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Frau Watanabe hielt sich an ihrem älteren Sohn fest, als sie Feis Worte hörte. Es war so herzzerreissend! Die beiden mussten sich wirklich lieben, oder? Anders würde man doch sonst nicht so mit einander umgehen oder sprechen!
Sie versuchte ihr Schluchzen zu unterdrücken. Das Wasser in ihren Augen bildete aber ein Rinnsal auf ihren Wangen, eines, welches ihre Schminke wieder zu verwischen vermochte.
Feilongs Worte zu hören, zu sehen, wie er mir ihrem geliebten Sohn umging. So zart, so liebevoll. Das waren doch keine Anzeichen einer Feindschaft! Sie fragte ich ernsthaft, ob es Schicksal war, dass die beiden sich gefunden hatten um ihre Familien wieder zu vereinen.
Fei tat ihr wirklich leid. Er sah selbst so schwach und zerbrechlich aus. Nicht was seinen Körperbau anbelangte, nein, einfach nur, weil er so sehr litt.
Vorsichtig trat sie näher und legte ihre Hand an seine Schulter, ganz sachte rieb sie daran.
„Er wird wieder gesund!“, flüsterte sie. Zumindest wollte sie selbst daran glauben.
„Mutter… Sieh nur!“, gab Hikaru nun von sich, der bemerkt hatte, wie sich der Herzschlag seines Bruders verändert hatte.
Konnte das denn möglich sein?!
"Weiss er, dass wir hier sind? Weiss er, dass Feilong Kodama hier ist?", fragte sie sofort.
Der Herzschlag erhöhte sich direkt weiter.
Allerdings brachte das auch eine Schwester dazu herein zu kommen um nach dem Rechten zu sehen.

Fei fuhr zusammen, als er plötzlich die Berührung an seiner Schulter bemerkte. Er sah sie kurz an, nickte dann.
"Das muss er..." meinte er leise, ehe Hikaru auch schon auf den Herzschlag deutete.
War das gut? War das schlecht?
Dem jungen Yakuzasprössling rutschte das Herz in die Hose, dennoch hielt er weiter Harus Hand. Er wurde doch absichtlich ins Koma gelegt, oder? Also wäre ein Erwachen nach bereits einem Tag doch schlecht?
Sein Herz begann mit dem von Haru zu rasen und das Piepen des Monitors schien sich in seinen Kopf zu hämmern.
Er sah die Schwester Hilfesuchend an, da ihn diese Situation mehr als nur überforderte. Was war das? Was passierte mit Haru?
Der übermüdete Kodamajunge sah Haru wieder an, gequält und verletzt. Er wollte ihn nicht hier liegen wissen, er wollte ihn in seinen Armen wissen...oder selbst in Harus liegen...aber das hier war grausam!

„Bitte treten Sie etwas zurück!“, meinte die Schwester und drückte sich dann an den Besuchern vorbei. Sie hätte auch genauso gut auf der anderen Seite nachsehen können. Dadurch löste sich Feis Hand von Harus.
Der Herzschlag änderte sich.
„Was haben Sie gemacht?“, erkundigte sich die Schwester und sah die drei an.
„Wie bitte? Was haben SIE gemacht?“, wollte dann Hikaru wissen.
„Ruhe!“, zischte nun die Mutter.
„Darf ich?“, sie sah Fei an, nahm seine Hand und führte sie an Harus.
Der Herzschlag veränderte sich unweigerlich.
„Er.. er weiss, dass Sie hier sind! Er kann sie spüren!“, gab sie halb lächelnd, halb weinend von sich.
„Es ist besser, wenn wir ihn nicht überstrapazieren. Ich bitte Sie, die Räumlichkeiten zu verlassen!“, meinte dann die Schwester.
„Sie sehen doch, dass mein Bruder weiss, dass wir da sind…“
„Herr Watanabe, ich bin mir sicher, dass so etwas möglich sein könnte… dennoch ist es auch gefährlich. Wir dürfen ihm einen weiteren Stress zumuten! Bitte verlassen Sie nun die Räumlichkeiten, ich rufe den Arzt und wenn dieser sein Ok gibt, können Sie gern wieder herein kommen.“
Es hatte keinen Sinn hier zu diskutieren, besonders nicht vor dem Hintergrund, dass man Haru nicht schaden wollte.
Sie gingen also wider Willen aus dem Zimmer.
„Entschuldigen Sie mich einen Augenblick!“, meinte die Mutter und ging mit einem der Wachen Richtung Toilette.
Der Arzt betrat dann das Zimmer und Hikaru war nervös. Er blickte derweil Feilong an.
Ob es so eine gute Idee war, ihn mit rein zu nehmen?

