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Nahil sah Jenny dankend an. Malik stimmte ihr auch zu.
Simon schien wirklich nicht begeistert zu sein und Nahil fühlte sich gerade total bevormundet!
Er war doch kein kleines Kind, das man einfach im Auto einschloss!! Was wäre, wenn was richtig schlimmes passierte und es da wirklich nur um Sekunden ging?!
Nahil sah Simon beinahe schon feindseelig an. Er biss sich auf die Lippe, ließ ihn aber reden. Malik sah ihn ermahnend an. Manchmal konnte sein Neffe nämlich den falschen Ton anschlagen...vor allem in solchen Momenten.
Simon ging raus und Nahil stand auch auf. "Idiot..." zischte er dennoch und ging dann ebenfalls, jedoch aufs Zimmer. Warum wollte Simon ihn so garnicht mitnehmen?!
Auf dem Zimmer angekommen war er nicht lange allein. Sein Onkel hatte sich für Nahil bei den anderen beiden entschuldigt und war ihm nach gegangen. Es klopfte und Nahil öffnete die Tür.
Malik kam vorsichtig rein. "Alles okay?" Fragte er.
Der jüngere schnaubte. "Keine Ahnung... ich bin doch kein Kind! Ich soll im Auto bleiben?? Und wenn es um Sekunden geht?!" Maulte er. "Nahil... simon trifft die Entscheidungen, wenn er es nicht will,solltest du das respektieren." Meinte er.
"Blödsinn!!! Er hat sich nur in seinem Stolz verletzt gefühlt!"

Robert sah ihnen nach, blickte dann Jenny fragend an.
„Warum hast du dich eingemischt?“
„Was? Ja, aber Nahil ist nunmal unser Arzt und wenn was wäre, wäre keiner vor Ort....“
„Tztzt... du bist also genauso ahnungslos!“
„Wie bitte?!“
Er stand auf, ging dann los. Jenny folgte ihm, weil sie da noch eine Antwort drauf wollte. Sie verstand das gerade nicht und gab das auch verbal kund.
„Meinst du Nahil ist in seinem Zimmer?“
„Wahrscheinlich! Aber was ist denn nun?! Was hast du damit gemeint?“
Er antwortete nicht. Sie stiegen in den Aufzug und fuhren in das nächste Stockwerk. Robert steuerte direkt auf Nahils Zimmer zu und klopfte.
Also die Tür geöffnet wurde trat er ein, gefolgt von der Biologin.
„Also, ich denke, ihr habt alle eine Sache vergessen! Simon handelt nie ohne einen Grund! Ihm geht es doch nie um seinen eigenen Stolz - auch wenn er bei seinem Werdegang wirklich anders sein könnte - sondern immer nur darum, dass die Expeditionen reibungslos verlaufen. Er stellt Teams zusammen, die aus wirklich fantastischen, hochqualifizierten Mitgliedern bestehen! Er kann es sich nicht erlauben, irgendwen zu verlieren! Aber offensichtlich habt ihr alle eure Hausaufgaben nicht gemacht!“
Platzte es, aus dem sonst so stillen Mann.
Jenny sah ihn weiter fragend an, auch blickte sie die anderen an. War sie hier allein unwissend? So, wie die anderen aussahen, war sie sich nicht sicher.
„Bei Simons zweiter Ausgrabung ist ein Teil eingestürzt. Soweit ich weiss, hatte das die halbe Crew ins Krankenhaus gebracht, eine Person, wurde so schwer verletzt, dass er heute noch in Rollstuhl sitzt. Simon besucht ihn zweimal im Jahr, weil er sich immer noch schuldig fühlt. Ich habe auch gehört, dass die Planung durch die Crew geändert wurde, was nicht von Simon abgesegnet war... trotzdem musste er den Kopf hinhalten.“
Er sah alle recht emotionslos an.
„Wenn ihr also immer noch denkt, dass Simon nur irgend welche Machtspiele spielen will, dann seid ihr nicht nur dumm sondern absolut fehl am Platz!“
Er sah nun besonders Nahil an. Er hatte nichts gegen ihn. Aber seine Insubordination, ging selbst ihm auf die Nerven.
„Ich geh zum Sauger.“
Mit diesen Worten verliess er dann das Zimmer.

