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Haru hatte nicht gewagt, sich zwischen Sohn und Vater zu drängen um seinen Schatz zu trösten! Dies ging viel weiter hinaus als nur zwischen Vater und Sohn zu sein. Ihre Familien waren Erzfeinde! Alles was er tun würde, könnte in einer Katastrophe enden.
Als sein Name ausgesprochen wurde verneigte er sich sofort tief und entschuldigte sich für den Umstand.
Wenn sein Vater ihn jetzt sehen würde, würde er ihm wahrscheinlich persönlich eine Tracht Prügel verpassen! Ein Watanabe hatte sich nicht zu verbeugen und schon gar nicht vor einem Kodama!
Er richtete sich also wieder auf und stellte sich ordentlich vor.
„Haru Watanabe. Watanabe-Klan! Ihr Sohn Feilong und ich sind befreundet! Mehr noch. Ich liebe ihren Sohn und ich möchte alles dafür tun, dass unsere Familien diesen sinnlosen Streit aufheben!“
Er sah ihn dann hoffnungsvoll an.
Sein Herz klopfte aber bis zum Anschlag! Ob er jetzt hier und heute niedergeschossen werden würde.... es war ihm egal. Er meinte es ernst. Für Feilong würde er alles tun!

Ein Watanabe verbeugte sich vor ihm?! Was war denn hier los? Das hatte er ja noch nie erlebt.
Die Worte des Watanabe-sprösslings klangen ehrlich. Es war nur logisch, dass Feilong solche Angst hatte, wenn dieser Mann der war, von dem Fei ihm erst berichtet hatte.
Sein Sohn hatte so glücklich ausgesehen und er schien wirklich sehr verliebt zu sein...und nun....nun weinte er bitterlich in der Angst, dass sein eigener Vater seinen Geliebten töten könnte.
"Feilong....hör auf zu weinen." waren seine ersten Worte, nachdem er Harus verdaut hatte. Er schob ihn sachte von sich, um ihm noch einmal die Tränen weg zu streichen. "Komm, steh auf... wo ist dein Stolz und dein Anmut geblieben?"
Fei sah seinen Vater an, schluckte schwer und stand dann gemeinsam mit ihm auf. Sein Vater richtete ihm kurz das Haar, sah ihn nochmal an und wand sich dann Haru zu.
"Haru Watanabe.... dieser sinnlose Streit hat tiefgehende, starke Wurzeln, wie ein jahrhunderte alter Baum. So einfach ist es nicht, verfeindete Familien zu Freunden zu machen und erstrecht nicht, durch eine Liebe zwischen zwei Männern."
Seine Stimme war ruhig und keines Falls erbost.
"Feilong... ist das der Mann, von dem du mir erzhält hast?"
Fei nickte. "Liebst du ihn wirklich so sehr?"
Erneut nickte er. "Ja, Vater... ich liebe Haru so sehr, dass ich für ihn mein Leben geben würde."
Das Kodama Oberhaupt seufzte leise, nickte jedoch, dann wand er sich wieder an Haru.
"Hör mir gut zu, Haru Watanabe. Ich werde dir nichts tun, solange du meinen Sohn nicht verletzt. Das hier bleibt unter uns dreien, niemand darf davon erfahren, klar?"
Fei schüttelte den Kopf. "Harus Eltern haben es schon herausgefunden..." gestand er leise.
Sein Vater sah ihn an, griff sich an den Kopf. "Das wird echt komplizierter als gedacht.."
Sein Blick richtete sich auf Haru. "Was glaubst du tun zu können, um den Streit unserer Clans zu beenden?" fragte er interessiert. Es war nicht so, dass er selbst gegen den Streit war, nein. Er hasste Harus Vater wirklich abgrundtief.... doch wenn es um das Wohl seines Sohnes ging, dann ging dieser einfach vor!

