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Feilong verstand, aber Hikaru war zu weit gegangen.
In den Augen des langhaarigen war Rage hinter dem Vorhang aus Tränen zu erkennen.
"Du wagst es meine Mutter in dieses Gespräch zu bringen?!" keifte er los. "Was weißt du schon über den Tod meiner Mutter? Was weisst du über die Liebe eines Vaters zu seinem Kind?!" schrie er Hikaru an, schritt dabei auf ihn zu und stieß ihm nun mit dem Zeigefinger gegen die Brust.
"Ich habe schon viel Verantwortung in meinem Leben übernommen und der Tod meiner Mutter geht dich ÜBERHAUPT NICHTS AN!"
Seine Stimme bebte und seine Hände zitterten- diesmal vor Wut.
Am liebsten würde er das Zimmer nun verwüsten, wenn Haru das nicht bereits getan hätte....oder Hikaru richtig eine reinhauen!
"Weiß ich wirklich wie sehr ich deinem Bruder schade, wenn du ihn nicht mitnehmen kannst?! Ich glaube eher, dass ich DIR damit schade, Haru ist froh, wenn er nicht zu seiner verdammten Psychofamilie zurück muss!"

Hikaru wischte Feilongs Hand von seiner Brust.
„Das ist das Problem! Du hörst nicht richtig zu! Ich sagte: Wenn ich Vermutungen aufstellen würde, so wie du! Du glaubst das Recht zu haben, über meine Familie zu urteilen, aber gehst an die Decke, wenn es jemand anderer tut? Ich wollte dir nur aufzeigen dass du rein gar nichts weisst! Wahrscheinlich genauso wenig wie ich! Und doch hältst du an deinem Irrglauben fest! Anstatt tiefer blicken zu wollen! Und genau dieses an der Oberfläche festhalten bringt unsere Familien nicht weiter! Sieh es doch ein! Du weisst nichts über meine Familie. Du GLAUBST nur Dinge zu wissen!“
Er ließ sich nicht von der Wut des anderen Beeindrucken. Eines der Vorteile, wenn man schon seit jungen Jahren mit in die Geschäfte eingebunden wurde und schon verdammt viel gesehen hatte.
Auch wenn Hikaru im Kern ein sanftmütiger Mensch war, war er kein feiger.
Es brachte auch nichts, weiter mit Feilong zu diskutieren. Er zeigte keine Einsicht.
„Ich habe dich mehrfach friedlich gebeten… aber du hast deine Wahl auch getroffen….Ich habe dir mein Wort gegeben. Mehr kann ich dir nicht mehr anbieten.“
Er drückte den Knopf der sonst für eine Schwester zuständig war und in Kürze kamen 3 Pfleger und ein Sicherheitsmann herein.

Fei fühlte sich, als hätte man ihm mit einem riesigen Gummihammer vor den Kopf gestoßen. Wenn es um den Tod seiner Mutter ging, dann war das für ihn immer ein rotes Tuch. Sein Vater hatte oft versucht ihm einzutrichtern, dass er das als Schwachpunkt ablegen müsse und jetzt verstand der junge Kodama auch warum. Vielleicht merkte man hier auch ein wenig den Altersunterschied, immerhin war Haru schon 4 Jahre älter als Fei, vielleicht war der langhaarige doch noch etwas unreifer? Er wusste es nicht, aber sein Herz raste und schmerzte, sodass er kaum einen klaren Gedanken fassen konnte.
Gerade wollte der jüngere fragen, was Hikaru damit sagen wollte, da drückte er die Notklingel. Was denn? Sollte eine alte Krankenschwester Feilong etwa rausschmeissen?
Er wand sich zur Tür, als diese geöffnet wurde. Wow. 4 Leute? Hätte Fei eine Waffe hier, hätte er die doch sau schnell erledigt, aber das würde er auch garnicht wollen. Beinahe spöttisch sah er Hikaru an. "Du brauchst 4 Leute um mich raus zu schaffen?" fragte er ihn. Hikaru war größer und sicher auch stärker, der würde ihn doch genauso gut allein rauswerfen können, oder?
Enttäuscht schüttelte er den Kopf. "Ich bleibe bei meiner Meinung, dass es nicht in Ordnung ist Haru hier und jetzt in diesem Zustand mitzunehmen und ich glaube auch nicht, dass das irgendwas in eurer Familie rettet."
Dennoch wusste Fei nicht mehr weiter. Wie sollte er Haru davor beschützen?!
Er bewegte sich auch kein stück von der Stelle. Er wollte nicht gehen!

