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Neugierig folgte der Musiker ihm in den Raum.
„Nein, ich lag noch nie in einem Wasserbett… also zumindest nicht bewusst.“, kommentierte er die Frage und sah sich im Raum um, als er die Biker Boots auszog. Er stellte sie ordentlich neben dem Bett ab und nahm Platz.
„Oh!“, gab er überrascht von sich und wartete die Bewegungen des Bettes ab, dann legte er sich auf den Rücken und lauschte dem Arzt. Erneut nahm er die Informationen und das was um ihn geschah aufmerksam auf.
Der Lavendel war so dezent und wirkte sofort beruhigend. Das Licht, das Meeresrauschen und die Stimme des Psychologen taten ihr übriges.
Sora schloss die Augen. Leise seufzte er.
„Daran könnte ich mich gewöhnen!“, gab er von sich und schmunzelte. Er hätte hier und jetzt einschlafen können. Aber das wäre nicht richtig gewesen, oder? Er öffnete die Augen wieder und sah den Mann an.
„Was machen Sie, wenn ich hier jetzt einfach Wegpenne?“, grinste er. Dann richtete er sich aber lieber wieder auf. Sass noch auf dem Bett und musterte den Gleichaltrigen.
„Ich denke, ich verstehe, was Sie meinen. Ich werde das dann einfach mal versuchen. Vielen Dank.“
Er stand auf, stieg in seine Stiefel und bedankte sich nochmals.
„Vielen Dank für Ihre Zeit, ich werde das dann befolgen und melde mich, bei Bedarf wieder, wollen wir so verbleiben?“, er ging in den anderen Raum zurück um den Tee zu holen.
„Dann, bis bald Dr. Hayashi. Danke nochmals!“, wiederholte er und verliess dann die Praxis.
Wahrscheinlich hätten sie sogar noch etwas Zeit gehabt, aber Sora wollte wieder nach Hause. Er hatte Hunger und wollte versuchen sich in seinem Bett nochmals zu entspannen. Ihm wäre es peinlich gewesen, wenn er vor einem Fremden einfach eingeschlafen wäre. Er fuhr noch zu einem Laden, besorgte sich ein paar Snacks und ging dann heim.
Gerade hatte er seine Stiefel abgestreift und in ein Onigiri gebissen, da klingelte auch schon sein Handy. Der Manager hatte einen Termin angesetzt und alle sollten in zwei Stunden im Studio sein. Leicht genervt rollte er die Augen, dann zog er die Stiefel wieder an und machte sich samt der Einkäufe auf den Weg. Er ging die Strasse runter klingelte an einem Apartmenthaus und hörte den Türsummer.
Einer seiner Bandkollegen wohnte hier mit seiner Freundin und den zwei Katzen. Meist fuhren sie zusammen und somit war es für Sora fast schon eine Selbstverständlichkeit bei dem Kollegen aufzuschlagen, wenn es hiess, sie hatten einen Termin. Der Kollege griff sich was aus der Tüte, öffnete es und biss beherzt hinein, woraufhin er sich von der Freundin anhören musste, dass er noch fett werden würde. Ein paar Minuten später sassen sie im Auto und fuhren dann zum Plattenlabel.
Es gab nochmal ein Update, was die Tournee anbelangte und ein paar weitere Details wurden besprochen, dann ging’s doch nochmal zur Probe und erst sehr viel später fand sich Sora in seinem Bett wieder.
Davor hatte er ein Bad genommen und sich den Tee gekocht. Die Tasse stand neben ihm auf dem Nachttisch und der Duft breitete sich im kleinen Schlafzimmer aus. Er lag auf dem Rücken und dachte über die Sitzung mit dem netten Psychologen nach. Einschlafen konnte er aber nicht. Er wälzte sich lange hin und her und nippte mehrfach am Tee, bis die Tasse irgendwann leer war. Er sass in der Dunkelheit und legte sich dann Kopfhörer an, suchte nach Meeresrauschen bei einem Streamingdingst und legte sich dann auf den Rücken. Allmählich fühlte er, wie die Schwere in ihn kroch und die Müdigkeit die Oberhand gewann.
Zwei Tage später ging es dann los. Hanabi war on Tour! Sie hatten sogar einen richtigen Tourbus und einen Fahrer. Es war wirklich aufregend und eine neue Erfahrung. Die ersten beiden Shows waren super und Sora spürte jedes Mal, wie das Adrenalin ihn durchflutete und zu Höchstleistungen trieb. Genau das war sein Ding! Die Musik, die Lichter, die schreienden Fans.
Am dritten Abend allerdings wurde Sora von einem Alptraum geweckt, der ihn so schockierte, dass er sich nicht mehr traute, weiter zu schlafen.
In Panik rief er die Nummer des Psychologen an.