Haru war sichtlich erleichtert über die Worte des Kodama-Klan-Anführers. Er hätte nicht im Traum daran gedacht, dass dieser auch nur halbwegs kooperativ sein würde!
„Ich danke Ihnen, Herr Kodama! Aber ja, Feilong hat Recht, meine Familie hat mir den Umgang mit ihm untersagt… sie kennen aber auch nicht… nun ja… unseren Beziehungsstatus.“
Liebevoll lächelte er zu Fei, dann richtete er sich wieder an dessen Vater.
„Ich muss gestehen, dass ich mir noch nicht ganz sicher bin, wie ich unsere Familien zusammenbringen kann. Das ist alles auch eine sehr neue Erkenntnis für mich. Doch ich bin kein Verfechter davon, Hass von Generation zu Generation zu übertragen! Um genau zu sein, weiss ich noch nicht einmal mehr, wo dieser ganze Hass entsprang. Ich verstehe es, dass wir Traditionen wahren müssen, dass wir unsere Familien schützen müssen und all das. Aber wenn wir von vorn herein nur lernen zu hassen, anstatt zu lernen, wie wir einander helfen können, wie wir vielleicht sogar Allianzen bilden können und gemeinsam stärker werden… sowas wird uns nicht beigebracht und ich bin ehrlich, das halte ich für falsch! Nur weil etwas 20 oder gar 100 Jahre lang gut war, bedeutet das nicht, dass es heute noch zeitgemäß ist! Das ist genauso wie die Menschen, die uns Japanern immer noch Vorwürfe für WW2 machen! Wir können nicht für den Rest unseres Daseins unter den Fehlern unserer Ahnen leiden! Das stärkt unser Land nicht, es schwächt uns nur!“
Harus Ansprache war sehr inbrünstig. Es war auch seine ehrliche Meinung.
„Ich möchte mir eine Strategie überlegen, wie aus Feinden wieder Freunde werden können. Denn vor noch längerer Zeit waren unsere Ahnen genauso befreundet! Ich möchte daran arbeiten, die Kluft zu schließen und unsere beider Familien wieder zu einer besseren Stellung verhelfen!“
Er sah Feis Vater fast schon flehend an. Ob er ihm eine Chance geben würde.
„Vielleicht beginnen wir damit, dass Sie mir Ihre Sicht der Dinge erläutern? Denn ich kenne nur die der Watanabes.“

Feis Vater hörte geduldig zu, analysierte auch gleich Harus lächeln. Sie schienen sich wirklich zu lieben, allein die Tatsache, dass Fei dieses Lächeln ebenso ehrlich zurück gab, obwohl er völlig verheult aussah bestätigte das.
"Weise Worte." gab Feis Vater von sich, als Haru mit seiner Ansprache fertig war. "Vielleicht wird es wirklich mal Zeit alte Traditionen zu bedenken und uns der Neuzeit anzupassen... was denkst du, Fei?" er sah seinen Sohn an, welcher sofort nickte. "Ja, wir sollten auf jeden Fall über den Tellerrand blicken."
Haru sprach weiter und auch diesmal wurde er ausreden gelassen.
"Meine Sicht der Dinge...nun... die Wurzeln liegen wohl einige Generationen zurück, aber da der Streit mit einer Sünde begann... Unsere Familie waren einmal Verbündete, jedoch kenne ich nur die Geschichte, dass die Watanabes unseren Clan damals hintergangen haben und sehr, sehr großen Schaden anrichteten. Von Generation zu Generation wurde diese Geschichte weiter gegeben und mit ihr der Hass."
Er überlegte. "Aber....Da gibt es mehr. Dein Vater und ich....nun...wir hegen auch einen persönlichen Groll gegeneinander. Wir sind damals zur selben Privatschule gegangen und schon da haben wir uns zu hassen gelernt. Wir waren Feinde, ganz unabhängig von dem Clanproblem. Wir wussten nichtmal, dass wir geborene Erzfeinde waren."
Feis Vater stockte, merkte er doch die Unruhe, die in seinem Sohn herrschte. "Möchtest du zu ihm?" fragte er sanft, woraufhin Fei nickte. Sein Vater schob ihn sanft in Harus Richtung, woraufhin Fei augenblicklich seine Arme um ihn schlang und sich sanft an ihn schmuste.
Er war so dankbar, dass sein Vater so viel Verständnis hatte und sich wirklich ehrlich um sein Wohl sorgte.
"Also... ich befürchte, dass dein Vater und ich wohl niemals Geschäfte machen können. Wir sind uns niemals einig geworden, nichteinmal bei Gruppenaufgaben in der Grundschule! Er nahm mir meine erste große Liebe...es gibt vieles, was dein Vater und ich haben, um unseren Hass zu schüren...aber das muss nicht bedeuten, dass ihr euch auch hassen müsstet."

