Er hatte die Nachrichten gelesen und vor sich her geschmunzelt. Er konnte ihn also tatsächlich anrufen. Das ließ er sich nicht zweimal sagen!

Er rief also an, wartete bis abgenommen wurde.

„Guten Abend, meine Muse. Hier ist der Badboy Ken, der dir eine gute Nacht Geschichte erzählen wird!“

Es war deutlich zu hören, dass er anschließend grinste.

Er strich sich über die Stirn, schloss kurz die Augen und grinste weiter.

„Wie fühlst du dich? Bist du nicht Müde?“

Haru Stimme klang immer etwas kratziger, wenn er getrunken hatte. Meist war mit dem Alkohol auch die eine oder andere Zigarette im Spiel, auch wenn er sonst nicht rauchte und irgendwie schlug sich diese Kombination immer auf seine Stimme nieder.

Trotzdem klang er nicht schlecht oder unverständlich. Er klang einfach nur leicht „rauchiger“.

„Dein Papa ist aber nicht nebenan und prüft, ob sein Goldschatz genügend Schlaf bekommt, oder?“, scherzte er.

Er wusste ja, wie streng seine Eltern waren, besonders noch bei Hikaru, der als er 17 war, tatsächlich mal sowas wie eine Freundin hatte und dort wurde auch jedes Mal geprüft, wie lang er aus war, wohin er gegangen war, und dass er pünktlich zur Schule wieder wach war und er ganze Quatsch.

„Ich bin übrigens 26, das habe ich noch gar nicht gesagt, oder? Falls ich etwas unkontrolliert spreche, Dr. Sake ist schuld! Ich lalle nicht… denke ich… aber vielleicht… sage ich Dinge, die ich sonst nicht so schnell aussprechen würde… wobei ich selten einen Filter verwende! So wie du, wie mir scheint!“

„Nun, bist du bereit, für deine Gute Nacht Geschichte? Also, es war einmal ein Mann, der hatte magische Hände. Alles was er berührte, wurde fein wie Seide…… lach nicht…… *grins* und eines schönen Tages sah er eine Marionette, sie war aus wundervollem Holz geschnitzt, doch leider hatte sie einige Schrammen. Auch andere hatten erkannt, wie schön die Marionette eigentlich war.Sie wollten sie alle haben, aber keiner traute sich an sie heran…. weisst du warum? Wegen der vielen Spreißel, die die Leute sich sonst eingefangen hätten. Sie hatten Angst verletzt zu werden. Egal wie schön die Marionette auch war, durch ihre kleinen - fast unsichtbaren Fehler - blieben die anderen auf Abstand. Die Marionette war darüber zwiegespalten. Denn zum einen, waren es ja andere, die sie schlecht behandelt hatten, dass sie überhaupt so viele Schrammen hatte. Sie wollte nicht, dass man ihr noch mehr Risse zufügte und war froh, dass sie nun keiner mehr anfassen wollte. Trotzdem fühlte sie sich auf eine seltsame Weise allein. Sie wollte doch auch mit anderen spielen. Sie wollte mit ihnen lachen, mit ihnen Spass haben. Aber keiner traute sich. Bis auf den Mann mit den magischen Händen. Er trat näher an die Marionette. Sagte ihr, wie schön sie doch sei, doch die Marionette schüttelte vehement ihren kleinen Kopf. Sie beteuerte nicht so wunderbar zu sein und bat ihn, sich fern zu halten. Doch der Mann versprach ihr, dass er ihr helfen könnte. Er würde jeden Tag zu ihr kommen um ihr die Hände aufzulegen. Doch sie wollte nicht. Dennoch kam er jeden Tag, solange, bis die Marionette einwilligte.“

Er räusperte sich kurz.

„Und dann, an dem besagten Tag, da streichelte er ihr über ihren Hölzernen, geschundenen Leib. Zentimeter für Zentimeter glitt er den Körper ab. Er berührte sie an Stellen, an die sie überhaupt nicht gedacht hatte. Ganz sachte….fast unmerklich ….und doch bedacht … strich er an den Armen entlang, nach oben zum Hals…..hinunter zur Brust….den Seiten….den Bauch….. er streichelte ihn einfach überall….. so lange, bis seine Haut glatter war, als je zuvor….. was meinst du, wie gut es sich für beide angefühlt haben muss? Es war so schön, dass sie davon nicht genug bekamen. Beide wollten mehr von diesen Berührungen…. Vielleicht würde es uns auch so ergehen, wenn ich deinen Körper auf Perfektion überprüfe….“

Er sprach so sanft und hatte sich bei dieser Passage wirklich Zeit genommen, er hatte sich in den Momenten vorgestellt, Fei zu berühren. Es war seltsam, wie gut er sich das vorstellen konnte und wie sehr er es wirklich tun wollte. Ob das nur am Alk lag?

