Der große Chinese hörte ihm angetan zu. Gab ihm einen Kuss auf die Stirn.

„Wenn du sagst, ich muss mir keine Gedanken darüber machen, klingt es, als wolltest du es relativieren. Vielleicht möchte ich mir ja Gedanken darüber machen?“, gab er sanft von sich.

„Ringe können wir uns auch morgen angucken gehen, wenn du gerne jetzt schon ein Zeichen unserer Verbundenheit hättest… Und Nahil….. ich mag dich nicht nur…. ich…liebe dich!“

Er hob das Gesicht des anderen leicht an, indem er mit dem Zeigefinger unter sein Kinn schob und küsste ihn zärtlich.

Er meinte es. Denn was sonst sollte es sein, was er für ihn empfand?

"Ich will es nicht relativieren...ich will dich aber auch nicht verjagen!" erwiderte Nahil leise.
Der Arzt dachte gerade noch, dass ihm die Aussage zu den Ringen umhauen würde, aber dann folgten diese drei magischen Worte.

Seine Augen, die vor Erschöpfung nurnoch sehr klein gewesen waren, wurden nun wieder wach, offen und groß. "i-ich..." stammelte er, da folgte auch schon der Kuss. Nahil wurde hochrot und vergrub sein Gesicht vorerst an Simons Brust. Sein Herz raste und er bekam keinen Ton mehr raus, dafür war seine Atmung zu hören.

Einen Moment brauchte er noch, ehe er Simon ehrlich ansah.
"Ich....also...ich...ich liebe dich auch!" brachte er dann schlussendlich hervor. Gott!! Er konnte kaum fassen diese Worte so aussprechen zu dürfen.

Simon und er....ja, sie liebten sich. Es war alles perfekt!

Auch wenn Simon zuerst seine Gefühle offenlegte, machten ihn die Worte des anderen irgendwie nervös.

Es war nicht unangenehm, nein im Gegenteil. Es fühlte sich unglaublich schön an! Er war sich sicher, dass er sich schon ewig nicht mehr so gut gefühlt hatte. Trotzdem machte ihm das aber auch ein klein Wenig Angst. Gingen mit diesen Worten nicht auch ein Haufen Verantwortung einher? Er war stets nur für sich selbst verantwortlich gewesen, hatte enge Beziehungen gemieden wie die Pest. er war sich immer sicher gewesen, dass eine andere Person ihm nur im Weg stehen würde.

Doch mit Nahil, da war es anders. Er war ein begnadeter Arzt und hatte eine glänzende Zukunft in Aussicht. So, wie er selbst auch einen sehr guten Status genoss.

War es das, was eine Beziehung für ihn lohnenswert machte? Ebenbürtigkeit?

Er stellte sich noch einige Fragen, ehe er irgendwann einschlief.

Nahil kuschelte noch mit Simon, bis dieser einschlief. Der Arzt jedoch bekam kein Auge zu. Sein Magen fühlte sich an, als würde er versuchen alles, was er gegessen und getrunken hatte auf dem falschen Wege wieder los zu werden und sein Unterleib fühlte sich auch unheimlich seltsam an. Vielleicht war der Sex doch etwas zu hart gewesen? Zumindest für den Zustand, in dem Nahil sich befunden hatte, aber er selbst hatte Simon ja auch dazu angestachelt es ihm härter zu geben.

Der Arzt merkte, wie seine Wangen zu glühen begannen. Nicht vor Fieber, nein...es war Scham. Alles, was er beim Sex getan und gesagt hatte schoss ihm durch den Kopf. Er hatte um einen Blowjob gebeten, hatte sich Simon in einer Art und Weise hingegeben und präsentiert, die er niemals für möglich gehalten hätte. Oh Fuck!

