#1

Im Garten der Gedanken

in Geschichten 18.11.2024 19:28
von Hiro | 4.186 Beiträge

„Dr. Kenta Hayashi – Psychologische Praxis.“ Jedes Mal, wenn er die Worte auf dem Schild las, das neben der Tür hing, verspürte Kenta einen leisen Anflug von Stolz. Es war zu einer Routine geworden, dieses Schild automatisch zu betrachten, bevor er die Tür aufschloss und die Praxis betrat, die er sich vor zwei Jahren aufgebaut hatte. Bereits seit sechs Jahren war er in seinem Beruf tätig, doch diese eigene Praxis war etwas Besonderes.
Kenta arbeitete allein. Keine Angestellten, keine externe Unterstützung , er managte alles selbst. Das funktionierte überraschend gut. Seine Tage begannen immer auf dieselbe entspannte Weise. Zuerst widmete er sich seinen Pflanzen, die die Räume mit Leben erfüllten. Sie standen in kräftigem Grün da, einige sogar in voller Blüte, und gaben der Praxis eine wohnliche, beruhigende Atmosphäre. Mit geübten Handgriffen goss er sie und entstaubte die Blätter, ganz in Ruhe und mit einer unfassbaren Gelassenheit.
Anschließend setzte er Tee auf und begab sich an seinen Schreibtisch. Der Rechner fuhr langsam hoch, während Kenta seinen Plan für die Woche durchging. Er begann gleich damit die Termine zu koordinieren, Nachrichten zu beantworten, und neue Anfragen prüfen. Eine Mail eines potenziellen neuen Patienten stach ihm sofort ins Auge. Es war eine dringende Anfrage, und so bestätigte er den kurzfristigen Termin ohne zu Zögern und trug ihn direkt in seinen Kalender ein.

Die kommende Woche versprach ruhig zu bleiben, zumindest so lange keine weiteren Termine dazukämen. Aber das war vollkommen in Ordnung. Weniger Sitzungen bedeuteten mehr Zeit für die anderen Aufgaben, die sich nie von allein erledigten: Rechnungen schreiben, auf dem neuesten Stand bleiben, neue Behandlungsmethoden recherchieren. Für Kenta war das alles Teil des Berufes, und er nahm es mit der gleichen Ruhe und Sorgfalt in Angriff wie alles andere.
Kenta hatte sein Leben der Psychologie gewidmet und es machte ihm auch jetzt noch Spaß. Das Studium hatte sich jedenfalls gelohnt und er war froh darüber, dass er so vielen Menschen bereits helfen konnte. Natürlich gab es den ein oder anderen schwierigen Fall, sodass manche Patienten bereits über einen längeren Zeitraum zu ihm kamen, aber das war in Ordnung. Die Sprechstunden halfen ihnen teilweise sogar durch ihren Alltag und in manchen Sonderfällen gab er den Patienten auch die Erlaubnis, ihn im Notfall jederzeit zu kontaktieren.
Der erste Patient betrat die Praxis und wurde augenblicklich mit einem Tee warm empfangen. Die Sprechstunde lief wie gewohnt, den Patienten behandelte er bereits seit 4 Monaten, doch langsam zeigte sich eine Besserung. Die Nervosität und die Angstzustände des jungen Mannes ließen immer weiter nach, seitdem er seine Methoden anwendete.
Nach einer Stunde verabschiedete er den Mann freundlich, räumte das Geschirr in den Geschirrspüler und begann Rechnungen zu schreiben. Der nächste Termin war einer, auf den er sich leider nicht vorbereiten konnte, da es sich um die Neuaufnahme handelte, doch das machte es noch viel interessanter und spannender. Kenta liebte es, neue Menschen kennenzulernen und sie zu studieren, um ihnen bestmöglich zu helfen.

Dr. Kenta Hayashi, 31 Jahre alt, Psychologe

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#2

RE: Im Garten der Gedanken

in Geschichten 19.11.2024 17:38
von Kazu | 45 Beiträge

Er war ein Mann, der in der Öffentlichkeit stand! Der Gitarrist und Songwriter, einer der beliebtesten New-Comer-Bands im Lande!
Es war seine Pflicht auf Partys zu erscheinen, Groupies zu verzaubern und zu performen! Es war sein ganzes Leben! Alles, woraufhin er immer gearbeitet hatte! Er lebte seinen Traum, wer konnte das schon von sich sagen?

Aber seit einiger Zeit war da etwas....
Seine Mitglieder wussten nicht so recht, was mit ihm los war, aber sie hatten den Wandel in seinen Texten bemerkt und ihn mehrfach gebeten, wieder umzuschreiben. Es sei zu düster! Sie rissen Witze und rieten ihm, sich nicht immer unsterblich in seine Fans zu verlieben. Er lachte es nur weg. Ihnen zu erklären, dass es daran nicht lag und dass es obendrein nicht stimmte, wollte er nicht erklären, zumal er selbst nicht so recht wusste, woran es lag.
Aber die schlaflosen Nächte und die Angst vor Menschen nahm immer weiter zu. Um einzuschlafen brauchte er Tabletten und um wach zu bleiben auch. Das ging so einfach nicht weiter.

Nun hatte er tatsächlich einen Termin beim Psychiater vereinbart! Er! Von allen, ausgerechnet er! Hätte man ihn vor 5 oder gar 10 Jahren gefragt, ob er sich jemals vorstellen könnte, zum Seelenklempner zu gehen, hätte er wohl schallend gelacht und sich von der Person abgewandt.
Auch jetzt war er sich nicht sicher, ob dies der richtige Ansatz war.