Fei erschrak regelrecht, da er auf den Bildschirm starrte und auf eine Antwort wartete. Aber stattdessen ging sein Klingelton lautstark los und der Name erschien groß auf dem Display.
Schnell ging er ran.
"Ohooo, guten Abend, Mr. Badboy Ken! Ich bin super gepsannt!" schnurrte er in den Hörer.
"Ich bin ziemlich müde, ja... aber ich fühl mich ganz gut! Und du?"

Die rauchige Stimme jagte ihm einen kleinen Schauer über den Rücken. "Hast du deine Stimme versoffen?" fragte er grinsend. Er mochte es, wie der andere gerade klang.

"Wieso? Hast du Angst, dass er uns hört? Keine Sorge, ich bin in meinem eigenen Hausteil!" gab er frech von sich.

"Uuuuuff 26? Dann bist du ja schon beinahe scheintot! Nein, tatsächlich hast du das nicht gesagt...aber.... wie alt ist dann dein Bruder? Der sieht vielleicht grad ma aus wie 22 oderso! Und....Filter sind doch langweilig, oder nicht? Es macht doch viel mehr Spaß, wenn man sich so gibt wie man ist!"

OH! Die Geschichte begann und Fei blieb bis auf ein kleines "Mhm." als Zustimmung dafür, dass er bereit war, nichts mehr von sich. Er lauschte einfach nur.

Harus Stimme war so wunderbar.... total entspannend und beruhigend. Es fühlte sich toll an ihm zuzuhören. Die Story klang irgendwie süß und unschuldig....bis zu dieser einen Stelle.

Gerade noch war Fei beinahe eingeschlummert, doch jetzt fühlte er etwas ganz anderes als Müdigkeit! Wieso zum Teufel stellte er sich gerade vor, wie Haru ihn genau so berührte?! Sein Körper kribbelte, als würde der Mann ihn wirklich so anfassen, wie er es gerade bei der Puppe beschrieb.
Oh Gott! Dann auch noch diese Aussage! Am Liebsten würde er jetzt sofort ins Auto steigen, zu ihm fahren und ihn genau das mit sich machen lassen... wenn nicht sogar mehr.
"Haru.." gab er fast stimmlos von sich. Er merkte, wie das Blut ihm in den Unterleib schoss und gab sich wirklich Mühe sich nicht zu berühren. Vor allem war es echt schwer, nachdem er vorhin unterbrochen worden war.
"Sollte eine "gute Nacht Geschichte" nicht einschläfern statt aufwecken...?" fragte er leise. "Warum kannst du sowas so realitätsnah erzählen...? Es hat sich...." Fei hielt Inne. Was wollte er da gerade sagen?! Wollte er ihm wirklich sagen, dass es sich beinahe so angefühlt hatte, als würde Haru ihn wirklich anfassen?! Das konnte er doch nicht einfach so! Der Whiskey musste ihm wirklich ein paar Hirnzellen gekostet haben!

"Du kannst trotzdem gerne öfter Geschichten erzählen! Du kannst das verdammt gut! Nächstes Mal schlaf ich dabei vielleicht sogar wirklich ein!" versuchte er die Situation zu überspielen. Er blickte an sich runter, schluckte. Das war doch nicht normal! Er konnte doch nicht wirklich nur von sowas hart geworden sein! Fei hatte wohl wirklich zu lange keinen Körperkontakt in dieser Richtung gehabt. Sich immer nur einen runter zu holen war nunmal nicht das Wahre und fühlte sich auch ganz anders an.