Fei schrak auf, als Harus Herzschlag sich wieder änderte. Lag es wirklich an ihm?!
Der langhaarige war sichtlich überfordert, ließ aber seine Hand wieder an Harus führen und berührte diese dann auch sanft.
Wieder flennte der Yakuzasohn los. Haru reagierte also wirklich auf ihn?! Obwohl er nichtmal auf seine Mutter reagiert hatte?!
"Gehen...aber..." Fei sah gequält zu seinem Freund, löste sich dann aber zaghaft von dessen Hand und ging mit den beiden raus.
Kurz nur sah er Harus Mama hinterher, blickte dann die Tür an, hinter der sich Haru befand.
Wieso hatte er so stark auf ihn reagiert..?
Sein Blick fiel auf Hikaru. "Ich...tut mir leid...ich...ich wollte ihm nicht irgendwelchem Stress aussetzen....ich..." sprach er aufgelöst. "Wieso reagiert er auf mich...?" entwisch es ihm leise.
Fei griff sich an den Kopf, hatte er mit der Weile von dem ganzen Geheule doch ziemliche Kopfschmerzen.
"Glaubst du... ihm geht es soweit gut...? Er leidet nicht, oder?" fragte er tonlos.

Hikaru atmete laut aus.
„Ist schon okay… das konnte ja keiner Ahnen…“
Er musterte ihn.
„Keine Ahnung.. ich weiss nicht mehr, was ich denken soll… Ich habe das Gefühl, dass ich als einziger in der Familie versuchen muss die Fassung zu bewahren… dabei würde ich am Liebsten in einem Loch verschwinden und erst wieder raus kommen, wenn das alles durchgestanden ist!“, gab er nun zu.
„Tut.. mir .. leid… Haru ist ein Kämpfer! Er war schon immer stärker als ich… zudem hat er einen Dickschädel!“, er lächelte gequält.
„Der wird schon wieder werden!“

Feilongs Blick änderte sich sofort. Er sah Hikaru voller Mitgefühl an. Er verstand, was er meinte, aber das war nicht richtig! Auch er durfte sich Sorgen machen und trauern!
"Hikaru..richtig?" sprach er ihn an, sah ihm dabei in die Augen.
"Mag sein, dass es sich so anfühlt aber..."
Fei stand auf, zog den anderen an der Hand sachte hoch und legte schließlich seine Arme um ihn, presste ihn an sich.
"Du musst ganz sicher nicht die Fassung wahren...Es geht um deinen Bruder...Auch ein Yakuza darf weinen, wenn es um einen geliebten Menschen geht... Egal welche Stellung du in deiner Familie hast, keiner kann von dir verlangen ein gefühlsloser Klotz zu sein." sprach er auf ihn ein, natürlich zitterte seine Stimme immernoch ein wenig, aber bei weitem nicht mehr so stark wie zuvor.
Langsam löste er die Umarmung, sah ihn an. "Haru ist dein Bruder und er liebt dich... ich bin mir sicher, er wäre auch am Boden zerstört, wenn du dort liegen würdest..."

Damit hatte Hikaru nun wirklich nicht gerechnet.
Er ließ es aber zu und kämpfte enorm mit dem wachsenden Kloß in seinem Hals. Verdammt, warum war Fei nur so nett?
Als die Umarmung gelöst wurde nickte er nur und räusperte sich.
„Danke.. Feilong. Danke auch dafür, dass du genauso um meinem Bruder besorgt bist, wie wir.“
Er sah den Kodama-Vater an und verneigte sich leicht vor ihm.
Bald kam dann auch die Mutter zurück und der Arzt aus dem Zimmer.
Er ging von einer Überstimmulanz aus und bat darum, dass man vorerst von Besuchen absah, zumindest bis die kritische Zeit vorüber war.
Natürlich war das alles andere als die Nachricht, die sie sich erhofften, aber damit es Haru besser ging, würden sie es wohl dulden müssen.
Schwermütig sah die Mutter die Männer um sich an, dann nahm sie erst einmal Platz. Das musste sie verdauen.
Hikaru bat Feilong und seinen Vater um einen Spaziergang im Park, damit sich die Mutter etwas beruhigen konnte.
Sie setzten sich dort aber auf eine Parkbank, da sie wohl alle eher gelähmt waren als die Muße verspürten, großartig in der Weltgeschichte herum zu latschen.