"Ich würde Sie schlafen lassen, bis der nächste Termin bald an der Reihe ist", antwortete er ehrlich. Es kam nicht selten vor, dass Patienten hier einschliefen. Er verließ dann einfach leise den Raum und ließ sie schlafen, bis sie selbst wach wurden oder der nächste Termin bald anstand. Viele brauchten einen Moment Ruhe, damit sie Energie tanken konnten, wieso also sollte er ihnen das verwehren?
Lächelnd nickte er und bat darum, ihm gerne mitzuteilen, ob es ihm geholfen hätte.
"Sehr gerne. Verbleiben wir so", bestätigte er, folgte danach dem Langhaarigen zurück in den anderen Raum und verabschiedete ihn dort freundlich.
Die Notizen der Sitzung übertrug er anschließend aufs Tablet, um diese in einem Ordner mit Passwort zu schützen. So kam niemand einfach an die Akten seiner Patienten. Die Blätter des Notizblocks vernichtete er in einem Aktenschredder. Er wechselte in Ruhe die Bettwäsche und schmiss, die kaum benutzte, in den Waschtrockner, die Tasse räumte er in den Geschirrspüler und anschließend bereitete er alles für den nächsten Patienten vor. In der Wartezeit recherchierte er über den Musiker, notierte sich, wie viele Konzerte er wann hatte und auch die vergangenen Auftritte. Damit erstellte er einen digitalen Kalender und bereitete sich so auf die nächste Sprechstunde mit ihm vor. Er würde so sicher herausfinden können, ob der Musiker besonders gestresst war, wenn er viel zu tun hatte, oder dann, wenn er sich eigentlich ausruhen sollte.
Die nächsten Termine liefen wie gewohnt, denn die meisten Patienten waren nicht das erste Mal bei ihm. Den Tag beendete er selbst mit einem weiteren Tee und einem guten Buch. Am nächsten Tag hörte er in die Songs des Musikers rein, da er bei der Recherche herausfand, dass Sora für die Texte verantwortlich war. Die Lieder waren gut, spiegelten wahrscheinlich auch viel von den Gefühlen des Musikers wider.
Die Tage vergingen, ohne Anruf oder SMS des Mannes, so dachte er, dass es ihm so weit gutzugehen schien. Vielleicht hatte er es endlich mal geschafft, sich ein wenig zu entspannen.
Zufrieden mit dem Tag legte er sich ins Bett und schlief recht schnell ein.
Lange blieb es jedoch nicht so entspannt und ruhig, denn mitten in der Nacht klingelte plötzlich sein Diensthandy. Er schreckte hoch, rieb sich die Augen und blickte auf sein Handydisplay. Die Nummer war nicht eingespeichert, also war es wohl einer seiner neuesten Patienten oder jemand, der seine Nummer als Notfallnummer auf der Internetseite für Suizidprävention gefunden hatte. Er räusperte sich kurz, bevor er ran ging und sich mit: "Dr. Hayashi am Apparat, was kann ich für sie tun?"
Er erkannte die Stimme an der anderen Leitung sofort, es war ganz sicher Sora.
"Herr Higashi, ist alles in Ordnung?", fragte er gleich ehrlich besorgt und doch mit seiner immer ruhigen Stimme.
Wenn jemand ihn Nachts anrief, war es eigentlich immer etwas Akutes, das bereitete ihm natürlich Sorgen. Es wäre furchtbar, wenn Sora bereits 3 Tage nach der ersten Sitzung doch noch den ersten Nervenzusammenbruch erlitten hätte.

Mit zittriger Stimme sprach der Musiker: „Es war so schrecklich… so real! Ich…. Ich hab das Licht wieder an gestellt!“
Ihm war bewusst geworden, dass es sich um einen Traum gehandelt hatte. Aber sein Herz wummerte immer noch wie wild gegen seine Brust.
„Das Meeresrauschen hat nicht so viel gebracht, Dr. Ich dachte, ich ertrinke!“, berichtete er weiter.
Er erhob sich komplett, ging an die Minibar und öffnete eine Flasche Wasser. Er trank einen kräftigen Schluck, dann blickte er auf die Uhr. Es war fast halb drei in der Früh.
„Oh fuck, bitte entschuldigen Sie! Ich hab Sie sicherlich geweckt! Ich, ich wusste nur eben nicht, wohin mit meinen Gedanken. Ich kann nur mit Ihnen darüber reden. Die Kollegen würden mich auslachen…… shit… tut mir wirklich leid!“
Er nahm wieder auf dem Bett Platz und rieb sich die Haare aus dem Gesicht.
„Wäre es trotzdem okay, wenn wir noch ein wenig mit einander reden könnten? Bis… bis ich wieder auf mein Leben klar komme? Wobei…. Dann würden wir wohl eine ganze Woche telefonieren!“, er schmunzelte müde.
Sora war wirklich erleichtert, die ruhige Stimme des Psychologen zu hören, auch wenn ihm ehrlich leid tat, dass er ihn um den wohlverdienten Schlaf brachte. Aber selbst durchs Telefon schaffte der andere ihn zu beruhigen!
„Können Sie mir einfach was über sich erzählen? Das würde mich ablenken… wie war ihr Tag?“, erkundigte er sich, nachdem er selbst von seinen letzten Tagen berichtet hatte.