Nahil riss sich von seinem Liebsten los und rannte hinkend ins Bad, dort sackte er vor der Toilette auf den Boden, schaffte es gerade noch seine Haare weg zu halten und entleerte seinen gesamten Mageninhalt in die weiße Porzellanschüssel. So viel Wein hatte er doch garnicht getrunken! Oder vielleicht doch? Der weißhaarige war sich nicht sicher, aber vielleicht hätte er einfach nicht so viel essen und trinken sollen, ehe er so rangenommen wurde. Immer wenn gerade ein kurzer Moment war, indem nichts seine Speiseröhre hinaufkroch, hustete Nahil, dann ging es auch schon weiter.
Verdammt nochmal! Was war das denn für ein Mist?!

Durch den Rotwein war alles, was die Schüssel traf rot, was Nahil kurz schnauben ließ. Gut, dass er wusste, dass das keines Falls Blut war. Früchtetee hatte die selbe Wirkung, immerhin verloren diese Dinge nicht ihre Farbe, nur weil sie nun im Magen gelandet waren.

Sein Magen war endlich komplett leer und auch keine Magensäure schaffte es weiter als zum Anfang seiner Speiseröhre. schnell zog er ab, hielt sich anschließend die Hand an die Stirn und lehnte sich einen Moment an die Wand, jedoch nicht ohne seinen Mund mit seinem stück Klopapier abzuwischen.

Simon wurde nach einer Weile wach, fühlte es sich doch kalt und leer neben ihm an. Er hatte noch gehört, wie Nahil die Toilette spülte, horchte kurz und stand dann auf um hinüber zum Bad zu gehen.

Sachte klopfte er an die angelehnte Tür.

„Nahil, ist alles in Ordnung?“

Er trat ein und sah seinen blassen Besucher. Der beissende Geruch von Erbrochenem lag in der Luft.

„Oh, nein. Komm her!“

Er umarmte ihn sanft und brachte ihn dann ins Bett.

„Ich mach dir einen Tee. Ich brauch nicht lang!“

Er ging in Shorts bekleidet nach unten zur Küche und bereitete alles vor. Allerdings musste er länger nach den Kräutern suchen, als ihm lieb war, denn wo der Hausbedienstete alles untergebracht hatte, wusste Simon nicht immer.

Er kam dann mit einer Dampfenden Tasse zurück.

Nahil schämte sich dafür, dass er sich hatte übergeben müssen. Wahrscheinlich war es heute einfach sehr viel für ihn gewesen.

"Ja, alles okay..." gab Nahil deshalb beschämt von sich, nachdem er erschrocken zusammengezuckt war. Mit dem Klopfen hatte er wirklich nicht gerechnet.

Als Simon ihn umarmte, schmuste der nackte Arzt sich sofort an ihn. "Danke, aber du musst dir die Mühe doch nicht machen.." meinte er leise, nachdem Simon ihn ins Bett gebracht hatte und von Tee sprach. Gott, sein Liebster war wirklich ein Schatz!
Geduldig wartete der weißhaarige auf die Rückkehr, hatte sich nebenbei auch sein Höschen angezogen und sich unter die Decke gekuschelt.

"Danke, Simon." lächelte Nahil, ehe er vorsichtig die Tasse entgegen nahm, um den Dampf etwas weg zu pusten. "Tut mir leid, ich wollte dich nicht wecken."
Unschuldig blickte der Ägypter seinen Schatz an, er konnte garnicht anders als lächeln, wenn er Simon ansah. "Du bist wirklich ein Schatz."

Gerne hätte er ihn geküsst doch gerade jetzt, wo er eben erst erbrochen hatte würde er sich dabei wohl eher nicht so gut fühlen.

„Nahil, ich bin für dich da! Ganz egal was ist! Wenn es dir nicht gut geht, dann spielt es keine Rolle, ob es mitten in der Nacht oder am helllichten Tag ist! Dann gib mir einfach Bescheid und ich helfe dir, hörst du?“, sprach Simon sanft auf ihn ein.

Er deckte ihn noch etwas mehr zu, war aber behutsam um nichts versehentlich vom Tee zu verschütten.