Tatsächlich war Hikaru selbst darüber überrascht, wie viele hier plötzlich auftauchten. Aber da der Chefarzt mit seiner Familie oder besser gesagt mit seinem Vater befreundet war, wunderte es ihn auch nicht wirklich. Man wollte schließlich für „die Sicherheit“ der Watanabes sorgen.
Er ging nicht auf Feilongs erste Anspielung ein. Er sah zu, wie sein Bruder auf den Rollstuhl gesetzt wurde.
„Deine Meinung habe ich zur Kenntnis genommen, Feilong. Vielen Dank!“, meinte er dann nur noch und verließ dann gemeinsam mit dem Personal und seinem Bruder das Krankenzimmer.
Er hoffte jetzt einfach nur auf kein weiteres Drama. Denn er wollte hier nur noch weg. Vor allem aber wollte er auch, dass Haru einfach erst einmal in seinem bequemen Bett liegen und sich ausruhen konnte, bis das Beruhigungsmittel nachlassen würde.
Er war angespannt, bis sie sich endlich im Auto befanden.

Fei konnte nichts mehr tun. Gegen 5 Leute kam er alleine nicht mehr an!
Als sie weg waren und vor allem Haru auch sank er zu Boden, starrte ungläubig in Richtung Tür, ehe er erneut Tränen über seine Wangen laufen spürte.
Was war er für ein schlechter Freund, wenn er nicht einmal in der Lage war Haru zu beschützen? Was war, wenn er ihn verlieren würde? Möglicher Weise hatte er Haru gerade zum letzten Mal gesehen! Sie würden ihm doch bloß eine verdammte Gehirnwäsche verpassen und ihn Fei vergessen lassen.
Dann wäre Haru weg, genau wie seine Mutter. Der Kodama-nachkomme weinte still und leise, verdeckte sein Gesicht hinter seinen Handflächen und biss sich auf die Lippe. Er hatte versagt.
Nur sehr langsam und träge verließ er schließlich doch das einsame, verwüstete Zimmer, um Heim zu fahren und dort mit seinem Vater darüber zu reden, wie sie diese Sitaution lkösen könnten.

Unruhig fuhr Hikaru die Strecke bis nach Hause. Sein Bruder hatte immer mal einen Laut von sich gegeben. Der würde sicherlich sehr bald aufwachen und noch viel sicherer, nicht mögen, was er vorfand.
Der Ältere drückte noch etwas mehr auf die Tube um schneller zu Hause anzukommen.
Sie fuhren die Auffahrt hinauf und er parkte. Ihm wurde schon die Tür geöffnet und jemand eilte hinzu um dabei zu helfen, Haru mit heraus zu transportieren.
Sie hatten es noch geschafft, den jüngeren in sein Bett zu legen, allerdings nur über Umwege, denn die Hausherrin wollte einen Blick auf ihren Sohn riskieren und ihren Senf dazu geben, doch Hikaru bat seine Mutter, Haru noch etwas Ruhe zu gewähren.
Hikaru blieb in Harus Zimmer sitzen und beäugte diesen.
Immer wieder hatte er den Kopf schwungvoll von der einen zur anderen Seite gedreht. Was er wohl träumte?
Ein weiterer Laut ließ Hikaru hellhörig werden. Haru öffnete die Augen und blickte sich verkniffen um. Es brauchte einen Moment bis er realisierte wo er sich befand.
„Was zur Hölle?!“
Hikaru stand auf und kam näher.
„Reg dich nicht gleich auf, Brüderchen!“, meinte er sofort und lächelte ihn dann freundlich an.
„Warum zum Teufel bin ich hier? Wo ist Fei? Fei?“, er zappelte und richtete sich ungeduldig auf, blickte an seinem älteren Bruder vorbei, der seine Hände auf seine Schultern gelegt hatte.
„Er ist nicht hier! Du bist jetzt erstmal zu Hause, Haru!“
„Fei ist mein zu Hause!“, meinte er zwar etwas schwach aber mit Nachdruck und sah seinen Bruder dabei eisern an.
Was auch immer hier gespielt wurde, Haru gefiel es kein Stück!