"Herr Higashi, holen Sie erst mal tief Luft und beruhigen Sie sich, ich nehme an, sie hatten einen Albtraum?", sprach er ruhig.
"Das tut mir fürchterlich leid, für gewöhnlich soll das Meeresrauschen entspannen, aber es gibt auch viele andere Töne und Geräusche, die vielleicht weniger beängstigend auf Sie wirken", entschuldigte der Psychologe sich. Nebenbei schaltete er die kleine Nachtlampe auf seinem Nachttisch an, um nicht in völliger Dunkelheit zu telefonieren.
"Es ist alles in Ordnung, ich habe Ihnen gesagt, dass Sie mich zu jeder Zeit kontaktieren können und das meinte ich auch so. Es ist gut, dass Sie mich anrufen", beschwichtigte er den anderen, als diesem wohl die Uhrzeit aufgefallen war.
Es war nicht schön zu hören, dass die Kollegen des Mannes am anderen Ende der Leitung ihn auslachen würden. Das notierte er sich auch gleich auf dem Block, den er für solche Fälle immer am Bett liegen hatte. Freunde waren nun mal wichtig, wenn man Probleme hatte, aber nur, wenn man sich auch auf diese verlassen konnte. Wenn seine Kollegen ihn für normale Dinge auslachen würden, dann war es sicher noch ein weiterer Faktor, der den Druck auf den anderen steigerte.
"Natürlich! Sie könnten mir erzählen, wie es Ihnen in den letzten Tagen ergangen ist. Liefen die Auftritte gut?", begann er ein Thema, um den anderen hoffentlich von seinem Albtraum abzulenken.
Lächelnd lauschte er der Erzählung, bis Sora ihn darum bat, selbst etwas zu erzählen.
"Mein Tag lief sehr ruhig, ich hatte heute nur 4 Patienten und den Rest habe ich mit Recherche und Papierkram verbracht. Ich habe übrigens auch mal Ihre Songs angemacht und ich war positiv überrascht. Ihre Texte sind wunderbar, und die Musik ist insgesamt sehr stimmig und alles ist im Einklang. Sie können sehr stolz auf Ihre Werke sein", sprach er sanft.
"Ich lese momentan ein Buch, es heißt Kwaidan: Stories and Studies of Strange Thing. Darin geht es um Yokai, Geister und übernatürliche Phänomene. Damit habe ich meinen Tag auch beendet... Vielleicht ist das aber nicht das beste Thema, in dieser Situation, tut mir leid", fiel ihm im selben Moment auch schon wieder auf. Er konnte noch nicht ganz einschätzen, ob Sora sich nur vor seinem Albtraum fürchtete oder sich generell schnell unwohl bei gruseligen Themen fühlte.

Sora hörte dem Psychologen zu. Er kam nicht umher als zu schmunzeln.
„War unsere Musik ein Teil dieser Recherche? Freut mich, dass es Ihnen gefallen hat. Vielleicht sollte ich Ihnen Tickets zukommen lassen, damit Sie sich einen direkten Eindruck machen können!“, schmunzelte er.
Ein weiteres Grinsen huschte über seine Lippen, als er von den Geistergeschichten hörte.
„Das überrascht mich jetzt! Ich wäre davon ausgegangen, dass eine Person, die sich mit der Psyche des Menschen befasst, nicht so offen für die Mysterien unserer Welt ist. Ich bin wohl ignoranter, als ich dachte! Sie sind ein sehr interessanter Mensch, Dr Hayashi.“
Er legte sich auf die Seite, zog die Decke dabei etwas über sich.
„Ich habe keine Angst vor der Geisterwelt, Dr Hayashi. Ich fürchte mich mehr vor der unseren! Möchten Sie mir ein wenig aus dem Buch vorlesen? Nur eine kleine Passage? Ich denke, das mich Ihre Stimme weitaus mehr beruhigt als sonst ein Rauschen. Sie ist unfassbar schön, könnte Ihnen stundenlang zuhören.“
Sora war unendlich erschöpft und müde. Vielleicht hätte er seine Worte sonst bedachter gewählt. Aber eines fühlte er ganz sicher, er wollte nicht, dass das Gespräch zu Ende ging.