Natürlich hatte Haru Fei noch die anderen Fragen beantwortet, bevor er seine Geschichte erzählt hatte. Er berichtete, dass er sich im Moment besser fühlte als noch am Vorabend, ließ aber aus, dass er bei diesem schrecklichen Weibertreffen war. Er merkte an, dass seine Stimme immer so klang, wenn er trank, aber dass es ihm egal war. Er selber hörte da nämlich fast keinen Unterschied. Auf die Frage, ob er Angst habe, dass der Vater sie hören konnte verneinte er nur und lachte, dass Fei auch einen Hausteil hatte. Sie waren sich wohl wirklich ähnlich. Er hatte ja keine Ahnung wie sehr! Er erzählte ihm noch, dass sein Bruder 29 war und dass er selten Filter benutzte, die seien ihm zu anstrengend. Endlich hatte er dann die Geschichte erzählen können.

Als er damit fertig war lachte er dem wunderbaren Mann auf der anderen Seite der Leitung.

Er lächelte, das es Fei wohl zu gefallen schien.

„Du hast nicht ausgesprochen, was du eigentlich sagen wolltest… hast du nicht gemeint, dass Filter langweilig sind?“

Er wartete einen Moment, griff sich dann selbst in den Schritt. Er wusste, dass er hart war, trotzdem wollte er es fühlen.

„mmhhhh…. also wenn du jetzt hier wärst, hätte ich nichts gegen die Qualitätsprüfung!“, raunte er.

Ihm war egal, ob er sich damit zu weit aus dem Fenster lehnte oder nicht. Er war besoffen und verdammt horny.

„Ich würde dich gerade wirklich unglaublich gern berühren. Jeden Quadratzentimeter deiner Haut genauestens auf Mängel abtasten…. wahrscheinlich sagst du gleich, dass du keine hast, aber…. dass muss ich schon selbst heraus finden, oder? Ich würde mir auch sehr viel Zeit dafür nehmen, Fei."

Oh Mann, was geschah hier eigentlich? Es war, als hätte er die Kontrolle über sich verloren. Aber er konnte sich auch nicht aufhalten.

"Ich wette, du fühlst dich fantastisch an...."

"Das war kein Filter...das war reiner Schutzinstinkt!" gab Fei zu. Gott... Er konnte ihm doch sowas nun wirklich nicht sagen. Er war nicht vollkommen besoffen...aber wahrscheinlich ähnlich heiß auf den anderen.

Dieser Mann! Diese Stimme und diese Tonlage! Fei verlor noch den Verstand, wenn das so weiter ging. "Jeder hat wohl Mängel... aber nicht ich! Überzeug dich ruhig selbst!" lachte er nervös. Oh Gott! Er wollte gerade so sehr!
"Da wette ich glatt mit." Er musste frech bleiben, versuchen nicht zu sehr auf diese Dinge ein zu gehen...aber leicht war das gerade nicht. Sein Glied schrie nach Aufmerksamkeit und Haru klang so überaus erotisch...wie er seinen Namen sagte...wie er sprach...

"Haru...ich bin mir nicht sicher, ob wir gerade die richtige Richtung einschlagen... ich..." Er wusste nicht, wie er sich ausdrücken sollte. "Du bist betrunken und...klingst total horny...vielleicht...sollten wir auflegen, bevor sich wirklich noch einer auf den weg macht!" war das deutlich genug? Er wollte ihm natürlich gerne sagen, dass er nicht abgeneigt war, das in Harus Zustand aber vielleicht nicht die tollste Idee war. Fei war es lieber, wenn beide bei klarem Verstand waren und das ganz sicher im Einverständnis beider passierte.

Oh Mann, das war eine deutliche Abfuhr, oder?

Haru legte den Kopf in den Nacken, ließ seine Latte los. Eigentlich hatte er sich schon ein bisschen auf Telefonsex eingespielt, aber das war wohl ein zu kühnes Wunschdenken.

„Na schön….“

Er überlegte kurz, was er noch sagen sollte. Er hoffte ja jetzt doch irgendwie, dass er es nicht bei Fei verschissen hatte.

„Aber du bleibst trotzdem meine Muse. Dann träume ich eben aus der Ferne von dir. Schlaf gut, Fei. Bis übermorgen…. ah, nein… morgen.. ist ja schon weit nach Mitternacht…“, er lächelte am Ende und legte dann auf.