Feilong machte sich schreckliche Vorwürfe! Er hätte niemals zulassen dürfen, dass Hikaru seinen Geliebten mitnahm. Hikaru war kein schlechter Kerl, deshalb hatte er ihm auch nicht drohen wollen aber....jetzt war es passiert. Er hatte Haru mitgenommen und Fei trug die Schuld daran.
Verzweifelt suchte er seinen Vater auf, der seinen Sohn sofort in die Arme schloss, als er die verquollenen Augen sah. "Was ist passiert?" fragte er gefasst und doch besorgt.
"Hikaru hat Haru mitgenommen...Haru...Haru wollte doch garnicht zurück nach Hause...er gehört hier her, an meine Seite!" erklärte Fei aufgelöst.
"Hey..." sein Vater strich ihm durchs Haar, schob ihn dann sachte von sich und sah ihm in die Augen. "Feilong. Du bist ein Yakuza, oder?" sprach er, Fei nickte geknickt. "Dann zeig das auch! Du bist ein Mann, mein Sohn und Nachfolger! Wer wird denn hier Tränen vergießen, ohne eine Lösung zu suchen?" er lächelte aufbauend, klopfte seinem Sohn auf die Schulter.
Fei sah ihn hoffnungsvoll an, rieb sich dann leicht ein Auge. "Hast du eine Idee?" fragte er.
"Ruf ihn an. Du hast doch noch seine Nummer, oder?"
Der jüngere zögerte, nickte dann jedoch. "ich weiß aber nicht, ob er sein Handy überhaupt bei sich hat... und wenn ja, ob es geladen ist."
Der Hausherr schüttelte den Kopf. "Du kannst es nur erfahren, indem du ihn anrufst. Wenn du ihn nicht erreichst, dann fahren wir zu ihm und seiner Familie und klären die Situation mit ihnen. Haru ist ein erwachsener Mann, er wird ja wohl am besten wissen, wo er hin möchte, nicht wahr?"
Fei war wirklich erleichtert. Sein Vater war so gut zu ihm, vor allem wenn man ihn mit Harus Vater verglich. Fei vergaß auch sehr häufig, dass sein Vater eigentlich ein kaltblütiger Yakuza war, denn ihm gegenüber war er liebevoll und achtsam.
Haru sollte also erstmal angerufen werden, gut!
Fei griff nach seinem Handy, wobei er wirklich sehr hoffte Haru überhaupt so erreichen zu können.