"Dafür musst du mir nicht danken..." lächelte er zerknrischt. Natürlich war er besorgt um seinen Liebsten! Mehr als jemals zuvor um irgendwas.
Feis Papa nickte dem anderen zu, ehe der Arzt auch bald schon kam.
Die Nachrichten waren jetzt nicht besonders toll und Fei fühlte sich dafür verantwortlich. "Tut mir leid... ich wollte....ich wollte ihm nicht schaden...ich wusste nicht..." stammelte er, wobei sein Vater die Hand auf seine Schulter legte, um ihn zu beruhigen.
Natürlich gingen sie mit Hikaru mit, um der Mutter die Ruhe zu lassen.
Auf der Parkbank sah Fei den Bruder seines Liebsten an.
"Tut mir leid, dass ich so viel Unruhe in Eure Familie gebracht habe.... Haru hat mir gesagt, dass ihr herausgefunden habt, wer ich bin...aber in dem Moment habe ich auch erst erfahren, wer er ist..."erklärte er. "Das Schicksal hat uns zusammen geführt und.... ich lasse nicht zu, dass es mir Haru wieder nimmt..."
Fei krallte sich in seine Jacke, biss sich auf die Lippe und blickte zu Boden. "Ich will nicht, dass unsere Liebe alles kaputt macht...aber ich will auch nicht, dass alte Familienstreitereien unsere Liebe verwehren..."

„Es ist doch nich Ihre Schuld…Das konnte niemand wissen…“, beschwichtigte die Mutter. Dennoch war sie froh, dass sie für einen Augenblick ihre Ruhe hatte, als alle gingen. Sie sah ihnen noch nach, doch fing ihr Kopf langsam an zu schmerzen.
Auf der Parkbank erhob Hikaru seinen Blick, als Fei zu sprechen begann.
Er lächelte dann nur leicht.
„Ich glaube, dass in Situationen wie dieser, Familienstreitereien keine Rolle spielen… um genau zu sein, möchte ich mir darüber auch keine Gedanken machen. Ich will einfach nur, dass mein Bruder wieder….“
Okay, es passierte! Hikaru brach tatsächlich unkontrolliert in Tränen aus. Er hatte sich noch nie zuvor solche Sorgen um Haru gemacht. Meist hatte er sogar zu ihm aufgesehen, weil er ihn für so mutig hielt, einfach sein eigenes Ding durchzuziehen. Wenn Haru etwas sagte, dann hatte das - auch wenn der Vater das anders sah - meist Hand und Fuss! Er war viel vernünftiger und weitsichtiger als er. Hikaru folgte einfach blind den Anweisungen seines Vaters, traute sich nicht gegen irgendwen aufzulehnen. Er lebte ein Leben, das ihm mehr oder minder aufgezwungen war, nicht wie Haru! Durch Haru hatte er das Gefühl, selbst auch ein wenig frei zu sein!
Wie an dem Tag an dem sie wieder dieses Brauttreffen hatten und Haru und er dann aber saufen gegangen waren. Es war so befreiend! Es tat gut, dann und wann auszubrechen! Aber ohne ihn würde er das nie tun!
Ihn zu verlieren war seine größte Furcht!

Fei lauschte den Worten, als Hikaru zu reden begann, allerdings schrak er leicht auf, als er dann doch plötzlich weinte.
Sofort legte er einen Arm um Harus Bruder, zog ihn sanft an sich und streichelte seine Schulter. Es war gut, dass Hikaru weinte, andernfalls würde er sich nurnoch schlechter fühlen, je länger er das zurückhalten würde.
"Schon gut..." sprach er ruhig. "Lass alles raus, egal ob Trauer, Frust oder Wut... sonst frisst es dich von innen heraus auf."
Fei verkniff sich diesmal zu weinen. Hikaru brauchte für den Moment eine Schulter, an die er sich lehnen konnte, niemanden der jetzt auch schon wieder flennte.
Feis Papa reichte ihm eine Taschentuchpackung, die schleppte er gerade sowieso zahlreich für Fei mit.
"Haru kann froh sein, dass er einen Bruder hat, der sich sorgt... und eine Mutter...einen Vater....Er wird nicht von uns gehen, das würde er uns allen nicht antun..." sprach Fei leise. "Er ist stark..."
Mehr brachte Feilong nicht raus, sonst würde er doch wieder weinen aber seine Augen schmerzten bereits und es fühlte sich an, als wäre keine Flüssigkeit mehr da, die aus seinen Augen laufen könnte.