Er atmete tief durch und lag eine Weile so da. Sein Körper beruhigte sich langsam wieder. Er war zu müde um sich wegen der Abfuhr zu ärgern, vielleicht war er auch zu stolz. Aber eines war sicher, jemanden wie Fei hatte er wirklich noch nie getroffen und dieser Kerl wollte ihm einfach nicht aus dem Kopf gehen.

Wenn er ihn nicht als Liebhaber haben konnte, dann doch aber vielleicht wenigstens als Freund. Denn irgendwas war an ihm, das Haru dazu zu denken brachte, dass er ihn unter keinen Umständen aus dem Weg gehen durfte.

Eines war sicher. Fei war seine Muse! Er inspirierte ihn tatsächlich. Das hatte er nicht einfach so gesagt. Es war ein Gefühl, das über ihn gekommen war, in dem Moment in dem er ihn in seiner Garderobe sah.

Haru dachte noch eine Weile nach, kam aber sowieso auf kein klares Ergebnis. Er war einfach zu besoffen und schlief dann auch zum Glück irgendwann ein.

Haru klang enttäuscht, oder? Hatte er sich gerade wirklich mehr erhofft? Er konnte doch nicht von Fei erwarten, dass er nüchtern auf einen betrunkenen einging! Was hätte er denn dann noch für eine Ausrede?! Haru konnte immernoch sagen, dass ihn der Alkohol dazu getrieben hatte und Fei....Fei musste damit leben als perverser da zu stehen. Das konnte er nicht.

"Gute Nacht." hatte Fei noch sagen können, bevor der andere auflegte. Hochrot drehte er sich, sodass sein Gesicht im Kissen war. "Oh Maaaan!" rief er in dieses. Hoffentlich hatte Haru das nicht als komplette Abfuhr gesehen! Es war ja nicht so, dass Fei abgeneigt war! Im Gegenteil! Aber Haru war betrunken und würde es dann doch sicher nur bereuen, oder nicht?!

Nachdem er sich dann doch noch rasch einen von der Palme gewedelt hatte, um einschlafen zu können, wälzte Fei sich von einer zur anderen Seite. Das war doch kacke! Er bekam den Kopf nicht frei!

"Guten Morgen, Herr Trunkenbold! Ich hoffe nicht jeder deiner Kunden bekommt solche Gute Nacht Geschichten von dir erzählt. Ich hoffe, dass du dich nüchtern noch erinnern kannst! Vielleicht solltest du mal etwas weniger trinken....oder mich nächstes Mal einfach mitnehmen! Dann können wir solche Gespräche auch einmal auf einer Wellenlänge führen. Hoffentlich hast du keinen Kater " schrieb er ihm also, ehe er sich doch endlich dazu durch rang zu schlafen.


Der nächste Tag hielt ein Frühstück mit seinem Vater bereit. Sie aßen gemeinsam, redeten über dies und das. Fei ging dann irgendwann zum Entspannen in das kleine, private Onsen auf dem Grundstück. Genussvoll lehnte er sich zurück, schloss die Augen und entspannte einfach nur in dem heißen Wasser. Ob Haru sowas auch mochte? Vielleich wollte er.... nein. Das ging ja nicht. Fei konnte hier keinen her holen... Jeder war ein potentieller Spitzel oder Feind, egal wo man ihn kennenlernte.

Harus erster Gedanke am Morgen war, dass er Fei durch seine Aktion verschreckt haben könnte. Auch wenn dieser nicht auf den Mund gefallen zu sein schien, wusste man nie genau, was wirklich einer dachte. Das war etwas, was er von seinem Vater gelernt hatte. Er hatte immer gesagt, dass selbst dein grösster Feind dir ins Gesicht lächeln könnte, aber insgeheim deinen Verrat plante.
Über die Zeit hatte sich das auch immer wieder bewahrheitet. Besonders beim erbauen seines kleinen Geschäfts hatte er dies bemerkt. Es war sich kaum jemand zu schade, nicht wenigstens den Versuch zu wagen, einen hinters Licht zu führen!

Natürlich hoffte Haru, dass es bei Feilong nicht so war, aber wissen konnte man das nicht.

Er griff also zu seinem Handy, da er ihm schreiben wollte. Zu seiner Überraschung wartete bereits eine Nachricht auf ihn.

Er las sie zögerlich, freute sich dann aber doch über das Ergebnis. Es fühlte sich an, als wäre ihm nicht nur ein Stein, sondern ein ganzes Haus vom Herzen gefallen.

