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Simon nickte leicht, das mit dem Trockeneis wäre vielleicht eine Option.
„Moment, Moment!!!“, platzte es plötzlich aus Jenny.
„Oh meine Güte! Wieso ist mir das nicht vorher aufgefallen! Ich meine… ich müsste das erst noch prüfen! Vielleicht ist es gar nicht so!“
„Jenny…. bitte… Atmen Sie tief durch und weihen uns ein.“
Sie tat wie ihr gesagt wurde dann sah sie alle an, besonders aber Nahil, der höchstwahrscheinlich als einziger unter ihnen, ihre Theorie stützen könnte.
„Ok…. Also… Bei den Erdproben ist mir etwas aufgefallen. Es war noch eine weitere Substanz darin, die ich nicht identifizieren konnte, zumindest bislang nicht. Ich dachte, dass diese den Schwefel mit produziert hat oder aber wenigstens dafür verantwortlich sein könnte, dass er überhaupt entstand. Ich ging bei diesem Gedanken davon aus, dass der Schwefel das Produkt der anderen Substanz sei. Was aber, wenn es sich dabei um einen Pilz handelt und der Schwefel ausgetreten ist um den Pilz abzutöten?! Es gibt so viele Dinge, die auf natürliche Weise von Schwefel abgetötet werden. Selbst in der heutigen Gartenarbeit bekämpft man Ungeziefer mit Schwefelprodukten oder Schwefel gegen Mehlwürmer und so weiter. Was ich sagen will, was ist, wenn der Schwefel sogar nötig ist, damit ein Pilzbefall im Loch behoben werden kann? Vielleicht sind es Sporen, die für uns sogar noch gefährlicher wären als der Schwefel selbst und der Schwefel reinigt sozusagen das befallene Gebiet!“
Sie sah Nahil an, dann auch die anderen wieder.
„Ich würde gerne noch einige Tests an der Bodenprobe machen um dies zu verifizieren.“
Simon nickte. Er hatte natürlich keine Ahnung von diesen Einzelheiten,aber es klang plausibel genug um es ihr zu glauben.
„Nahil, bitte unterstützen Sie Jenny so gut es geht und berichten mir dann. Solange wir nichts genaues wissen, halten wir uns erst einmal damit beschäftigt. Anschließend können wir uns neu beraten! Möchten Sie direkt anfangen oder ruhen Sie sich erst aus?“
Jenny sah Nahil an. „Ich würde direkt den ersten Test machen wollen, aber den Rest können wir dann auch morgen erledigen. Ich möchte nicht, dass ich aus Müdigkeit heraus etwas übersehe!“
„Wunderbar. Robert, sie Kümmern sich darum, dass der Explorer zu jeder Zeit Einsatzbereit ist, ja? Ggf auch ohne Batterie, wenn möglich!“
„Jawohl. Ich kümmere mich darum!“

Nahil war gespannt, was Jenny wohl in den Sinn gekommen war. Es klang ziemlich interessant und irgendwie auch logisch. Er nickte nachdenklich und zustimmend. Das wäre eine Möglichkeit..An Pilzsporen hatte er wirklich nicht gedacht....Aber er war ja auch nicht der Biologe hier!
Simons Anweisung wäre nicht nötig gewesen, da Nahil sich ohnehin total in das Thema gefunden hatte und dem selbst gerne auf die Spur kommen würde. Er nickte also bloß und sagte:"Selbst verständlich."
Er würde helfen wo er konnte, immerhin wollte er auch da hinunter!
"Ja, verlieren wir keine Zeit!" Lächelte der Arzt, nickte dann Simon zu und verließ mit Jenny das Zelr. Es gab nichts weiteres zu besprechen, ehe das nicht geklärt war. "Was glauben Sie,um was für einen Pilz es sich handeln könnte?'