„Und wenn du auf der Toilette hockst und merkst, dass das Papier leer ist, sag einfach auch Bescheid. Ich eile dann zu dir! Vielleicht mit einer Klammer an der Nase, aber ich eile mit neuer Rolle zu dir!“, scherzte er dann und gab ihm einen Kuss auf die Stirn.

„ich hoffe der Abend war nicht zu anstrengend für dich! Wir müssen nicht aus Höflichkeit überall zusagen, okay?“

Sanft strich er ihm über das weisse Haar und musterte ihn. Nahil war unendlich schön in den Augen des Archäologen. Der größte Schatz, den er je gesehen hatte! So rein und wertvoll!

Für einen Augenblick verlor er sich an diesem Anblick und fühlte sich dann plötzlich ganz klein.

„Trink etwas…“, meinte er dann und deckte sich selbst auch bis über die Hüfte zu.

„Sobald es dir besser geht, versuchen wir weiter zu schlafen, ja?“

Er griff nach einem Buck neben sich und begann ein paar Seiten zu lesen. Er musste sich von diesem seltsamen Gefühl ablenken.

Nahil nickte zaghaft. Simon musste ihn wirklich bedingungslos lieben und das tat er auch. Er würde das selbe für einen Liebsten tun, wäre auch in jeder Lage für ihn da.
"Danke, Simon." flüsterte der Arzt beinahe schon. Es war ihm wirklich unangenehm, dennoch brachten die nächsten Worte ihn ein wenig zum Kichern. "Das gilt auch für dich!" lächelte Nahil nach dem Kuss auf seine Stirn.

"Alles gut, ich hab wahrscheinlich nur alles ein Bisschen übertrieben, keine Sorge, ich bin gerne mit dir unter Leuten!" versicherte der weißhaarige. Hatte er aus Höflichkeit zugesagt? Nahil war sich nicht sicher, aber er würde sich nächstes Mal einfach etwas zurücknehmen.

Sachte strich er seine langen Haare nach hinten, sodass sie nicht mehr im Weg waren, blickte dann Simon unschuldig an. Dessen Blick...Mustrte er ihn bewusst? Nahil lächelte liebevoll. Ja...dieser wunderschöne Mann gehörte ihm. Er hatte ihm die Welt in einem anderen Licht gezeigt, ihm offenbart wie schön Sex sein konnte und er sorgte sich um ihn, kümmerte sich, liebte ihn. Nahil spürte sein Herz höher schlagen. Simon war ein wahrgewordener Traum, von dem er nie zu Träumen gewagt hatte.

Simons Blick schien sich für einen Bruchteil einer Sekunde zu ändern. Ob alles okay war? Bereute er es, dass er den langhaarigen mit hierher gebracht hatte?
"J-ja...natürlich.." er trank sofort einen Schluck, beinahe wie ein Soldat, der einen Befehl befolgte. "Okay."

Simon schien plötzlich so komisch. War etwas? Irgendwie hatte Nahil darauf gehofft, dass sie noch etwas reden oder zumidnest kuscheln würden, aber sein Liebster nahm sich ein Buch um darin zu lesen. Okay. Keine Panik! Nahil überlegte, wie er die Situation wieder etwas auflockern konnte.

"Hmm...Wenn....wenn das nicht zu viel ist....hast du Lust mir ein wenig vorzulesen, wenn du sowieso ließt?" fragte er mit sanfter, bittender Stimme, wobei er sich vorsichtig an Simons Arm schmuste. Hoffentlich war das in Ordnung! Nahil konnte solche Dinge null einschätzen!

Damit hatte Simon nicht gerechnet. Dass sich der andere an ihn schmiegen würde, ja, aber dass er ihm vorlesen sollte?

„Wirklich? Ich soll dir hieraus vorlesen?“, er zeigte ihm das Cover. Es war ein recht technisches Buch über Ausgrabungsformen.

er lächelte ihn an und las dann einfach vor.