Fei war also nicht böse auf ihn. Hatte sogar vorgeschlagen, dass sie gemeinsam miteinander trinken gehen könnten.

„Einen wunderbaren guten Morgen, Sonnenschein! Du sprichst ja ganz schön viele Hoffnungen aus! Welch reines und liebreizendes Herz du doch hast! Haha. Mir geht‘s gut. Ich habe wegen einem bisschen Sake keinen Filmriss, ich weiss schon was ich tue und sage... Meine Stimme mag kratziger sein und meine Zunge lose, aber alles ist bei bester Ordnung. Trotzdem möchte ich mich bei dir entschuldigen. Oder genau deswegen! Ich wollte dich nicht überrumpeln oder respektlos behandeln. Alk beflügelt einfach nur meine Lendengegend! Also, bis morgen! Hab nen tollen Tag, du Muse!“

Schrieb und schickte er.

Dann ging er erstmal duschen und frühstücken. Sein Bruder sass auch am Tisch und sah wirklich grauenvoll aus, worüber sich Haru natürlich lustig machte und einen strengen Blick und ein Zungenschnalzen von seiner Mutter und dann seinem Vater erhielt.

Er verbrachte noch etwas Zeit mit Hikaru und machte sich dann an einen neuen Entwurf. Es sprudelte wirklich gerade so aus ihm. Das würde er unter keinen Umständen unterdrücken wollen!

Haru konnte Fei ganz sicher nicht so einfach verschrecken. Tatsächlich hätte er auch am Telefon weiter gemacht, wenn er voller oder Haru nüchterner gewesen wäre. Er wollte nur einfach nicht der Idiot ohne Ausrede für sowas sein!

Während er gerade entspannte bekam er die Nachricht des anderen, trocknete also rasch die Hände ab und las sie. Ein Grinsen legte sich auf seine Lippen. Haru war der Hammer.

"Ich bin ein sehr hoffnungsvoller Mensch! Schon okay, war wirklich nicht schlimm! Ich wär nur gern auch ein bisschen voller gewesen! Haha! Respektlos fand ich das nicht, mach dir keine Sorgen. Dir auch einen tollen Tag, danke! Bis morgen." schrieb er zurück.
Es schien so, als hätte Haru keine Zeit...Er schrieb immerhin gleich "bis morgen"....also wollte er nicht weiter schreiben oder konnte nicht. Leise seufzte er, lehnte sich dann mit geschlossenen Augen wieder zurück, nachdem er das Handy zur Seite gelegt hatte. Der Tag würde sicher super langweilig werden und Haru ging ihm auch nicht aus dem Kopf. Er wollte ihn so gern sehen und das Gespräch aus der Nacht in die Tat umsetzen! Oh man...Sie kannten sich kaum und doch hatte Fei unglaublich Bock auf ihn. Vielleicht würde er Haru sogar als ersten richtig spüren...? Mit der Weile war er wirklich neugierig darauf, ob es wirklich so gut war, wenn man von hinten gepoppt wurde. Er hatte das jetzt so oft in Manga und co. gesehen und es sah entweder direkt nach Vergewaltigung oder nach dem schönsten Erlebnis auf Erden aus.
Die Kerle in den Pornos...okay. Seine Gedanken drifteten hier völlig in die falsche Richtung!
Fei schüttelte den Kopf über sich und seine perversen Gedanken. Das konnte doch nicht wirklich sein Ernst sein. Nur weil Haru ihn auf irgendeine Weise scharf gemacht hatte, musste er doch jetzt nicht 24/7 super geil auf ihn sein!


Feilong sorgte für andere Gedanken, indem er über seine Cosplays und die bevorstehende Con nachdachte. Aber das Kirschblütenfest war irgendwie momentan interessanter. Er überlegte immernoch, ob er Haru nicht zum Dank dorthin einladen sollte...aber es wäre auch peinlich, wenn der schon wen dafür hatte. Ein solch toller Mann würde ganz sicher schon eine Begleitung haben... Fei würde einfach wieder mit seinem Dad und/oder ein paar Leibwächtern gehen. Super Idee....nicht. Es war einfach nicht das Wahre, wenn man keine Freunde oder wenigstens einen Freund um sich herum hatte und stattdessen durchgehend nur bewacht wurde.

