Natürlich war niemand die Stimmung des Schülers entgangen! Es war verständlich, dass er nicht jubelnd im Kreis tanzte.

Trotzdem wäre hier zu bleiben, eine Illusion gewesen. Bis alles ungeklärt blieb, konnten sie nicht friedvoll leben. Alles was Kitamura seinem Freund bieten wollte, war ein glückliches Leben und das ging nunmal nicht, wenn man auf der Flucht war.

„Ich begleite euch!“

Diese Worte drangen plötzlich aus Ken.

Überrascht sah Kitamura ihn an.

„Du hast dich vor Jahren hier hin zurück gezogen und allem den Rücken gekehrt aus Sicherheit für dich und deine Tochter! Ich lasse nicht zu, dass du das einfach aufgibst!“

„Wer spricht denn von aufgeben? Das ist wie ein Abenteuerurlaub....“

„Du hast ein Kind!!!“

„Sie lebt in Amerika! Sie ist erwachsen!“

„Sie braucht dich dennoch!“

„Ja, mag sein! Aber ich kann mich nicht mein Leben lang verstecken, Ken! Wenn du alles klären kannst, bin auch ich wieder frei!“

„Wenn dir etwas passiert...“

„Das ist doch meine Verantwortung, Kei! Nicht deine! Ich lebe in Australien! Hier wimmelt es vor giftigen Tieren!! Ich könnte auch morgen tot umfallen! Ich will euch helfen! Denn wenn das geklappt hat kann ich auch beruhigt schlafen und muss mich auch nicht jeden Tag fragen, ob meine Tochter noch in Sicherheit ist! Ich komme mit euch!“

Er hatte ihn eisern angesehen.

Kitamura schwieg, sah dann Hiro an.

„Würdest du dich wohler fühlen, wenn Ken dabei ist?“

Hiro hatte genauso wenig mit der Aussage des Gastgebers gerechnet wie Kitamura. Er sah ihn an, konnte nicht dazu sagen.
Die beiden älteren stritten ja regelrecht, aber Ken war sich der Sache wohl ziemlich sicher.

Wenn er wirklich so gut war wie Kei...dann...

Hiro biss sich auf die Lippe, ehe er von seinem Liebsten gefragt wurde.
"Ich...." gab er leise von sich, sah dann Ken nochmal an. Wenn es für Ken auch nur von Vorteil war, wenn alles geklärt wurde...wieso nicht..?

"Ich....ich weiß nicht...aber ich glaube wir könnten seine Hilfe doch gebrauchen oder? Wenn ihr vorher schonmal als Team zusammen gearbeitet habt..dann..."
Er sah Ken hoffnungsvoll an. "Ich glaube, dass es mit ihm vielleicht auch einfacher werden kann als das alles allein in die Hand zu nehmen."

Hiro vertraute seinem Schatz blind, aber es wäre doch dämlich die Hilfe nicht an zu nehmen.

"Ich versuch auch zu helfen, also bitte... Schicken Sie mich nicht nochmal irgendwo allein hin, okay?"
Natürlich meinte Hiro damit die Sache, dass er Kitamura hatte auf dem Klo treffen sollen aber stattdessen eingesackt worden war.

Kitamura legte seine Gabel ab und lehnte sich zurück. Na toll!

„Fein…“, gab er sich geschlagen.

Tatsächlich war es richtig. Mit Ken an seiner Seite, würde er wohl wesentlich effektiver an allem arbeiten können, da er ihn als Rückendeckung hatte. Auch würde er sich um Hiros Wohl nicht so viel Sorgen machen müssen.

„Kannst du uns auf einen Flieger einchecken?“

Ken lächelte.

„Auf jeden, den du willst, in jeder Klasse die dir beliebt, auf jedem Gottverdammten Sitz, auf den du in Ruhe einen fahren lassen kannst!“, lachte er schlussendlich.

Nach dem Essen verschwanden sie gemeinsam im Bunker und die beiden älteren sprachen gemeinsam durch, was sie alles brauchten und wie sie die Dinge umsetzen wollten.

Hiro hatte derweil die 3-D-Waffe in die Hand gedrückt bekommen. Natürlich ohne Munition.

Hiro war froh, dass Kitamura sich darauf einließ. Er fühlte sich natürlich auch mit Kitamura allein sicher, dennoch konnte Ken sicher einen großen Brocken Arbeit mit abnehmen und Kitamura besser helfen als Hiro es je könnte.
Irgendwie machte ihn das traurig. Er war wirklich keine Hilfe und seitdem er diese Kerle umgelegt hatte, hatte er mehr Angst als jemals zuvor. Er konnte ja nichtmal mehr allein duschen!