Nahil war enttäuscht und sauer. Er wollte nur mit, weil er sich wirkich sorgte. Die Giftschlange hatte ihn wirklich vorsichtig werden lassen an dieser Ausgrabungsstelle. Er war sich nichtmal sicher, ob es nicht sogar Skorpione dort gab. Das Gift wäre zu schnell im Körper verbreitet, wenn Nahil nicht sofort ein Gegenmittel geben würde! Es war einfach verdammt gefährlich, wieso verstand Simon das nicht?!
Malik öffnete Robert und Jenny die Tür, obwohl Nahil dagegen war. Er wollte einfach nur seine verdammte Ruhe!
Die beiden Ägypter sahen die Chinesen an, Nahil eher wütend, Malik überrascht. Was Robert wohl zu sagen hatte?
"Ach, aber er und Jenny können dabei nicht drauf gehen? Oder sind egal?" motzte Nahil, Malik ermahnte ihn wegen dem Ton, den er gerade anschlug.
Völlig entgeistert sah Nahil Robert an. Hatte er ihn gerade DUMM genannt?! Das war doch nicht sein Ernst! Was sollte das?!
Nahil stapfte dem Chinesen sofort hinterher, packte ihn am Arm und drehte ihn wieder zu sich. "Als erstes mal: Ist das jetzt neu, dass man sagt, was man sagen will und sich die anderen nicht mehr anhört, sondern einfach geht?! Ist das so in China? Das ist super unhöflich! Und zweitens: Nur weil Simons zweite Ausgrabung so gelaufen ist, heißt es noch lange nicht, dass sowas wieder passiert, nur weil er auf Nummer sicher gehen soll, indem er einen Arzt mit nimmt! Ich will mitkommen, damit so etwas nicht passiert! Wenn sein altes Team eine solche Fehlentscheidung getroffen hat und sowas damals passiert ist, dann ist das dennoch was ganz anderes, wir sind nicht dieses Team von seiner zweiten Ausgrabung! Er kann nicht immer zu 100% perfekt sein und ganz genau die richtigen Entscheidungen treffen! Manchmal braucht man sein Team, um die richtige Richtung zu finden und diesen Weg zu gehen!"
Nahil sah ihn ernst an, war beinahe schon in Rage geraten beim Reden. "Und dieses 'dumm' kannst du dir sparen! Fehl am Platz sind vielleicht eher Leute die im Team herumpoppen und dann einen auf Amnesie tun, das Klima des Teams damit stört und unangenehme Spannungen erzeugt! Das ist unprofessionell! Ich ziehe mir diesen Schuh nicht an, Robert! Nur weil sowas vor ein paar Jahren passiert ist, heißt das nicht, dass jede Entscheidung des Teams falsch oder schlecht ist! Wir sind ein Team um gemeinsam Lösungen zu finden und nicht blind einem Anführer zu folgen! Ohne das Teamdenken hätten wir weder die Ursache so schnell raus gefunden, noch so schnell eine Lösung gefunden, um diese Wolke los zu werden! Ein Team besteht nicht nur aus Simon allein und es gibt nunmal Dinge, die nicht nur einer entscheiden kann oder sollte! Er mag kompetent sein, weiß was er tut... und dennoch ist es Wahnsinn an eine solche Stelle zu fahren, ohne ärztliche Begleitung! Allein die Tiere da draußen sind so giftig, dass ein Mensch innerhalb weniger Minuten daran sterben kann und glaub mir, die Zähne einer solchen Schlange durchbohren auch einen Schutzanzug."
Er war fest davon überzeugt, dass seine Worte richtig waren! Außerdem ließ er sich doch jetzt nicht zweimal dumm dastehen! Simon war einfach aufgestanden und gegangen und Robert versuchte das gleiche bei ihm?! Nicht mit Nahil!

Robert blickte die Hand, die ihn festhielt und umgedreht hatte an, dann das Gesicht dazu.
„Hör mal, ich denke, dein Blut ist etwas zu hitzig. Simon zweifelt nicht unseren Teamgeist an, er will Gefahren vermeiden! Du kannst doch mit! Was ist also dein Problem?! Wenn Simon nur das nötigste an Mannschaft mitnimmt, ist das doch seine Entscheidung! Er will uns doch kein Daten unterschlagen. Er geht vor, prüft und dann können wir gemeinsam entscheiden, was wir als nächstes tun?! Was also stört dich so sehr? Dass er nicht dich sondern Jenny gewählt hat?“
Auf das andere ging er gar nicht erst ein. Das war unter der Gürtellinie und Robert fand das unpassend darauf herumzuhacken. Das würde er schon mit Jenny klären, nicht mit Nahil.
„Willst du das noch weiter ausdiskutieren oder kann ich jetzt meine Arbeit machen?“