Nun stand er im Flur, betrachtete kurz sein Spiegelbild, atmete laut aus, zog sich die größte Sonnenbrille an, die er besaß, legte sich noch eine Mund-Nasen Maske an und ging dann vor die Tür.
Sein Herz wummerte, also beeilte er sich zu seinem recht unauffälligem Toyota Corolla und stieg ein. Er hätte auch sein schickes Motorrad wählen können, aber damit hätte er zu viel Aufmerksamkeit erregt. Er wollte unerkannt bleiben, jetzt da er doch zum Psychiater ging.

Er parkte seinen Wagen in einer Nebenstrasse und eilte dann zum Eingang. Bevor er die Tür öffnete blickte er nochmals um sich, um sich zu vergewissern, dass ihn niemand gesehen hatte. Er strich sich über die schwarze Kleidung, drückte auf die Klingel und wartete auf den Summer, bevor er eintrat.

Nervös stand er dann in den schicken Räumlichkeiten. Hinter Sonnenbrille und Maske murmelte er.

"Ich hab einen Terminbei Dr. Hayashi. Sie haben doch sowas wie Schweigepflicht hier, oder?"


Aisu (Sora Higashi), 31

Angefügte Bilder:
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zuletzt bearbeitet 19.11.2024 17:39 | nach oben springen

#3

RE: Im Garten der Gedanken

in Geschichten 19.11.2024 18:20
von Hiro | 4.186 Beiträge

Kenta war völlig in seinem Papierkram vertieft, sodass er die Zeit ein wenig aus den Augen verlor. Darum schreckte er leicht hoch, als es an der Tür läutete. Augenblicklich sperrte er seinen Computerbildschirm, öffnete seinem neuen Patienten die Tür und wartete geduldig darauf, dass dieser eintrat.
Es war nicht unbedingt ein ungewöhnlicher Anblick, der ihn erwartete, denn viele schämten sich für den Gang zum Psychiater. So kam es recht häufig vor, dass die Leute eine Maske, eine Sonnenbrille oder gar einen Schal nutzten, um nicht dabei gesehen zu werden, wenn sie die Praxis betraten. Das war auch ein Grund, aus dem er dieses Büro gemietet hatte. Hier in der Gegend war nicht so viel los und es kam nicht häufig vor, dass die Straßen stark befahren waren. Hier konnten seine Patienten sich etwas weniger beobachtet fühlen. Es war ihm damals in der Gemeinschaftspraxis oft zu Ohren gekommen, dass es die Leute störte, dass der Eingang mitten in der belebten Innenstadt war, und so war er auf diese Idee gekommen. Es war kein ausgestorbener Ort, doch hier lebten mehr alte Leute und es war grundsätzlich ruhiger. Trotzdem vermummte der ein oder andere sich, um herzukommen.
Kenta ahnte noch nicht, dass vor ihm jedoch nicht nur jemand stand, der ungern gesehen werden wollte, sondern tatsächlich ein Rockstar, dessen Ruf darunter leiden könnte.
"Sie müssen Herr Higashi sein! Herzlich willkommen. Selbstverständlich unterstehe ich der Schweigepflicht und halte mich auch stets daran. Es gibt keinen Grund zur Sorge", lächelte er freundlich.
"Machen sie es sich gemütlich, Herr Higashi. Darf ich ihnen einen Tee anbieten?", sprach er weiter, wobei er auf einen bequemen Sessel und ein noch bequemer scheinendes Sofa deutete. Sora durfte sich wohl einen Platz aussuchen. Es war offensichtlich, dass der zweite Sessel für den Arzt reserviert war, denn dort war ein Tablet aufgestellt und zusätzlich lag dort bereits ein kleiner, aufgeschlagener Notizblock und ein niedlicher, hellblauer Stift mit einer kleinen Katze dran.

(der aber in Pastellblau hehe)

Während er in Ruhe darauf wartete, dass der Gast Platz nahm, setzte er frischen Tee auf und stellte zwei Tassen bereit. Noch war ihm nicht klar, wer da vor ihm stand. Im Grunde würde er ohnehin jede Person absolut professionell behandeln und niemals als Fan oder Ähnliches auftreten. Wer sich hier in diesen Räumlichkeiten befand, befand sich in einem absoluten Safe-Space. Hier durfte sich jeder wohlfühlen und ganz er selbst sein, egal ob es nur der Takoyaki-Buden-Betreiber oder das Hollywoodsternchen höchst persönlich war. Hier war jeder willkommen, der Hilfe brauchte, und keiner wurde anders behandelt. Das hatte sich Kenta bereits am Anfang seines Studiums vorgenommen!

zuletzt bearbeitet 19.11.2024 18:21 | nach oben springen

#4

RE: Im Garten der Gedanken

in Geschichten 19.11.2024 18:34
von Kazu | 45 Beiträge

"Ah, Sie sind der Arzt?! Oh... Ehm, ja, danke. Tee klingt super. Danke", er nahm auf dem Sessel platz, zog die Maske ab, vergass aber die Sonnenbrille. Er blickte sich sitzend um und schmunzelte über den niedlichen Stift. Schon zwei Dinge, mit denen er nicht gerechnet hatte. Mit einem so jungen Psychologen und dann mit so einem unerwarteten Katzenstiftchen. Irgendwie lockerte ihn das innerlich aber ein kleines Bisschen, wenn auch nur unmerklich.

Er sass mit verschränkten Armen auf dem wirklich sehr bequemen Sessel und wartete, dass es los ging.