„Du elender Verräter!“, zischte Haru.
„Ich weiss, dass das gerade so aussieht, als sei ich nicht auf eurer Seite, auf DEINER Seite, aber ich bin es, Haru! Ich tue das nur für dich!“, hatte Hikaru versucht auf seinen Bruder einzureden. „Ich habe schon einen Plan, wie du uns Feilong glücklich vereint leben könnt. Aber dazu musst du noch ein bisschen geduldig sein. Wir werden noch zwei Deals mit anderen Familien abschließen und in zwei oder drei Jahren übernehmen wir doch alles, dann wird sich Vater zurück ziehen und wir können regieren, wie es uns beliebt! Reiss dich bitte einfach noch etwas zusammen und am Ende wird alles gut!“
„Lügen! Nichts als Lügen! Zwei bis drei Jahre??? Wen willst du hier veraschen, Hikaru? Du willst doch nur, dass ich die Füsse still halte, damit ich DEINEN Plänen nicht dazwischen pfusche! Du bist genauso ein selbstsüchtiges Arschloch wie unser Vater!“, keifte Haru nun.
Diese Worte trafen Hikaru sichtlich, er sah ihn entsetzt an, erhob sich dann. Er atmete tief durch.
„Reiss dich einfach einmal in deinem Leben am Riemen! Wenigstens bis du wieder voll funktionsfähig bist! Solange du noch ans Bett gefesselt bist, werde ich auf dich aufpassen, ob dir das schmeckt oder nicht!“
Mit diesen Worten verließ er das Zimmer.
Haru wusste überhaupt nicht, was er denken sollte. Er wollte nur weg… Er wollte bei Fei sein! Da hörte er das vibrieren seines Handys. Aber wo war es? Er sah sich um. Es lag hinten auf dem Tisch. Verdammt. Wie sollte er da so einfach hin kommen. Er hatte noch immer schlimme Schmerzen in den Beinen. Ein Rollstuhl war aber neben dem Bett.
Hastig versuchte er diesen aufzudrücken und sich dann hinein zu manövrieren. Aber er stellte sich etwas ungeschickt an und stürzte mitsamt des Rollstuhls zu Boden.
Sofort trat jemand ein und rief auch Hikaru herbei, der ebenfalls nochmal hinzu kam.
Man legte den Rebellen zurück auf’s Bett und gab ihm eine Beruhigungsspritze. Auch wenn es Hikaru wirklich im Herzen weh tat, so empfand er es wirklich als am Besten für den Moment. Er sah dann auch das Handy, welches allerdings nicht mehr klingelte auf dem Tisch und verstand, warum sein Bruder wohl so unvorsichtig aufgestanden war.
Er nahm es, legte es neben ihn ans Bett und verließ dann den Raum.
„Gebt mir Bescheid, wenn er wach ist!“, hatte er jemandem gesagt und ging dann zu seiner Mutter in das Wohnzimmer.
„Er schläft seelenruhig! Gib ihm bitte noch etwas Zeit, Mutter!“, lächelte er sie an.

Haru ging nicht ran! Das hatte er befürchtet. Ob es ihm gut ging? War er bei seiner Familie sicher?
Fei stiegen wieder Tränen in die Augen. Er fühlte sich so machtlos und schwach!
"Hey, Feilong!" hörte er die feste Stimme seines Vaters. "Was habe ich gerade über das Heulen gesagt? Wenn du Haru verlierst, wenn er tot ist, dann hast du einen Grund zu weinen, aber jetzt ist das nicht nötig, hm? Sie werden ihm schon nicht weh tun, immerhin gehört er zur Familie."
Sein Vater strich ihm durchs Haar, sodass er eine der langen Stränen nach hinten legen konnte. "Sieh mich an."
Fei hob den Kopf, blickte seinen Vater verzweifelt an.
"Wir finden eine Lösung und bis dahin...bleib stark, okay?"
Sein Vater lächelte ihn an und Feilong schluckte. "Ja, okay!" gab er dann aber doch eher motiviert von sich. Er war der Sohn eines Yakuza! Er würde jetzt nicht heulen, er musste handeln! Sein Vater hatte Recht!
"Lass uns das in Ruhe klären, sofern das möglich ist." schlug er vor, ehe er seinem Fahrer bescheid gab, dass sie zu den Watanabes fahren würden.
"Braucht Ihr Unterstützung?" fragte der Kerl gleich, doch der Kopf des Kodamaclans schüttelte den Kopf. "Es soll kein Blutbad werden, ich will nur reden."
Dennoch nahm er eine Waffe mit, welche er unter der Jacke im Holster trug, er ging nie ohne sie aus dem Haus, man konnte nie sicher genug sein. Auch Fei bekam vorsichtshalber eine Waffe, welche er unter seiner Kleidung verbarg.
Schließlich fuhren sie los. Bei den Watanabes angekommen, klingelte er und wartete auf eine Reaktion. Er verhielt sich absichtlich nicht wie der Mafiaboss, der er war. Keine Leibwächter, keine Verstärkung, nur er und sein Sohn, die wie völlig normale Gäste an einer Haustür klingelten. Er wollte um ein Gespräch unter Vätern bitten, nicht um eines unter Yakuzabossen.

