Der Chinese sah das etwas anders als Nahil, er hatte in der Tat nichts gegen eine Romanze! Ja, hier vor Ort stand natürlich die Ausgrabung an oberster Stelle, aber so ein bisschen Knistern, hatte doch noch keinem geschadet!

Das Frühstück war dann auch bald beendet und man ging gespannt zu Roberts Erfindung.

Dieser erklärte alles viel zu ausführlich und das vor allem in einem Jargon, der wohl nur für ihn hier so geläufig war. Er führte auch kurz einmal vor, wie es funktionierte und sah dann alle begeistert an.

„Leute, es klappt! Ich kann jederzeit Starten. Ich brauche nur ein Go!“, gab er dann laut von sich, um es kurz und knapp auch für sie gesagt zu haben.


„Go!“, kam daraufhin vom Teamleiter mit hochgehobenem Daumen.

Es wurde dann alles veranlasst aber auch abgeriegelt, damit gefahrlos gesaugt werden konnte.

Robert tat dies mit Schutzkleidung und dem ferngesteuerten Sauger unlängst der Wolke.

Alle anderen sollten aber in sicherer Entfernung bleiben, falls doch etwas schief gehen sollte.

Doch es funktionierte fantastisch! Es war unglaublich!!

Nahil war hochauf begeistert. Es fühlte sich wirklich immer toll an, wenn ein Plan so gut klappte.
Sie sahen zu, wie Robert die Wolke einsaugte, doch was sie nicht wussten war, dass sich etwas zusammenbraute.

Nahil bemerkte einen kühlen Windstoß und sah sofort in die Richtung aus welcher er kam.
Oh nein...
"Simon....ich fürchte wir bekommen ein Problem..."
Der Himmel hinter ihnen war plötzlich gefährlich dunkel, voller Blitze und das Donnergrollen hörte man schon leise. Die schwarzen Wolken rollten regelrecht in ihre Richtung.

Es würde noch ein oder zwei Stunden dauern, bis das Gewitter sie erreichen würde, dennoch sah das echt übel aus. Gewitter bedeuteten hier in der Wüste nie etwas Gutes... Vor allem nicht, wenn der Wind dabei so stark war.

Simons Handy klingelte, Malik war dran.

"Simon! Sie müssen das Camp evakuieren! Ein Sturm wurde gesichtet, er wird stärker und zieht genau in die Richtung der Ausgrabungsstelle! Es wird angenommen, dass der Sturm sich wohl möglich in einen Wirbelsturm steigert! Das Hotel in der Nähe hat noch drei Zimmer frei, die habe ich reservieren lassen! Sichert alles so gut es geht ab und verschwindet von dort!" warnte er Simon.

Nahil hörte seinen Onkel laut und deutlich aus dem Hörer, da er wegen dem starken Wind bei ihm so schrie. Er hatte es geahnt. Sturm, Hitze, Gewitter und Sand waren eine beschissene Mischung.
"Wir sollten uns beeilen..."

Es sah wirklich gut aus! Sie würden diese Wolke sicherlich bald vollständig aufgesaugt haben!

Simon wurde dann aber von Nahil auf den Himmel hinter ihnen aufmerksam gemacht.
Oh nein, das sah nicht gut aus! Aber sie würden es vielleicht noch zeitlich hinbekommen!

Er hatte dann den unerwarteten Anruf entgegen genommen, der ihm leider das Gegenteil erklärte.

„Verdammt! …Danke Malik!“

Er wandte sich dann an Nahil, sagte ihm, dass dieser sich sofort darum kümmern sollte, dass sie hier evakuierten.

Er selbst rannte in das Forschungszelt, zog sich einen der Sicherheitsanzüge an und eilte zu Robert um ihm mitzuteilen, dass sie abbrechen mussten.

Dieser verstand wegen des Saugers nichts, egal wie laut Simon ihn anbrüllte. Natürlich wollte er ihn nicht abstellen, da sonst der rest der Masse wohl in der Luft aufgewirbelt werden würde und sich verteilte.