Es war wirklich recht trocken, aber manchmal genau das richtige für ihn.

Nach etwa zwanzig Minuten legte er das Buch dann aber doch zur Seite.

„Na, noch kein Blut in den Ohren?“, fragte er sanft und lächelte.

„Bist du bereit zu schlafen?“

Er rutschte etwas weiter nach unten, knipste das Nachtlicht aus und breitete seinen Arm aus, damit sich Nahil darin bette konnte.

„Wie fühlst du dich?“

Nahil nickte sicher. "Ja, bitte." lächelte der Ägypter sanft. Er wollte einfach nur Simons Stimme hören, die Worte waren nicht so wichtig.
Zufrieden schloss der weißhaarige die Augen, als sein Liebster begann. Die Stimme und das ruhige Vorlesen lösten eine wohlige Wärme in ihm aus. Er fühlte sich so geborgen und sicher. Simon war wundervoll und er wollte am liebsten nie wieder von dessen Seite weichen.

Nahil schlief zwischendurch auch leicht ein, wurde aber immer wieder wach, weil er gerne wieter zuhören wollte, bis Simon das Buch weglegte.

"Mh? Nein, ich hör deine Stimme so gerne, du könntest mir aus der Bibel vorlesen und ich würde es genießen." entwisch es dem Arzt ruhig und leise, dennoch war er nun ziemlich müde, weshalb er auch mit einem Nicken zustimmte. Er war sowas von bereit wieder zu schlafen.

Zufrieden schmuste der langhaarige sich an seinen Schatz, schloss die Augen und sog den lieblichen Duft ein, der von Simon aus ging. "Mir geht es schon besser, danke." Vorsichtig nahm er sich raus Simon einen Gute-Nacht-Kuss zu stehlen. "Geht es dir auch gut?"


Den Rest der Nacht schlief der weißhaarige zum Glück friedlich durch.

„Mir geht es hervorragend, denn du bist bei mir!“, raunte er und küsste ihm die Stirn. Es dauerte nicht lang, bis auch er einschlief, war es doch ein ereignisreicher Tag gewesen.

Simon wurde am Morgen wach, weil er glaubte Stimmen zu hören. Mit zusammen gekniffenen Augen blickte er Richtung Schlafzimmertür, so als könne er dadurch besser erkennen, was er hörte.

Nahil lag noch neben ihm, ein kurzer Blick neben sich hatte dies verraten.

Vorsichtig richtete er sich auf, wollte er seinen Liebsten nicht wecken. Vorsichtig trat er an die Tür und öffnete sie einen Spalt. Er hörte Zheng seinen Koch und Yogameister und dann…. Oh nein! Er griff eilig nach seinem Morgenmantel, trat an Nahils Seite, küsste ihn auf die Wange und flüsterte: „Ich bin gleich wieder bei dir!“ und ging dann zügig nach unten in das Foyer hinüber zur Küche.

Eine hitzige Diskussion über Lotuswurzeln und Bambus wurde hier geführt von Zheng und

„Mutter!“

Sofort verstummten die Stimmen. Freudig strahlte die Frau ihren Sohn an und kam, elegant gekleidet, wie eh und jeh auf ihren Sohn zu. Sie berührte ihn an der Wange, zu einer Umarmung hatte sie sich nie hinreissen lassen.

„Sohn! Wie schön es ist, dich endlich wieder zu sehen! Also, du solltest die Wahl deines Koches nochmal überdenken!“, meinte sie direkt und warf Zheng einen vorwurfsvollen Blick zu.

Da das immer so war, zog Simon nur eine Augenbraue hoch und schüttelte leicht den Kopf, als sie ihn nicht ansah. Zheng wusste Bescheid und nickte kurz. Er wusste, dass er sich dahingehend keine Sorgen zu machen brauchte. Er ärgerte sich eher über sich selbst, da er sich jedes Mal aufs Neue in sinnlose und vor allem ergebnislose Diskussionen mit der Mutter, eingelassen hatte.