Leise seufzte er. Vielleicht würde er Haru einfach mal so fragen, was er da vor hatte und ob er überhaupt hin ging....konnte er sicher morgen mal nach fragen.

Fei langweilte sich zu Tode! Er hatte sein Cosplay fertig und noch einen kurzen Testlauf gemacht, da er wusste, dass sein Dad gerade nicht da war... Aber das wars dann auch. Mehr hatte er nicht zu tun und schon wieder nur im Onsen sitzen war auch nicht das Wahre.
Nach einer Gesichtsmaske und einer selbst durchgeführten Maniküre lag er einfach nur in seinem Bett und starrte die Yukatas an, die er außen an seinen Schrank gehängt hatte. Sie waren wirklich die schönsten die er je besessen hatte! Vor allem wohl auch die hochwertigsten!


Er hatte wirklich das Bedürfnis auch jetzt wieder einen anzuziehen. Das war doch nicht normal. Er konnte doch jetzt nicht ständig in den teuren Dingern hier rumhängen! Also ließ er es. Trotzdem kribbelte es ihn in den Fingern.

"Mhh...Es ist so langweilig!!" rief er genervt aus, setzte sich dann erstmal wieder an den Laptop und bearbeitete ein Bild...zumindest halb, denn wirklich Lust hatte er dazu gerade gar nicht. Wieso war ihm plötzlich so super öde? Er hatte sich doch sonst auch nie mit jemandem getroffen und jetzt bekam er nicht genug? Das war doch dämlich.

Völlig gelangweilt schaute er schließlich einfach nur irgendeinen öden Yakuzafilm. Der lief grad sowieso zufällig im TV... Teilweise waren die Aussagen totaler Bullshit, manches passte wie die Faust aufs Auge.

Haru hatte Feilong nur ‚bis morgen‘ geschrieben, weil er davon ausging, dass jemand wie er sicher super beschäftigt war. Ausserdem wollte er sich ihm ja auch nicht aufdrängen.... nun doch, das wollte er schon. Aber Fei hatte sicher weitaus besseres zu tun, als mit ihm abzuhängen.

Dafür verlor er sich komplett in seiner Arbeit. Noch während er an einer Idee sass, hatte er schon die nächste und fertigte hierfür eine grobe Skizze an, damit er sie später vollständig ausarbeiten konnte. Er verbrachte wirklich Stunden daran.

Es war bereits weit nach Mittag, als er durch seinen permanent knurrenden Magen so genervt wurde, dass er eine Zwangspause eingelegt hatte. Er war zum Haupthaus in die Küche gestapft, holte sich dort ein paar Reisklösse, schlang sie mit einer Limo herunter und ging mit einer Tüte Nüssen wieder zurück zu seinem Atelier.

Er stopfte sich eine Handvoll in den Mund und zeichnete weiter. Es hatte noch zwei Stunden gebraucht, bis er erstmal zufrieden war. Er sah sich beide Entwürfe an und machte dann ein Selfie mit ihnen im Hintergrund.

„Danke, meine Muse!“ schrieb er zum Bild und schickte es an Fei.

Man sah nicht genau, wie das Endergebnis war, aber man konnte deutlich erkennen, dass Haru wohl wieder an zwei Entwürfen für Yukatas sass.

Er füllte wieder die Hand mit den Knabbereien, trat einen Schritt von den Zeichnungen weg und beäugte sie, während er kaute. Irgendwas fehlte noch, aber er musste wohl erstmal seinen Augen eine kleine Pause gönnen.

Er nahm auf einem enormen Sitzkissen Platz und beäugte von dort aus trotzdem noch eine Weile die Bilder.

Fei bekam irgendwann doch noch eine Nachricht und er freute sich sehr darüber. Haru schien wieder an Entwürfen zu arbeiten. Die waren sicher wieder wundervoll! Fei war super gespannt!
"Liebend gern Auch, wenn ich eigentlich garnichts getan hab! Haha.. Ich bin super gespannt, wie das am Ende aussieht! Du spannst mich total auf die Folter, unfair! Aber es freut mich sehr, dass du so inspiriert bist."

Der Halbchinese war wirklich ehrlich. Es freute ihn ungemein und er hoffte, dass das noch lange anhalten würde. Wenn Haru ihn wirklich als Muse haben wollte, dann sollte er ruhig!