"Das war sie, immerhin haben Sie die Texte geschrieben, da musste ich mal reinhören. Das wäre zwar sehr großzügig von Ihnen, allerdings sind so volle und laute Veranstaltungen nichts für mich, das wäre doch Verschwendung", lächelte er in den Hörer. Tatsächlich war Kenta kein großer Fan von Konzerten und generellen Menschenmassen mit lauter Musik. Er hielt sich viel lieber an ruhigeren Orten auf, an denen er seine Seele baumeln lassen konnte.
"Es ist doch immer schön, dem Alltag etwas zu entfliehen, oder nicht? Ich finde Geistergeschichten und Horrorfilme mit übernatürlichen Präsenzen besonders interessant, weil sie einen ein wenig aus der Realität holen. Ich kenne genug wahre Gruselgeschichten, die nichts mit Geistern und Co. zu tun haben, umso erfrischender ist es, in die Welt der Yokai abzutauchen", erklärte er. Es freute ihn irgendwie, dass Sora ihn für einen interessanten Menschen hielt. Eigentlich ging er immer davon aus, dass die Leute ihn für einen Langweiler hielten, der nichts außer seiner Arbeit kannte.
"Das verstehe ich, unsere Welt ist so viel beängstigender als das, was man nicht sehen kann", stimmte er leise zu. Die Bitte, ihm etwas vorzulesen, verwunderte den Psychologen dann doch etwas. Sora konnte ihm stundenlang zuhören? Das war ein schönes Kompliment.
"Ich lese Ihnen gerne etwas vor, wenn es Ihnen dabei hilft, wieder schlafen zu können. Ich hole kurz das Buch", bestätigte er mit einem hörbaren Lächeln auf den Lippen. Er flitzte kurz ins Wohnzimmer, holte das Buch und flitzte wieder zurück. Die Lampe stellte er ein wenig heller, damit er besser lesen konnte.
"Ich bin bei Kapitel 6, da lese ich also auch weiter, wenn das in Ordnung ist. Es ist ohnehin eine Sammlung aus verschiedenen Kurzgeschichten, Sie haben also nichts verpasst", berichtete er.
Dann begann der Psychologe zu lesen. Er konnte nicht fassen, dass er um diese Uhrzeit einem Patienten völlig problemlos eine Gute-Nacht-Geschichte vorlas und es ihm auch noch gefiel. Irgendwie war es schön zu wissen, dass allein seine Stimme dem Star helfen konnte, etwas zu entspannen. Die Müdigkeit war außerdem auch wie weggeblasen, so war es auch ganz gut, wenn er sich wieder müde lesen konnte.

„Sie mögen keine Konzerte? Wie schade!“, merkte der Musiker an. Dann würde er ihm eben eine handsignierte CD senden. Das nahm er sich fest vor.
Sora freute sich, dass der Mann zustimmte ihm aus dem Buch vorzulesen. Geduldig wartete er und stimmte zu, dass es absolut in Ordnung war, bei dem 6. Kapitel einzusteigen. Aufmerksam hörte er zu und war hier und da erstaunt, über den Verlauf der Kurzgeschichte. Als diese zu Ende war, hatte ihn die Müdigkeit aber übermannt. Er hätte sehr gerne noch weiter zu gehört und obwohl es spannend und interessant war, war es gleichermassen auch entspannend.
Das Handy lag auf seinem Kopfkissen und er lag sehr nah daneben. Schlummernd.
Erst als er den Weckruf des Hotels erhielt bemerkte er, dass er wirklich eingeschlafen war. Fast schon mit Bedauern betrachtete er sein Smartphone. Dann lächelte er aber, streckte sich und verschwand im Bad.
Der Tag verlief wie geplant und immer wieder hatte er dem Psychologen schreiben wollen, dennoch kam dauernd etwas dazwischen oder er löschte, was er geschrieben hatte, weil ihm die passenden Worte nicht einfallen wollten.
Erst Im Tourbus zum nächsten Auftritt schrieb er ihm eine Nachricht.
„Vielen Dank für Ihre Lesung und bitte entschuldigen, Sie, dass ich einfach eingeschlafen bin. Fühle mich sehr erholt. Sie sollten in Betracht ziehen, Geschichten für Menschen mit Schlafstörungen aufzunehmen, falls Sie keine Freude mehr an der Psychologie haben sollten. Ich freue mich schon auf die nächste Sitzung mit Ihnen, Sie tun mir gut.
Sora“
Kurz hatte er überlegt, ob er mit Aisu grüssen sollte, aber die Bühnenperson Aisu war nicht die Person, die um Hilfe gebeten hatte. Daher war sein Klarname doch die bessere Wahl.
Die nächsten Auftritte waren gut und er war wieder sehr in seinem Element. Er fühlte sich sehr wohl und auch den anderen fiel auf, wie viel Energie er rüber gebracht hatte. Die Fans bemerkten natürlich keinen Unterschied, dazu waren sie viel zu sehr am schmachten, mitsingen und hüpfen.
Nach dem Wochenende hatte Sora eine CD signiert und war zu der Praxis gefahren. Er hatte keinen Termin ausgemacht und hoffte einfach nur, dass er nicht störte. Als zu einer vollen Stunde niemand kam um zu klingeln, wagte er es. Als die Tür geöffnet wurde trat er ein und strahlte den Arzt an.
„Hi.“, meinte er fröhlich und vielleicht ein bisschen zu vertraut.
„Ehm, ich dachte, ich bringe Ihnen schnell etwas vorbei. Ich hoffe das ist in Ordnung.“
Hinter seinem Rücken zog er eine kleine Geschenktüte hervor. Darin war die signierte CD und auch ein „6-Pack“ mit Vitamindrinks.
„Ich wollte mich nur nochmal für neulich bedanken!“, meinte er und überreichte ihm das kleine Präsent.
„Womöglich werde ich Sie wieder mal nachts quälen und damit Sie gesund bleiben, trotz des Schlafmangels, für den ich dann verantwortlich bin… naja…Sehen Sies als Präventivmassnahme.“, grinste er.
Er freute sich wirklich Dr. Hayashi zu sehen. Er war sowas wie ein Held für ihn.