Haru war wirklich dankbar, dass man ihn aussprechen ließ. Sein eigener Vater tat das ja noch nicht einmal und dafür tat es jemand aus einem verfeindeten Klan! Was auch immer es war, es musste daran liegen, dass Feilong diesem Mann alles bedeutete. Ihm zu Liebe hörte er sich dessen Freund an. Sonst würde dies doch bestimmt auch nie passieren, oder?
Der Designer hörte ihm nun seinerseits interessiert zu. Innerlich dachte er einige Male, dass es doch aber andersherum gewesen sei, zumindest wenn es darum ging, was man ihm immer einzubläuen versucht hatte. Seltsam. Vielleicht rührte dieser ganze Mist ja nur von einem Missverständnis her! Ein Jahrhunderte altes Missverständnis! Eines, welches zu Hass führte…
Allerdings war dies nicht alles! Auch so hatten sich die Väter wohl nie verstanden. Seltsam.
Haru war froh, als er Fei in seinen Armen wissen durfte. Sofort schloss er ihn in diese und schloss auch unbewusst die Augen für einen Moment. Dann aber hörte er dem Älteren weiter zu. Er hielt dabei Feilongs Hand, denn weiter in einer Umarmung zu verweilen, hätte er vor dem Familienoberhaupt als unhöflich empfunden. Wahrscheinlich war auch schon das Händchen halten eigentlich zu viel. Aber er konnte nicht anders. Zu wichtig war ihm dieser Mensch!
„Ich Danke Ihnen für Ihre Worte! Danke, dass Sie sich die Zeit nehmen, mit mir darüber zu reden! Ich möchte von meiner Seite aus versuchen so bald als möglich das Gehör meines Vaters zu finden und auch mit ihm in Ruhe über alles reden. Herr Kodama, wenn Sie es mir erlauben, möchte ich versuchen, die Wogen zwischen unseren Familien zu glätten!“

Im Grunde war Feis Vater sehr ruhig und hörte auch meistens geduldig zu, vor allem wenn es um seinen geliebten Sohn ging. So glücklich wie mit Haru hatte er Fei noch nie gesehen und das wollte er öfter sehen!
Fei fand es in Ordnung, dass Haru bloß seine Hand hielt, anstatt ihn weiter im Arm zu halten und seinen Vater schien es auch nicht zu stören, im Gegenteil....er lächelte.
"Dein Vater scheint immernoch ein solcher Sturrkopf zu sein, wie damals, hm? Ich wette er lässt dich nicht ein einziges Mal aussprechen, wenn du mit ihm reden willst...."
Er blickte Fei kurz an, dann wieder Haru. "Für meinen Sohn nehme ich mir die Zeit. Als er mir von dir erzählte, war er glücklicher denn je und das möchte ich ihm bieten können. Jemand, der meinem Sohn gut tut, kann nicht schlecht sein. Aber lass dir eins sagen... tust du meinem Sohn weh, lege ich dich um....tut deine Familie ihm weh oder ähnliches, werde ich euren ganzen Clan ausrotten...also pass gut auf und überlege gut, was du tust. Mach meinen Jungen nicht unglücklich."
Während er sprach, legte er den Yukata ab. "Ich würde die beiden Yukata dennoch nehmen."
Fei sah seinen Vater erstaunt an. "Du...bist du sicher?" fragte er. "Nun.... die Stoffe sind wunderbar und du liebst diese Kleidungsstücke... es macht mir nichts aus hier Geld zu lassen."