Mit Händen und Füssen machte der Teamleiter dann Robert aber doch klar, dass ein Unwetter drohte und sie hier sofort weg mussten.

Robert brach also ab und es war wie befürchtet.

Die Wolke sah plötzlich aus, als wäre sie zerrissen worden und in viele Einzelteile zerfetzt. Sie sah selbst nur noch wie viele kleine Nebelschwaden aus und verbreitete sich im Wind.

Doch sie hatten keine andere Wahl mehr. Wo auch immer sich die Brennhaare verteilen würden, es lag nun nicht mehr in ihrer Hand! Hätten sie doch nur schon vorher über das Wetter nachgedacht. Allerdings war es hier nicht unüblich, dass sich plötzlich Sandstürme auftaten. Aber so ein riesiges Unwetter, wie jetzt, das hatte wohl niemand kommen sehen.

Sie eilten so schnell sie konnten in die Zelte, holten alles was ihnen wichtig war und verfrachteten es in die beiden Geländewagen.

Sie hatten für alles fast 45 Minuten gebraucht und der Wind peitschte ihnen so allmählich den Sand um die Ohren.

Mit zusammengekniffenen Augen stiegen sie dann endlich ein um loszufahren.

Sie waren schon ein ganzes Stück entfernt, konnten nur hoffen, dass die Grabstätte das aushalten würde, bzw, dass sich nichts über der Abstiegsstelle verfing oder etwas zerstört wurde.

Als sie endlich an dem Hotel angekommen waren war die Laune natürlich entsprechend im Keller. Der einzige Trost war, dass sie in Sicherheit waren.

Jetzt, da sie eincheckten realisierte Simon erst, dass es nur 3 Zimmer waren.

„Nahil und Jenny, ihr bekommt ein einzelnes Zimmer… Robert und ich begnügen uns mit dem anderen.“

„Ich schnarche. Das will ich eigentlich keinem Zumuten!“, brummte er.

Entnervt sah Simon ihn an.

„Dann schlafe ich eben in der Lobby!“

Er ging erstmal dort zur Toilette um sich das Gesicht und die Hände zu waschen. Alles war voller Sand und wenn er Pech hatte, waren da auch noch Brennhaare dabei…

Nahil konnte es nicht fassen. Wieso stand diese Ausgrabung nur unter so einem schlechten Stern? Immer wenn sie vorran kamen, kam etwas neues, unerwartetes auf sie zu, was sie ausbremste.

Der Ägypter nickte sofort, ehe er Jenny bescheid gab, dann auch den restlichen Leuten, die hier noch rumliefen.
Es dauerte alles eigentlich viel zu lang und diese verdammte Wolke breitete sich nun auch noch in keinen Fetzen aus. Hoffentlich würden sie vom Sturm möglichst zerstört werden!

Nahil nahm natürlich auch den Waschbären mit, welcher brav auf seinem Schoß lag und schlief, als sie wegfuhren. Er schmuggelte ihn schließlich auch in einer Tasche ins Hotel. Er würde jedenfalls dieses Tier nicht dem Sturm überlassen.

Im Hotel angekommen war es natürlich klar, dass die Laune im Keller war. Alles schien sich gegen sie zu stellen.

"Was?Simon...!"
Hier musste ja wohl keiner in der Lobby schlafen!
Nahil sah Robert tadelnd an. "Nimm du das einzelzimmer, ich schlafe bei Simon." meinte er rasch zu ihm, ehe er dem älteren nach kam.
"Hey.... Hier muss keiner in der Lobby schlafen. Es sind insgesamt 4 Betten, also hat jeder Platz. Wenn Robert nicht will, dann teile ich mit dir das Doppelzimmer." sprach er sanft.
Nahil hatte nur keine Ahnung, dass es sich bei dem einen Zimmer doch tatsächlich um ein Zimmer mit Doppelbett handelte...also....einem großen für 2! Aber selbst wenn.... Es war eine Notsituation und er war ja auch nicht so wählerisch, was Schlafplätze an ging..... Aber das Zimmer war ohnehin mit Vollausstattung! Es gab sogar eine große Badewanne mit Whirlpoolfunktion. War zwar kein günstiger Raum, aber einer der 3 einzigen, die nicht ausgebucht gewesen waren. Robert ließ sich also ein totales Luxuszimmer entgehen!
Er lächelte Simon sachte an. "Wir warten das Unwetter ab, tanken hier ein wenig Energie und dann kanns weiter gehen, okay?"
Der Waschbär streckte den Kopf aus Nahils Tasche und sah Simon nun auch an. Dieses Tier war so niedlich, Nahil schmolz beinahe dahin!