Er musterte den Arzt, als dieser zurückkam. Er nahm dankend die Tasse entgegen und hielt sie mit den Händen umklammert, so als könne sie ihm irgend eine Art Schutz bieten. Die Wärme an den Händen tat aber auf jeden Fall schon mal gut.

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#5

RE: Im Garten der Gedanken

in Geschichten 19.11.2024 18:48
von Hiro | 4.186 Beiträge

Der Psychologe schmunzelte über die Reaktion darauf, dass er tatsächlich der Arzt war. Viele schätzten ihn zu Beginn etwas jünger ein, weshalb die meisten ihn für den Sekretär oder Ähnliches hielten. Es war auch eher ungewöhnlich, dass der Psychiater alles allein managte, doch er selbst sah darin nur Vorteile. Er musste sich auf niemanden verlassen und die Patienten konnten aufatmen, weil es nur eine einzige Person gab, mit der sie überhaupt sprechen mussten.
Die Tassen hatten mit dem Stift etwas gemeinsam, auch sie waren keine langweiligen, grauen Tassen. Auf der einen waren niedliche Häschen, während Soras hellgrüne Tasse einen süßen Bären aufgedruckt hatte. Man mochte es dem Psychiater nicht gleich ansehen, doch er liebte solche Kleinigkeiten. Sie füllten den Raum mit Leichtigkeit und es machte einfach Spaß, sie zu betrachten. Manche mochten diese Dinge kindisch finden, doch er erfreute sich daran.
Absolut ruhig setzte Kenta sich in den anderen Sessel und lächelte seinen Gast an.
"Nun, Herr Higashi, beginnen wir doch mit der Sprechstunde", begann er mit sanfter und ruhiger Stimme.
"Sie können sich hier völlig fallen lassen, außer mir wird niemand diese Räumlichkeiten betreten, die Termine lege ich ebenfalls weit genug auseinander, damit meine Gäste sich nicht über den Weg laufen. Wir genießen hier also absolute Privatsphäre und es gibt keinen Grund zur Anspannung. Sie können selbst entscheiden, wann und ob sie die Sonnenbrille ablegen, ich bevorzuge es jedoch eigentlich, wenn ich nicht mein eigenes Spiegelbild bei einem Gespräch betrachten muss."
Seine Stimmlage war völlig wertfrei und entspannt, während er das sagte. Als Psychiater war ihm bewusst, dass Sonnenbrillen den Menschen eine gewisse Sicherheit gaben. Sie gaben einem das Gefühl, die andere Person auf Abstand zu halten, weil diese ihnen nicht in die Augen blicken konnte, doch für Kenta war gerade der Augenkontakt eher wichtig. Er konnte so schnell erkennen, wenn eine Person sich unwohl fühlte oder vielleicht sogar log. Die verschränkten Arme des Rockstars waren für ihn ebenfalls ein eindeutiges Anzeichen für Anspannung oder Nervosität.

"Wenn es für Sie in Ordnung ist, würde ich gerne hören, was Sie zu mir führt", lächelte er freundlich.

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#6

RE: Im Garten der Gedanken

in Geschichten 19.11.2024 19:10
von Kazu | 45 Beiträge

"Oh, ja, natürlich!", hatte der Musiker verlegen von sich gegeben. Er wollte ja nicht unhöflich rüber kommen und so zog er die Sonnenbrille ab, die seine eisblauen Augen verbargen. Er klemmte sie sich in den Kragen des leicht aufgeknöpften Hemdes, dann hielt er sich wieder an der rettenden Bärentasse fest.

Er lauschte dem Psychologen weiter, legte ein Bein über das andere und sah ihn einfach nur an. Der Mann wirkte unfassbar ruhig. Wie ein Fels in der Brandung. Aber er sah total jung aus. Waren Psychologen nicht immer alte Tattergreise? Nun ja.

"Was mich zu Ihnen führt? Ehm... also... ich." , er nippte am Tee, der eindeutig noch eine Spur zu warm war. "Ouch.... ehm... ich schlafe nicht besonders gut. Dafür nehme ich was, aber dann hab ich Schwierigkeiten lang genug wach zu bleiben.. dagegen nehme ich auch was... Sie verstehen? Also, ich würd gern wieder schlafen können, ohne dass ich irgendwelche Hilfsmittelchen benötige."

Er musterte den Mann vor sich wieder. Wie alt war dieser Typ???

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#7

RE: Im Garten der Gedanken

in Geschichten 19.11.2024 19:48
von Hiro | 4.186 Beiträge

Es erfreute den Psychologen sichtlich, dass der andere gleich die störende Sonnenbrille ablegte. Die eisblauen Augen, die sich ihm dann offenbarten, kamen ihm jedoch irgendwie bekannt vor. Sora war ein wirklich schöner Mensch, doch wieso kam es ihm plötzlich vor, als würde er ihn bereits kennen? Kenta vergaß nie das Gesicht eines Patienten, doch dieser Mann war das erste Mal hier und privat kannten sie sich sicherlich auch nicht. Was also löste das Gefühl aus?
Er entschied sich erst einmal dazu, das Gefühl zu ignorieren und bedankte sich einfach nur dafür, dass Sora seine Brille abgelegt hatte.