„Mutter hast du schon deinen Grüßen Tee getrunken oder darf ich dir eine Tasse zubereiten?“, meinte Simon sachte und führte sie von der Küche fort, hinüber ins Wohnzimmer.

„Ja aber selbstverständlich habe ich schon einen getrunken! Noch lange bevor du wahrscheinlich wach warst!“

„Wie geht es Vater?“

„Wie soll es ihm schon gehen? Er arbeitet sich noch irgendwann in sein Grab! Ich bekomme ihn kaum zu Gesicht! Genauso wie meinen Sohn!“

Der vorwurfsvolle Ton, der bei allem mitschwang, war Absicht aber Simon hatte gelernt diesen zu überhören.

„Warum hast du dich nicht gleich gemeldet, als du wieder angekommen bist? Ich hätte doch einen Empfang für dich vorbereitet! Wie sieht dass denn aus, wenn du schon Tagelang hier bist und ich erst dann einen ausrichte?“

„Vielleicht brauchte ich erst mal ein Bisschen Ruhe von dem ganzen Trubel..“

„Papperlapapp! Ruhe! Du gehst doch auch auf Parties und den Professor hast du auch schon getroffen! Aber nicht deine Mutter!“

Sie nahmen am Wohnzimmertisch Platz und Zheng kam mit einer Tasse Espresso mit Milchschaum und stellte sie Simon hin.

„Danke, Zheng. Mutter bist du sicher, dass du nichts trinken möchtest?“

Sie sah Zheng verächtlich an. „Ja, bin ich!“

„Nun ja, morgen wird es ein Bankett für dich geben! Ich habe schon alles in die Wege geleitet und wollte jetzt mit dir durchgehen, was du anziehen könntest!“

Er schlürfte an seinem Getränk, kippte es dann und stellte die Tasse ab.

„Mutter, ich danke dir für deine Mühe, ich weiss sie sehr zu schätzen. Aber meine Kleidung kann ich mir selbst aussuchen. Um wieviel Uhr sollen wir da sein?“

Erst wollte sie schon wieder lowettern, da fiel ihr eine Änderung in seinem üblichen Satzbau auf.

„Wir???“, fragte sie uns begann zu lächeln. Würde sie endlich eine Schwiegertochter bekommen?

Nahil war noch ganz verschlafen, als Simon das Zimmer verließ. Ob alles in Ordnung war? Erst überlegte er, ob er sich nochmal umdrehte und weiter schlief, doch dann entschied er sich zu duschen. Es dauerte auch nicht lange und so hatte er noch genug Zeit seine langen Haare zu föhnen und hübsch zu flechten, bevor Simon zurück kommen würde. Er zog sich auch etwas von den schönen, neuen Klamotten an und wartete anschließend auf Simons Rückkehr.

Es dauerte schon etwas länger. Ob wirklich alles okay war? Nahil begann sich zu sorgen, außerdem hatte er nicht mehr sonderlich viel Lust allein auf dem Bett zu sitzen und auf seinen Liebsten zu warten. Vielleicht konnte er auch einen Tee bekommen, wenn er die Küche wieder finden würde oder zumindest den freundlichen Koch?

Nach einem kurzen Blick in den Spiegel, ob er auch wirklich nicht irgendwie müde aussah oder irgendwas nicht richtig saß, verließ er das Zimmer und wanderte umher. Ah! Da war Simons Stimme! Ob er stören würde, wenn er dazu käme?
Vorsichtig ging Nahil auf den Raum zu, er hatte nicht gehört, was Simon sagte, aber die Stimme würde er immer raushören!