"Ich glaube er sieht das genauso!" grinste er, deutete dabei auf den Fellball mit den Knopfaugen.

Jenny blickte Robert ebenfalls strafend an, nachdem Simon ins Bad gegangen und Nahil ihm gefolgt war.

„Wir sitzen gerade mächtig in der Patsche, besonders Simon und du denkst nur ans Schnarchen?! Das interessiert doch niemanden!!!“

Simon hatte sich am Waschbecken abgestützt und sah Nahil über den Spiegel an.

Er hörte ihm zu und drehte sich ihm dann auch entgegen.

Gerade wollte er etwas sagen, da lunste dieses Tier aus der Tasche.

„Du hast ernsthaft einen Waschbär mit ins Hotel geschmuggelt?“

Er wusste nicht ob er lachen oder es seltsam finden sollte.

„Es ist kein Haustier, das ist dir bewusst, ja? Wenn du mit dem Teil erwischt wirst, musst du bestimmt ne Strafe zahlen, oder sowas! Willst du ihm nicht lieber die Freiheit... ach... egal... ist schon ok!“

Er drehte sich wieder um, wusch sich die Hände nochmals. Er hatte wirklich andere Probleme als diesen bescheuerten Vierbeiner.

Auch wenn er unbegrenztes Budget zur Verfügung hatte und das vollste Vertrauen der Institute und Sponsoren genoss, sie wollten trotzdem so schnell wie möglich Ergebnisse.

Er trat dann mit grossen Schritten an dem Arzt vorbei und ging zur Lobby.

„Ich muss ein Auslandstelefonat führen. Mein Mobiltelefon hat im Moment keinen stabilen Empfang!“

„Das geht im Moment nicht, Sir. Die Leitungen sind derzeit alle gestört.“

„Wie meinen Sie das?! Man wird doch wohl mal telefonieren dürfen!“

„Sir, soweit ich weiss, ist wegen des Sturms in XY, wohl ein Schaden an einem der grössten Telefonmasten entstanden...“

Simon liess die Dame am Empfang genervt stehen und versuchte dann über sein Handy eine Email zu versenden, was aber auch nicht zu funktionieren schien.

Er stampfte also zur gleichen Person zurück

„Wie sieht‘s mit Internet aus?“

„I- ist a- auch gestört, Sir...“, fiepste sie und kniff die Augen leicht zusammen. So als würde sie eine Ohrfeige erwarten.

Simon atmete aber nur laut genervt aus.

Dann drehte er sich seinem Team zu.

„Nun, dann sind wir wohl gezwungen heute zu saufen, bis wir umfallen!“

Nahil nickte. "Hätte ich ihn im Sturm sterben lassen sollen?" fragte er gleich.

"Nenn ihn nicht Teil... Er ist quasi wie eine Katze....Selbst wenn ich zahlen muss, dann zahle ich für ein guts Gewissen."
Er würde sich doch niemals verzeihen, wenn er ein Tier einfach zurück lassen würde!

Nahil sah dem anderen nach, folgte ihm dann wieder aber blieb bei Jenny und Robert stehen. Gott....Simon war ja total genervt und unfreundlich! Er schüttelte den Kopf. Was konnte die Frau denn für den Sturm?!