"Ich bin mir nicht ganz sicher. Ich hätte es gleich als Pilz erkennen müssen, also, wenn es einer ist.. Normal würde ich von Geomyces destructants ausgehen, der befällt in vielen Höhlen alles, besonders gefährlich ist er für Fledermäuse.. Soweit ich weiss, sind aber keine Ausgetreten, nachdem sich die Kluft aufgetan hatte. Womöglich sind sie alle schon tot... also... wenn es dieser Pilz sein sollte.. Trotzdem hätte ich ihn dann sofort auch sehen können."
Sie waren im Zelt angekommen und sofort machte sich sich erneut an die Untersuchungen.
"Nein, das sieht nicht nach Geoymces aus.... Im Gegenteil. Der ist sonst kleinschuppig und sieht fast aus wie ein kleines Roggenfeld. Aber das hier.... sehen Sie das?", sie machte ihm Platz, damit er in das Mikroskop blicken konnte.
"Das ist sehr dicht und hat ein enges Konstrukt, fast wie.... fast wie das Netz eines Eichenprozessionsspinners. Aber den würde man niemals hier in Armenien finden..."
Sie bedachte gerade nicht, dass es sich um eine Jahrtausendealte chinesische Gottheit handelte und grübelte weiter über die Gegebenheiten, wie sie hier zulande hätten sein sollen.

Nahil hörte gespannt zu, nickte hin und wieder auch mal und dachte selbst ebenfalls nach, was es sein könnte.
Geduldig wartete er, bis sie ihhm Platz machte. "Sie haben Recht... das sieht wirklich stark danach aus..."
Er sah sie an.
"Es gibt sie allerdings in China... und da es sich um eine Chinesische Gottheit handelt ist das nicht vollkommen ausgeschlossen. Es könnte sein, dass die Chinesen die Eichenprozessionsspinner mit rüber gebracht und aus irgendeinem Grund in das Grab gegeben haben... Vielleicht auch, um es zu schützen, immerhin sind die Brennhaare nicht ungefährlich für Menschen... Sie überleben lange und verbreiten sich in den Nestern, der Erde und selbst in der Luft. Es wäre also im Grunde eine gute, natürliche Abwehrtaktik! Vielleicht hatten sie auch die Hoffnung, dass niemand darauf käme, der aus Armenien kommt, da es diese Falter hier normal wirklich nicht gibt..."
Er sah nochmal durch das Mikroskop, flitzte dann rasch rüber in sein Zelt und kramte eines der vielen Bücher raus, die er hierher bringen lassen hatte. Es war eines über Falter und ein paar andere Insekten. Er schlug den Eichenprozessionsspinner auf und legte das Buch neben das Mikroskop. "Hier... Das sieht dem schon sehr, sehr ähnlich... Sie könnten wirklich Recht haben."

Jenny riss die Augen auf! Selbstverständlich! Nahil hatte absolut Recht! Diese Biester gab es tatsächlich in China und das vielleicht schon viel länger, als angenommen.
Sie sah nochmals ins Mikroskop als er in seinem Zelt verschwand.
Als er zurück kam und auch das Buch dabei hatte, war sie sehr gespannt, was er zu sagen hatte.
Irgendwie war sie über seine Worte erleichtert.
„Wieso habe ich das nur nicht vorher bedacht! Oh Mann, das ist ein fataler Fehler! Bitte entschuldigen Sie! Ich befürchte, dass ich einfach zu durch bin! Sowas sollte nie passieren! Danke Nahil!“
Sie überlegte kurz und sah ihn dann wieder fragend an.
„Was meinen Sie, hat es dann aber mit dem Schwefel auf sich? Ist es vielleicht eine Zusammensetzung die sich gebildet hat? Vielleicht erwartet uns dort im Loch noch viel mehr, was wir von hier oben überhaupt nicht berücksichtigen können! Wir müssen da runter! Unbedingt! Aber wir müssen vor allem den Schwefel in den Griff bekommen…. Was aber, wenn es dort unten wirklich noch Sporen gibt, die schädlicher sind als der Schwefel? Nahil, was sollen wir nur tun?“

"Sie müssen sich nicht entschuldigen, ich habe ja auch nicht erkannt worum es sich wirklich handelt." Lächelte er. Erleichterung machte sich breit. Wenigstens wussten sie jetzt, worum es sich handelte, das war schonmal ein großer Schritt in die richtige Richtung.
"Jenny..." er sah sie freundlich an, legte ihr eine Hand auf die Schulter. "Wir sollten jetzt erstmal schlafen, manchmal kommt einem die Lösung doch auch im Schlaf, hm? Übermüdet laufen wir nur im Kreis. Wir sind schon einen großen Schritt vorran gekommen und um dieses Problem zu lösen brauchen wir einen klaren Kopf, nicht wahr?"
Er nahm die Hand wieder zu sich. "Wir schauen Morgen weiter, in aller Frische! Gute Nacht, Jenny."