"Sie schlafen also schlecht und ohne Tabletten geht nichts?", wiederholte er, nickte leicht, als hätte er verstanden und notierte sich das kurz mit seinem niedlichen Katzenstift.
Sein Blick richtete sich wieder auf die umwerfend schönen Augen des Mannes, doch ihm fiel gleich auf, dass diesem etwas auf dem Herzen lag.
"Herr Higashi, es wirkt, als läge ihnen eine Frage auf der Zunge, sie können mir gerne jederzeit Fragen stellen, wenn sie welche haben", lächelte er einladend. Es war normal, dass die Patienten eine oder andere Frage zur Behandlung oder zu dem Menschen ihnen gegenüber hatten. Sie sollten sich wohlfühlen und deshalb würde er ihnen auch nicht die Antwort verwehren.
"Wissen sie noch, wann die Schlafprobleme begonnen haben? Und sagen Sie mir ruhig, welche Medikamente sie zu sich nehmen, um über den Tag und die Nacht zu kommen, dann kann ich mir auch davon schon ein Bild machen. Gab es einen besonderen Auslöser, der ihnen den Schlaf raubt? Haben sie Albträume?"

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#8

RE: Im Garten der Gedanken

in Geschichten 19.11.2024 20:12
von Kazu | 45 Beiträge

„Ja, genau“, hatte er zugestimmt und musste bei dem Stift ein wenig grinsen.

„Frage? Ehm, nein, nichts wichtiges.“, fühlte er sich kurz ertappt. „Was, ist das für ein Tee? Ist echt lecker!“, meinte er, nippte nochmals dran und verbrannte sich erneut. Er gab nur ein leises Knurren von sich, lächelte dann aber wieder.

Als es um die Medikamente ging, nannte er sie. Sie waren noch nicht einmal Apothekenpflichtig. Er hatte zu grossen Respekt davor, vor irgendwas süchtig zu werden. Das erwähnte er dann auch gleich. „Ich hab früher geraucht, aber damit hab ich auch aufgehört. Also, wenn dann nur auf Parties, wenn ich trinke. Sonst aber nicht. Und privat trinke ich auch nicht. Also, nicht dass Sie jetzt denken, dass ich eher zu ner anonymen Alkoholiker Sitzung sollte, oder sowas….“, versuchte er zu scherzen um seine Unsicherheit zu überspielen.

„Wann die Schlafprobleme angefangen haben, weiss ich nicht mehr genau. Ich hab das Gefühl, je mehr Stress ich habe, desto weniger komme ich zur Ruhe. Also, so als ob ich… wie kann ich das beschreiben’“, er legte den Kopf in den Nacken und sah an die Decke, suchte nach der richtigen Formulierung. Dann sah er denn Psychologen wieder an.

„Ich möchte einfach niemanden enttäuschen. Verstehen Sie? Ich muss einfach abliefern, da sich so viele Leute darauf verlassen, dass das was ich tue am Ende auch gut wird. Es ist so, als ob die vielen Augen einfach dauernd auf mich gerichtet sind.“

Er nahm wieder einen Schluck vom Tee, der sich allmählich in eine erträglicheren Temperatur bewegte.

„Ich gehe auch nicht mehr so gern raus.“, gestand er dann leise.

Er sah den Arzt an, fragte sich, was der wohl dachte, was er von ihm hielt und ob es überhaupt etwas gab, was er tun konnte, um ihm zu helfen.

„Sie meinen nicht, dass ich den Verstand verliere, oder? Also, das was ich habe, klingt nicht verrückt für Sie, oder?“, hakte er also schnell nach und fixierte ihn regelrecht mit den Augen.

Er machte das nicht bewusst, er wollte nur nicht verpassen, was ein so geschulter und gebildeter Mensch zu sagen hatte.

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#9

RE: Im Garten der Gedanken

in Geschichten 19.11.2024 20:29
von Hiro | 4.186 Beiträge

Kenta war sich sicher, dass dem anderen eine Frage auf der Zunge lag, doch wenn dieser sie nicht stellen wollte, dann würde er ihn auch nicht dazu drängen.
"Das ist Kukicha, ein milder, koffeinarmer Tee. Ich serviere und trinke ihn gerne, weil er etwas Beruhigendes hat. Es freut mich, dass er Ihnen schmeckt", antwortete er.
Die Medikamente notierte er sich ebenfalls und auch, dass diese nicht apothekenpflichtig waren. "Es ist gut, dass Sie zumindest schon mal nicht so starke Mittel zu sich nehmen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir das gemeinsam wieder in den Griff bekommen."
Die Sache mit dem Alkohol ließ ihn leich abwinken. "Hier und da mal ein Bier auf Parties macht Sie nicht zu einem Alkoholiker, das ist völlig in Ordnung", merkte er an.

Er lauschte aufmerksam den Worten des Patienten, nickte und schrieb ab und zu ein paar Stichworte auf.
"Sie stehen also unter starkem Leistungsdruck.... Nun, das ist nicht ungewöhnlich. Unsere Kultur war schon immer sehr stark auf Leistung getrimmt und die meisten brechen früher oder später unter diesem Druck zusammen. Sie müssen anfangen, etwas mehr auf sich selbst zu achten und sich klarmachen, dass man es nicht immer allen zu hundert Prozent recht machen kann", sprach er weiter.
Die Aussage, dass der andere nicht mehr gerne rausging, ließ ihn für einen kurzen Moment Innehalten. Er kannte es schon, dass Menschen, die sich unter Druck gesetzt fühlten oder gar das Gefühl hatten, dass jeder Schritt von ihnen beobachtet oder gewertet würde, nicht mehr gerne das Haus verließen. In ihrer Wohnung waren sie sicher und allein, das war absolut verständlich.
Die Frage, die daraufhin folgte, ließ ihn jedoch schmunzeln.
"Ich denke nicht, dass sie den Vestand verlieren, Herr Higashi. Keines Wegs. Es ist völlig normal, dass Menschen Ängste, Verhaltensweisen oder Ähnliches entwickeln, wenn der Druck steigt. Sie sind weder verrückt noch verlieren sie den Verstand. Wir müssen nur etwas Ruhe in ihr Leben einkehren lassen, dann wird das schon wieder ganz anders aussehen."
Die Stimme des Psychologen war ehrlich und ernst, dennoch ruhig und gelassen.
"Herr Higashi, was machen sie beruflich, dass sie das Gefühl haben, dass alle Augen auf sie gerichtet sind?"
Kenta verriet sich wohl in diesem Moment, denn trotz des eigentlich sehr auffälligen Aussehens, war er noch immer nicht darauf gekommen, dass eine Berühmtheit vor ihm saß.