Saufen? Bis zum Umfallen?
Er hob die Hände vor seine Brust, als wollte er sich ergeben. "Tut mir leid, da passe ich...." meinte er schließlich. Er trank nunmal keinen Alkohol, nur hin und wieder ein Glas Wein, aber das war laut einiger Studien sogar gut! Alkohol war ungesund und schmeckte zudem eher selten wirklich gut. Außerdem vertrug er wirklich nicht viel, da sein Körper das Zeug einfach garnicht gewohnt war.

"Ich denke, ich werde dann duschen gehen und...noch ein wenig lesen." lächelte er ruhig. Er zog das dem hemmungslosen Saufen wirklich vor. Lieber beruhigte er sich mit entspannenden Dingen, als sich vollaufen zu lassen.

„Bin dabei!“, stimme Robert zu.

„Also, ich würde auch erst gern mal duschen... aber ein Gläschen kann nicht schaden!“, den letzten Teil sprach sie besonders in Nahils Richtung

„Wir sind schliesslich ein Team, lasst uns diesen seltsamen Tag doch als ein solches gemeinsam beenden! Lesen kannst du ja danach noch!“, gab Robert nun von sich.

„Lasst ihn, wenn er nicht will....dann erstmal duschen und dann in ner halben Stunde an der Bar?“

„Okay“

„Jup“

Sie gingen also auf ihre Zimmer.

Da stand er nun mit Nahil und dem Anblick auf das Doppelbett.

„Ich spring kurz unter die Dusche..“,sagte er nur und verschwand im Bad.

Er hatte nicht lang gebraucht, kam mit einem Handtuch heraus und suchte sich frische Kleider aus der Tasche.

„Ich würde mich freuen, wenn du uns etwas deiner kostbaren Zeit schenken würdest.... denk drüber nach, ja?“

Er verschwand kurz nochmal um dann angezogen das Zimmer zu verlassen.

An der Bar bestellte er sich erstmal ein Bier.

Nahil zögerte. Er wollte nicht als schwach da stehen, wenn er trank.... Ein Gläschen Wein vertrug er noch, aber ein Glas Sekt wirkte schon ganz anders bei ihm. Er vertrug wirklich verdammt wenig, obwohl alle seine Organe super gut arbeiteten.

Unsicher sah er Jenny und Robert an, seufzte dann leise. War das eine Art Gruppenzwang?

Bald schon betraten sie das Zimmer und zu allem Überfluss war da auch noch nur ein Bett.. Nun...es war groß, man konnte dadrin liegen, ohne sich in die Quere zu kommen..aber wieso gab es dann nur eine große Decke?!
Er würde nachher einfach nach einer Wolldecke fragen...war vielleicht einfacher als sich im Schlaf um die Decke zu prügeln.

Ob es Simon lieber gewesen wäre mit Robert in diesem Bett zu schlafen? Wäre es Nahil denn lieber in dem Einzelzimmer zu schlafen? Er war sich nicht sicher....irgendwie war der Gedanke daran mal nicht allein in einem Bett zu schlafen garnicht mal so schlecht, eigentlich sogar recht schön.

"Okay..."
Er würde warten und danach selbst auch duschen, immerhin ging es ihm mit dem Sand genauso.

Nahil setzte sich erstmal auf den kleinen Sessel, auf seinem Schoß war der Waschbär. "Ich mach dir gleich ein Klo fertig, okay? Mach bloß nicht irgendwo anders hin.."
Waschbären tendierten ohnehin zu einer festen Stelle für ihr Geschäft, das würde sicher klappen!

Sein Blick richtete sich auf Simon, als dieser das Zimmer fast nackt betrat. Nahil erwischte sich selbst dabei, wie er den noch etwas feuchten und verdammt schönen Körper musterte.
"Ich gehe duschen....und dann denk ich drüber nach..." versprach er, setzte dann den Waschbär auf den Sessel nachdem er selbst aufgestanden war und suchte sich auch schonmal frische Kleidung raus.
Nachdem der Archäologe weg war, ging Nahil endlich duschen. Oh Gott!! Diese Wanne!! Er musste dringend später noch ein schön langes Bad nehmen! Aber erstmal wurde er den ganzen Sand los. Es dauerte ihm zu lang die Haare komplett zu föhnen, also föhnte er bloß den Ansatz und flechtete sie wieder, diesmal aber deutlich feiner in einer Fischgräte. Sie würden dann morgen leichte aber schöne Wellen haben...oder spätestens, wenn sie trocken waren und er sie wieder öffnete. Er ließ vorne allerdings auf beiden Seiten etwas draußen, was er komplett föhnte.

