könnte? Oder zumindest unschädlich machte? Stickstoff? Trockeneis wäre auch eine Möglichkeit, allerdings wäre auch dies auf Grund des Kohlenstoffdioxidgases wiederrum nicht gut, da sie daran ersticken würden... Sie bräuchten in dem Falle also Schutzkleidung und Sauerstoffflaschen dort unten... Dadurch, dass aber der Sauerstoff aus der Luft entzogen werden würde, könnte es nicht zu einem Brand kommen...
Er sah wirklich nachdenklich aus. "Und wenn wir Trockeneis nutzen? Schon geringe Mengen reichen aus, um einen goßen Raum mit Kohlenstoffdioxidgas zu füllen... Es würde den Sauerstoff auf der Luft entziehen und ohne Sauerstoff gibt es auch kein Feuer. Natürlich müssten wir dann schauen, ob zuerst nur der Roboter dort runter gebracht wird, um alles zu scannen und das Tockeneis möglicher Weise sogar wieder zu entfernen...oder ob wir fünf mit Schutzkleidung, um nicht mit dem Trockeneis in Kontakt zu kommen und Sauerstoffflaschen dort runter steigen.... Das Problem ist, dass die Gase natürlich nicht weniger Giftiger werden, nur weil kein Sauerstoff mehr da ist...sie befinden sich dann natürlich teilweise immernoch im Raum..."
Leise seufzte Nahil. Es musste doch eine richtig gute Lösung geben!

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