Nahil konnte garnicht abwarten, was Simon ihnen erzählen würde, sobald er auflegen würde.

"Auf jeden Fall!" meinte Nahil sofort.
"Aber..." er stockte. "Lass und trotzdem erstmal ein MRT bei dir durchführen, danach können wir sofort los und in der Zeit können die Daten ausgewertet werden. Wir dürfen keine Zeit verlieren, ich will dich nicht als nächsten bewusstlos vom Boden kratzen!"

Nahil wollte unbedingt checken, ob da noch mehr war und vor allem wo. Sie mussten das auf jeden fall rauskriegen und das würden sie im Auto nicht können, vorher würden sie auch nicht wissen, wie sie Jenny vielleicht helfen könnten. Was, wenn das Zeug überall war? Nahil war dumm gewesen, er hatte die Kotze sofort runtergespült, was wenn da auch dieser Schleim bei gewesen war? Verdammt! So hätten sie vielleicht schneller mehr gewusst, wieso nur hatte er darauf nicht geachtet?!

Sie durften sich jetzt keine Fehler erlauben!

"Erst das MRT, dann die Fahrt, anders geht es nicht. Aber wir beeilen uns."

Dr. Ming und auch Simon stimmten zu. Dann meinte Der Chefarzt aber, dass er schon einmal aufbrechen würde, die anderen beiden würden sich Zeit lassen können, nicht dass in der Eile noch Flüchtigkeitsfehler basierten.

Simon bedankte sich bei ihm.

Es war leider noch ein anderer Patient vorher für den MRT eingeteilt. Also mussten sie tatsächlich noch eine halbe Stunde warten.

Er sah Nahil an.

„Mach dir keine Sorgen. Mir geht’s gut. So schnell lass ich dich nicht mehr los.“, lächelte er sanft und strich ihm über die Wange.

Seine Miene verfinsterte sich aber anschließend etwas.

„Wenn Jenny mehr davon eingeatmet hat und es wirklich im Körper wandert…. das könnte ich mir nicht verzeihen! Ich war verantwortlich für alle! Es ist so viel passiert an der Ausgrabung! Ich… ich weiss gar nicht, was ich falsch gemacht habe! Wieso konnte ich euch nicht alle besser Schützen. Jeder Schatz hat doch auch einen Fluch! Wieso habe ich das nicht…..“, er stockte, dann sah er Nahil an.

„Ein Fluch!“, gab er von sich, als sei das die Lösung des Problems!

Sofort griff er nach seinem Handy und versuchte diverse Dinge zu vergleichen. Was, wenn es sich wirklich dadurch erklären liess?!

Nahil bedankte sich ebenfalls, allerdings hätte er wirklich gerne den MRT als aller erstes erledigt. Nun, dann würden sie einfach warten.

Simons Worte berührten ihn sehr. Der Arzt kämpfte doch tatsächlich gerade dagegen an, dass ihm Tränen in die Augen steigen wollten. Simon zu verlieren war wirklich seine größte Angst. Besorgte blickte er ihn an, schmiegte sich etwas an die Hand an seiner Wange.

Doch gerade als er etwas dazu sage wollte, änderte sich Simons Blick.

"Hey!Also zu erst einmal war das alles nicht deine Schuld, du musst dir garnichts verzeihen...und..."
Nahil räusperte sich, da Simon dann ernst an.
"Erinnerst du dich daran, wie ich dir mal gesagt habe, dass es sich beinahe so anfühlt als wäre das Grab verflucht und du hast mich ermahnt und gesagt, dass du sowas dort nicht hören willst?"

Kurz deutete er ein Schmollen an, dann aber lachte er eher besorgt.
"Vielleicht war mein Bauchgefühl garnicht so falsch."