„Ich würde Feilong niemals etwas antun! Niemals! Seien Sie gewiss, wenn meine Familie Feilong etwas antut, dann rotte ich sich höchstpersönlich aus!“
Er bedankte sich dafür, dass die Yukatas gekauft wurden, auch wenn es irgendwie einen schalen Beigeschmack hatte.
Er verzichtete darauf einen Rabatt vorzuschlagen. Mit einem Mann aus diesem Rang hatte man nicht zu verhandeln zudem würde er dieses Angebot auch nicht annehmen, da war sich Haru sicher.
Er packte ihm zwei ungetragene Kleidungsstücke entsprechend ein und überreichte sie ihm mit einer tiefen Verneigung.
„Ich danke Ihnen, Herr Kodama! Nicht nur für Ihren Einkauf! Für alles!“
Er sah dann seinen Freund liebevoll an.
„Geh ruhig. Erhole dich. Der Tag war schon sehr anstrengend. Ich melde mich bei dir, wenn ich Feierabend mache! Gib auf dich acht, mein Liebster!“

Der älteste nickte. Er fand es gut, dass Haru sogar für Fei gegen seine eigene Familie vorgehen würde.
Fei freute sich sichtlich, dass sein Vater die Kleidungsstücke dennoch kaufte, obwohl sie von einem Watanabe gefertigt wurden. Sein Dad wusste nunmal auch, was Qualität war und vor allem, wie gerne Fei die Dinger trug.
"Danke, dass du für meinen Sohn ins offene Messer laufen würdest. Vielleicht bist du ja der Schlüssel zu einer großen Vereinigung, wer weiß. Ich wünsche dir viel Erfolg bei dem Versuch die Wogen zu glätten."
Fei bedankte sich bei seinem Vater für den Yukata, lächelte auch sanft.
"Ja..okay... ich ehm..."
Fei sah seinen Vater kurz an, wand diesem dann den Rücken zu, um Haru zu küssen. "Ich liebe dich... vergiss das nicht, ja? Ich versuche auch zu helfen." sprach er sanft, lächelte liebevoll und küsste ihn ein zweites Mal, ehe er schließlich mit seinem Vater verschwand.
"Das war schon ein ganz schöner Schock, Fei..."

Noch ein paar wenige Kunden beehrten ihn über den Tag. Er räumte noch auf und schickt Fei Liebesgrüsse, bevor er sich auf den Heimweg machte.
Dort angekommen parkte er den Wagen und ging ins Hausinnere. Er konnte noch nicht einmal die Schuhe richtig ausziehen, da er hielt er schon den ersten Hieb ins Gesicht.
Er fiel zu Boden. Nicht, weil er direkt ausgeknockt wurde, sondern weil er nur auf einem Fuss gestanden hatte. Entsetzt blickte er auf und sah in das wutentbrannte Gesicht seines Vaters.
„Willst du mich unbedingt blamieren?! Willst du mich und diese gesamte Familie wahrhaftig entehren?!“
Fragend sah er ihn an. Seine Mutter kam näher, unsicher ob sie ihrem Sohn beim Aufrichten helfen oder ihren Mann beruhigen solle.
Harus Bruder kam ebenfalls hinzu und half ihm dann aber auf.
„Vater ich...“
„Sprich mich nicht an! Sprich mich ja nicht an! Ich nehme dir den Wagen und den Laden! Du hast es nicht anders gewollt!“
„Was?! Was zur Hölle soll der Scheiss?!“
„Haru, provozier ihn doch nicht noch!“
„Provozieren?! Ich komme nach Hause und weiss nicht mal was los ist! Man will mir alles nehmen, wofür ich gearbeitet habe und ich soll es einfach schlucken?!“
„DU HAST FÜR GAR NICHTS GEARBEITET! Ich habe es lediglich geduldet, damit du keinen Bockmist mehr baust!“
„Was zur Hölle ist los?!“
Der Vater schnappte nach Luft, nicht nur dass Haru ihm widersprach, ihn ansprach und auch noch frech war.... er wollte ihm direkt noch eine verpassen.
„Ich frage dich nur einmal! Hast du dich mit den Kodamas verbündet oder nicht?!“
Ungläubig sah er ihn an.
„Was?!“
„STELL DICH NICHT DÜMMER ALS DU BIST!!!“
„Bei dir wurden die Kodamas heute im Shop gesichtet.“, erklärte ihm sein Bruder wenigstens.
„Feilong ist mein Kunde! Das wisst ihr bereits! Sein Vater wusste nicht, dass ich zum Watanabeklan gehöre, er kam weil er für seinen Sohn einen...“
„ALLES LÜGEN! Du hast dich verbündet!“
Haru wurde gerade richtig sauer! Wieso konnte sein eigener Vater ihm nicht zuhören, aber der eines verfeindeten Klans?!
„Du willst die Wahrheit, Vater?! Fein! Die sollst du haben! Feilong Kodama und ich sind ein Paar! Ja! Wir lieben uns! Und dein völlig verblödeter Streit mit den Kodamas kann nicht mal mehr der Kodama Klan nachverfolgen! Die Geschichten beissen sich! Die alten Traditionen sind lächerlich! Es ist an der Zeit dem ganzen Hass, den wir von Generation zu Generation weiter vererbt bekommen endlich mal ad Acta zu legen und neu zu verhandeln! Friedensbündnisse! Allianzen! Dinge die uns stärken und nicht nur limitieren!“
Die Entrüstung des Vaters wurde von einem Aufschrei verfolgt. Dann griff er sich an die Brust und sackte zusammen.
Harus Mutter war entsetzt und versuchte ihn zu stützen, auch sein Bruder packte mit an.
Haru war überrascht! Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet! Das wollte er auch nicht.
„Vater..“
„Ruf einen Arzt!“