„Ja, natürlich! Da haben Sie recht! Dann, bis morgen! Gute Nacht, Nahil!“
Sie räumte noch einiges auf und zog sich dann in ihr Zelt zur Nacht zurück.
Simon war früh aufgewacht, er hatte in seinem Zelt noch einige Liegestützen gemacht, bevor er sich zu den Waschräumen begab. Dort duschte er unter dem kühlen Wasser, welches aber durch die Sonne vom Vortag immer noch aufgewärmt war. Er stellte das Wasser ab und wollte gerade heraus gehen, als ihm jemand entgegen kam. Mit aller Seelenruhe, ging er zu seinem Handtuch, begrüsste die Person während er es sich um die Hüfte legte.
„Konnten Sie schlafen?“, erkundigte er sich.
„Treffen wir uns beim Frühstück. Ich bin gespannt, was es für Neuigkeiten gibt!“

Nahil verabschiedete sich freundlich für die Nacht, ging dann auch in sein Zelt und legte sich schlafen.
Er grübelte noch eine Weile, schlief dann aber endlich ein.
Am Morgen trank er erstmal einen Tee, ehe er sich auf den Weg zum Duschen machte.
"Guten Morgen, Simon." Meinte er, sah auch nur kurz den Körper des älteren an. Er war wirklich gut gebaut und durch und durch gesund...Der Traum eines jeden Arztes! Es war immer wieder schön einen so gesunden Menschen zu sehen und zu untersuchen, rein auf Beruflicher Ebene natürlich.
"Ja, nachdem wir weiter gekommen sind sogar sehr gut. Nahil selbst begann sich auszuziehen, die Bewegungen waren fließend und ruhig. In Badehäusern war das auch normal, das hier war doch nichts anderes.
"Jenny freut sich sicher auch, wenn sie Berichten darf, ich lasse ihr den Vortritt." Er lächelte. Nahil wirkte viel entspannter und ruhiger als gestern, sogar Simon gegenüber!

Simon lächelte. Das klag doch wirklich vielversprechend.
„Wunderbar. Ich bin auf Jennys Ausführung gespannt! Bis gleich!“
Er ging noch in sein Zelt, zog sich etwas an und machte sich auch schon auf den Weg zum Frühstück.
Robert war schon dort und trank stumm Kaffee.
Bis alle dann endlich vollständig waren, hatte es ein Weilchen gedauert. Aber dann wurde von Jenny auch schon Bericht erstattet.
Sie erzählte, was sie in der vergangenen Nacht noch herausgefunden hatten.
„Das ist großartig!“
„Ja, aber wir werden uns jetzt erst noch damit auseinander setzen müssen, wie wir weiter verfahren. Sobald wir da auf etwas gestoßen sind, informieren wir Sie alle natürlich, nicht wahr, Nahil?“
Auch wenn es wohl noch Zeit in Anspruch nahm, bis sie mit der eigentlichen Ausgrabung beginnen würden, war es schon einmal gut zu wissen, dass sie wenigstens eine Spur hatten, der sie nachgehen konnten.
Robert hatte noch erzählt, dass er den Explorer umgebaut hatte, dass er leichter werden würde und dass er sich nachher noch um den Antrieb kümmern würde.
Simon war sichtlich zufrieden.
„Vielen Dank für Ihren Einsatz! Das ist wirklich fantastisch! Ich finde, wir sind ein sehr gutes Team. Ich freue mich, wenn ich dann auch irgendwann mein Können für euch unter Beweis stellen darf.“
Er lächelte besonders die Aziz-Herren an.
Von Jenny und Robert wusste er ja schon, wie sie arbeiteten und war auch dieses mal nicht enttäuscht.