Er nahm Simons Hand, die er vom Handy löste und sah ihm in die Augen.
"Simon....egal was das ist...ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um dich zu retten....ich...ein Leben ohne dich..."
Seine Augen fingen an zu glänzen, denn Tränen waren ihm in die Augen gestiegen.
"Fluch oder nicht, wir kriegen das wieder hin und auch Jenny retten wir, richtig?"
Seine Stimme war dünn und voller Sorge. So sehr wie jetzt hatte Nahil sich wohl noch nie nach einer Umarmung und einem Kuss gesehnt.

Simon wollte doch nach etwas suchen, da sprach Nahil aber und sah so hilflos und verloren aus.

„Ja, natürlich, wir werden alle retten! Alles wird gut!“, meinte er sanft und zog ihn an sich. Eine Umarmung war es wohl auch, was er selbst gerade gut gebrauchen konnte, denn sie tat wirklich gut.

Dann schrak er plötzlich auf. Er löste die Umarmung.

„Wie konnte ich das nur übersehen?!“, platzte es nun aus ihm.

Sofort sah er auf sein Handy zurück, er tippte hastig und fand es dann.

„Hier!“, er hielt das Telefon so, dass Nabil mit hinein blicken konnte.

„Verdammt seid ihr, die Macht ersuchen.
Die Macht, die euch niemals gehört.
Verdammt seid ihr, die mich verfluchen.
Schwärze folgt, die euch zerstört.“

Er blickte Nahil entsetzt an.

„Selbstverständlich glaube ich nicht grossartig an solche Flüche, aber solange sie nicht ausgesprochen werden, bin ich davon überzeugt, dass sie einem nichts anhaben können! Daher wollte ich auch nicht, dass wir das an der Ausgrabungsstätte provozieren. Verstehe mich nicht falsch, ich denke nicht, dass es irgendjemandes Schuld ist, dass es soweit kam… aber…. Ich wusste hiervon und habe es ignoriert. Aber ich habe solche Dinge oft ignoriert und nie ist etwas passiert!“

Simon sah ihn ratlos an.

„Was ist, wenn dieser Fluch …. Der Fluch des Jadeprinzen Realität ist? Dann müssen wir herausfinden, wie wir ihn brechen können!!! Warte….“

Wie besessen tippte Simon in sein Handy. Irgendwo musste doch eine Lösung sein.

Nahil war dankbar für die Worte und die Umarmung. Simon konnte ihn wirklich gut beruhigen, denn mit ihm zusammen könnte er alles schaffen. Leider hielt die Umarmung, in die Nahil sich so rein gelehnt und sie erwidert hatte, nicht lange an. Simon fiel etwas ein, weshalb der Arzt wieder neugierig wurde.

Als er die Worte hörte, schluckte er schwer. Also konnte das hier tatsächlich ein echter Fluch sein? Dann gab es solche Dinge wirklich? Ein Schauer lief ihm über den Rücken. Waren sie verloren? Würde man den Fluch so einfach brechen können?

"Tut mir leid..ich.."begann Nahil, doch ließ er den älteren erstmal zu Ende reden.
"Ich weiß nicht... vielleicht sollten wir jemanden aufsuchen, der sich mit Flüchen auskennt und um Rat bitten." überlegte er, griff dann sanft nach Simons Hand mit dem Handy und schob diese leicht runter.
"Simon..." er blickte ihm in die Augen, lächelte. "Wir schaffen das, ich bin mir sicher, aber jetzt erstmal kommst du ins MRT. Es ist jetzt frei, siehst du?" die Lampe leuchtete Grün vor der Türe zum MRT und die Dame, die es bei dem Patienten zuvor durchgeführt hatte, kam auf die beiden zu.
"Gib mir das... und zieh alles an Metall aus, was du am Körper hast. Es dauert einige Minuten das MRT durchzuführen, aber wir machen auch ein gesamtes, nicht nur vom Kopf, einfach um sicherzugehen und nichts zu übersehen. Danach werden wir Jenny helfen, wenn Dr. Ming das nicht schon geschafft hat."