Während Haru schlief und Hikaru sich mit seiner Mutter im Wohnzimmer unterhielt, klingelte es plötzlich.
Verwundert sahen sie einander an.
„Erwartest du jemanden?“
„Nein, du?“
„Nein, aber vielleicht ja dein Vater. Mach doch schon mal auf, ich gehe ihn holen.“
Hikaru ging also an die Tür, richtete sein Jacket und öffnete sie. Ihm fiel die Kinnlade halb herunter, als er sah, wer da stand. Er blinzelte zweimal heftig, da er sich nicht sicher war, ob er richtig sah.
„Eh… schönen guten Tag, die Herren Kodama. Wie kann ich Ihnen helfen?“, fragte er dann aber und versuchte gefasst zu wirken.
Selbstverständlich war ja eigentlich klar, warum die beiden Männer hier waren. Es ging um seinen Bruder. Aber dass sie dafür extra her gekommen waren?!
Er schloss die Tür hinter sich und trat näher. Leise sprach er dann:
„Hören Sie, meinem Bruder geht es gut. Ich weiss, Sie sind besorgt. Wir können das auch alles telefonisch später besprechen. Sie hätten sich nicht extra her bemühen müssen. Es ist alles….“
„Kodama!“, gab eine ältere, dunklere Stimme plötzlich hinter ihm von sich.
Verdammt, sein Vater war schon da. Warum konnte er auch nicht in einer Besprechung sein, bei der er nicht unterbrochen werden wollte?! Er würde noch alles zerstören!
Hikaru wandte sich seinem Vater zu.
„Ich kann das hier gern klären, Vater!“
„Was wollt ihr auf meinem Grundstück?!“, ignorierte der Hausälteste und sah die beiden Gäste feindselig an.

Die zwei Kodamas blickten Hikaru ernst an.
"Ich denke, dass du wissen wirst, wieso wir hier sind." sprach Feis Vater ruhig.
Fei blickte Hikaru nun eher gequält an. Er wollte am liebsten sofort an ihm vorbei rennen und Haru sehen. Er musste sehen, dass es ihm gut ging.
Sie kamen nicht dazu Hikaru zu antworten, stattdessen tauchte dessen Vater schon auf.
"Watanabe." entgegnete der Vater des lanhaarigen.
"Wir sind nicht hier als Kodama-Clan. Wir sind hier, um ein Gespräch unter Vätern zu führen. Lass uns für den Moment unsere Feindschaft vergessen und darüber sprechen, was das sinnvollste für alle wäre. Danach können wir von mir aus wieder den Pfad des Krieges gehen, doch hier geht es nicht um dich, mich oder die Familien. Hier geht es um unsere Söhne. Mir liegt es sehr am Herzen, dass es Feilong gut geht und das ist nur dann gegeben, wenn es Haru auch gut geht und er sich dabei sicher sein kann. Ich würde nicht einfach so herkommen, wenn ich es nicht ernst meinen würde."
Fei biss sich auf die Lippe. Ja, sein Vater konnte sowas, er war ein ehrlicher Mann, auch wenn er ein Yakuza war. Für Fei würde er über Leichen gehen, doch würde er auch für ihn mit seinem Erzfeind ein vernünftiges Gespräch führen, wenn es sein musste. Fei stand für ihn über diesem Krieg, auch wenn es manchmal nicht so einfach war. Fei war sein wertvollster Schatz, nichts war ihm mehr wert.