So ging er dann doch tatsächlich zur Bar. Zaghaft lächelte er, setzte sich dann neben Simon. "Ich schätze...ein Glas Wein kann ich vertragen.... aber nach jedem weiteren Tropfen, musst du mich ins Bett tragen."
Er versuchte Simon so zu sagen, dass er kein Bisschen trinkfest war.

Simon hatte wegen des Waschbären nichts mehr gesagt, da er die Motivation des Arztes verstand. Der hätte doch nie im lebe dieses Fellkneul zurück lassen können! Besonders nicht, nachdem die schon miteinander gekuschelt hatten.
Er dachte auch nicht weiter darüber nach, es spielte für ihn keine Rolle, auch wenn er selbst keine Haustiere wollte. Es lag aber wohl am ehesten daran, dass er viel zu viel unterwegs war, als das er sich um eines hätte kümmern können.

Robert war der nächste an der Bar.

„Wolltest du nicht duschen?“, fragte Simon ihn verwundert.

„Ja, hab ich doch… du bist doch auch schon hier…. Ein Bier bitte… Ah, hab was vergessen. Gleich wieder da!“

Er hatte irgend eine technische Spielerei in seinem Zimmer vergessen, ohne die er nicht sein wollte und ging eben zurück, um sie zu holen, er war aber bald schon wieder da und nahm Platz, trank einen schluck von dem kühlen Bräu und atmete laut, genussvoll aus.

„Ahhh, super Idee!“, grinste er Simon an, dessen Laune sich wohl noch nicht gebessert hatte.

„Wir kriegen das schon hin! Wir holen die Zeit auf, du wirst schon sehen! Wenn ich was gelernt habe, dann dass mit dir als Leiter alles möglich ist!“

Simon sah den anderen an, musste dann doch grinsen. Das war wohl eines der nettesten und persönlichsten Sachen, die er von Robert gehört hatte.

Er hob also sein Glas und stieß mit ihm an.

Da kam dann auch schon Nahil mit seinem geflochtenen Zopf. Meine Güte, sah das süss aus! Simon konnte seinen Blick kaum von ihm wenden.

„Schön, dass du dich dazu entschieden hast…. und keine Sorge, ich kümmere mich um dich! Was trinkst du?“

Er bestellte dann für ihn.

Jenny kam als nächstes. Sie hatte sich die Mühe gemacht ihre Haare zu föhnen. Sah ganz anders aus als sonst. Fast schon richtig schick.

Sofort nahm sie neben dem Arzt Platz und bewunderte seinen Zopf.

„Wahnsinn! Kannst du mir auch mal so einen flechten? Das ist unglaublich schön! Woooow!“

Sie bestellte sich ein Glas Rotwein und gleich eine Runde Shots für alle.

Simon grinste. Diese Frau steckte doch tatsächlich voller Überraschungen.

Sie stießen mit den Shots an und kippten sie runter. Das war irgendwas süssliches, was allerdings im Abgang leicht brannte. Trotzdem war es okay. Langsam hob sich die Stimmung und Jenny erzählte allerhand privaten Kram, den sie wohl sonst kaum preis gab. Aber es war amüsant.

Nahil lächelte. "Aber nur ein Glas, danach trinke ich nichts mehr." merkte er an. Er wollte nicht, dass man sich um ihn kümmern musste, immerhin war er hier der Arzt und wollte auch gerne das richtige Vorbild sein!

Er sagte Simon, dass er ein Glas Wein nehmen würde, rot, lieblich.
"Danke." gab er leise von sich.