Nahil schnappte empört nach Luft bei dieser Aussage.
"Jenny ist die Biologin, es ist sinnvoll sie mitzunehmen! Diese Entscheidung stört mich auch kein Stück, aber die Tatsache, dass er ohne einen Arzt dort hin wollte! Wer weiß, was außer dem Schwefel und den Brennhaaren durch den Sturm noch freigesetzt wurde?!" zischte er.
"Ich halte dich nicht länger auf, herr Oberschlau!"
"Nahil Ilias Thien Aziz! Es reicht!" hörte man auf Arabisch und Nahil fuhr zusammen. Sein Onkel hatte Recht. Immerhin war er es nun, der sich in seinem Stolz von Robert gekränkt fühlte.
"Mach was du willst...Sorry."
Nahil wand sich ab, ging dann an Jenny und seinem Onkel vorbei ins Badezimmer ihres Zimmers. So eine verdammte Scheiße! Es war überhaupt nicht das Problem, dass Simon Jenny dabei haben wollte, das war einfach nur logisch und es wäre dumm ausgerechnet sie nicht mit zu nehmen...Aber ein Arzt war im Moment unabdingbar! Sie hatten doch gesehen, wie schnell das mit der Schlange ging und wie schnell die Reaktion kommen musste. Ein dummer Schutzanzug war für die scharften Zähne dieser Schlange kein Hindernis und er schützte auch nicht vor Brüchen oder ähnlichem! Würde Simon sich ernsthaft verletzen wäre Jenny sicher nicht in der Lage ihn schnell genug ins Krankenhaus zu bekommen!
Malik sah Nahil besorgt nach. Was war nur los mit ihm?
"Bitte Verzeiht... Nahil wird manchmal etwas stur und hitzköpfig, wenn er sich ehrlich Sorgen macht. Er will nur das Beste für alle und vor allem würde er sich nicht verzeihen, wenn einem etwas passieren würde, während er nicht dabei ist und ihm diese Person wegstirbt oder ähnliches."
"Du brauchst dich nicht für mich zu rechtfertigen!" meinte Nahil, als er nochmal die Badtür öffnete, kurz darauf ging sie wieder zu und man hörte Wasser laufen. Nahil würde einfach in Ruhe ein Bad nehmen und seine Wut wieder runter kühlen und sich entspannen.
Malik seufzte tief. "Dennoch, tut mir leid."
Er entschied sich Simon auf zu suchen, immerhin wollten sie ja gemeinsam weg. Also machte Malik sich auf den Weg nach draußen.

„Genau weil so unsicher ist, was dort vorgefunden wird, will Simon so wenig wie möglich Leute in Gefahr bringen. Wenn es einstürzt, wirst auch du nichts ausrichten können! Dann hat er wohl lieber einen auf dem Gewissen, als zwei... nichts für Ungut.“
Meinte Robert, und sah dann Jenny an.
Sie winkte ab. Sie verstand ja, wie es gemeint war.
In Roberts Augen verhielt sich Nahil kindisch, gerade jetzt, wie er ihn nannte.
Malik versuchte das ganze zu beschwichtigen.
„Wenn er so denkt, müsste er doch Simons Entscheidung erst recht verstehen!“, merkte Robert noch an, bevor Malik dann ging.
Der IT- Mann sah Jenny fragend an. Würde sie jetzt mit kommen oder was hatte sie vor? Nahil wollte doch augenscheinlich mit keinem reden. Warum also Zeit verschwenden?
Die Frau ging aber zur Badezimmertür und klopfte an.
„Nahil? Ist alles in Ordnung? Braust du was? Ich kann gern bleiben und dir zuhören!“
Robert entschied sich zu gehen. Er wollte wirklich seinen Sauger überprüfen.
Simon hatte derweil sein Telefonat beendet und tippte eine Email.