Das Oberhaupt der Watanabes hörte sich widerwillig an, was sein Gegenspieler von sich gab.
Da trat nun auch auch die Frau des Hauses an seine Seite. Sie hatte gehörte, was der Mann gesagt hatte.
„Harus Wohl liegt auch uns am Herzen.“, platzte es plötzlich aus ihr. Ihr Mann sah sie strafend an. Dann blickte er rechts und links. Die Kodamas waren tatsächlich allein gekommen.
„Gut, ich höre mir an, was ihr zu sagen habt!“, er ging sogar vor ihnen ins Haus. Hätte er ihnen misstraut, hätte er ihnen kaum den Rücken zugekehrt.
Er ging schweigend durch das Haus in einen Hinteren teil, in dem er seine Besprechungen und Meetings abhielt. Die Männer, die ihm dort zur Wache standen und allzeit bereit waren, ihn zu verteidigen horchten auf, als sie die Kodamas eintreten sahen.
„Lasst uns allein, bringt meinen Gästen grünen Tee!“, sprach er laut und nahm am Kopf des Tisches Platz.
„Setzt euch, bitte!“, gab er in seinem rauen Ton von sich.
Hikaru klopfte an und wollte beitreten, doch sein Vater winkte ab. Ihm wäre es auch Recht gewesen, wenn Feilong nicht anwesend gewesen wäre, aber so entschied er sich, ihm einfach keine große Beachtung zu schenken. Er wollte sich anhören, was seinen größter Feind her brachte, denn offensichtlich ging es hier um etwas, das weit über ihren jahrelangen kalten Krieg hinwegging.
Erneut klopfte jemand und brachte den Tee.
Allen wurde eingeschenkt und demonstrativ nahm Watanabe den ersten Schluck um zu zeigen, dass das Getränk auch wirklich nicht vergiftet war.
„Nun…. was genau ist dein Anliegen, Kodama?“

Kurz nur blickten Fei und sein Vater die Frau an, der langhaarige musste sofort lächeln. Die Frau war sicher kein schlechter Mensch und das Wohl ihres Sohnes lag ihr ebenfalls sehr am Herzen.
Kodama nickte, war jedoch sehr überrascht von der Vernunft, die der andere zeigte. So einfach hatte er sich das nicht vorgestellt, aber umso besser war es.
Stumm folgten sie dem Oberhaupt, setzten sich schließlich als sie dazu aufgefordert wurden.
Feilong würde viel lieber zu Haru, als hier mit am Tisch zu sitzen. Hikaru wurde nicht einmal reingelassen, was Fei noch ein unwohleres Gefühl gab, dass er hier war.
Dankend nahm der Vater ebenfalls seine Tasse und trank einen Schluck.
"Feilong...warte du doch auch bitte draußen, okay?" bat sein Vater ihn plötzlich, als nach seinem Anliegen gefragt wurde. Fei nickte gefügig, ehe er zu Hikaru vor die Tür trat.
"Mein Anliegen...Nun mir liegt es sehr am Herzen, dass es meinem Sohn gut geht und so, wie es momentan ist, sehe ich ihn nur leiden. Ich will nicht, dass mein Sohn Grund zu leiden hat, vor allem nicht wegen deiner Familie. Feilong und Haru haben sich verliebt, da können wir nichts gegen tun, es wird sich nicht einfach so ändern und wenn wir sie voneinander fern halten, dann quälen wir sie bloß unnötig. Fei hat momentan nichts anderes im Kopf als das Wohl von Haru. Er sorgt sich noch um den Verstand. Ich schätze Haru wird es in der momentanen Situaiton nicht anders gehen. Dir ist es doch sicher auch wichtig, dass es Haru bald wieder gut geht, nicht wahr? Wäre es dann nicht am einfachsten, wenn wir sie bei einander sein ließen? Ich denke, dass es nicht die beste Art ist einen Menschen gesund zu pflegen, wenn man ihn quasi dazu zwingt Dummheiten zu machen, um seinen Willen durchzusetzen. Obwohl Haru nunmal dein Sohn und damit ein Mitglied des Watanabeclans ist, sehe ich ihn nur als den Gliebten Menschen meines Sohnes, er ist keine Bedrohung, weder für meinen noch für deinen Clan." sprach er.
Feilong sah derweil Hikaru an. "Kannst du mich zu Haru bringen? Ich würde ihn wirklich gerne wohl auf sehen.."
Fei hatte beinahe einen Hundeblick drauf. Er wollte wirklich nichts lieber als seinen Geliebten zu sehen.