Es machte Nahil wirklich große Sorgen, dass sich ein Fluch wahrscheinlich nicht durch seine medizinischen Kenntnisse brechen lassen würde. Ebenso sein endloses Wissen über Gift half ihnen hier nicht weiter, er fühlte sich machtlos und dumm, trotzdem würden sie sicher eine Lösung finden!

Nahil klang, als brauchte er dringend die Bestätigung, dass alles gut gehen würde. Zumindest empfand es Simon so. Er konnte es ihm aber nicht verübeln, denn es gab nichts, was er sich nicht mehr wünschte! Er wollte nicht an einem Fluch versenden aber noch viel weniger wollte er, dass das irgend jemand anderes tun würde, der unter seiner Obhut stand! Das würde er sich niemals verzeihen.

Er gehorchte dem Arzt und entledigte sich seines Schmucks.

„Okay, ich bin soweit. Es wird alles gut!“, meinte er dann fest und war bereit für die Untersuchung. Auch wenn er die Enge und auch das Laute Klopfen als unangenehm empfand. Es spielte aber keine Rolle! Sie mussten das tun.

Als die Untersuchung fertig war, sah er Nahil erwartungsvoll an.

Ob man noch mehr von der Masse in seinem Körper fand oder war alles verschwunden?

Irgendwie hatte er Angst vor der Antwort. Aber er würde sich ihr stellen, egal wie sie sich anhören würde.

Nahil nickte leicht, sah ihm dann zu, wie er sich hinlegte und verließ schließlich den Raum, in welchem das MRT lief. Nervös lief er vor der Türe auf und ab, versuchte irgendwie eine Lösung zu finden. Was sollten sie nur tun? Was wäre, wenn dieser Parasit, oder was auch immer dieses ekelhafte Glibberzeug war, sich in ihre Gehirne setzte? Ins Herz? Er wollte gar nicht daran denken. Sie würden alle sterben, wenn sie keine Lösung hierfür finden würden!

Für gewöhnlich wartete man ein bis zwei Tage auf ein MRT-Ergebnis, doch dieses hier wertete Nahil sofort aus. Er analysierte Simons Körper Schicht für Schicht und fand tatsächlich noch ein paar Spuren dieses Zeugs in anderen Körperregionen.

Simons erwartungsvoller Blick ließ Nahil ein wenig gequält zu ihm schauen. "Also...es gibt..." Er überlegte, wie er das am besten sagen sollte. "Es gibt gute und schlechte Nachrichten... Dieser Glibber hat sich scheinbar auch in deinen Nebenhöhlen ausgebreitet, was sehr wahrscheinlich durch das generelle Atmen passiert ist, immerhin kam es aus der Lunge... allerdings ist es noch weit genug von deinem Hirn weg."
Nahil seufzte. "Wir sollten möglichst schnell alles aus deinem Körper entfernen, bevor es dein Hirn erreicht. Auf dem MRT ist es nicht klar sichtbar, ob es sich dort noch bewegt oder ob es die abgestorbene Version dieses Schleims ist, deshalb sollten wir keine Zeit verlieren." erklärte er weiter. "Wir können nur hoffen, dass es nicht Jennys Hirn erwischt hat."

Auch wenn Simon darauf gefasst war, zerschmetterte diese Nachricht einen gewissen Teil seiner Hoffnung, wenn nicht sogar den größten.

„Okay, Nebenhölhen und in der Nähe meines Herzens also? Okay, dann bist du jetzt dran! Wir müssen wissen, ob du auch befallen bist!“

Sie mussten herausfinden, ob sie alle gleichermaßen befallen waren. Auch Robert würde untersucht werden müssen. Und alle anderen, die am Grab gearbeitet haben. Man könnte es als Nachsorge-Untersuchung deklarieren, um keine Panik zu verbreiten.

Simons weiterführende Gedanken unterbrach er hier und konzentrierte sich wieder auf Nahil.

„Ich warte hier und rufe derweil Dr Ming an. Vielleicht weiss ich dann schon was neues, bis du fertig bist!“

Eigentlich wollte er ihm nicht von der Seite weichen, aber er wusste nicht, wie viel Zeit sie hatten und auch nicht, was sie als nächstes tun sollten, dennoch verspürte er den grossen Drang, zu handeln.