Nahil zog sich gerade aus, als es am Bad klopfte. Was war bloß los? Wollte ihm jetzt noch jemand irgendwas dummes an den Kopf werfen und dann einfach gehen?
Es war Jenny. Leise seufzend öffnete er die Badezimmertür, immerhin hatte er noch seine Hose an, also war das schon in Ordnung.
"Ich denke es ist alles in Ordnung... ich werde einfach ein Bad nehmen und runter kommen..." meinte er, wobei er zum Spiegel ging, um sich die haare zu flechten und sie hoch zu stecken, damit sie beim Baden nicht nass wurden.
"Es nervt einfach nur, dass nur die eine Seite gesehen wird und ich laut Robert jetzt der böse bin."
Er tunkte die Fingerspitzen ins Wasser, um die Temperatur vom laufenden Wasser anzupassen und sah dann Jenny wieder an. "Ich weiß nicht, wieso sowohl Robert als auch Simon so denken. Sie haben beide die Sache mit der schlange mitbekommen und das war noch nichtmal die gefährlichste hier. Natürlich verstehe ich, dass Simon so wenige wie möglich in Gefahr bringen will, aber was ist denn, wenn tatsächlich einer von euch von einer Schlange gebissen oder einem Skorpion gestochen wird? Weder du noch Simon können dem anderen auch nur annährend schnell genug helfen und der jenige würde vor Ort noch wegsterben. Ist das dann besser als ein Leben mehr in Gefahr zu bringen, um wohlmöglich auch zwei zu schützen? Wenn das Ding einstürzt heißt das auch nicht gleich Tod oder auf ewig gelähmt... aber selbst da...es muss nur einer unglücklich aufkommen und der andere eingeklemmt sein und dann verblutet der eine elendig und der andere.... ach du weißt schon was ich meine... ich würde umkommen vor Sorge, wenn ich hier sitzen und Däumchen drehen würde... das halt ich nicht aus."
Nahil hoffte, dass Jenny ihn verstand. Es waren natürlich beide Ansichten nicht falsch aber für Nahil war es einfach logischer ihn mit zu nehmen, denn dann konnte man viel mehr Gefahren eindämmen. Einsturz hin oder her!
"Simon ist nur wegen einem Zwischenfall so stur! Was macht er denn, wenn du gebissen wirst und in seinen Armen stirbst? Dann ist er schuld, weil er den Arzt, der jegliche Gegengifte mich sich rumschleppt, nicht mitgenommen hat und dann hat er das selbe Drama in beiden Varianten. Das bringts auch nicht... "
Nahil sorgte nebenbei für eine Menge Schaum auf der Wasseroberfläche. "Moment kurz.."
Er schnappte sich ein Handtuch, hielt sich das vor den Po, stand dabei mit dem Rücken zu ihr, allerdings auch so, dass er nicht sofort vor ihr sondern möglichst weit aus ihrem Blickfeld raus stand. So ließ er dann gekonnt auch die restlichen Hüllen fallen und wickelte das Handtuch nun ganz um seine Hüfte.
Sein Körper unterschied sich schon ziemlich zu dem von Simon und tatsächlich störte ihn das nicht im Geringsten. Er fand Simons Körper toll und er passte super zu ihm. Gegensätze zogen sich nunmal an. Da Jenny Gefallen an Simons Körper gefunden hatte, war Nahils schmaler Körper sicher uninteressant für sie und außerdem wusste sie ja nun, dass er Interesse an einem Mann hatte.
"Vielen Dank, dass du mir zuhörst und für mich da bist....aber ich denke, alles was ich jetzt brauche ist diese Badewanne und einen klaren Kopf...Das hilft sicher."
Er lächelte sie höflich und nett an. "Tut mir leid, dass ich mich eben so kindisch verhalten hab.... aber ich muss mich doch nicht von ihm als dumm betiteln lassen..."

Jenny hörte ihm aufmerksam zu. Nickte auch dann und wann verständnisvoll.
Sie hatte Nahil ja auch schon unter der Dusche gesehen, daher war das nicht der neuste Anblick für sie. Zudem war er für sie wirklich mehr wie eine gute Freundin. Warum sie so empfand, wusste sie selbst nicht. Sie sah Nahil nicht mal als Frau. Für sie war er ein Mann, trotzdem fühlte sie sich einfach wohl bei ihm... wie bei einer Freundin eben.
Sie schmunzelte.
„Ich glaube Simon und du.... ihr seid euch sehr ähnlich. Ihr wollt beide das Gleiche und steht euch doch im Weg. Beide wollt ihr nicht, dass dem anderen etwas passiert! Das ist so romantisch.“
Sie stimmte ihm noch zu, dass Robert zu weit gegangen war. Dann liess sie ihn allein. Er sollte die Ruhe bekommen, die er benötigte um runter zu kommen.
„Gib Bescheid, wenn du mich brauchst.“