Watanabe hörte Kodama zu. Er gab zwar hier und da ein Grunzen von sich, sonst unterbrach er ihn aber nicht. Als der Gast mit seiner Ausführung fertig war, lachte er kurz auf.
„Sieh uns an! Zwei der mächtigsten Männer in den umliegenden 50 Bezirken! Die Menschen gehorchen uns. Deine Männer und meine Männer. Sie würden alle samt ihr Leben für uns lassen, so loyal sind wir! Und was haben wir zustande gebracht?! Zwei Schwuchteln!“
Wieder lachte er auf und schüttelte kurz den Kopf.
„Unsere Söhne sollten unsere Traditionen und Werte fortführen! Wir sind gleichermaßen ehrenvolle und mächtige Häuser! Wir werden zum Gespött, wenn wir dieses Techtelmechtel zulassen! Jahrzehnte lange Arbeit wird mit ihrer Verbindung zunichte gemacht! Sie sollten sich beide Frauen suchen und auch Nachfolger zeugen! Denkst du nicht?“
Er trank einen Schluck von seinem Tee, dann rümpfte er die Nase. Er rief nach jemandem, diese Person kam dann mit Sake zurück.
Er schenkte seinem Gast ein. Eine sehr seltene Geste, die er nur mit Geschäftsmännern, von denen er wirklich viel hielt, machte.
„Haru hat nie getan, was ich verlangt habe… Er war schon immer ein Querulant. Eigentlich hat er bislang nur Schande über mich gebracht…. Aber das….“, gestand er.
„Wie stellst du dir die Zukunft unserer Häuser und unserer Söhne vor?“, fragte er nun ernsthaft interessiert.
Hikaru wollte erst ablehnen und ihn damit beschwichtigen, dass Haru schlief, aber seine Mutter funkte dazwischen. Gemeinsam gingen sie zu Harus Zimmer und ließen Feilong eintreten.