Fei freute sich unheimlich über die Nachricht seines Liebsten und antwortete auch gleich darauf.
Er war sowas von verliebt, dass es schon beinahe weh tat. Haru und er gehörten zusammen, egal was andere sagten.
Er hatte noch eine Weile mit seinem Vater gesprochen und tatsächlich hatten sie bereits gemeinsam überlegt, wie sie das alles regeln konnten. Gott, Feis Papa war wirklich der Beste! Er beschützte seinen Sohn, sorgte sich um ihn und zeigte Verständnis, wo Fei niemals mit Verständnis gerechnet hätte.
Sie hatten ja keine Ahnung, dass das Oberhaupt des Watanabe-Clans gerade zusammengebrochen war.
Fei schwärmte immer wieder davon, wie wunderbar Haru war und wie wohl er sich mit ihm fühlte. Sie tranken auch diesmal wieder gemeinsam, diesmal auf ein Happyend!
"Ich bin froh, dass mein Vater so ist, wie er ist. Er hofft sehr, dass wir beide unser Happy End bekommen und wünscht dir viel Erfolg dabei, mit deinem Vater zu sprechen! Wir schaffen das gemeinsam...ich liebe dich!" schrieb er nochmal.

Natürlich wurde er nicht direkt in ein Krankenhaus gebracht. Das Oberhaupt eines Yakuza Klans hatte einen Chefarzt als Freund, der selbstverständlich schnell vor Ort war.
Während Haru und sein Bruder fast starr vor dem Schlafzimmer der Eltern warteten, blieb die Mutter bei ihrem Mann.
Nach einer guten Stunde kam dann der Arzt heraus und nickte dem Spross zu.
„Es ist alles in Ordnung. Er hat sich nur etwas überanstrengt. Ein Infarkt war es nicht, aber er muss sich ein paar Wochen schonen. Bei noch so einer Aktion könnte er weitaus schlimmeres durchmachen, als einen Infarkt zu erleiden.“
„Danke Dr. Suzuki!“, kam es vom älteren der Brüder.
Haru sass schuldbewusst da und war sich nicht sicher, was er sagen oder tun sollte.
Er betrat den Raum erst am nächsten Morgen. Er hatte die Nacht über kein Auge zu getan und über alles nachgedacht.
Seine Mutter hatte ihn gebeten Tee zu seinem Vater zu bringen, was er tat.
Er stellte ihn auf dem Tisch neben dem Bett ab. Sah seinen Vater an, der aufrecht im Bett sass und etwas las.
„Vater, es... tut mir leid... es war nicht meine Absicht, dich so aufzuregen!“
Der alte sah ihn an, lächelte.
„Das macht nichts. Es spielt keine Rolle mehr!“
Fast schon erleichtert sah Haru ihn an.
„Du bist nämlich nicht mehr mein Sohn!“
Entsetzt starrte er ihn einen Augenblick lang an. Doch der Mann hatte sich seinem Buch zugewandt.
Diese Worte hatten mehr getroffen als alles zuvor!
Er verliess den Raum und ging schnellen Schrittes Richtung Haustür.
„Haru? Wo willst du hin?“, erkundigte sich seine Mutter.
„Da ich kein Teil des Watanabe Klans mehr bin, spielt das keine Rolle!“