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#10

RE: Im Garten der Gedanken

in Geschichten 19.11.2024 21:06
von Kazu | 45 Beiträge

Sora war beruhigt zu hören, dass es wohl recht normal war, was ihn da so plagte.
Doch die Frage des Psychologen, über seinen Beruf, liess ihn kurz stocken. Las dieser Mensch denn keine Zeitung oder ging selbst auch nicht vor die Tür? In der Innenstadt war ein gigantisches Billboard von seiner Band, „Hanabi“ (mir ist nichts besseres eingefallen :D )
Der Banner zeigte die 5 Mitglieder in 30-facher Vergrößerung mit einem gigantischen Feuerwerk im Hintergrund. Darüber hinaus hingen auch überall Bilder von den einzelnen Mitgliedern, wie sie für eine bekannte Marke in Unterwäsche posierten. Jedes Mal hatte man auf den Fotos besonders viel Wert auf die Betonung der Augen des Gitarristen gelegt. Selbst wenn man gewollt hätte, hätte man sie nie übersehen können.

„Ich bin Buchhalter“, meinte er trocken, lehnte sich kurz zurück musterte den Psychologen und lachte dann kurz auf. „Nein, ich bin Künstler. Musiker um genau zu sein. Aber noch gar nicht so lange unter Vertrag. Ich würde sagen, wir sind noch recht am Anfang.“, das war tatsächlich sogar sein Ernst. Auch wenn Hanabi seit zwei Jahren einen Plattenvertrag hatte und wirklich viele Auftritte in den Medien oder sogar in Podcasts bekamen, so waren sie doch Grünschnäbel im Business.

„Das Label gab mir den Namen Aisu, also, wie Eis….“, er deutete auf seine Augen und rollte sie dann kurz etwas genervt. „Sie Können sich gar nicht vorstellen, wie oft ich die Frage höre, ob das Kontaktlinsen sind.“, er schüttelte sachte den Kopf. „Ist alles echt. So ne Art Gen-Defekt. Hatte meine Grossmutter auch, dann hat es ein paar Generationen übersprungen und: Danke Omi.“, grinste er und legte die Hände aneinander, wie zu einem Gebet. Dann grinste er.
„Die Wahrscheinlichkeit im Alter zu erblinden liegt bei 75 %. So lange versuche ich das Beste daraus zu machen.“

Er trank den Tee aus und stellte die Tasse ab.

„Bitte entschuldigen Sie, wenn das jetzt wirklich unhöflich ist, aber, wie alt sind Sie? Ich dachte irgendwie immer, dass Psychologen wesentlich….. älter sind.“