Nahil schätzte das sehr. Er fühlte sich bei Jenny auch wohl. Vor Robert würde er sich ganz sicher nicht ausziehen! Niemals! Nichtmal in einem verdammten Badehaus, wo alle Kerle nackt rumrannten. Ihm gegenüber würde er ab heute kein Bisschen Schwäche mehr zeigen!
Der Arzt wurde ein wenig rot, als Jenny meinte, dass es romantisch sei. Er räusperte sich peinlich berührt und meinte dann:"Mit Romantik hat das nicht viel zu tun....Ich will genauso wenig, dass dir etwas passiert... oder irgendwem aus dem Team... Wobei... nach der dummen Aktion eben kann-....vergiss es, sorry!"
Eigentlich hatte er sowas wie "kann Robert mit gestohlen bleiben" oder "Kann Robert von mir aus allein vorfahren und nachsehen, wie es aussieht" sagen wollen, aber Jenny war nunmal in ihn verknallt und außerdem waren solche Aussagen wirklich nicht in Ordnung.
"Danke, das selbe gilt für dich, Jenny." lächelte Nahil sanft.
Als sie ihn allein gelassen hatte, schloss Nahil die Tür wieder und stieg langsam in das warme Wasser, das Handtuch hatte er natürlich vorher abgelegt.
Sein Körper verschwand unter dem Schaum und er schaltete den Wasserhahn ab.
Der Duft von Magnolien stieg ihm nun noch stärker in die Nase und er schloss die Augen. Das Wasser war vielleicht ein kleines Bisschen zu heiß, aber das ging schon in Orndnung, er würde sich sicher schnell gewöhnen.
Seine augen schlossen sich und er atmete einmal laut aus. Wieso nur nervte ihn das gerade so sehr? Wieso lief überhaupt alles so schief? Erst der Einsturz und der Schwefelgeruch, dann die Brennhaare, die Wolke, der Sturm und jetzt auch noch dieser unnötige Streit. Da stimmte doch wirklich irgendwas nicht. Vielleicht war es ein Zeichen dafür, dass sie das Grab wirklich besser nicht betreten sollten. Aber...sie waren ein Team, welches nur dafür da war das Grab zu betreten....das würde keiner so einfach abblasen und natürlich wollte Nahil auch unbedingt wissen, was da unten auf sie wartete, selbst wenn sie in den sicheren Tod liegen.
**************
Malik kam draußen bei Simon an und legte ihm sachte eine Hand auf die Schulter. "Tut mir leid, dass ich solch eine Diskussion gestartet habe... das war nicht meine Absicht. Ich hoffe du bist nicht all zu wütend darüber." meinte Malik gleich.
"Wir sollten uns alle mal ein paar Gedanken über alles machen und auch....vielleicht... über den Umgang miteinander. Nahil und Robert haben sich eben noch in die Haare bekommen..." berichtete er. "Ich fürchte einfach, dass die Verschiebung der Ausgrabung eine leichte Spannung aufbaut, weil alle unsicher werden und einfach gerne endlich los legen würden...ich hoffe, dass sich das alles wieder legt, wenn wir wieder im Camp sind."

Jenny bedankte sich und suchte dann Robert auf. Sie hatte mit ihm nicht nur ein Hühnchen zu rupfen.
Simon hatte Malik mit einem freundlichen Nicken begrüsst, legte dann das Handy zur Seite und hörte ihm zu.
„Ich bin nicht wütend, konnte ja keiner Ahnen, dass es sich so entwickelt. Nahil scheint selbst ein kleiner Sturm zu sein. Aber ich bin wohl auch nicht besser....“, er lächelte etwas gequält.
„Ich stimme dir zu, wir sollten uns langsam wieder auf das Wesentliche vorbereiten. Genug gespielt! Es wird wieder Zeit uns auf das zu konzentrieren, was zählt und wofür wir hier sind! Sobald wir zurück sind, mache ich mir Gedanken.“
Dass ausgerechnet Nahil und Robert sich in den Haaren hatten, war irgendwie schwer nachzuvollziehen. In den drei Ausgrabungen mit Robert, war dieser nie in einen Streit verwickelt gewesen. Er schien immer viel zu sehr mit seinen technischen Spielereien zu tun gehabt zu haben, als dass er sich ernsthaft überhaupt für andere Menschen interessierte.
So langsam fragte sich Simon, ob das alles seine Schuld war. Vielleicht hätte er sie nicht zum trinken animieren dürfen. Erst als da die Hemmung fiel, hatte sich alles verändert! Sie waren alle per du, schliefen miteinander und hatten nur noch Spass im Sinne. Er war da selbst ja keine Ausnahme. Ob das ein Fehler gewesen war?
Auch darüber würde er nachdenken müssen. Schliesslich schienen sich alle Prioritäten zu verschieben und das war in der Tat falsch!
„Ich schreibe schnell meine Mail zu Ende, dann können wir aufbrechen, in Ordnung?“
Er tippte noch zwei Sätze und lächelte Malik an.
„Wollen wir, Herr Kollege?“
Sie brachen auf und sahen sich den Teil der Umgebung an, der ihm am Vortag unerschlossen geblieben war.
„Wie bist du zur Archäologie gekommen, Malik?“, erkundigte er sich irgendwann.