Das musste sich ändern, unbedingt! Er wollte kein Weichei sein, wollte wieder der taffe, coole Junge sein, der sich nichtmal davor fürchtete einem Killer aufzulauern.

Die 3D Waffe in der Hand zu halten war echt komisch. Sie fühlte sich anders an als die normalen Waffen und doch würde sie genauso töten wie die anderen Waffen.
Er musterte sie, sah sie sich genau an und studierte das Ding regelrecht. Er konnte nicht ewig daran rumnagen, dass er zwei Menschen getötet hatte! Sein Liebster hatte so viele mehr auf dem Gewissen, was sollte der denn sagen?!

Hiro kam zu den beiden anderen, die Waffe fest in der Hand. Er sah fest entschlossen aus. "Ich will helfen!" meinte er dann. "Ich hab mich lang genug hinter Ihnen versteckt und gehofft, dass Sie das alles hinbekommen! Ich will auch dazu beitragen, dass wir ein normales Leben führen können! Ich heule nicht mehr und ich schaffs auch wieder allein zu duschen, versprochen!"

Kitamura sah von einem Bauplan auf und hörte Hiro an. Auch Ken sah den Schüler an, musterte dann seinen alten Freund und dann wieder den Schüler.

„Gut! Wenn du es schaffst heute allein zu duschen, nehme ich deine Hilfe an! Wenn nicht… hältst du dich im Hintergrund!“, gab er trocken von sich und sah dann wieder den Plan an.

Ken beäugte beide wieder.

„Kei…“

„Was denn? Du hast ihn gehört! Er will und so stur wie er ist, werde ich es ihm sowieso nicht ausreden können!“

Kitamura blickte den Schüler nochmals an.

„Wenn es dir gelingt, werde ich dich in alle Schritte mit einbeziehen! Wenn es dir nicht gelingt, lässt du uns das erledigen und hältst dich bedeckt! Verstanden?! ….Wie gesagt, so läuft es und nicht anders! Deal?“

Ihm war natürlich der argwöhnische Blick des Schülers aufgefallen, daher hatte er den letzten Teil noch angehängt.

Er war sich eigentlich sicher, dass Hiro es nicht packen würde, was ihm auch recht wäre, da er dann einfach arbeiten konnte, ohne sich Sorgen zu machen. Aber er würde auch sein Wort halten. Es lag also ganz allein an Hiro.

Hiros argwöhnischer Blick kam wohl daher, dass er glaubte Kitamura würde es ihm nicht zutrauen. Der Junge war sich sicher, dass sein Liebster nicht daran glaubte, dass er es hinbekommen konnte.
Er hatte lang genug den armen, verletzten Jungen gespielt! Hiro wollte helfen, egal wie!

Hiro sah ihn ernst an, legte die Waffe auf den Bauplan und kam seinem Liebsten näher.
"Deal...und....unerschätzen Sie mich nicht!"
Hiro war ein wahrer Sturkopf, wenn er sich was in seinen Kopf gesetzt hatte, dann wollte er es wirklich!
Sachte hauchte er Kei einen Kuss auf die Lippen, lächelte sanft.
"Ich geh duschen!" berichtete er, machte sich dabei auf den Weg aus dem Bunker. Er wollte Kitamura sofort beweisen, dass er es wirklich schaffte! Er war doch nicht 5!

Kitamura lächelte. Er fand es gut, dass in Hiro noch immer dieser Kämpfergeist schlummerte.

„Alles klar!“, meinte er nur und sah ihm zu, wie er heraus ging.

Er erntete einen fragenden Blick von Ken, dem er erzählte, was das alles auf sich hatte.

„Du kannst ihn doch nicht so unter Druck setzen! Er hat ein echtes Trauma erlebt, Kei! Was, wenn er jetzt zusammenbricht und wir es nicht mitbekommen?!“, blökte der Gast ihn anschließend an.

„Diese Blöße würde sich Hiro niemals geben! Vielleicht ist es genau daut, was er braucht um über seine Furcht hinweg zu kommen! Hier ist er sicher! Hier wird niemand auf ihn lauern! Hier wird er niemanden erschießen müssen! Wenn er sich dieser Angst nicht hier stellen kann, wo dann?! Er schafft das… auch wenn ich kurz an ihm gezweifelt habe… aber er ist stur…“

„Da ist er wohl nicht allein!“

Ken legte sein Tablet weg und ging dann auch erstmal hoch. Er wollte sicher stellen, dass Hiro wirklich nichts brauchte.