Nahil begrüßte auch Jenny, als sie sich zu ihnen gesellte. Sie wirkte gleich ganz anders, so schick wie sie nun war.
"Oh....echt? Sicher...kann ich gerne demnächst ,mal probieren." versprach er.
"Du siehst aber auch richtig schick aus!" es war nicht so, dass er das Kompliment aus Scham einfach zurückgeben wollte, nein... Er meinte das ehrlich!

Unerwarteter Weise bestellte Jenny sich auch ein Glas Rotwein. Dann sah er wenigstens nicht allein aus wie ein Spießer... aber...dafür wahrscheinlich im Gegensatz zu den Biertrinkern ziemlich feminin. Gott, wieso waren so Dinge so schwer??

Die Shots schreckten Nahil dennoch ein wenig ab. Er zögerte. Sowas hatte er noch nie zu sich genommen...das war doch sicher viel zu stark!
Dennoch ließ er sich auf das Getränk ein und tat es den anderen gleich. Er fuhr zusammen, schüttelte sich. Gott! Wie grausam! Es brannte in seinem Hals!

Trotz allem blieb Nahil brav dabei und trank langsam seinen Rotwein. Es war bewundernswert, wie sehr Alkohol die Zunge lockern konnte! Echt seltsam!
Nahil selbst hielt sich zurück, lauschte Jenny bloß und schlürfte seinen Wein, so langsam wie nur irgend möglich, damit auch keiner auf die Idee kam ihm etwas neues aufzudrücken.

"Du hast echt schon ne Menge erlebt!" lächelte der Arzt die Biologin an. Er mochte es die Geschichten anderer zu hören!

Jenny fühlte sich Nahil so verbunden. Er war wie eine gute Freundin. So seltsam das auch klang.
Mit ihm konnte sie auf jeden Fall besser reden als mit dem IT-Nerd oder dem arroganten Simon. Vor dem hatte sie sogar manchmal richtig Angst.

Sie plauderte über ihre Liebschaften, Reisen und über ihre Arbeit und wie sie überhaupt zum Studium kam.

Robert hatte bereits das 6. Bier gezischt und Simon war nach dem 4. auf Wasser umgestiegen. So trinkfest war er nun auch wieder nicht und wollte auch vor den anderen nicht komplett sein Gesicht verlieren.

„Viel erlebt, ist ja wohl untertrieben!“, grinste er und nahm einen Schluck vom Wasser.

„Jenny hat für uns alle mitgebet!“, gab er scherzhaft von sich.

„Also, ich war auch schon mal verheiratet!“, blökte Robert plötzlich, der stumm an seiner Applewatch herum gespielt hatte und nur manchmal grunzende Geräusche von sich gegeben hatte, die wohl einem Lachen hätte nahekommen sollen.

Ungläubig sahen Jenny und Simon ihn an.

„Wer hat es denn bei dir ausgehalten? Du bist doch stumm wie ein Fisch!“

„Und er schnarcht!“, gab Simon frech hinzu.

„Sie war eine Kommilitonin. Ausserdem auch nicht besonders gesprächig… sie war wirklich sehr hübsch und sehr lieb… aber eines Tages wurde sie zu einer Gala eingeladen und traf dort auf irgend einen reichen Schnösel, aus der Pharmazie…. er machte ihr schöne Augen und versprach ihr, sie zu unterstützen… nun… das konnte ich eben nicht… und dann… ist sie mit ihm abgehauen…“

„Oh… Robert… das ist ja schrecklich! Tut mir leid….“

„Ja, mir auch…. aber ich habe ja meine Arbeit!“

Das war wohl die Erklärung dazu, wieso er so fantastisch in dem war, was er tat. Nach der verlorenen Liebe widmete er sich voll und ganz der IT und der Ingenieurskunst.


„Ugg… jetzt ist die Stimmung raus…“

Sie lauscht aber kurz auf. Im Hintergrund lief Musik

„AHHH!!! Das ist ja mein Lieblingslied! Das habe ich ja ewig nicht mehr gehört!“

Sie stand auf und wackelte unkontrolliert mit der Hüfte und erfreute sich des Lebens.

Simon grinste. Wenigstens, hob sich die Stimmung wohl wieder.