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#11

RE: Im Garten der Gedanken

in Geschichten 19.11.2024 22:39
von Hiro | 4.186 Beiträge

Der Beruf Buchhalter klang absolut nicht nach etwas, was zu dem Kerl passte, weshalb Kenta eine Augenbraue hob. Dann aber lachte der Musiker und verriet ihm, was tatsächlich sein Job war, da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Natürlich! Er kannte diesen Mann von diesen riesigen Plakaten draußen! Er sah ihn kurz verdutzt an, dann lachte er leicht verlegen. "Tut mir leid! Ich hatte zwar das Gefühl, dass ich Sie irgendwo schon einmal gesehen habe, aber mir wollte einfach nicht einfallen, wo das gewesen sein soll, jetzt ergibt das aber Sinn. Ich habe Sie wohl einfach nur etwas... größer in Erinnerung, so ein paar Meter größer", gestand der Psychologe leicht lachend. "Aber keine Sorge, ob Star oder nicht, das ändert hier gar nichts, Sie sind für mich grundsätzlich an erster Stelle mein Patient", versprach er noch immer im selben ruhigen Ton, wie zuvor.
"75 % ist ziemlich hoch, ich wünsche Ihnen, dass Sie noch sehr lange etwas von Ihrem Augenlicht haben werden."
Es war schade, dass solche Gendefekte oft mit etwas Negativem "geliefert" wurden. Soras Augen waren umwerfend schön und machten den Japaner einfach einzigartig, aber dafür musste er wohl damit rechnen, dass er irgendwann sein Augenlicht verlieren würde, da waren dem Psychologen seine langweiligen, dunkelbraunen Augen vielleicht doch lieber.
Die Frage zu seinem Alter überraschte ihn scheinbar nicht wirklich, es war wohl nicht das erste Mal, dass er diese Frage gestellt bekam.
"Es ist keines Wegs unhöflich, ich habe ja gesagt, dass sie gerne Fragen stellen dürfen. Ich bin 31, aber ich arbeite bereits seit 6 Jahren als Psychologe. Irgendwie hält sich die Annahme hartnäckig, dass Psychologen immer nur alte Greise wären, aber wenn man gleich nach der Schule studiert, dann ist man mit 25 schon fertig mit allem und darf als Psychologe arbeiten. Psychiater hingegen brauchen etwas länger, vielleicht kommt der Irrglaube daher, wer weiß das schon. Es war anfangs auch noch viel schwerer den Leuten zu beweisen, dass ich kein unwissender Jungspund bin, versuchen Sie mal, mit 25 einem 40-Jährigen das Leben zu erklären!", lachte er zum Schluss.
"Zurück zu Ihnen... Sie sind Musiker, das erklärt, wieso sie das Gefühl haben, dass stets alle Augen auf sie gerichtet sind. Auf der Bühne ist das natürlich ein tolles Gefühl, aber man verliert auch ein großes Stück seiner Privatsphäre. Sie wissen, dass es einige, enorm große Werbetafeln mit ihrem Gesicht darauf gibt, was wiederum bedeutet, dass sie jeder - der nicht so blind ist wie ich - sie auf der Straße jederzeit erkennt und das nimmt Ihnen diese Privatsphäre. Es ist nun mal nicht schön, wenn man nicht mal in Ruhe Klopapier kaufen kann, ohne von verrückten Fans oder der Presse belagert zu werden, das kann ich nachvollziehen. Wahrscheinlich haben sie auch viele Auftritte und andere Termine, zu denen sie erscheinen müssen, und da wollen Sie selbstverständlich gut performen und glänzen. Ein Star hat eine ganz andere Art von Druck als ein gewöhnlicher Büroangestellter. Sie wollen Ihre Fans nicht enttäuschen und selbstverständlich auch ihre Bandkollegen nicht hängen lassen", fasste er zusammen.
Nebenbei notierte er wieder Stichpunkte.
"Sie sollten sich als Erstes etwas Zeit für Sie allein reservieren. Nehmen sie Abends vor dem Schlafengehen ein entspannendes Lavendelbad, lesen sie etwas oder meditieren Sie und trinken Sie einen beruhigenden Tee, um ihren Körper runterzufahren und darauf vorzubereiten, dass es nun an der Zeit ist etwas Stress abzubauen. Ich weiß, dass es schwer sein kann, sich diese Zeit einzuräumen, vor allem wenn man so unter Druck steht, aber es ist wichtig, dass sie ihr Leben ein wenig entschleunigen, damit ihr Körper auch ohne Tabletten wieder zur Ruhe kommt. Es kann auch gut helfen, wenn sie ein Stress-Tagebuch führen, das mag vielleicht im ersten Moment kindisch oder doof klingen, aber etwas schriftlich festzuhalten, kann dabei helfen dem Verstand und dem Herzen etwas Luft zu machen."
Kurz überlegte er, lächelte dann und fuhr fort:
"Kleine Rituale können auch helfen, um symbolisch vom Stress Abstand zu nehmen. Zum Beispiel können sie etwas, was sie besonders belastet oder mal belastet hat, auf einen Zettel schreiben und den anschließend verbrennen, um sich symbolisch davon zu befreien und ihrem Herzen klarzumachen, dass das nicht mehr relevant und vorbei ist. Über den Stress und Probleme zu sprechen hilft auch oft schon, um etwas Ballast abzuwerfen, dafür können Sie auch jederzeit gerne hierherkommen, immerhin bleibt alles, was Sie mir erzählen, bei mir allein. Gemeinsam können wir an verschiedenen Konzepten arbeiten, wie sie den Stress reduzieren können und die Angst dabei verlieren, dass sie jemanden enttäuschen könnten. Ein Mensch ist nun mal keine Maschine und jeder braucht etwas Zeit für sich und gemeinsam kriegen wir das auch hin. Ich habe hier auch einen Ruheraum und ein paar Möglichkeiten, auch hier ein paar Übungen zu machen, wenn Sie sich dafür entscheiden."

Der Psychologe hatte einige Techniken und Ideen im Petto, doch erst einmal lag es allein in Soras Hand, was er tun wollte, um seinen Stress zu reduzieren.

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#12

RE: Im Garten der Gedanken

in Geschichten 20.11.2024 07:41
von Kazu | 45 Beiträge

Sora schmunzelte über die Aussage mit den Metern. Er fand den Humor des Psychologen sehr angenehm. Es fühlte sich kein bisschen gestellt oder überzogen an. Im Gegenteil, der Mann schien weiterhin in sich zu Ruhen, obwohl er nun wusste, wer er war!
Auch wenn sich Sora nicht für den Menschen des Jahrhunderts hielt, so waren die Reaktionen sonst wesentlich überzogener und lauter, wenn Leute realisierten wer er war.
Sie baten ihn auf offener Straße um Selfies oder Autogramme. Einmal folgte ihm eine Gruppe von Schülern, weil sie wissen wollten wohin er ging und eine Krankenschwester konnte ihm kein Blut abnehmen, weil sie vor Nervosität zu zittern begann.
Dr Hayashi hingegen, ruhte weiter in sich. Er war ein wahrer Profi!

Zu hören, dass sie gleich alt waren verwunderte ihn noch mehr. Das lag natürlich nicht an Kentas Optik! Dieser Mann hatte eine eigene Praxis, die er komplett allein leitete. Er hatte durchweg positive Rezensionen, was auch der Grund war, warum der Musiker sich bei ihm - und nur bei ihm - gemeldet hatte. Aber er hatte sich in so jungen Jahren so etabliert, während Sora selbst, gefühlt erst gestern sein Debüt hatte. Vor ihm saß der Inbegriff eines „Machers“! Allein dafür zollte er ihm schon Respekt.

Er lauschte ihm und seinen Ideen, Lösungsansätzen und Vorschlägen, sog sie auf wie ein Schwamm. Das klang alles super! Wenn da nicht eine Sache im Wege stünde.