"Es passiert ihm nicht oft, dass er sich so verhält.... für gewöhnlich schafft er es recht ruhig zu bleiben, aber hier ging es eben darum, dass Menschenleben aufs Spiel gesetzt werden und er nicht helfen darf... das kann er nicht akzeptieren.." erklärte Malik. "Es gibt nicht viele Situationen, die ihn so aufbrausen."
Malik kannte seinen Neffen in und auswendig. Wenn es um Nahils Position als Arzt ging, kannte dieser keine Ablehnung. Es war ihm wichtig mögichst da zu sein, wo er wohl möglich am Meisten gebraucht wurde.
Malik nickte.Das war eine gute Einstellung! Hoffentlich sahen die anderen drei das nicht anders.
"Natürlich, nimm dir die Zeit, die du brauchst." lächelte der Archäologe. Geduldig wartete Malik, bis sie aufbrachen.
Er selbst hatte auch noch nicht alles von der Stadt gesehen, also war er auch ganz froh über diesen Ausflug.
"Ich glaube ich fand das schon immer cool... Während alle Jungs immer mit Autos und Zauberkästen gespielt haben fand ich Dinos und Archäologiesets viel cooler. Ich hab im Sandkasten keine Sandburgen gebaut, sondern mit Pinseln und Schaufeln nach tollen Schätzen gesucht... Ich war wohl schon von klein auf ein geborener Archäologe. Selbst als ich gerade erst richtig gut Lesen konnte hab ich sofort nach Büchern geschaut, die Dinos, Pyramiden, alte Gottheiten mit Grabstätten und sowas versprachen. Ich fand das immer viel spannender als irgendwelche Geistergeschichten oder sowas." erzählte er amüsiert. Es war tatsächlich so gewesen. Malik war von Kind an schon in diese Richtung gegangen und es hatte sich nie etwas daran geändert. Es war wohl seine Berufung.
"Wie war es bei dir?" fragte er dann ebenfalls interessiert, blieb dann aber bei einer Patisserie stehen. "Die sollen tolles Gebäck und super Kaffee haben! Wollen wir uns ne viertel Stunde mal hinsetzen und da weiter reden?" schlug Malik vor. Allein der wunderbare Duft, der aus dem Laden kam, als jemand durch die Tür ging war super.
Es gab tatsächlich auch sowas wie Pizzabrötchen und andere Herzhafte Gebäcke, die waren auch in einer zweiten Theke links von der Kaffe unter gebracht, sodass die süßen Sachen nicht mit ihnen zusammen lagen.