„Was?!“ sie eilte zu ihm und hielt ihn an der Hand fest. „Was redest du da?!“
„Vater hat gesagt, ich bin nicht mehr sein Sohn! Weisst du was? Es ist egal, wie oft er mich geschlagen hat, wie häufig er mich versucht hat zu tadeln... ich weiss selbst ganz genau, dass ich nicht so bin, wie er mich gern hätte! Das gibt ihm aber nicht das Recht mich zu verstossen! Aber dann ist es eben so! Dann kann ich jetzt wenigstens so leben, wie ich will!“
„Haru, dass hat er nicht so gemeint!“
„Lass gut sein, Mutter! Er hat es so gemeint und ich akzeptiere es! Er hört ohnehin nicht zu, wenn ich mit ihm spreche... nur seine Meinung zählt! Ich packe meine Sachen und gehe.. soll mir recht sein!“
Er verliess das Haus, stieg in seinen Wagen und fuhr. Er fuhr ohne Ziel, ohne klaren Gedanken. Er war, wider Erwarten ernsthaft getroffen von dieser kalten Aussage. Je mehr er alles Revue passieren liess, desto wütender, enttäuschter und trauriger wurde er!
Er wollte nur noch eins! Feilong!
Haru fuhr allerdings so unkonzentriert und schnell, dass er eine rote Ampel übersah.
Er nahm nur diesen lauten Knall war und diesen festen Ruck, bevor alles schwarz wurde.

Feilong hatte keine Ahnung! Er glaubte, dass Haru einfach mit seinem Vater sprach und vielleicht auf eine Wand einredete, aber mehr mochte er sich nicht vorstellen. Was tatsächlich passierte wusste er natürlich nicht.
Er saß gerade mit seinem Vater auf dem Sofa und schaute die Nachrichten.
"Vor einer Stunde gab es einen schweren Unfall an der blabla Kreuzung. Beide Fahrer wurden schwer verletzt aus den Wagen geborgen und befinden sich nun in einem Krankenhaus."
Eine Reporterin stand vor der Unfallstelle, wo man gerade sah, wie die Wagen abgeschleppt wurden.
Fei verschluckte sich an seinem Tee. "Haru hat so einen Wagen!" gab er völlig entsetzt von sich. "Fei...keine Sorge, viele Leute haben das gleiche Auto." versuchte sein Vater ihn zu beruhigen. "Ich bin mir sicher, dass es Haru gut geht, mh?"
Er lächelte seinen Sohn an, welcher dennoch ein wirklich schlechtes Gefühl hatte.
"Können...wir..."
"Wir können gleich zu seinem Laden fahren, wenn du möchtest...sicher ist er da und wartet schon auf dich."
Naütlrich hoffte sein Vater, dass es sich nicht um Haru handelte, denn das würde Fei das Herz brechen!
"Vater... ich hab ein schreckliches Gefühl..." entwisch es Fei unsicher, wobei er bereits Tränen in den Augen hatte. "Ich hab Angst um Haru!"
"Nagut...wir fahren zu seinem Laden, okay? Und wenn er dort nicht ist, fragen wir im nächsten Krankenhaus nach, abgemacht?"
Fei nickte, machte sich dann sofort fertig, um mit seinem Vater los zu fahren.