„Ich bin ab übermorgen sechs Wochen lang auf Tournee. Also, besser gesagt haben wir Gigs mittwochs, freitags und samstags. Samstag Abend haben wir zwei Auftritte. Die ersten beiden Wochen hier in der Stadt und in der Umgebung und dann überall im Land verteilt. Ich bin mir nicht sicher, ob ich da so zur Ruhe kommen kann, verstehen Sie?“

Fast schon ein wenig gequält sah er den Psychologen an.

Sora legte sein Gesicht kurz in die Hände, strich drüber und lachte kurz auf.

„Mein ganzes Leben lang wollte ich nichts anderes! Und jetzt sitze ich hier, weil ich nicht drauf klar komme! Erbärmlich!“

Das letzte Wort flüsterte er und sah dann geknickt zu Boden. Er räusperte sich und sah den Arzt dann wieder an.

„Meinen Sie, ich kann trotzdem so einmal die Woche her kommen oder, keine Ahnung, Sie bei Bedarf anrufen, oder so? Ich weiß ja nicht, wie ausgebucht Sie sind. Aber, allein mit Ihnen zu reden, bringt mich schon irgendwie runter. Irgendwie…. Mann, klingt das seltsam!“

Hilflos lachte er kurz auf und wuschelte sich durch‘s Haar.

„Wie hieß der Tee noch gleich? Den hol ich mir nachher! Der is echt gut!“, plapperte er weiter und griff wieder nach der rettenden Tasse, auch wenn sie bereits leer war.

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#13

RE: Im Garten der Gedanken

in Geschichten 20.11.2024 18:44
von Hiro | 4.186 Beiträge

Für den Psychologen war es die einzig logische Reaktion auf die Erkenntnis, dass ein Rockstar vor ihm saß. Es wäre absolut unprofessionell, plötzlich zu einem kreischenden Fan zu werden, immerhin sollte Sora sich hier wohl und sicher vor eben diesen Situationen fühlen. Es war quasi Teil seines Jobs, bei allen Informationen, die ein Patient ihm gab, möglichst ruhig zu bleiben und keine unangenehme Situation mit seiner Reaktion auszulösen. Das zeichnete ihn als Psychologen wohl auch aus.

"Tournee, natürlich", entwich es ihm leise, wobei er sich alle Infos dazu notierte. "Gerade in einer stressigen Zeit ist es besonders wichtig, dass Sie sich Zeit einräumen. Sie sollten so viel wie möglich vor den Aufritten durchatmen und entspannen. Ich kann Ihnen auch heute eine Atemübung beibringen, die beruhigend wirkt und direkt vor und nach den Auftritten helfen kann, Sie etwas zu entspannen", schlug er vor.
"Natürlich ist es eine aufregende Zeit und mit viel Stress verbunden, aber genau dann sind solche Übungen besonders wertvoll. Wenn sie sich zwischendurch erden, haben sie auch wieder mehr Energie."
Der gequälte Gesichtsausdruck war absolut nachvollziehbar. Es war nie leicht, wenn man unter extremem Stress stand und der Körper langsam darunter zusammenbrach.
"Es ist nicht ungewöhnlich, dass man unterschätzt, wie belastend gewisse Situationen sein können. Sie haben sich Ihren Traum erfüllt und darauf sollten Sie an erster Stelle stolz sein, anstatt davon zu sprechen, dass Sie erbärmlich seien. Nicht jeder schafft es, einfach mal zu einem großen Star zu werden! Sie haben etwas Unglaubliches erreicht und jetzt müssen Sie nur noch die Balance zwischen dem Rockstar-Leben und einem gesunden Lebensstil finden", versuchte er den anderen aufzubauen.
Er konnte sich vorstellen, wie schwer das alles war. Das Studium inklusive Nebenjob hatte ihm auch unendlich viel Kraft geraubt und in der Zeit hatte er sich eine ganze Weile gefragt, ob er das wirklich wollte. Jetzt hatte er es geschafft und war mittlerweile die Ruhe selbst, das war es wert gewesen.

"Natürlich! Sie können jederzeit anrufen, ich werde drangehen. Es kann natürlich passieren, dass ich gerade in einer Sitzung bin, dann werde ich Sie davon in Kenntnis setzen, immerhin kann ich dann nicht lange am Telefon bleiben, aber zu jeder anderen Zeit werde ich ein offenes Ohr für Sie haben. Sie können auch per SMS eine Terminanfrage schicken, dann kann ich Ihnen sagen, wann die Praxis frei ist", bestätigte er. Das Wohl seiner Patienten lag ihm am Herzen, und Sora war ein ganz besonderer Fall. Er würde früher oder später zusammenbrechen, wenn er ihm nicht mit allem half, was er zu bieten hatte, davor fürchtete der Psychologe sich.

"Kukicha", antwortete er lächelnd, wobei er sich erhob, um etwas aus dem Küchenschrank zu holen. Es war eine hübsch verzierte, kleine Teedose.
"Ich hole den Tee ohnehin in rauen Mengen, da ich ihn täglich trinke. Wenn er Ihnen so gut schmeckt, möchte ich Ihnen davon etwas schenken", sprach er sanft, wobei er ihm die Teedose hinhielt.
"Drei Löffel reichen für eine Kanne", merkte er an.
Irgendwas an diesem Mann ließ ihn nicht los, es war nicht die Tatsache, dass er ein Star war oder seine Augen so besonders schön waren, nein, irgendwas anderes riss ihn in seinen Bann.