Wow! Simons Lächeln war umwerfend! Er sollte eindeutig öfter lächeln und seltener seine Augenbrauen zusammenziehen. Für einen Chinesen sah der Mann doch ziemlich gut aus.
Nahil schmunzelte über seine eigenen Gedanken. Simon war trotz allem jemand, mit dem er nicht wirklich viel zu tun haben wollte. Er würde bei dieser Ausgrabung sein Wissen und Können unter Beweis stellen und zeigen, dass er es wert war ein einem solchen Team zu sein und es nicht nur das Vitamin B seines Onkels war, was ihm diese Jobs augenscheinlich bekommen ließ.
Er war voller Motivation und Tatendrang! Das würde schon alles irgendwie klappen und mit einer so talentierten Frau wie Jenny konnte er auch gut arbeiten. Gemeinsam würden sie gewiss eine Lösung finden!
"Bis gleich!" gab der Ägypter gleich von sich, sah Simon noch kurz nach und ließ dann die letzten Stoffe zu Boden gleiten, um sie dann ordentlich zusammen zu legen und schließlich duschen zu gehen.
Dieses Team schien sehr begabt.... Er sollte sich vielleicht wirklich mehr auf die Aufgaben und die Ausgrabung selbst konzentrieren und über die Nationalität hinwegsehen...Irgendwie.
Solange ihm hier keiner mehr auf den Schlips trat, sollte das irgendwie möglich sein.
Bald schon kam er mit feuchtem, langen Haar zum Frühstück. Seine Haare würden bei der Hitze hier sowieso nicht lange zum trocken werden brauchen.
Es war interessant die Reaktionen und Antworten aller auf ihre Nachforschungen zu hören und es war angenehm, wie gut Jenny davon berichtete. Man konnte ihr verdammt gut zuhören, wenn sie etwas erzählte.
Simon schien zufrieden und auch sein Onkel nickte stolz. Die beiden würden das sicher hinkriegen und Robert hatte auch schon einige geschafft, wie es schien.
Sowohl der Arzt als auch sein Onkel nickten dem Chinesen lächelnd zu. "Ich bin mir sicher, dass wir auch noch dazu kommen werden!" lächelte Malik Simon an.
Es wurde gefrühstückt und sich eine Weile unterhalten, bis Malik sich vorerst verabschiedete, weil er noch einen Termin außerhalb der Ausgrabung wahr nehmen musste. "Jenny...wollen wir weiter forschen?" fragte Nahil schließlich, wobei er den Stuhl leicht zurück schob und aufstand.
"Ich würde ger-..Ah...!" Nahil hielt sich den Mund zu, blickte an sich runter. "Montivipera raddei...." entwisch es ihm leise, wobei es sich um eine Giftschlange handelte, die in Armenien stark verbreitet war.
Er wurde augenblicklich kalkweiß und sackte leicht zusammen. Alles schien sich zu drehen und die Schlange flüchtete, während aus der Bisswunde etwas Blut austrat. Sie war unten im Bereich des Knöchels. langsam ließ Nahil sich wieder auf seinem Stuhl nieder. Scheiße... Er war hier der Arzt! Er konnte sich in dem Zustand nicht sofort selbst behandeln, immerhin sollte man sich im besten Fall hinlegen und in Krankenhaus gebracht werden, wenn dieses Gift in den Körper gelangte.
"Gegengift..."
Er stand auf, schwankte aber und hielt sich am Tisch fest. "Nicht beissen lassen..." wies er die anderen an, immerhin könnte die Schlange noch hier sein oder sogar weitere!
Nahil wollte zu seinem Zelt, allerdings schaffte er es keinen Schritt weit vom Tisch weg.Kacke! Er hatte doch Gegengift dafür!!

Dafür, dass am vergangenen Tag noch alles so im argen zu sein schien und man schon mit dem Schlimmsten gerechnet hatte, war das Frühstück doch außerordentlich vergnügt. Sie hatten sich wirklich gut ausgetauscht und die Zufriedenheit über die ersten Ergebnisse war allgegenwärtig.
Dies wurde dann aber durch diesen plötzlichen Zwischenfall getrübt.
Jenny hatte schon fröhlich zustimmen wollen, als sie hörte, was Nahil da von sich gab, augenblicklich stand sie auf. Die Schlange war bestimmt noch nicht weit. Trotzdem war es wichtig, dass sie alle ausser Reichweite waren.
„Giftschlange!“, hatte sie laut von sich gegeben, damit die anderen sofort verstanden, was hier passierte.
Robert hob schnell die Beine an.
Simon sah entsetzt Nahil an, dessen Zustand zusehens schlechter wurde. Er kam schnell näher, hielt ihn aufrecht.
„Wo ist das Gegengift? Nahil? Wo bewahren Sie das auf?!“, fragte er laut und besorgt zugleich.
Verdammt, das ging alles so unglaublich schnell.
Jenny eilte in Nahils Zelt und suchte danach.
Robert zog Malik zu sich, da er geglaubt hatte noch eine Schlange gesehen zu haben.
Die Biologin kam mit einem silbernen Köfferchen zurück geeilt. Ihr war bewusst, dass die Ampullen darin wohl für solche Fälle gedacht waren, sie hatte allerdings keine Ahnung, welche davon für die Montivipera raddei war!
„Nahil, ich bin da… welches ist das Gegengift? Wie heisst es?“
Sie sah ihn besorgt an, während Simon ihn weiter stützte.
"Nahil, hören Sie mich? Wir brauchen Sie! Bitte, atmen sie tief und langsam durch.... welches ist das Gegengift, das Sie benötigen?", sprach Simon so ruhig es ging auf ihn ein.
Robert sah sich derweil weiter um, ob die Bedrohung vorbei war.