Er lauschte eine Weile an der Badetür bis er dann klopft um zu fragen, ob alles in Ordnung war.

Hiro hatte sich dieses Ziel wirklich gesetzt. Es reichte! Er war kein Kind und nur weil einmal sowas im Bad passiert war, musste das ja nicht bedeuten, dass das nochmal passieren würde!

Er betrat doch etwas zaghaft das Bad und schließlich auch die Dusche. Natürlich war es nicht so, dass er sich nicht fürchtete oder ähnliches. Eigentlich wurde ihm sogar ein wenig übel, einfach weil er nicht so recht einschätzen konnte, was war und was nicht.

Als er jedoch gerade in ein Tief gezogen wurde, das Gefühl hatte jeden Moment würde wieder jemand reinkommen und in einem kurzen Moment sogar die Leichen vor seinem geistigen Auge sah und auch sich selbst, wie er völlig überfordert über ihnen kniete, klopfte es.

Hiro rutschte kurz das Herz in die Hose und ihm blieb die Luft weg, doch hier konnte niemand sein! Und böse Menschen klopften nicht!
"Kitamura..?Ken?" fragte er also, schaltete dabei das Wasser ab und wickelte sich ein Handtuch um die Hüfte.
Er zögerte, ehe er die Tür öffnete und Ken fragend ansah. "Sorry, hab ich das Bad zu lang blockiert?" fragte er lächelnd. Oh Gott! Er hatte es geschafft! Kei musste ihm vertrauen!

"Nein, nein!", lächelte Ken.

"Ich wollte nur nach dir sehen! Kei war doch etwas hart, für mein Empfinden. Er hatte mir auch gesagt, was das alles auf sich hatte und ich wollte nicht... dass du dich schlecht fühlst. Aber dir geht es gut, nicht wahr?"

Er lächelte zufrieden, klopfte ihm auf die Schulter

"Kei hatte Recht, du bist eine Kämpfernatur!", er zwinkerte ihm zu und ging dann wieder zurück in den Bunker.

Mit einem Lächeln nahm er Platz.

Kitamura sah ihn an. Dieses Lächeln sagte alles. Er grinste.

"Wir haben wohl einen neuen Partner, hmm?"

"Ich bins gewohnt, dass er so ist... ich glaube, dass er nicht gedacht hat, dass ich es schaffe und mich noch ein wenig anstacheln wollte, eben weil ich so ein Sturkopf bin und er weiß, dass ich mich davon noch mehr motivieren lasse...." gestand Hiro.
"Er hat es mir nicht zugetraut, oder?" meinte er leise, lächelte jedoch dabei.
"Mir geht es gut, du kannst ihm gern bescheid sagen, dass er die Pläne ändern darf, ich komme runter, wenn ich mir was angezogen hab!"
Hiro wirkte gerade doch recht stolz. Er hatte es zwar nur gerade so geschafft und vielleicht wäre er doch noch zusammengeklappt, wenn Ken nicht geklopft hätte, aber er hatte es geschafft.

Zufrieden lächelte er, nickte dann und zog sich rasch an, um mit nassen Haaren wieder zu ihnen zu stoßen. Triumphal grinste er seinen Geliebten an. "So! Wie ist der Plan?"

Kitamura war sogar stolz auf Hiro, als dieser zurück kam und direkt nach dem Plan fragte.

Er lächelte ihn an und seine Augen blitzten dabei ein wenig. Er war wirklich froh, diesen jungen Mann als seinen Geliebten anzusehen. Wenn überhaupt jemand zu ihm passte, dann war es eindeutig dieser zähe Bursche hier!

„Setz dich!“, meinte er nur lächelnd.

Sie hatten einen Bauplan vor sich. Es war tatsächlich der des Hauses in dem der Vater sein Leben gelassen hatte.

„Zuerst fliegen wir zurück, dort werde ich eine Pressekonferenz halten. Ken hat schon alles dafür in die Wege geleitet. Ihr beiden bleibt im Hintergrund. Anschließend fliegen wir nach Tokio, dort nehmen wir die Buchhalterin auseinander und Stück für Stück werden wir das Unternehmen an mich übertragen lassen. Allerdings wird sich alles ändern! Keiner der Auftragskiller oder sonstiger Gefolgsleute wird mehr eine Beschäftigung durch uns haben. Dieser Scheiss wird aufhören! Einige werden aber nicht glücklich darüber sein, dass sie diese lukrative Aufgabe nicht mehr haben werden.. um die müssen wir uns gesondert kümmern!“

Begann er zu erzählen. Dies war der grobe Ablauf. Die Einzelheiten besprachen sie im Anschluss.