"Tut mir leid", gab der Psychologe leise von sich. Es war sicher eher unschön für einen Musiker, wenn man hörte, dass andere keine Konzerte mochten. Live war die Band sicher umwerfend, aber das ganze Drumherum war ihm dann doch leider zu viel.
Als er das Kapitel durch hatte, lauschte der Mann, ob Sora etwas sagen würde. Da nichts mehr kam, sagte er leise "Gute Nacht, Herr Higashi" und legte anschließend auf.
Scheinbar hatte er es geschafft, seinen Patienten wieder ins Land der Träume zu führen und konnte endlich auch wieder schlafen. Zufrieden schlief er bald schon wieder ein, um in wenigen Stunden seinem Alltag wieder nachzugehen.
Wie jeden Tag goss er wieder die Pflanzen, entstaubte die Blätter derer, die es nötig hatten und machte alles fertig. Der Tag verlief ohne besondere Vorkommnisse und die Patienten arbeitete er entspannt ab.
Irgendwann erhielt er dann die Nachricht von Sora, die ihm gleich ein Lächeln auf die Lippen zauberte. Sora war ein guter Mensch und so ehrlich, dass seine Nachricht eine angenehme Wärme in ihm auslöste.
"Ich bin froh, dass ich beim Einschlafen helfen konnte, Herr Higashi. Scheuen Sie sich nicht, mich wieder anzurufen, wenn Sie mich brauchen, ich bin gerne für Sie da. Die Hörbuch-Karriere behalte ich mal im Hinterkopf! Haha. Erholen Sie sich noch etwas und viel Spaß nachher bei Ihrem Gig", schrieb er zurück.
Das Wochenende über erwischte der Psychologe sich dabei, wie er immer mal wieder die Lieder von Soras Band hörte. Er mochte die Musik, doch irgendwie konzentrierte er sich vor allem auf das Gitarrenspiel seines Patienten. Gott! Er musste das unbedingt lassen, immerhin war er kein Fan, sondern sein Psychologe, der nicht zu einem Fan werden sollte.
Er hatte auch irgendwie darauf gehofft, noch einmal von dem Musiker zu hören, andererseits war es natürlich gut, wenn es dem Musiker nicht so schlecht ging, dass er sich melden musste.
Kenta saß wieder an seinem Papierkram, als es klingelte, obwohl er keinen Termin hatte. Irritiert stand er auf, öffnete dem Unbekannten die Tür und staunte nicht schlecht, als Sora vor ihm stand.
"Herr Higashi... Hallo! Kommen Sie rein", begrüßte er ihn freundlich.
"Oh... Das wäre aber nicht nötig gewesen! Vielen Dank!", erwiderte er, nahm das Geschenk mit einer Verbeugung entgegen und linste vorsichtig hinein. Das war sowas von süß! Moment... süß? Hatte er das gerade wirklich gedacht?
Kenta lächelte leicht verlegen, bedankte sich dann erneut.
"Das ist wirklich ein schönes Geschenk, ich werde es in Ehren halten", sprach er, wobei er absichtlich dieselbe Wortwahl traf, wie Sora bei dem Tee.
Er würde die CD natürlich Zuhause im Regal hübsch ausstellen, denn sonst würden die anderen Patienten noch auf die Spur kommen, dass einer der Band zu seinen Sprechstunden kam.
"Es macht mir wirklich nichts aus, wenn Sie mich aus dem Bett klingeln, also keine Sorge! Es hat mir ehrlich gesagt auch Spaß gemacht, Ihnen etwas vorzulesen", gestand der Psychologe.
"Möchten Sie einen Tee? Ich hab die nächsten zwei Stunden keine Termine. Sie könnten mir ein bisschen von der Tour erzählen, wenn Sie Lust haben", lud er freundlich ein. Kenta sah das tatsächlich nicht als offizielle Sprechstunde, immerhin wollte der andere ihm nur ein Präsent vorbeibringen und hatte vorab auch keinen Termin gebucht.

Die Überraschung war gelungen! Fantastisch! Sora hatte fast vergessen, wie toll es war jemanden zu überraschen und ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern. Ja, die Fans lächelten auch und freuten sich. Aber das fühlte sich einfach komplett anders an. Es war nicht so „persönlich“ und daher auch nicht so rührend.
Über die Wortwahl des anderen grinste er breit! Sowas mochte er! Wirklich schlagfertig und nicht auf den Mund gefallen, dabei kein bisschen plump oder gar frech!
Das Angebot mit dem Tee nahm er gern entgegen.
„Wenn ich Sie wirklich nicht störe, dann bleibe ich gern noch eine Weile!“, freute er sich.
Er ging dem Mann einfach nach und plapperte weiter.
„Morgen fahren wir nach Osaka. Dort proben wir in der Location, haben Interviewtermine und dann geht‘s auch mit den Shows weiter. Ich freue mich, aber ich muss gestehen, es zehrt jetzt schon ein bisschen an mir. Aber, ich bin ja nicht hier um zu jammern, sondern, weil ich Sie nochmal sehen wollte, bevor ich fahre!“
Er musterte ihn.
„Oh, entschuldigen Sie, ich bin einfach mitgekommen! Soll ich drüben warten?“
Sora konnte den Gesichtsausdruck nicht so recht deuten.