Hikaru war es peinlich und zugleich war er doch erleichtert. Er konnte sich ohnehin nicht mehr beherrschen, also war es wohl gut, dass Fei da war und ihm Trost spendete.
Dankend nahm er dann auch das Taschentuch von dem Kodama-Oberhaupt.
„Er wird schon wieder… ich weiss… das.. Es ist einfach nur… so ungewohnt.. ich hoffe… dass er dann wieder so ist, wie er war.“
Er tupfte sich die Augen trocken und auch die laufende Nase.
„Wo… wo habt ihr euch eigentlich kennen gelernt?“, fragte er dann um irgendwie auf ein angenehmeres Thema zu kommen.

Vor Fei musste ihm sowas nicht peinlich sein, immerhin verstand er diesen Schmerz und sah schon seit gestern so verheult aus. Er konnte diese Gefühle auch einfach nicht unterdrücken.
"Ich hoffe es auch..." gestand er leise.
Die Frage ließ Fei lächeln.
"Wo...naja.... ich hab seinen Laden gefunden, ihn betreten und mich sofort in seine wunderbaren Yukatas verliebt... ich hab direkt zwei gekauft..." erzählte er, er erzählte auch, dass er Harus Muse war und sie gemeinsam bei dem alten Herren waren, der die Motive druckte.
"Wir haben uns auf Anhieb prima verstanden und.... wir haben auch eigentlich recht schnell gemerkt, dass wir nicht nur Freunde sein wollen..."

Hikaru hörte ihm interessiert zu. Er musste unweigerlich lächeln, denn so wie Fei das erzählte und wie er dabei regelrecht zu strahlen begann, schien das wirklich eine ganz wunderbare Liebe zwischen ihnen zu sein.
„Ich beneide Haru gerade!“, meinte er leise.
„Und doch tut er mir leid!“
Die Tatsache, dass sie nunmal Erzfeinde waren, spielte doch wieder eine Rolle in seinen Gedanken.
„Ich hoffe, ihr findet einen Weg das alles durchzustehen. Ich möchte euch gern dabei unterstützen!“

"Du beneidest ihn? Wieso?" fragte Fei leise.
Er seufzte, lächelte dann aber doch wieder leicht, was aber mehr wurde, als Hikaru meinte, er würde sie unterstützen wollen.
"Was? Echt?!" fragte Fei erstaunt.
"Dann....dann haben wir Vaters und deine Unterstützung und wir kämpfen dafür...! Es gibt doch sicher irgendeinen Weg, oder?"
Er sah ihn hoffnungsvoll an, musste ihn dann aber doch umarmen.
"Danke sehr!" schluchzte er. "Haru kann sich glücklich schätzen mit so einem Bruder!"

„Ich beneide ihn, weil er vor mir jemanden so tolles wie dich gefunden hat. Ich möchte auch jemanden, der so glücklich aussieht, wenn er über mich spricht…“, gestand er. Er war aber keineswegs erbost. Er freute sich ja für Haru. Trotzdem hätte er das selbst auch gern. Wahrscheinlich würde er aber irgend eine Tussi heiraten müssen, um die Familiengeschäfte voranzutreiben.
Er nickte.
„Ich bin mir sicher, dass wir einen Weg finden, auch wenn es schwer wird. Besonders, was meinen alten Herren anbelangt. Aber… den bekomme ich schon weich geklopft!“, lächelte er schwach.
Er hoffte es. Garantieren konnte er es nicht, aber er hoffte es wirklich.
Er klopfte ihm sanft beruhigend auf den Rücken, als er so umarmt wurde.
„Wir sollten uns eine Strategie überlegen. Aber zuerst… muss Haru gesund werden, hmm?“

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