Kitamuras Lächeln ließ Hiro auch sanft lächeln. Er war so froh, dass er es wirklich geschafft hatte! Er war bereit, dem älteren bei all dem hier zu helfen! Er wollte gemeinsam mit ihm und Ken um ihre Zukunft kämpfen!

Hiro nickte, setzte sich dann gleich zu ihnen und betrachtete den Bauplan.

Es war total spannend diesen Plan zu erfahren und auch die Details dazu. Natürlich war Hiro bewusst, dass das "gesondert kümmern" wohl den Tod für diese Leute bedeutete und sie auch eine Gefahr darstellen würden. Aber er würde sich darauf vorbereiten, würde es schaffen, ganz ohne zu zögern, wenn er musste!

Mit großen Augen sah Hiro seinen Liebsten an, lächelte dann und zog ihn in einen Kuss. "Und wenn das alles geschafft ist, dann haben wir auch unsere Ruhe, richtig?"

Kitamura nickte.
„Da ist mein Ziel!“

Sie besprachen noch die Details der Reise, wann sich wer wo aufhalten würde und wie sie sich vorbereiten würden. Viel Zeit blieb nicht, aber je schneller sie sich um alles kümmerten, desto schneller hätten sie auch alles hinter sich!

Die Auftragskiller zeigten Hiro noch den Gebrauch von weiteren Handfeuerwaffen und Ken liess ihn auch dabei zusehen, wie man eine kleine Bombe baute.

Bald danach hiess es dann Ernst! Sie brachen auf und Kitamura war hoch konzentriert. Er ging in Gedanken immer und immer wieder durch, wie es ablaufen würde. Fehler durften sie sich keine Leisten! Das hier war längst kein Spiel mehr. Es musste funktionieren!

Hirofumi war hoch konzentriert, als man ihm andere Waffen und den Bau der Bombe zeigte.
Es war spannend und aufregend, doch ging es hier auch darum, dass wohl wieder Menschen sterben würden....außerdem brachten sie sich alle selbst damit in Gefahr, was nicht unbedingt besser war.

Dennoch war der Junge zuversichtlich. Sie würden das alles schaffen! Zu dritt würden sie alle über den Haufen schießen, wenn es sein musste. Hiro hatte nun auch schon 2 Männer getötet und auch, wenn es ihn wirklich stark belastete, dann war das schon Grund genug keine große Angst mehr davor zu haben, einer mehr oder weniger war nun auch egal.

Sie brachen auf, im Flieger saßen sie nebeneinander. Er lehnte leicht an seinem Liebsten, schloss die Augen.
"Ich bin sicher, dass wir das alles packen." sprach er leise, nahm dabei Kitamuras Hand in seine.
"Sie können sich übrigens auf mich verlassen...ich mach keine Dummheiten und bleibe konzentriert, bis alles vorbei ist, versprochen."

Hiro würde nicht der Grund sein, aus dem jemand von ihnen starb, das würde er nicht zulassen. Diesmal war er vorbereitet, kannte den Plan und würde immer in der Nähe von einem der beiden bleiben! Das würde schon klappen!

Kitamura schwieg. Er liess zu, dass der Junge seine Hand nahm und lauschte ihm auch. Dennoch war er sehr damit beschäftigt den Plan immer wieder durch seine Gedanken spielen zu lassen.
Vielleicht hatte er ein Detail übersehen, das am Ende noch ihrer aller Leben kostete. Das ging einfach nicht! Das war ein absolutes Tabu!

Der Flug dauerte eine gefühlte Ewigkeit. Doch weder ass er, noch sah er sich Filme an. Er sprach auch nicht. Ausser das eine Mal, als er aufstand uns zur Toilette ging.

Ken hingegen ass, trank und kicherte über eine Komödie.

Beide waren dennoch voll dabei sich auf alles was kommen würde, einzustellen.

Als sie endlich landeten , hiess es schon da, dass sie sich sputen mussten um den Vorteil des Überraschungsmomentes zu nutzen.

Kitamura sprach allen eine Dusche, Nahrungsaufnahme und ein paar wenige Stunden Schlaf zu.

Dann wurde die Sache ernst.