Kenta nickte gleich bestätigend. Es war für ihn absolut in Ordnung, wenn sein Gast sich noch eine Weile hier aufhielt. Womöglich war es auch ganz gut, wenn er dadurch vor der langen Reise noch ein wenig runterkommen konnte.
Er hörte ihm zu, während er die Tassen mit Tee füllte, die letzten Worte ließen ihn jedoch kurz Inne halten. Er wollte ihn noch mal sehen, bevor er fuhr? Also war das vielleicht doch eine spontane Sitzung?
Die Frage ließ ihn gleich leicht lachen.
"Sie dürfen sich wie zuhause fühlen, sie sind heute mein Gast", merkte er an, um Sora zu sagen, dass es absolut in Ordnung war, dass er ihm folgte.
Die Tasse fand ihren Weg in Soras Hände und es war erneut die mit dem Bären drauf.
Er winkte ihn hinter sich her, um mit ihm Platz zu nehmen.
"Die Termine klingen wirklich etwas stressig, aber wenn sie es schaffen, sich zwischendurch ein wenig auszuruhen, dann klappt es vielleicht ohne Stress", lächelte er.
Ob es angebracht wäre, wenn er ihm tatsächlich mal eine Tonaufnahme machen würde? Einfach nur von einem Kapitel des Buches, welche der andere sich dann während der Fahrt nach Osaka anhören konnte?
Ein wenig nachdenklich sah er ihn an.

Dankend nahm er die Tasse entgegen und ging dann zu einem der Stühle um Platz zu nehmen.
„Nach Osaka geht‘s weiter in den Norden, vielleicht kann ich da vorher nochmal einen offiziellen Termin bei Ihnen haben? Aber, ich würde mich dann nochmal melden, wenn das ok ist. Nur wenn wir erst mal im Norden sind, werde ich nicht so leicht unterbrechen und herkommen können, befürchte ich.“
Er sah sich die Tassen an.
„Sie mögen Katzen sehr, oder? Sind das Ihre Lieblingstiere? Sie haben ja auch diesen blauen Katzenstift…“, gab er lächelnd von sich.
Ja, Dr. Hayashi war wirklich ein besonderer Mensch! Hoch interessant! Ein Mann mit einer solchen Position, der für die Patienten sogar nachts zur Verfügung stand, der Tiere und Okkultes liebte. Es war alles so gegensätzlich und doch stimmig. Er wirkte kein bisschen inszeniert. Was er wohl noch alles mochte?
„Im Norden gibt es guten Sake und Kuchen! Was darf ich Ihnen davon als Souvenir mitbringen?“, fragte er nun. Aus irgend einem Grund, wollte er mehr über ihn erfahren. Er wollte ihm eine Freude bereiten und sein schönes Lächeln wieder sehen.
Kurz bremste er seine eigenen Gedanken. Er wollte ihm eine Freude machen um sein schönes Lächeln zu sehen?!
Naja… ja! So war es wohl! Er half ihm schließlich ja auch, nicht wahr! Er konnte sich so erkenntlich zeigen! Genau!
Er nahm einen Schluck von Tee und musterte den Mann wieder.
„Ich könnte am 17. hier sein.“, gab er dann plötzlich von sich.
„Oder am 18. Also, ich meine, wenn Sie da noch einen Termin frei haben. Sollte ich den dann doch nicht benötigen, sage ich rechtzeitig ab, Ehrenwort!“
Sora wollte nicht aufdringlich wirken! Dennoch wollte er auch ein wenig auf Nummer sicher gehen. Auch wenn er sich besser und sich wirklich gut aufgehoben fühlte, glaubte er nicht an eine wundersame Heilung! Darüber hinaus, schätzte er die Gesellschaft des Psychologen.
Irgendetwas an ihm zog ihn einfach an. Er wollte herausfinden, was es war. Die Dankbarkeit, die Neugierde…. Was auch immer es sein mochte, er wollte mit ihm reden.

"Selbstverständlich können Sie vorher vorbeikommen", bestätigte der Psychologe gleich.
Die Frage ließ ihn schmunzelnd nicken.
"Ich liebe Katzen, ich bin momentan auch wieder mal am Überlegen, ob ich mir noch einmal eine zulegen sollte. Aber ich mag auch generell gerne niedliche Dinge, irgendwie verleihen sie allem eine gewisse Leichtigkeit, verstehen Sie, wie ich das meine?", beantwortete er gerne die Frage.
Für den Psychologen war es tatsächlich so, dass niedliche Dinge irgendwie beruhigend und erfreulich wirkten. Er hasste es, wenn er beim Arzt in diesem kalten, weißen Wartezimmer saß und nichts außer der Spielecke für Kinder irgendwie bunt oder interessant aussah. Es gab hier in Japan gefühlt alles in niedlicher, bunter Version, da wäre es doch beinahe Verschwendung, wenn er diese Dinge nicht kaufte und nutzte.
"Sie wollen mir ein Souvenir mitbringen? Das ist wirklich nett. Ich würde den Kuchen bevorzugen", lächelte der Psychologe, der leider ein absolutes Leichtgewicht war, was Alkohol betraf. Außerdem würde er auch nicht alleine Sake trinken, somit würde die Flasche ohnehin am Ende nur im Regal zustauben.
Der Musiker gab ihm plötzlich ein Datum, was ihn gleich das Tablet entsperren ließ, um nach freien Terminen zu schauen. "Der 17. ist ungünstigerweise schon recht voll, aber am 18. habe ich bisher nur einen Termin um 15 Uhr, sonst ist alles frei", sagte er nachdenklich, ehe sein Blick sich fragend an den anderen richtete, um von ihm eine Uhrzeit zu bekommen.
"Natürlich können Sie mich auch weiterhin immer anrufen, wenn Sie mich brauchen, Sie sind also nicht komplett ohne mich im Norden", merkte er freundlich lächelnd an.
Der Psychologe fand es unglaublich interessant, dass Sora so hinterher war, hierherzukommen. Es freute ihn, dass er ihn alleine mit seiner Stimme beruhigen konnte und auch, dass es ihm wohl auch guttat, überhaupt herzukommen.