Er entschuldigte sich kurz, da er eben austreten wollte, aber Jenny packte seine Hand und befahl ihm mit ihr zu tanzen.

Simon lachte verlegen, meinte er hätte zwei linke Beine.

„NUR DIESES EINE LIIIIIEEEED“

Er wirbelte sie also irgendwie ungekonnt herum und wackelte mit dem Kopf. Ein Schritt rechts, ein Schritt links. Es sah wirklich peinlich aus. Aber Jenny war total selig.

Robert blickte nun doch mal von seiner Technik auf und sah sich dieses seltene Spektakel an.

„Ich befürchte, dass morgen die Welt untergeht!“

Roberts Story klang wirklich nicht so super...Das zog einen echt runter und gab Nahila auch wieder die Bestätigung dafür, dass Liebe unsinnige Zeitverschwendung war. Im Nachhinein tat es doch nur weh.

Nahil war dennoch erstaunt darüber, wie Robert einfach so problemlos 6 Biere runterkippen konnte, ohne alle 2 Minuten auf Klo zu laufen. Er selbst musste von Alkohol immer ziemlich schnell auf Klo, total nervig!

Er merkte das auch langsam nach dem letzten Schluck Wein wieder, allerdings stand Simon nun auf, um wohl auf die Toilette zu gehen, also hielt Nahil sich zurück. Es wäre doch seltsam, wenn es aussah, als würde er ihm nachlaufen!

Jenny war schon echt süß. Sie war so lebensfroh und nett!
Simon tanzte doch tatsächlich mit ihr und...sie sahen unheimlich peinlich dabei aus! Nahil versuchte nicht los zu prusten, aber Roberts Aussage ließ ihn dann doch erfreut auflachen. Es kam nicht oft vor, dass man Nahil wirklich so herzlich lachen sah, auch wenn er doch manchmal ein recht Lebensfroher Mensch war.

"Das ist himmlisch!" kicherte er, sah sie an. Kichernd sah er weiter zu, feuerte sie sogar beide an!

Simon war das wirklich total peinlich und auch unangenehm, aber offensichtlich hob es die Stimmung wieder an. Er blickte zu dem Arzt, der sie regelrecht anfeuerte und wäre wegen diesem wunderschönen Lächeln beinahe dahin geschmolzen.

Er war gefangen zwischen dem Gefühl hier herausstürmen zu wollen, noch ulkigere Moves zu machen um Nahil noch mehr zum Lachen zu bringen, oder einfach nur diesen anzustarren.
Das Lied war aber aus und somit war das Thema durch.

Jenny wackelte noch weiter vergnügt hin und wollte weiter tanzen, aber Simon meinte, er würde wirklich dringend auf die Toilette müssen und schaffte es, sich ihrer Fängen zu entreissen.

An dem Pissoir war er dann aber doch am grinsen. Es war ein gutes Team, das er hier zusammengestellt hatte. Und dieses kleine Auszeit war sichtlich wichtig für sie - auch wenn sie direkt am Anfang war. Aber so würden sie dann hochkonzentriert weiter machen können, wenn es denn endlich mal ohne Zwischenfälle weiter gehen würde. Wie lange war das Unwetter eigentlich gedacht? Er würde sich nachher unbedingt den Wetterbericht ansehen müssen.

Er ging zum Waschbecken und wusch sich die Hände, trocknete sie mit einem kleinen Handtuch ab, die seitlich zusammengerollt aufgestapelt waren und warf es anschließend in einen dafür vorgesehenen Korb.

Als er wieder raus kam sah er Jenny, wie sie versuchte Nahil und Robert zum tanzen zu motivieren. Sie hampelte staksig vor ihnen herum und versuchte sie mit Klatschen zu begeistern.

Robert studierte sie regelrecht und fand das sogar wirklich amüsant.

„Da, da ist dein John Travolta!“, meinte er, als er Simon ankommen sah.

Dieser hob direkt die Hände hoch, als hätte man ihm eine Pistole vor die Brust gesetzt.