Er sah noch zu, wie Nahil sich in die Röhre legte und versuchte dann Dr. Ming zu erreichen. Es hatte zwei Versuche gebraucht.

Als Nahil fertig war, berichtete er.

„Sie haben Jenny in ein künstliches Koma gelegt. Ich habe beordert, dass die Probe, die sie ihr entnommen haben geprüft wird. Dr. Ming ist jetzt gerade dabei. Auch Robert wird nun untersucht. Ich weiss nicht, was ich denken soll… Lass uns sehen, wie deine Werte sind!“

Nahil zögerte, jedoch wurde ihm im selben Moment klar, dass es keinen Sinn hatte sich gegen das MRT zu sträuben. Er wollte keine Zeit verlieren, lieber Simon und Jenny helfen, aber wie sollte er noch helfen, wenn er vorher starb?

Er legte sich also ebenfalls in die Röhre und ließ sich von der Enge und dem lauten Klopfen darin nicht einschränken. Es würde schon gut laufen, so dachte Nahil. Simon und Jenny waren für ihn gerade die Priorität und doch durfte er nicht seine eigene Gesundheit aus den Augen lassen.

Endlich war es so weit und er konnte aus dieser blöden Röhre wieder raus. Interessiert hörte er Simon zu. Künstliches Koma, ohje!
Besorgt sah Nahil seinen Liebsten an. "Ich hoffe, sie schafft es...und ich hoffe, dass wir eine Lösung finden, bevor wir ins Koma gelegt werden müssen.
Er ging schließlich mit Simon zusammen seine eigenen Ergebnisse ansehen. Ihm wurde übel, als er sah, was sich in seinem Körper abspielte. Es war ähnlich wie bei Simon, nur dass der Schleim in seinen Nebenhöhlen bewegte und zwar nicht gerade weiter weg von seinem Hirn. Das scheiß Zeug wollte in sein Hirn! Er hielt sich die Hand vor den Mund und zog die Augenbrauen zusammen. "Wir müssen das loswerden... jetzt!" gab Nahil ernst von sich, ehe er sich Simon schnappte und zurück in den Behandlungsraum ging, wo sie die Punktur zuvor durchgeführt hatten. Er sah sich um, was gab es wohl für Instrumente hier? Womit könnten sie...? "Perfekt!" Er nahm ein paar Dinge und richtete sich dann an Simon. "Meinst du, du hältst das in deiner Nase aus?", fragte er besorgt, hielt dabei einen schmaleren Inturbationsschlauch hoch. "Ich würde durch deine Nase damit in deine Nebenhöhlen gehen und so gut es geht alles dort absaugen... ich weiß nicht, wie viel wir schaffen, aber lieber versuchen wir alles, um das Zeug herauszubekommen, bevor es das Hirn erreicht, als nichts zu tun, hm?"
Nahil war sich nun wirklich nicht mehr sicher, ob das Zeug in Simons Kopf bereits tot war oder sich bei den Aufnahmen nur nicht bewegt hatte. So oder so musste es raus!

Auch Simon war von diesem Ergebnis geradezu entsetzt. Was zur Hölle war diese Masse und was wollte sie in ihren Gehirnen??? War es wie eine Art Pilz, der von seinem Wirt Besitz zu ergreifen versuchte um diesen dann zu lenken??

Tonlos folgte er Nahil und stimmte ohne gross nachzudenken zu.

„Ja, hol das Zeug aus mir raus!“

Er legte sich auf den Rücken und krallte sich mit den Händen an der Liege fest. Ob es wohl sehr weh tun würde? Er wusste es nicht, er rechnete damit, aber es war ihm egal.

„Ich bin soweit.“, meinte er nur und schloss dann die Augen.