Sora lächelte und notierte sich diese Info im Kopf. Katzen, niedliche Dinge und Kuchen.
Vielleicht würde er in den Wochen auf seiner Tournee ja etwas finden, womit er dem Psychologen eine echte Freude bereite konnte.
„8:30 Uhr am 18.“ meinte Er, zückte sein Handy, tippte den Termin in den Kalender und gab ein „Notiert!“, von sich.
Gerade wollte er ansetzen, etwas zu sagen, da klingelte sein Handy auch schon. Eigentlich hatte er vorgehabt es in den Flugmodus zu stellen, wie blöd.
„Oh, bitte entschuldigen Sie kurz!“, bat er den Psychologen, erhob sich und ging einige Schritte aus dem Raum. Er nahm ab.
„Aisu, wo steckst du? Wir warten alle auf dich!“, hörte er den Manager ernst ins Telefon blöken.
„Hmm? Wieso? Es geht doch erst in ein paar Stunden los…“
„Hast du dein Memo nicht gelesen??“
„Welches Memo?“
„Verdammt, Aisu! Les das Memo und beweg deinen Arsch hier rüber. Wir fangen schon mal an, aber wo immer du auch bist, ich erwarte, dass du in einer halben Stunde bei der Signierstunde antanzt, sonst haben wir echt ein Problem!“
Es wurde aufgelegt.
Verwirrte suchte er in seinen Emails nach dem Memo und sah es. Es war sogar am vorigen Abend noch verschickt worden. Zwar recht spät, aber er hatte seine Mails seither nicht gecheckt. Er war davon ausgegangen, dass man telefoniert oder sonst etwas, wenn es so knappe Terminänderungen gab. Leicht gehetzt trat er an den Psychologen zurück.
„Es ist leider etwas dazwischen gekommen. Ich muss los. Wir sehen uns dann am 18. Passen Sie auf sich auf.“
Mit diesen Worten eilte er dann aus der Praxis, überquerte die Strasse zu seinem Auto und fuhr dann schnell heim um auf sein Motorrad umzuswitchen. Zum Glück war alles nicht so weit entfernt und er war zwar mit einer weiteren Verspätung vor Ort, aber konnte trotzdem noch genügend Fans beglücken.
Im Anschluss gab es noch eine Bandbesprechung in der der Manager nochmals scharf betonte, wie wichtig es sei, Emails zu prüfen. Er willigte aber dennoch auch ein, sich bei kurzfristigen änderungen auch telefonisch nochmals zu melden.
Es hatte nicht lang gedauert und sie befanden sich wieder in ihrem Tourbus auf dem Weg zu den nächsten Konzerten und anderen Terminen. Sie brillierten und legten eine gute Show nach der anderen ab. Hier und da gab es Fototermine, Interviews oder Meet and Greets. Die Stimmung wer geladen vor Energie und guter Laune. Es war wirklich ein fantastisches Erlebnis.
Doch jeden Abend im Hotelzimmer, fand sich Sora in seine Bett und hatte Schwierigkeiten einzuschlafen. Er zwang sich Atemübungen zu machen, Musik zu hören oder zu meditieren. Vor allem aber verbot er sich, Dr. Hayashi anzurufen. Er wollte ihn zwar unbedingt hören, aber er wollte ihn nicht stören. Selbst wenn er es angeboten hatte, war es Sora auch ein wenig peinlich. Er war ein erwachsener Mann, der von Frauen und Männern gleichermassen verehrt wurde. Er war Musiker und lebte seinen Traum! Wieso bekam er es also nicht allein geschissen, zur Ruhe zu kommen?? Es war ja schon ein gigantischer Schritt gewesen, sich überhaupt zum Psychologen zu begeben. Jetzt konnte er doch nicht wie ein unsicheres kleines Reh, jeden Abend nach Mami rufen!!!
Lange lag er in dieser Nacht wach und schalt sich, weil er mehrfach zum Handy gegriffen hatte.
„Sei doch nicht so ein Schwächling!“, schimpfte er sich.
Er stand auf, ging an seinen Kulturbeutel im Bad und griff nach den Melatonin Tropfen. Die hatten ihm doch schon einige Male geholfen, warum nicht also auch heute?
Sora hatte sich zurück ins Bett gelegt, ohne sie einzunehmen. Stattdessen griff er in der Minibar zu einem kleinen Schnapsgläschen und legte sich anschließend hin.
„Vollidiot!“, murmelte er und wälzte sich eine Ewigkeit im Laken. Dann griff er doch endlich zum Telefon.
Es war schon viertel nach 3 Uhr am Morgen.
„Ich wollte Sie anrufen, aber es ist so spät... ich trink noch einen. Das wird schon. Aisu“
Schrieb er und schickte es ab. Er schleppte sich an den Kühlschrank und holte sich das zweite darin befindliche Fläschchen. Dieses Trank er mit einem mal aus und schüttelte den Kopf. Lecker, war was anderes!
„Warum hab ich die Melatonin Dinger nicht genommen? Die schmecken nur halb so eklig!“, murmelte er und lachte kurz auf.
„Gooott, bin ich blöd!“
Dann warf er sich auf das Bett zurück und strampelte kurz mit den Füssen.
„Ich will doch nur schlaaaafen!“, maulte er, griff nach dem Kissen und drückte es an sich.
„Einfach nur schlafen!“, flüsterte er nun und drehte sich mit dem Kissen auf die Seite.
Er starrte auf den Tisch zum Handy. Verdammt, war das weit weg.