„Entschuldige, wenn ich unterbreche, aber ich setze keine Menschenleben auf‘s Spiel! Es ist meine höchste Priorität alle sicher aus dieser Mission wieder mit raus zu nehmen! Ich habe eingesehen, dass ein Arzt vor Ort vielleicht sinnvoller ist. Auch aus rein psychologischen Gründen. Je eher man weiss, dass man in Sicherheit ist, desto weniger Fehler macht man! Trotzdem lasse ich ihn nicht einfach dort herumturnen! Er ist der Arzt! Wenn er wegfällt, können wir die komplette Sache vergessen! Jedes einzelne Mitglied ist unersetzlich! Nun ja... letzten Endes ist jeder ersetzbar. Aber darum geht es nicht. Mir ist mein Team wichtig, sonst würde ich nicht wochenlang über den Bewerbungen sitzen um die Auswahl zu treffen.
Nahil wird bei der Ausgrabung dabei sein, er wird mit absteigen, da wir ihn dann vor Ort brauchen. Ich brauche ihn aber nicht, um lediglich die Lage zu prüfen! Ich lasse mir da auch von keinem weiter rein reden! Wenn Nahil jedes Mal die Kriese bekommt, nur weil vielleicht etwas sein könnte, dann bürdet er sich etwas zu viel auf! Er muss lernen etwas lockerer an die Sache heran zu gehen. Durch seine Paranoya, verängstigt er die anderen nur unnötig und ich kann keine aufgescheuchten Hühner gebrauchen! Ich brauche Profis. Profis, die dann funktionieren, wenn sie an der Reihe sind!“
Vielleicht hatte er zu viel gesagt, aber er hoffte, dass Malik verstand, wie er das meinte.
Er hatte sich schon viel zu sehr gerechtfertigt, wo er es überhaupt nicht musste. Ab jetzt würde er das wieder ändern. Er würde sich aber nicht sagen lassen, dass er Menschenleben auf‘s Spiel setzte! Das war einfach eine dreisste Unterstellung und genau genommen sogar Rufmord. Da aber wahrscheinlich alles nicht so gemeint war, beliess er es jetzt hierbei.
Sie schlenderten also weiter.
Er hörte sich an, wie Malik zur Archäologie fand und schmunzelte. Er hatte seine. weg ja schon sehr früh gefunden.
Sie kamen in der Patisserie an und nahmen Platz. Ausser einen Kaffee bestellte sich Simon allerdings nichts. Auch wenn es wirklich köstlich aussah und duftete, aber er befürchtete nur schläfrig zu werden, wenn er ass und er hatte heute noch einiges zu tun und mit Jenny zu besprechen.
Nun ging er aber auf Maliks Frage ein.
„Also, bei mir stand das nicht so schnell fest. Ich denke, meine Familie hätte mich lieber als Arzt gesehen anstatt die Welt zu bereisen und im Sand rumzufegen!“, er lachte, fuhr dann weiter fort. „Ich denke ich bin über Mythen und Sagen darauf gestossen und ein Besuch auf der Chinesischen Mauer und der Terracotta Armee hat mich überzeugt! Ich wollte mehr darüber erfahren, mehr lernen, mehr Wissen und mein Wissen auch teilen. Denn das, was sich mir alles erschloss machte mich wirklich glücklich. Dieses Glück wollte ich mit anderen Teilen. Habe dann aber gemerkt, dass das viele nicht wertschätzten... mich hielt es trotzdem nicht davon ab. Ja, so wurde ich der Mann, der jetzt vor dir sitzt!“
Er lächelte. Es war angenehm, dass sie nun über so leichte Dinge sprachen und auch interessant, wie das bei einem Kollegen so lief.
„Nahil hat mir zwei deiner Funde im Museum gezeigt! Sehr beeindruckend! Was war dein schönstes Erlebnis, von all deinen Ausgrabungen?“

Malik hielt es für besser diese Diskussion auf sich beruhen zu lassen. Er hatte das tatsächlich anders gemeint, als er es ausgedrückt hatte und er war auch der Meinung, dass Nahil keines Wegs Paranoia hatte.. Aber er ließ es. Er wollte Simon nicht unnötig aufregen....vor allem nicht wegen solch einer wichtigen Sache.
Malik bestellte sich ein Stück Kuchen und einen Kaffee. Er würde nicht schlafrig werden! Er hätte sich am liebsten komplett durch alles Probiert. Tatsächlich bestellte er auch noch so ein Pizzabröchen hinterher, da er es probieren wollte. Würde das gut schmecken, würde er Nahil wohl einige Dinge von hier mitbringen.
"Das ist auch ein wunderbarer Werdegang! Ich bin froh, dass du nicht auf deine Eltern gehört hast und nun unsere Ausgrabung leitest." lächelte der ältere. Das war doch wirklich interessant!
"Ich schätze, dass das schönste Erlebnis tatsächlich mit einem der Funde, die du gesehen hast, zusammenhängt. Nahil hat dir sicher davon erzählt, wie es dort war, oder? Diese Ausgrabung war ein Highlight. Man hatte das Gefühl man wäre in der Galaxie und nicht unter der Erde! Alles sah nach Sternenhimmel, Milchstraße und co aus. Es war wundervoll und wirklich unerwartet. Ich schätze keine Ausgrabung könnte je diesen Anblick übertrumpfen." lächelte er in Erinnerungen schwelgend. "Wie war es bei dir? Was war dein schönstes Erlebnis?"
Malik war wirklich interessiert und es freute ihn auch unheimlich, dass es Simon wohl genauso erging.
*************
Nahil wurde derweil wach, weil er Schaum in die Nase bekam. Panisch schreckte er hoch, pustete erstmal den Schaum aus der Nase. Er war doch tatsächlich eingeschlafen und immer weiter gesunken...Allerdings hatte er ziemlich heiße Träume von Simon gehabt.... Wie peinlich!
Er seufzte. Das Wasser war mit der Weile angenehm warm und nicht mehr so extrem heiß, aber dennoch schien sein Hirn in seinem Kopf zu schwimmen. Er zog die Augenbrauen zusammen, stieg dann etwas wackelig aus der Wanne und hielt sich im letzten Moment am Waschbecken fest, als er auf den Fliesen ausrutschte. "Uff..."
Langsam ließ er sich zu Boden sinken, sah an sich runter. "Oh man..." Nahil hatte doch tatsächlich einen stehen! Diese dummen Träume und dieser blöde Archäologe! Der hatte seinen Körper total rattig gemacht!! Was sollte denn das?! Vorher hatte er sowas nie gebraucht und jetzt bekam sein Körper nicht mehr genug? Obwohl er echt sauer auf Simon war?! So ein Mist!
Er griff an sein Glied, mit der anderen Hand hielt er sich immernoch am Waschbecken fest, obwohl er bereits kniete. Die Gedanken an den Sex mit Simon halfen ihm dabei recht schnell zu kommen, wenigstens etwas.
Noch immer was wackelig auf den Beinen wischte er sein Zeug weg, ließ das Wasser aus der Wanne und duschte nochmal ordentlich, ehe er im Bademantel zurück ins Zimmer ging und sich aufs Bett fallen ließ. Simon war nicht zurück gekommen...gut so! So hatte er seine Ruhe und konnte endlich etwas lesen! Dieser Idiot hielt ihn nur von allem Wichtigen ab...Nahil sollte vielleicht besser dafür sorgen, dass sie sich nicht mehr so nahe kamen....nicht wahr? Es hielt sie von der Arbeit ab und verarbeitete die Hirne zu Brei! Ja genau!
Er lehnte sich zurück, begann dann zu lesen.