Es war bereits unangenehm, den Schlauch in die Nase zu bekommen, als dann aber das Absaugen begann, hatte Simon das Gefühl, man würde ihm nicht nur das Gehirn sondern auch alles in seinem Gesicht heraussagen. Es war wesentlich unangenehmer, als er gedacht hatte. Dennoch hielt er durch.

Wie würde Nahils Prognose ausfallen und sollte er dies nun auch bei ihm tun?

Nahil nickte, schaltete regelrecht seinen Arztmodus wieder ein und abeitete hoch konzentriert an Simon. Er gab sich größte Mühe, dass es nicht unangenehm wurde und versuchte auch so viel zu erwischen, wie ging. Tatsächlich war das Zeug zum Teil abgestorben, aber ein anderer, deutlich widerspänstigerer Teil war noch in Bewegung. Auch diesmal war im Schlauch deutlich sichtbar, wie es versuchte wieder rauszukommen.

Nahil wurde ein weiteres Mal übel, als er das Zeug sah, ließ sich aber nicht davon ablenken und saugte weiter das Zeug aus Simon. Er hatte dafür einen Intubationsschlauch etwas umfunktioniert und arbeitete mit einer Pumpe am anderen Ende.

Erst, als er wirklich nichts mehr zu fassen bekam und beide Seiten von Simon bearbeitet hatte, nahm er das Ding aus seiner Nase und sah Simon an.

"Ich hoffe ich hab alles erwischt... aber schau selbst." er zeigte Simon den Behälter, in welchem der Schleim sich genauso bewegte wie zuvor in der Spritze. "Das ist so... abartig und faszinierend zugleich."
Er nahm die Pumpe von dem Behälter ab, verschloss diesen möglichst schnell Luftdicht und baute diese komische Gerätschaft noch ein weiteres Mal, immerhin sollte dennoch alles steril sein. Er sah Simon kurz an, dann den Schlauch. Es wäre für jemand ungeübten wahrscheinlich absolut nicht möglich den richtigen Winkel zu finden, das war ihm bewusst. "Okay... hör zu." er sah ihn an, reichte ihm das selbstgebastelte Ding und hielt selbst den Schlauch fest. "Du musst nur die Pumpe bedienen, okay? Den Rest schaff’ ich selbst."

Nahil schaffte es tatsächlich sich selbst das Ding in die Nase zu schieben und auch die richtigen Stellen zu finden. Es war unangenehm und auch irgendwie eklig, dennoch wirklich wichtig und nötig. Wenn dieses Zeug ihre Hirne erreichen würde, würde es sie wahrscheinlich umbringen. Im schlimmsten Falle würden sie als hirntotes Gemüse im Krankenhaus verschimmeln.

Als auch das geschafft war, verglich er die beiden Behälter. Bei ihm war deutlich weniger abgestorbene Masse vorhanden, als bei Simon. Was könnte das bedeuten?
Er musterte seinen Liebsten. Simons Körper schien irgendwie dieses Zeug abzustoßen und als Gefahr wahrzunehmen. Sein Körper schien viel besser gegen diesen Schleim anzukämpfen als Nahils oder Jennys. Zum Glück, denn andernfalls hätte er das vielleicht auch nicht abgehustet und sie hätten zu spät bemerkt, dass da etwas war. "Es wäre möglich, dass du irgendwas in deinem Blut oder deinem Körper generell hast, was die Zellen schneller vernichtet. Nimmst du irgendwelche Medikamente? Vitaminpräparate oder ähnliches?" fragte er interessiert. Er überlegte. Ob er durch eine Blutprobe mehr herausfinden könnte? Vielleicht war Simon die Lösung dieses Rätsels!

"Darf ich dir etwas Blut abnehmen?" Während er diese Frage stellte, kramte Nahil bereits in den Schubladen, um alles zu finden, was er für eine Blutabnahme benötigte.

Es ging alles so schnell und doch fühlte es sich an wie in Zeitlupe. Was war hier eigentlich los?