Nahil hielt sich an Simon fest, als dieser ihn aufrecht hielt. Ihm wurde unglaublich heiß und vor allem langsam schwarz vor Augen. Das Gift dieser Schlange war nicht lebensbedrohlich, allerdings konnte es schwere Schäden verursachen, wenn es sich zu stark ausbreitete oder zu lange im Körper blieb.
"Silberner Koffer..." brachte er hervor, krallte sich dabei in Simons Oberteil, da der Schmerz langsam kaum erträglich wurde.
Er versuchte sich möglichst nicht zu rühren und vor allem nicht ohnmächtig zu werden, das würde hier keinem helfen! Jennys Stimme drang dumpf zu ihm durch, dann die des Mannes, der ihn gerade festhielt.
Es fiel Nahil unglaublich schwer zu antworten, weshalb er den Koffer zu sich ran winkte und blind in diesen reingriff. Er tastete nur kurz die Reihe ab und nahm dann die dritte Ampulle aus der vierten Reihe heraus. Sie war tatsächlich so weit vorbereitet, dass vorne eine kleine Kappe drauf war, die die Nadel schützte, durch welche das Gegengift in den Körper gebracht werden konnte.
Er konnte sich nicht runterbeugen, um es direkt neben die Bisstelle zu stechen, weshalb er die Ampulle kraftlos auf die anderen Ampullen legte. "Knöchel....Biss...."
Der arzt deutete auf das Bein, an welchem die Bisswunde sichtbar blutete.
Langsam dämmerte er allerdings weg, brach schließlich bewusstlos in Simons Armen zusammen.
Es hatte wohl wirklich Vorteile, dass er seinen Koffer blind kannte. Er konnte innerhalb einer Sekunde reagieren, wenn es wirklich nötig werden sollte. Natürlich hatte er auch von allen Ampullen nicht nur eine dabei.

Simon war sich sicher, dass jemand wie Nahil genau wusste, wo er was, wie aufbewahrte.
„Sind Sie sicher, dass es diese ist?“, hatte Jenny allerdings gefragt, als die Ampulle ausgewählt wurde.
Simon nahm sie an sich, gut dass Nahil direkt sagte, wo sich der Stich befand.
Sofort schob Jenny das Hosenbein etwas an, wo auch gleich die Bissstelle sichtbar wurde.
Augenblicklich brachte Simon die Ampulle dort an, drückte und hörte, wie mit einem Zischen das Gegengift freigesetzt wurde und den Weg in die Venen fand.
„Los, helft mir!“
Robert kam zu ihm, gemeinsam trugen Sie Nahil in sein Zelt auf die Liege.
Selbstverständlich waren sie besorgt, aber das würde nichts bringe, wenn ihnen der Arzt unter den Händen wegstarb.
„Ist dieses Schlangengift tödlich?“, erkundigte sich der Leiter bei der Biologin.
„Nein, allerdings ist es trotzdem nicht ungefährlich. Es können Lähmungen hervorgerufen werden. Wir sollten Ihn auf jeden Fall in ein Krankenhaus schaffen!“
Verdammt, das war wirklich ein Desaster.
Einen Krankenwagen zu rufen, machte hier keinen Sinn. Also machten Sie den Geländewagen fertig, trugen Nahil hinein und betteten ihn dort auf die Rückbank. Jenny würde hinten auf ihn aufpassen, während Simon und Robert sich um die Wegstrecke kümmerten.
Sie hatten tatsächlich eine 50-minütige Fahrt vor sich.
Selbst als sie am Krankenhaus angekommen war, war klar, dass es keine Abteilung Speziell für diese Dinge gab. Zu ihrem Glück war aber ein Arzt vor Ort, der sich gut damit auskannte und Nahil noch etwas nach behandelte. Ihm vor allem etwas verabreichte, was seine Nieren spülen würde.
„Ich würde ihn gerne bis morgen hier behalten, wenn sich die Werte verbessern, können Sie ihn gern abholen.“
Simon bedankte sich bei ihm und rief dann den Onkel des jungen Arztes an, um ihm zu berichten, was vorgefallen war.
Er selbst war sich nicht sicher, ob sie hier bleiben oder zurück zur Ausgrabungsstätte fahren sollten.