„Mutter! Ist Haru da?“
„Er ist vor ca einer halben Stunde gegangen...“
„Oh Gott, nein! Oh bitte, nein!“
Er wählte nochmals panisch die Handynummer. Allerdings ging sofort die Mailbox ran.
„Hikaru, was ist los?!“
„Ich habe gerade die Nachrichten gesehen. Ich glaube Haru ist etwas zugestossen!“
Es war ein hektisches hin und her. Während der Bruder die Krankenhäuser, die in Betracht kamen kontaktierte, sprach die Mutter aufgelöst mit dem Vater, der sich weiterhin teilnahmslos zeigte.
Nun platzte ihr aber auch der Kragen
„Haru hatte Recht! Es geht dir immer nur um dich und dein Ansehen! Wann hast du dir jemals deine Söhne angehört, oder mich?! Tu was du willst, aber Haru ist mein Sohn! Genauso wie Hikaru! Ich will keinen von beiden verlieren!“
Sie verliess unter Tränen den Raum um zu ihrem ältesten Sohn zu eilen. Er hatte das richtige Krankenhaus ausfindig gemacht und wurde mit Begleitpersonal gefahren.
Eilig wurden sie dann in die Notaufnahme geleitet. Haru war allerdings noch in Behandlung. Sie mussten auf den Arzt warten.
Völlig fertig mit den Nerven sassen sie da und hielten ihre Hände fest.

Fei war mit seinem Vater zu Harus Laden gefahren, natürlich war er nicht hier!
Sie klapperten also die Krankenhäuser ab und fanden bald auch das richtige. Allerdings erst nach Harus Mutter und Bruder. Sie mussten auch das Yakuzading spielen lassen, um überhaupt zu ihm zu können, zumindest in die Nähe, da er ja noch in Behandlung war.
Fei konnte es nicht fassen. Haru durfte sowas unmöglich passiert sein!! Das war ein Alptraum!
Sein Vater hielt ihn an sich gepresst, wobei Fei sich an ihn krallte und seine Tränen versuchte zurück zu halten. Bei der Notaufnahme angekommen, rutschte Fei das Herz in die Hose. Jetzt, wo er Harus Bruder sah, war er sicher, dass es sich um seinen Haru handelte. Er schnappte nach Luft, weinte nun doch. "Fei...." Sein Vater schloss ihn in die Arme, streichelte sein Haar und als er sich etwas beruhigt hatte, führte er seinen Sohn näher an Harus Bruder.
"Wissen Sie schon, wie schlimm es ist?" fragte Fei völlig aufgelöst. Es war ihm egal, ob sie wussten, wer er war, oder nicht...Er wollte einfach nur wissen, wie es um Haru stand.

Völlig in Gedanken und Sorge gehüllt, blickten die Watanabes erst auf, als sie angesprochen wurden.
Hikaru stand auf, stellte sich fast schon schützend vor seine Mutter. Überrascht blickte er die Männer an.
Die Mutter sah von Fei zu seinem Vater und ihrem Sohn. Ihr Make up war vom weinen verlaufen und so sah man sie in der Öffentlichkeit eigentlich nie.
„Bitte, kommen Sie mit...“
Er liess einen der Bodyguards auf seine Mutter aufpassen und führte Feilong und seinen Vater in den nächsten Gang.
„Sie sollten beide nicht hier sein!“, er atmete schwer aus.
„Wir... wir wissen noch nichts. Aber wir können es so handhaben, dass ich anrufe, sobald ich Neuigkeiten habe... allerdings bitt ich Sie, dann jetzt zu gehen. Meine Mutter ist sehr aufgebracht. Mein Vater ist krank zu Hause und nun das. So viel Stress würde ihr nicht gut tun... das verstehen Sie sicher, oder?“
Er sah beide fast schon flehend an. Hikaru war alles andere als ein harter Geschäftsmann, er war viel zu emotional und auf die Menschen bedacht. Das war allgemein bekannt und galt als seine grösste Schwäche. Aber ihm war es egal. Er war sich sicher, dass sein Bruder sich darüber freuen würde, wenn er erfuhr, dass Feilong extra her gekommen wäre.
Er musterte sie.
„O-oder... Sie warten in der Cafeteria und ich komme zu Ihnen wenn ich mehr weiss... aber mehr kann ich wirklich nicht tun!“

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