Ohne gross zu überlegen, stimmte Simon natürlich zu. Dennoch kreiste eine Frage durch seine Gedanken, die ihn nicht los lassen wollte:

„Ist bei dir denn nun alles raus? Ich meine, bist du sicher, dass es nicht an dein Gehirn gelangt?“

Er legte seinen Arm frei und gewährte Nahil freien Zugang zu seinen Venen.

„Wir müssen unbedingt herausfinden, wie wir es aufhalten können. Was, wenn es sich noch weiter ausbreitet? Was, wenn jeder der mit „Infizierten“ in Kontakt kommt, auch davon betroffen ist? Oder meinst du, nur wir, die wir vor Ort waren, sind mit diesem Fluch befallen?*

So surreal sich das auch anhörte, was, wenn es wirklich der Fluch war? Irgendwie konnte sich Simon auf keinen einzigen Gedanken konzentrieren. Es war, als jagte einer den anderen.

„Wirst du das Zeug analysieren lassen?“

Er blickte angewidert zu dem Behälter mit der Masse.

Nahil sah Simon an, zuckte dann unsicher mit den Schultern. "Ich kann dir nicht sicher sagen, ob wir alles raus haben... Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass wir beide noch mehr davon in uns haben, aber damit müssen wir jetzt erstmal leben. Wenn ich herausfinden kann, was in deinem Körper das Zeug so gut abtötet..."
Er sah sich immer noch suchend um, bis er alles hatte, was er brauchte.
Ruhig bereitete er Simons Arm vor, ehe er die Stelle desinfizierte und die Nadel sanft in die Ader schob.

"Ich schätze, dass das nicht ansteckend ist. Ich wüsste nicht, wie dieser Schleim in andere gelangen sollte, nur weil wir mit ihnen sprechen. Ich denke, dass wir womöglich diese Sporen an der Ausgrabungsstelle in uns aufgenommen haben und die das irgendwie verursacht haben."
Er sprach ruhiger als zuvor, denn er konzentrierte sich darauf, dass er Simon schmerzlos und angenehm das Blut entnehmen konnte und das in mehreren, kleinen Ampullen. Er zog die Nadel aus Simons Arm, drückte dann eines dieser viereckigen Wattepads auf die Einstichstelle. "Gut draufdrücken." wies er Simon an.

"Wir haben gar keine andere Wahl als es analysieren zu lassen. Ebenso sollten wir dein Blut analysieren lassen. Eigentlich...." Nahil sah seinen eigenen Arm an.
Sofort begann er auch seinen Arm vorzubereiten. "Wir sollten schnellstens herausfinden, was in deinem Körper anders ist, das sollte mit einer Vergleichsanalyse am besten gehen."
Als wäre es das normalste der Welt, schob Nahil nun sich selbst eine frische Nadel in den Arm und nahm sich ebenfalls etwas Blut ab. Er machte das ganz offensichtlich nicht zum ersten Mal.
"Ich werde alles versuchen, um uns von diesem Zeug zu befreien. Uns alle." versprach er.
Nachdem sie beide mit Pflastern versorgt waren, machte Nahil sich mit Simon Gedanken darüber, wer genau das vielleicht für sie analysieren könnte. Er war hier in China nun mal völlig fremd. Er kannte keinen der Ärzte oder Wissenschaftler. "Fällt dir niemand ein?", fragte er fast schon verzweifelt.

Nahil schien sehr routiniert zu sein, in dem was er tat. Ein wahrer Profi. Es beruhigte Simon, auch wenn er nicht den geringsten Zweifel an Nahils Kompetenzen hatte. Er liebte es mit Profis zu arbeiten und er hatte ihn nicht ohne Grund in das Team aufgenommen.

„Wir können es von Dr. Mings Kollegen analysieren lassen. Sie werden diskret damit umgehen. Komm!“

Sie verliessen den Raum und Simon telefonierte kurz. Es dauerte nicht lange, bis ihnen zwei Leute aus einem Labor entgegen kamen.