Gerade als die Mutter nach dem "Wir" fragte, kam er in den Raum, blickte etwas schüchtern seinen Freund an und wollte eigentlich fragen, ob er zu ihm kommen dürfte, doch die Anwesenheit der Dame irritierte ihn. War das vielleicht Simons Mutter? Wie sollte er sich verhalten? Er bekam keinen Ton raus, sah nur fragend seinen Liebsten an.

Simon wollte eben ansetzen und ihr von Nahil berichten, da trat dieser auch schon an die Türschwelle. Er musste unweigerlich lächeln, denn der Arzt war ein unfassbar zauberhafter Anblick!

Die Mutter verstand sofort, dass das „Wir“ sein musste und wandte sich lächelnd um.

Sie beäugte das weisshaarige Wesen und war sich im ersten Moment nicht sicher, ob das eine Frau oder ein Mann war. Das Gesicht war sehr filigran und die Haare waren sehr schön gepflegt und lang, auch die Statur war sehr schmal…. aber… war es nun eine Frau oder nicht???

Etwas irritiert blickte sie ihren Sohn an.

Er stand auf und hielt seine Hand Richtung Nahil aus, lud ein, zu ihnen zu stoßen.

„Mutter, dass ich vorstellen? Das ist Dr. Nahil XY. Nahil, das ist meine Mutter. Sie wird ein Bankett für uns geben. Zur Begrüßung, dass wir wieder hier sind!“

Sie erhob sich ebenfalls und sah Nahil näher kommen. Sie lächelte etwas gequält und hielt der Person die Hand entgegen.

„Dr. Nahil XY, ja? Sie haben mit meinem Sohn zusammen an der Expedition gearbeitet und… sind nun hier in China, bis es weiter geht?“, erkundigte sie sich, noch immer unsicher ob Nahil ein Männer- oder Frauennamen war. Bei diesen ausländischen Namen konnte man sich schließlich nicht sicher sein.

Sie blickte gezwungen lächelnd die beiden an. Für Fremde war es wohl nicht ganz so ersichtlich, dass sie sich bemühte freundlich zu gucken, aber Simon sah es auf Anhieb.

„Ja, er ist mein Gast, bis wir wissen, wie es mit der Expedition weiter geht! Er ist ein Meister auf seinem Gebiet und ich bin außerordentlich froh, dass er hier bei mir ist!“, lächelte Simon ihn stolz an, während er dies über ihn sagte. Dann blickte er seine Mutter an.

Diese schluckte schwer. Also doch ein Mann…

Sie räusperte sich, lächelte und wünschte Nahil einen guten Aufenthalt, dann fiel ihr ein, dass sie noch etwas zu erledigen hatte und verabschiedete sich. Nicht aber ohne anzumerken, dass sie Simon später anrufen würde.

Zheng kam zu ihnen, als die Frau hinaus gestürmt war und grinste.

„Das lief besser, als ich angenommen hätte!“, konnte er sich nicht verkneifen und fragte dann Nahil, ob er einen Wunsch hatte.

Simons Lächeln und dessen Hand, die sich nach ihm ausstreckte, gab Nahil genug Mut und Sicherheit, um zu ihnen zu kommen. Sollte er Simons Hand nehmen? Sollte er sich nur neben ihn stellen?

Er legte sein schönste Lächeln auf, als er der Mutter vorgestellt wurde und näher zu ihnen kam. Natürlich reichte er ihr die Hand, sagte dabei auf chinesisch, dass es ihm eine Freude sei, sie kennen zu lernen.

Die Frage ließ Nahil nicken, doch bevor er etwas dazu sagen konnte, sagte bereits Simon etwas, also blieb er still. Er wusste ja auch nicht, wie viel die Mutter wissen sollte...über ihn und Simon. Vielleicht war er für diese Frau bloß ein Gast und nicht Simons große Liebe, wer wusste das schon. Nicht jeder war da so locker wie sein Onkel.

Tatsächlich wurde Nahil ein wenig rosa um die Nase, als er so von seinem Schatz gelobt wurde. Es freute ihn einfach so sehr, dass Simon so viel von ihm hielt und seine Arbeit schätzte.