Er war auch erleichtert, dass der andere ihm doch nochmal geschrieben hatte, so war ihm nicht mehr ganz so langweilig.
"OH...du wolltest doch ein Cosplay von mir sehen, richtig? Dann....hier!"
Fei schickte dem anderen ein Bild, auf welchem er in einem Cosplay zu sehen war.

Er trug eine lange, blaue Perücke und ein auffälliges Outfit. Das Bild war natürlich auch ein wenig bearbeitet. Schwarze, lange Plastiknägel zierten seine Hände und unter dem engen Oberteil ließ sich ein trainierter Körper vermuten.

Ob Haru das gefiel? Er würde sich zumindest wohl nicht lustig machen.

Die Antwort kam!

Haru kaute noch und bevor er den Text richtig gelesen hatte, sah er das Bild. Augenblicklich verschluckt er sich und hustete erstmal. Ihm stiegen regelrecht die Tränen in die Augen. Er stand hustend auf, suchte nach der blöden Wasserflasche, die hier doch sonst immer rum stand, fand sie dann neben der Staffelei und trank einen Schluck, hustete weiter, befürchtete schon, dass die Nusstücke sich durch die Nase verabschieden würden, schaffte es dann aber doch alles irgendwie noch drin zu behalten und beruhigte sich langsam.

Er trank die Flasche dann erstmal aus, da war ohnehin nicht mehr so viel drin. Dann sah er sich die Nachricht an, blieb dann wieder an dem Bild haften.

Er schüttelte ungläubig den Kopf! Dieser verdammte Kerl sah umwerfend aus!!!

„Toller Totenkopf!“ schrieb er und schickte die Nachricht ab.

Dann entschied er sich für eine Sprachnachricht.

„WILLST DU MICH UMBRINGEN?! Ich hab mich voll an den blöden Nüssen verschluckt! Ich dachte ich sterbe! Egal… wenigstens durch die Hand meiner Muse! Das ist ein ehrbarer Tod. *räuspern* Wie du hast den ganzen Tag nichts gemacht? Warum haste dich dann nicht gemeldet?! Hätten doch was essen gehen können…. *hust* Boah… verdammt.. du kostest mich echt noch das Leben. Egal… ehm, haste schon gegessen? Wir könnten ja in ner Stunde oder so was aufschnappen gehen, wenn du Bock hast.“

Er schickte sie ab und hörte sie sich anschließend nochmal an. So ein Mist, er klang wie ein Reibeisen, von dem blöden Gehuste! Naja, ändern konnte er das jetzt auch nicht mehr.

Haru war nun einfach auf die Antwort gespannt. Er hatte das doch kumpelhaft genug rüber gebracht, oder?

Die Antwort kam mit etwas Verzögerung, er wusste ja nicht, dass der andere gerade quasi dabei war sich zwischen Nussstücken in der Nase oder der Luftröhre entscheiden zu müssen.

Die Antwort war eher....ernüchternd? Enttäuschend?
"Toller Totenkopf"? War es Haru also doch ein zu peinliches Hobby? War das Bild so mies?
Fei biss sich auf die Lippe, fühlte sich plötzlich richtig mies. Warum war ihm Harus Meinung überhaupt so wichtig? Wieso sagte dieser Idiot nichts über ihn oder das Kostüm? Er schickte ihm doch nicht so ein Bild, um dann nur etwas über dieses Ding zu hören. Naja...zumindest wollte er gerne auch etwas zu dem Kostüm hören und nicht unbedingt nur über eine Requisite.

"Danke." schrieb er also bloß zurück, sah dabei aber, dass Haru gerade eine Tonaufnahme machte. Kam da jetzt doch noch Kritik? Er war gespannt.

Er lauschte aufmerksam der Tonaufnahme. Was das alles jetzt gut oder schlecht? Er wusste es nicht einzuschätzen.

"Also umbringen wollte ich dich bestimmt nicht, sorry! Also nicht garnichts...aber fast nichts... ich war in unserem Onsen... und hab n bisschen was am Kostüm verbessert... Das wars dann auch schon wieder. Hast du schon wieder gesoffen oder stecken da noch Nussstücke an deinen Stimmbändern? Wir können gern in einer Stunde essen gehen." tippte er, während er zuhörte, schickte dann schließlich auch ab.