Kurz nur beauftragte er die beiden alles zu analysieren und hinterliess ihnen seine Handynummer, damit sie ihm unverzüglich Bericht erstatteten.

„Lass uns zu Dr Ming und den anderen fahren!“, meinte er nun hastig zu Nahil und bedeutet an, das Krankenhaus zu verlassen.

Er war aufgekratzt und sorgte sich. Das war nicht sein Naturell und so mochte er sich selbst nicht. Aber was auch immer hier passierte, schien alles andere als der Norm zu entsprechen. Es war fremd und unberechenbar. Fast so, als schien es ausserhalb seiner Kontrolle. Nun ja… es war ausserhalb seiner Kontrolle. Dennoch wollte er handeln und vor allem wollte er wissen, wie es seinen Kollegen ging.

Sie stiegen draussen in ein Taxi und fuhren los. Ohne es zu merken, griff er nach Nahils Hand und drückte sie leicht. Ob er ihn oder sich selbst beruhigen wollte, war nicht klar.

Nahil handelte ruhig und zielstrebig, solang es um seine Arbeit ging. Seine Professionalität und Erfahrung schienen Simon zu beruhigen, das war Nahil nicht entgangen und es gab ihm das Gefühl, dass er damit die Situation ein wenig entzerren konnte.
Nachdem alles in die Wege geleitet war, begleitete Nahil Simon nach draußen zum Taxi. Nahil spürte, wie Simon seine Hand ergriff und leicht drückte. Er ließ es geschehen, ohne etwas zu sagen. Nahil verstand, dass diese Geste mehr als nur nach körperlichem Halt verlangte. Vielleicht war es ein Weg für Simon, sich selbst zu beruhigen, und Nahil wollte ihm diesen Moment der Unterstützung geben. Möglich war jedoch auch, dass Simon ihn damit beruhigen wollte, dabei war er doch viel ruhiger als Simon, oder nicht?
Während der Taxifahrt vermied Nahil zunächst Worte, aber er blieb an Simons Seite. Er spürte, dass nun nicht die Zeit für viele Worte war, denn wirklich etwas ausrichten konnten sie von hier aus nicht. Er war sehr gespannt auf Jennys Zustand und hoffte natürlich, dass sie stabil war.

Am Zielort angekommen, ließen sie sich gleich zu Dr. Ming und den anderen bringen. Jenny war unheimlich blass und Nahil musterte sie gleich besorgt. Er ließ sich mitteilen, welche Untersuchungen und Tests an Jenny bereits durchgeführt wurden und schließlich wurde entschieden, dass Nahil auch ihre Lunge möglichst befreien würde. So kam es dann auch. Nahil führte zum zweiten Mal an diesem Tage eine große Spritze in einen Patienten ein, der ihm am Herzen lag und gab sich die größte Mühe, diesen seltsam lebendigen Glibber hinauszusaugen. "Ein Teil scheint auch abgestorben..." stellte Nahil überrascht fest. Es war allerdings nicht abgehustet worden, da hatte Simons Körper deutlich mehr Leistung gezeigt. Dennoch war ein anderer Part nicht abgestorben und Nahil hatte die böse Befürchtung, dass das Zeug sich bei Jenny weiter ausgebreitete hatte, als bei Simon und ihm.
Er entschied, dass die nach der Punktur noch ein genaueres CT des Kopfes machen sollten.
"Ich habe die Befürchtung, dass es bei Jenny womöglich bereits das Hirn erreicht haben könnte..." flüsterte Nahil Simon besorgt zu, als Jenny ins CT kam. "Ich hoffe meine Vermutung bewahrheitet sich nicht, aber falls doch müssen wir uns wirklich, wirklich schnell was einfallen lassen... Gibt es schon Neuigkeiten von den Proben, die wir abgegeben haben? Also nicht das Blut...dieser Schleim. Wenn ich seine Inhaltsstoffe kenne, könnte ich vielleicht etwas entwickeln. Ein Gegengift so zu sagen!"