"Geht klar", bestätigte der Psychologe, während er den Termin ebenfalls in seinem Kalender einspeicherte.
Sora schien etwas sagen zu wollen, als plötzlich sein Handy klingelte. Mit einem ruhigen Nicken deutete der Psychologe an, dass es völlig in Ordnung war, den Anruf entgegenzunehmen. Geduldig wartete er dann auf die Rückkehr seines Gastes, der ihm anschließend berichtete, dass er wohl doch schon losmusste.
"Ja, bis zum 18, Herr Higashi. Passen Sie auch auf sich auf und melden Sie sich, wenn etwas ist", lächelte der Mann freundlich, wobei er ihn noch zur Tür brachte.
Während Sora das Bühnenleben genoss und abends dann trotzdem nicht schlafen konnte, liefen Kentas Tage genauso ab, wie immer. Er behandelte seine Patienten und las sehr viel, doch ab und zu musste er doch an den Rockstar denken. Ob er es schaffte, sich zu erholen und zu schlafen?
Einmal sah er sich sogar einen Bericht über die Konzerte im TV an, wo sie auch Ausschnitte vom Konzert zeigten. Sora schien wirklich aufzublühen, wenn er spielte, das freute ihn. Er strahlte unglaublich viel Energie aus und man sah ihm den Spaß an, den er auf der Bühne hatte. Lächelnd schaltete Kenta den TV wieder aus, als der Bericht zu Ende war, um vor dem Schlafen noch etwas zu lesen. Es war bereits das nächste Buch über Yokais, denn das andere hatte er bereits durch.
Seelenruhig schlief er, bis sein Handy ein Geräusch machte. Augenblicklich öffnete der Psychologe die Augen, zog die Augenbrauen leicht zusammen und blickte auf das Display. Es war tatsächlich eine Nachricht von Sora, doch die Uhrzeit bereitete ihm Sorgen. Es war 03:15 in der Früh und er trank? Etwa alleine? Außerdem hatte er diese Nachricht nicht mit Sora, sondern seinem Künstlernamen unterschrieben, das wunderte ihn auch. Irgendwas stimmte da nicht und er musste wissen, was los war!
Tief seufzend drückte er auf den Telefonhörer, der oben rechts im Nachrichtenfenster angezeigt wurde, um Sora von sich aus anzurufen.
Er wollte ihm klarmachen, dass es wirklich in Ordnung war, ihn anzurufen und auch besser, als sich bewusstlos zu saufen.
Während er darauf wartete, dass Sora abhob, schaltete er wieder das kleine Lämpchen auf seinem Nachtschrank ein und machte es sich bequem.

Sora hatte das Handy weiter angestarrt und plötzlich vibrierte und blinkte es. Ein Anruf! Er blickte es an, bis es sich nicht mehr bewegte. Dann erst raffte er sich auf und schlich hinüber. Er sah den Namen "Magic Voice", so hatte er seinen Psychologen eingespeichert, falls jemand mal an seinem Handy war. Er wollte nicht, dass jemand wusste, dass er in Behandlung war.
Sofort lächelte er. Dann rief er zurück.
"Hallo Magic Voice!", gab er grinsend aber leicht undeutlich von sich.
"Schläfst du gar nicht? Ich wollte dich nicht wecken.... Ehm... sorry... Sie. Sorry."
Er stand noch, liess sich nun aber auf den Sessel in seinem Hotelzimmer sinken.
"Ich bin so froh, Sie zu hören!", gab er erleichtert von sich. "Ich... ich kann einfach nicht schlafen. Es wird dauernd... schlimmer....", jammerte er nun. Irgendwie hatte der Alkohol seiner Übermüdung noch einen zugesetzt. Gerade hatte er seine Emotionen überhaupt nicht mehr im Griff. Er war froh, die Stimme des Psychologen zu hören. Sogar sehr. Aber er war auch so masslos erschöpft, dass er am liebsten losgeheult hätte.

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