Es war gut, dass Malik es einfach darauf beruhen ließ. Womöglich wäre es nur weiter eskaliert und das, weil bei Simon auch zu viele Emotionen mit im Spiel waren.
Nachdem er ihm seinen Werdegang erzählt hatte und Maliks Antwort darauf hörte, schmunzelte er.
Aufmerksam lauschte er nun der Geschichte und lächelte dabei. Das musst wirklich ein fantastischer Fund gewesen sein!
Simon nippte an seinem Kaffee und überlegte.
Wieso dachte er nun an Nahil? Dieser war doch kein Fund gewesen! Keine Entdeckung, die die Geschichte untermauerte! Aber ihn kennenzulernen, war doch schon eines der schönsten Erlebnisse auf den Ausgrabungen!
„Ich denke, ich bin noch auf der Suche nach meinem einzigartigen Moment!“, meinte er dann.
Warum war diese ganze Situation nur so verstrickt und kompliziert?!
„Schmeckt deine Bestellung?“, fragte er dann und sah sich das alles an.
„Hmm, vielleicht nehme ich doch ein Stück Kuchen…. Eins wird ja kaum Schaden! Und ein bisschen Zucker hilft mir vielleicht beim Denken.“
Er lächelte und ließ sich auch etwas kommen.
Was Nahil tat oder dachte wusste er nicht, stellte sich aber unweigerlich die Frage. Warum war ihm das nur so wichtig?
Er schnaubte, sah Malik an.
"Ich kann mit Nahil nicht nachsichtiger sein, nur weil er mir etwas bedeutet...."

"Achso? Das ist interessant! Ich bin gespannt, wann du ihn findest." Lächelte Malik.
"Schmeckt? Das iat untertrieben! Du kannst gerne mal probieren, das ist köstlich!" Schwärmte er. Natürlich stimmte Malik zu, dass ein solched Stück Torte Simon sicher gut tun würde.
Er schob sich gerade ein weiteres Stück in den Mund, da folgte die Aussage des jüngeren. Kurz verschluckte Malik sich, hustete und lächelte dann aber begeistert. "Er bedeutet dir also so wirklich etwas? Da bin ich erleichtert." Lächelte Nahils Onkel.
"Du musst mit ihm deshalb auch nicht anders umgehen als mit dem restlichen Team...das wird Nahil auch nicht wollen. Es war ihm immer wichtig als richtiges Teammitglied angesehen zu werden und ich glaube, dass er es dir übel nehmen könnte, wenn du dich als Teamleiter von deinen Gefühlen leiten lässt. Arbeit und Liebe sollte getrennt bleiben, auch wenn es schwierig ist." Sprach Malik ruhig und überzeugt von seinen Worten. "Für ihn gilt das gleiche. Er muss deine Entscheidungen akzeptieren und wenn sowas wie vorhin beim Frühstück vorfällt, dann ist das Dr. Aziz und sein Wille allen zu helfen...nicht Nahils Herz, was da spricht."

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