Nahil selbst bekam das alles garnicht mit. Er war etwas fiebrig und vor allem immernoch bewusstlos. Die Fahrt über und auch im Krankenhaus war er noch ziemlich weggetreten. Das Gift hatte sich durch das Stehen zu sehr ausbreiten können und somit brauchte das Gegengift auch noch etwas länger, um wirklich alles zu neutralisieren.
Der Ägypter fertigte jedes Gegengift selbst an, wusste genau wie sie wirkten und wie lange sie brauchten, um die volle Wirkung zu zeigen. Er wusste, dass sie alle wirkten und das verdammt gut! Aber selbst von einer Schlange gebissen zu werden war doch nochmal etwas anderes und wenn die Ampullen nicht in der Nähe waren... nun dann war es nun wirklich nicht einfach sich selbst zu behandeln.
Noch nicht ganz bei Bewusstsein ließ Nahil sich etwas für seine Nieren verabreichen, auch wenn er das nicht wirklich mitbekam. Es dauerte noch eine Weile, bis er bei klarem Verstand war.
"Nahil? Ein Schlangenbiss? Ohje.... Ihr habt ihn also ins Krankenhaus gebracht? Das wird ihm nicht gefallen....er wird nicht bleiben, egal was ist." warnte der Onkel vor. "Er wird sich selbst versorgen wollen."
So war es auch. Nahil wurde langsam wieder klarer und ihm wurde bewusst, wo er hier war. Ein Krankenhaus?! Im Ernst?! Sein Gegengift reichte doch! Oh Gott! Er musste pinkeln! Dringend!
Der Arzt sprang regelrecht panisch aus dem Bett und rannte zur nächsten Tür, die glücklicher Weise die richtige war und seine Blase vor dem Platzen bewahrte. Er leerte erstmal seine überfüllte Blase und wusch sich dann die Hände und das Gesicht.
Prüfend musterte er sich im Spiegel, besah sich genaustens seine Haut, seine Augen, seine Lippenfarbe und seine Zunge. Es sah alles normal aus.
Schnell noch begutachtete er den Biss, der dank des Gegenmittels weder blau noch geschwollen war. Zufrieden ging er aus dem Bad und steckte sich auf dem Weg nochmal. Eigentlich fühlte er noch noch ein wenig schlapp, aber die Tatsache, dass sein Mittel trotz der langen Wirkzeit des Giftes so gut gewirkt hatte, beflügelte ihn.
Nahil kam schließlich zu Simon, Jenny und Robert, lächelte sie an. "Wir können wieder fahren! Sie hätten mich nicht herbringen müssen, meine Gegengifte sind so ziemlich das beste Mittel, was man gegen diese Biester finden kann." lächelte er. "Aber trotzdem, vielen Dank, dass Sie alle sich um mich gekümmert haben!"

Simon hatte gerade das Gespräch mit Malik beendet und unterrichtete die anderen darüber, was ihm gesagt wurde. Sie sprachen darüber, wie sie damit umgehen sollten und da kam auch tatsächlich schon der Patient.
Jenny besah ihn mit grossen Augen, während Robert es cool fand, was für ein zähes Bürschchen dieses schmächtige, androgyne Wesen doch war. Doch Simon nickte nur.
„Ja, Ihr Onkel hatte uns schon davor gewarnt. Mir ist allerdings egal wie gern sie sich selbst entlassen. Ich möchte gerne eine zweite Meinung. Und wenn diese Positiv aussieht, nehme ich Sie bedenkenlos mit!“
Er hatte erst gelächelt, da er natürlich auch erleichtert war, dass sich Nahil erholt hatte.
Jetzt sah er ihn aber ernst an.
„Nahil, Sie sind der Arzt unserer Expedition und ich habe Sie ausgesucht, weil ich ihrem Urteil und Ihren Fähigkeiten traue. Doch kann ich weder Ihr Leben riskieren noch riskieren, dass Sie irgendwen falsch behandeln, weil Sie noch nicht wieder zu 100 % hergestellt sind. Das verstehen Sie doch, oder?“

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