„Tut mir leid, mein Tanz-Reportoir ist erschöpft!“

Er setzte sich auf den Hocker zurück und trank von seinem Wasser.

„Ich glaube, wir sollten sie ins Bett bringen.“, schlug er dann vor.

„Ich mach das!“, kam es plötzlich von Robert.

Das war unerwartet! Er nahm Jennys Hand, die freudig wackelte und dachte, sie würden jetzt tanzen.

„Wir tanzen ins Bettchen!“

Sie quiekte auf, da sie offensichtlich nicht mehr in der Lage war, richtig zu reden. Ging aber bereitwillig mit.

Simon schüttelte nur lächelnd den Kopf. Er linste hinüber zu Jennys Platz. Da stand tatsächlich eine beinah komplett geleerte Weinflasche.

„Hast du noch mitgetrunken?“, erkundigte er sich bei Nahil.

„Wollen wir dann auch langsam hoch? Du scheinst noch fit zu sein, ich werde dich also nicht tragen müssen!“, lächelte er.

Nahil war wirklich beinahe auf Jenny eingegangen und hätte mit ihr getanzt, aber da kam auch schon Simon wieder und meinte, dass Jenny vielleicht besser ins Bett sollte.
Nagut, wahrscheinlich hatte Simon Recht.

Robert meldete sich freiwillig...das bedeutete dann wohl, dass er ab jetzt mit Simon allein sein würde!

Nahils Blick fiel auf die Flasche. "Eigentlich nicht...obwohl ich manchmal das Gefühl hatte, dass mein Glas nicht leerer wurde..." überlegte er.

Der Arzt war heilfroh, dass Simon ihm den Alkohol wohl überhaupt nicht anmerkte, Nahil merkte es dafür umso mehr, als er aufstand. "Und wenn ich aber getragen werden will?" grinste er frech, blickte Simon dabei fast schon herausfordernd in die Augen.

Kurz darauf stand er auf, merkte doch, dass er tatsächlich kurz leicht schwankte und hielt sich eine Sekunde lang an Simon fest. "Oh... so hatte ich es nicht erwartet..." gestand er leise, ließ ihn dabei wieder los. "Ich sollte mir bei sowas angewöhnen nicht durchgehend sitzen zu bleiben!" lachte er, schritt dann an Simon vorbei und gnig mehr oder minder elegant an ihm vorbei. "Na komm~" grinsend ging er Richtung Aufzug.

„Vielleicht meinte Jenny es gut und schenkte dir immer mit ein, wenn du nicht hingesehen hast. Ich habe nicht mal mitbekommen, wann aus dem Glas eine Flasche wurde!“

Nahil stand auf, schwankte aber, sofort legte Simon seine Hand an den Ellenbogen des anderen.

„Vorsicht….“, sagte er sanft.

Die freche Aussage, dass Nahil vielleicht getragen werden wollte, gefiel ihm. Da war wieder dieses leicht biestige in dem Arzt, dass ihm ebenso gefiel, wie das verhuschte Lamm!

Jetzt lief der auch noch so sexy! Und forderte ihn auf, mitzukommen!

Lag das am Alkohol, oder warum hatte Simon daran so viel Gefallen gefunden?

Sie bestiegen den Aufzug und fuhren einen Moment. Er stand neben ihm, sah ihn aber immer wieder vom Augenwinkel aus an.

„Dein Zopf steht dir sehr gut!“, merkte er dann an. Sie waren angekommen und Simon ließ Nahil den Vortritt.

An ihrer Zimmertür angekommen hörten sie ein Lachen. Das war doch Jennys Stimme oder?

Er zog Nahil schnell mit in ihr Zimmer und zog die Tür hinter sich zu. Grinsend blickte er ihn an.

„Meinst du Robert ist noch bei ihr? Dieser Fuchs!“

So wie sie an der Tür standen und die Köpfe zusammen gesteckt hatten um zu lauschen, waren sie ganz schön nahe bei einander.

Simons lächeln ebbte ab und er sah einfach nur in dieses wunderschöne Gesicht mit den hellen Augen.