Kodama zog leicht eine Augenbraue hoch, als sein Gegenüber kurz lachte.
Ja, die Männer gehorchten ihnen und sie waren mächtig, das war wahr....doch er schämte sich nicht dafür, dass sein Sohn einen Mann liebte. Fei hatte schon immer mehr von seiner Mutter als von seinem Vater gehabt und wirkte häufig auch durch seine langen Haare und seine Art etwas femininer. Es war okay. Er erinnerte ihn unglaublich an seine über alles geliebte Frau und genau so liebte er Fei auch. Er wollte wenigstens für ihn da sein und alles geben, wenn er seine Mutter schon nicht hatte beschützen können.
Obwohl ihm die Aussagen nicht wirklich gefielen, ließ er Watanabe ruhig ausreden. Er sollte sich komplett auskotzen, bevor er Gegenwind bekam, das wäre nur fair, immerhin hatte man ihn zuvor auch ausreden lassen.
Bevor er jedoch zu einer Antwort kam, bekam er doch tatsächlich Sake eingeschenkt! Er konnte kaum fassen, dass Watanabe tatsächlich etwas mit ihm trank und dieses Gespräch wirklich erwachsen und auf Augenhöhe führte. Es war ungewöhnlich aber er war unglaublich froh darüber.
Er bedankte sich höflich für den Sake, trank auch einen Schluck.
"Nun..." begann er, blickte ihn dann an.
"Natürlich sind unsere Häuser mächtig und ehrenvoll und ich denke, dass die Liebschaft zwischen unseren Söhnen das garnicht stürzen könnte. Wir haben unsere Häuser so stark und unabhängig aufgebaut, dass es nich nur einen winzigen Zwischenfall wie diesen braucht, um uns zu schaden. Du hast doch auch noch Hikaru, er ist doch ohnehin der jenige, der deine Zukunft absichert, nicht wahr? Aus Hikaru kannst du dich verlassen, während Haru ohnehin stur seinen Kopf durchsetzen wird, egal was du versuchst. Je mehr du ihn an der kurzen Leine hälst, desto mehr wird er sich dagegen wehren. Du weißt doch wie Jungs sind."
Er legte eine kurze Denkpause ein. "Nun....ich schätze ich könnte Fei dennoch zutrauen, dass er die Familiäre Zukunft absichert. Er ist ein starker und guter Kämpfer, er ist schlau und er kennt meine Art zu führen. Ich denke, dass mein Sohn selbst dann, wenn er mit deinem Sohn bis dahin noch zusammen ist und sie sich immernoch lieben, in der Lage ist ein guter Anführer zu sein. Ich mache mir da keine Sorgen. Soll er lieben wen er will. Das sollte die Familie nicht beeinflussen...nun vielleicht bringt er dann keinen Erben mehr zu Stande, aber bis es soweit ist, wird sowieso viel Zeit vergehen, wer weiß wie es dann aussieht."
Er trank noch einen Schluck.
"Du könntest dich voll und ganz auf Hikaru konzentrieren und ich müsste mir auch keine Sorgen mehr um Fei machen, wenn du mir Haru überlässt. Es muss niemand erfahren, dass ich den Sohn meines Erzfeindes aufgenommen habe, oder? Du hättest die Probleme nicht mehr, die Haru verursacht und ich wüsste, dass mein Sohn nicht mehr durchs Feuer geht, um deinen Sohn zu sehen. Ich weiß, es ist eine seltsame Situation und auch schwierig, aber du wüsstest zumindest, dass es Haru gut geht und müsstest dich nicht mehr mit seinen Albernheiten rumschlagen. Hikaru kann später die Familie übernehmen und auch er hat mehr Zeit sich um sich und seine Ausbildung zu kümmern, anstatt seinen Bruder ständig nur vor Dummheiten zu bewahren. Selbstverständlich würde ich Haru nicht einsperren oder sonst etwas, er könnte- wenn du das auch willst- jeder Zeit zu euch zurück oder auch zu Besuch kommen. Natürlich müssen wir uns da sicher sein, dass er für keinen den Spion spielt. Wenn die Beziehung hält und sie zusammen bleiben, ist alles perfekt, sollte sie sich jemals trennen, müssen wir uns natürlich etwas einfallen lassen..."
Es klang alles so unwirklich. Wollte er wirklich den Sohn seines Feindes aufnehmen? War das alles überhaupt möglich? Wer wusste denn alles, wie Haru aussah und wer er war? Nichteinmal Fei hatte gewusst, dass es Haru war, als sie sich das erste Mal getroffen hatten.... wenn Harus so unbekannt war, dann würde das doch auch sicher niemandem auffallen, oder?
Fei bedankte sich mehrfach bei der Mutter. Er trat erst langsam ins Zimmer, dann rannte er regelrecht zum Bett und blickte Haru an.
"Haru..."
Ihm stiegen Tränen in die Augen und er ließ sich langsam zu Boden sinken, um ihn näher zu betrachten.
"Haru...ich bin so froh.." sprach er sanft, streichelte hauchzart seine Wange und küsste ihn liebevoll auf die Stirn. "Bitte sei bald wieder fit..." flüsterte er ihm zu, wusste er doch, dass Haru wohl schlief.

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