Fei stand auf, um sich für das Essen gehen schonmal auf zu hübschen. Er wollte nicht völlig gammelig erscheinen. "Und wo gehe n wir was essen?" fragte er interessiert.

Feis Bild war so fantastisch, dass Haru es als Telefonbild einfügte. Sollte Fei ihn jemals anrufen, würde genau dieses Bild erscheinen!

Er hatte es regelrecht angestarrt. Wie konnte jemand bitte so verboten gut aussehen?! Das war doch nicht normal! Jemanden wie ihn hatte er definitiv noch nie zuvor getroffen!

Haru hatte regelrecht rangezoomt um auch nicht die geringste Feinheit zu verpassen. Fei war perfekt! Allein der Gedanke daran, diesen Mann vielleicht doch irgendwann mal zu berühren….

Er warf sich in den Sitzsack zurück, streckte sich, warf seine Arme nach oben und machte nun fast eine Brücke auf diesem komischen Sitzteil. Kopfüber hing er halb da und tippte.

„Welche Küche darf’s sein? Magst du italienisch? Treffen wir uns einfach vorm Laden. Ich freu mich auf dich!“

SEND

Warte! Was?“

Haru erstarrte?

„ich freu mich auf dich?“ Warum zum Henker hatte er denn das geschrieben?“

Er warf sich um, lag nun bäuchlings auf dem Ding und vergrub sein Gesicht darin. Einen Rückweg gab es jetzt nicht mehr. Fei vernebelte ihm wirklich die Sinne. Er musste aufpassen! Ja, das musste er!

Er entschied sich dazu, sich nochmal zu duschen, sich wieder schnell einen runter zu holen um wenigstens den größten Druck los zu werden und machte sich dann schick.

Er fuhr los und parkte wie üblich.

Vor seinem Laden wartete er dann auf den Cosplayer.

Fei las die Antwort, bekam Gänsehaut und las sie noch 2 weitere Male. "Ich freu mich auf dich!"...das stand da wirklich genau so!! Er wurde rot, lächelte aber entzückt. Haru freute sich also auch ihn wieder zu sehen! Das war wunderbar!

"Italienisch klingt super! Ich freu mich auch! Bis nachher." antwortete Fei, ehe er sich ebenfalls duschte, obwohl er ja erst gebadet hatte. Er kämmte gründlich seine Haare und machte sie dann in einen lockeren Zopf. Das Haargummi saß also nur 10 cm von den Spitzen entfernt und hielt das Haar etwas zusammen.

Etwas schicker als gewollt kam er dann am Laden an, lächelte Haru freundlich an, als er auf diesen zu ging. Also war Haru diesmal wohl schneller gewesen.

"Hey!" lächelte er, stellte sich dann zu ihm. "Italienisch also?" fragte er vorsichtshalber nochmal.

Haru war doch tatsächlich etwas nervös. Warum eigentlich? Meine Güte, er traf doch einfach nur einen Kerl! Fei.
Okay, einen verdammt heissen Kerl... aber.. Verdammt! Er würde sich doch wohl mal mit jemanden treffen können um sich einfach nur besser kennen zu lernen! Das war doch total normal! Da war doch nichts dabei!

Er kam auch schon!



Im selben Moment noch, hätte sich Haru am liebsten selbst die Hand abgehackt! Warum winkte er, wie ein beschissenes Schulmädchen?!

Es war doch zum Verzweifeln!

"Si, Italiano!", meinte er dann gleich und grinste breit.

"Ist gar nicht so weit von hier weg. War da auch schon ne Weile nicht mehr, aber Luigi macht wirklich die beste Pasta, die ich jemals gegessen habe!"

Sie spazierten ein bisschen nebeneinander her. Haru musterte Fei.

"Du siehst wirklich klasse aus! Ich mag deinen Style!", merkte er dann an.

Nur ein paar Straßen weiter, waren sie auch schon da.

Luigi hatte Haru persönlich begrüßt und sich freudig Fei vorgestellt.

"Haru Freunde auch meine Freunde! Willkommen!"

Er führte sie in ein winziges Separree, damit sie dort ungestört sein konnten. Zumindest ging Luigi davon aus, dass Haru das so wollte.

"Eh.. ist es okay für dich oder wolltest du lieber im Getümmel sitzen?", erkundigte sich dieser dann bei seinem Gast.