Dankend verabschiedete er sich von ihr, blickte dann Simon an, als sie weg war. Sein Blick war voller Fragen. Hatte sie verstanden, was hier los war? War das in Ordnung?

Zheng schien auch ziemlich genau zu wissen, wie Simon und Nahil zueinander standen, oh gott, wieso war es ihm so peinlich, dass hier jeder bescheid zu wissen schien?

"Eh...ein Tee wär toll, danke!" brachte er nach einen Moment der Sille hervor.

Danach richtete sein Blick sich erneut auf Simon, er wurde hochrot und verbarg schließlich sein Gesicht an dessen Brust. "Glaubst du es ist okay für sie?" fragte er unsicher.

„Sehr gern, kommt sofort!“, kam von Zheng, der dann in die Küche marschierte.

Simon grinste, legte seine Hand an Nahils Hinterkopf, als dieser sich so an ihn schmiegte.

„Ob es für sie okay ist?“, Simon lachte kurz auf. Dann legte er seine Hand unter Nahils Kinn, zog es langsam hoch und sah ihm in die Augen.
„Ich lebe nicht für meine Mutter. Ich lebe für mich…und für dich!“

Er gab ihm einen zärtlichen Kuss, dann nahmen sie Platz.

Er legte seinen Arm auf die Lehne des Sofas, so dass sich Nahil an ihn schmiegen konnte.

Der Archäologe spielte an den Haarspitze einer Strähne seines Liebsten. Tief atmete er ein, dann meinte er:

„Seit ich denken kann, liegt mir meine Mutter damit im Ohr, dass sie sich einen Enkel wünscht. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie viele Töchter von Einflussreichen Männern sie mir schon unter die Nase gerieben hat. Ich habe ihr mehrfach gesagt, dass ich mir nichts aus Frauen mache. Sie hat wohl immer angenommen, dass ich diesen Typ von Frau meinte…. Selbst als sie mich einmal erwischt hat, wie ich einen Kerl geküsst habe, hatte sie es abgewunken und es für eine Spielerei gehalten… Sie lebt in ihrer eigenen Welt. Was ich möchte, spielt für sie keine Rolle. Es ist ihr Ansehen, welches sie Aufrecht erhalten möchte. Vielleicht auch das meines Vaters, aber meine Mutter ist eine sehr egozentrische Persönlichkeit. Sie ist dann glücklich wenn sie Lob erhält. Lob, dass sie ein Bankett ausgerichtet hat, Lob, dass sie ihr Gewicht hält, Lob, dass ihr Sohn erfolgreicher Archäologe ist, Lob dass ihr Mann auf einem Fachgebiet hervorragend ist…. Wie es den Leuten um ihr herum aber geht, das tangiert sie nicht. Daher, mach dir keine Gedanken! Früher oder später wird sie es akzeptieren….oder mich enterben!“

Simon lachte beherzt auf. Er fühlte sich gut. Gedanklich hatte er sich schon vor sehr langer Zeit von den Erwartungen seiner Mutter gelöst und auch sein Vater sprach ihm immer wieder Mut zu.

Zheng brachte den Tee und lächelte. Auch wenn er Nahil nicht einzuschätzen wusste und für seinen Hausherren nur das Beste wünschte, wollte er ihm eine ernsthafte Chance geben. Er hatte Simon lange nicht so unbeschwert gesehen und das freute ihn sehr.

„Du hast dich schon so hübsch gemacht, dann entschuldige ich mich auch eben und geh schnell duschen ja? Bin gleich wieder bei dir. Zheng, du passt auf ihn auf, hörst du?“, grinste er.

„Sehr wohl!“, grinste Zheng zurück.

Er musterte Nahil, wartete bis Simon oben war und meinte dann: „Das war eine absolute Premiere! Sie können sich wirklich was darauf einbilden? Was darf ich Ihnen zum Frühstück bringen?“