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#14

RE: Im Garten der Gedanken

in Geschichten 20.11.2024 18:58
von Kazu | 45 Beiträge

„Das ist wirklich sehr freundlich, vielen Dank. Dann melde ich mich einfach, bevor ich einen Nervenzusammenbruch bekomme!“, grinste er und freute sich sehr über die Möglichkeit, den Psychologen anrufen zu dürfen.

Dann bekam er Plötzlich das Teedöschen geschenkt und er freute sich sichtlich. Seine Augen funkelten, wie die eines Kindes vor dem geschmückten Weihnachtsbaum. Er stand auf und nahm es mit einer leichten Verbeugung entgegen.

„Vielen Dank, Dr. Hayashi! Das ist wirklich zu freundlich! Ich werde ihn in Ehren halten!“, lächelte er offen und nahm dann erst einmal wieder Platz.

„Wenn ich nochmal auf die Atemübungen zu sprechen kommen darf, ehm, also… ich mach das sowieso immer vor den Auftritten. Die Aufregung ist dann besonders hoch, aber… positiver Natur, verstehen Sie? Ich will mich da gar nicht grossartig runter bringen. Eher dann am Abend, wenn alles vorbei ist. Wenn ich im Hotelzimmer liege… das wäre sehr hilfreich. Können Sie mir da etwas zeigen?“

Er erhob sich direkt wieder und breitete die Arme aus. Er wusste selbst nicht warum oder was er erwartet hatte.

„Oh, oder, soll ich mich eher auf die Couch legen?“

Jetzt war es ihm ein bisschen peinlich. Manchmal wer er wirklich schusselig. Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf.

„Ich weiss selber nicht, was das sollte!“, schmunzelte er verlegen.

Er fragte sich, warum er sich so benahm, denn der Arzt gab ihm wirklich ein unglaubliches Gefühl von Sicherheit. Warum also verhielt er sich so?

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#15

RE: Im Garten der Gedanken

in Geschichten 20.11.2024 19:33
von Hiro | 4.186 Beiträge

"Das klingt nach einem guten Plan!", stimmte der Mann zu. Einen Nervenzusammenbruch würde er wirklich gerne verhindern und wenn da ein Telefongespräch reichte, war das umso besser.

Mit einem Lächeln auf den Lippen nickte er ihm zu, als Geste dafür, dass es ihn freute, dass der andere den Tee in Ehren halten wollte. Es war schön, ihn so erfreut zu sehen.

"Danach ist auch ein guter Zeitpunkt", bestätigte er, doch da stand der andere auch schon auf und breitete seine Arme aus. Was sollte das werden? Gespannt sah er ihn an, doch dann folgte die Frage.
Augenblicklich legte sich ein Schmunzeln auf seine Lippen, da Sora irgendwie noch sympathischer wirkte, wenn er so schusselig war.
"Ach, machen sie sich keine Gedanken darüber! Legen Sie sich ruhig auf die Couch, dann zeige ich Ihnen, wie Sie sich im Bett entspannen können... oder nein, besser. Folgen Sie mir", wies er ihn freundlich an und winkte ihn dann hinter sich her.
Er führte ihn in den Raum, von welchem er gesprochen hatte.
"Hatten sie schon mal ein Wasserbett? Es hilft dabei sich schwerelos zu fühlen, das kann ich nur empfehlen. Ziehen Sie bitte die Schuhe aus und machen es sich auf dem Bett dort bequem, wenn das für sie in Ordnung ist", sprach er sanft, wobei er bereits eine Fernbedienung in die Hand nahm, die neben der Tür in einer Halterung hing.
Um das Licht von draußen abzublocken, waren die Vorhänge bereits zugezogen und er schloss leise die Tür. Der Raum war erfüllt von einem sanften, unterschwelligen Lavendelduft, da ein paar der Pflanzen in diesem Raum tatsächlich blühende Lavendelsträucher waren. Insgesamt war er gemütlich eingerichtet und nicht zu voll gestellt. Es gab das Wasserbett, ein Sofa, einen Sessel und tatsächlich sogar etwas wie eine Kuschelecke. Auf dem Boden lag so etwas wie ein großes, besonders dickes Hundekörbchen in Menschengröße, bestückt mit Kissen und sogar ein paar süße Stofftieren. Hier fand er für jeden seiner Patienten die passenden Orte, um ihnen zu helfen. Es gab tatsächlich auch ein paar Kinder, die er behandelte.

"Ich erkläre Ihnen jetzt, was wir tun werden, während ich es umsetze, in Ordnung? Wenn Ihnen etwas nicht angenehm ist oder eher Stress hervorruft, dann sagen Sie mir augenblicklich Bescheid, ja?", bat er.
Die Therapie begann damit, dass Kenta mit der Fernbedienung die Lichtverhältnisse anpasste.
"Ein weiches, sanftes Blau senkt den Puls und den Blutdruck. Es kann Stress reduzieren und Entspannung fördern, ruhige Klänge oder gar ein Hörbuch können auch helfen, um abzuschalten", während er das sagte, schaltete er das Rauschen des Meeres ein, welches den Raum gleichmäßig füllte.
"Das Wasserbett ist absichtlich etwas wärmer eingestellt und sie dürfen es sich so gemütlich wie möglich machen. Ich tausche das Bettzeug nach jeder Nutzung gegen frisches, also scheuen Sie sich auch nicht, die Kissen und Decken zu nutzen."
Der Psychologe behielt seinen Patienten gut im Auge, um jede Regung mitzubekommen.
"Fühlen Sie sich bereits entspannter?", fragte er lächelnd.

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