Yunus nahm dankend Platz und sah zu, was da so auf den Tisch gestellt wurde.

„Nein, mein Magen ist okay.. mein Kopf brummt etwas… aber es geht. Ich glaube, ich muss bald heim… ich weiss echt nicht, wie ich das meinem Alten erklären soll, dass ich die ganze Nacht weg war.. das kennt der nicht von mir.“

Er hielt sein Handy hoch und zeigte auf weitere 5 Anrufe, die noch nach seiner Nachricht eingegangen waren.

„Vielleicht geh ich auch erst nach dem Training…. ich weiss nicht!“

Er legte sein Gesicht in seine Hände. Eigentlich wollte er grade gar nicht nachdenken. Das schien nämlich zu schmerzen.

Sami schüttelte den Kopf.
"Du isst erstmal was, dann nimmst du die Tablette, dann rufen wir deinen Dad zurück und erklären ihm, dass das alles ein wenig stressig war, weil was an deinem Bike war und wir da die ganze Nacht dran geschraubt haben, damit das heute mit dem Training klappt, hm? Deswegen konntest du auch nicht ran gehen und hast nur die kurze Nachricht geschrieben, dass du bei mir übernachtest, immerhin sollst du ja nicht übermüdet fahren!"

Er klopfte ihm auf die Schulter, lächelte ihn mit seinen Grübchen an und setzte sich dann zu ihm.
"Guten Appetit!"

„Du bist ein Genie! Hast du dir das eben aus dem Ärmel geschüttelt oder denkst du dir öfter Ausreden aus?“

Yunus strahlte ihn regelrecht an. Das klang alles total gut und glaubwürdig! Selbst er würde das abkaufen!

„Danke… guten Appetit!“

Er aß den ersten Happen und fand es richtig lecker.

„Kochen kannst du auch noch….“, schwärmte er regelrecht und aß brav auf.

Sami war gerade wirklich sein Held!

„Wenn ich ein Mädchen wäre, würde ich mit dir ausgehen wollen!“, grinste er und trank einen Schluck Saft. Das tat wirklich richtig gut.

"Ich hab mir schon so oft irgendwelche Ausreden einfallen lassen, das geht total schnell mit der Weile!" meinte er gleich.
Seine Eltern waren vielleicht nicht so extrem Streng wie die von Yunus aber sie waren auch nicht super duper locker.
Jetzt hatte er seine eigene Wohnung, sein eigenes Leben und musste sich vor niemandem mehr rechtfertigen aber damals war das Standard gewesen.

"Kochen muss man lernen, wenn man allein wohnt!" lachte er, aß dann selbst endlich mal etwas.

"Ach nur wenn du ein Mädchen wärst? Jetzt bin ich aber enttäuscht!" kicherte er, trank dann etwas Kaffee.
"Freut mich, dass es dir schmeckt."

Yunus verschluckte sich augenblicklich. Hustete heftig und trank dann nochmal einen gehörigen Schluck.

Er sah Sami an.

„Naja, vielleicht auch, wenn ich kein Mädchen wäre!… Ja, ist total lecker!“

Er trank seine Tasse Kaffee, auch wenn er sonst kaum welchen trank und schluckte dann die Tablette.

„Mein Kopf fühlt sich echt kacke an.“, murmelte er nun. Er musste doch irgendwie von dem Thema zuvor weg kommen.

Yunus Reaktionen waren momentan wirklich....heftig? Er wusste nicht, wie er es beschreiben sollte, aber immer wenn er irgendwelche dummen Andeutungen machte, die er selbst witzig fand, dann kam es ihm vor, als würde Yunus sie weniger lustig finden als er. Was stimmte da nicht?

Sami dachte nach. Ob das irgendwas mit dem Schwul-Thema zu tun haben könnte?

Nachdenklich musterte er Yunus, dachte dabei immernoch weiter über diese Sache nach.

"Wenn die Tablette wirkt, wirds dir sicher besser gehen, nur mit der Ruhe."

Sami lehnte sich mit seinem Kaffee zurück, starrte den anderen regelrecht an.
"Sag mal....wenn ich auf Kerle stehen würde, hättest du damit ein Problem?" fragte er plötzlich aus dem Nichts.
Vielleicht war Yunus ja so auf Alarmstufe rot, wenn es um das Thema ging, weil er glaubte Sami wäre an diesem Ufer und könnte auf ihn stehen? Vielleicht ging es garnicht um die Neigung von Yunus, als sie zuvor darüber gesprochen hatten!!
Aber wie sollte Yunus auf sowas kommen? Hatte ihm Sami einen Anlass zur Annahme gegeben? Kam es dem anderen so vor?

Yunus hatte sich gerade dazu durchgerungen, doch ein wenig zu essen. Da wurde er aber auch schon wieder von Sami überrascht. Allerdings war es ihm gelungen, sich nicht wieder zu verschlucken. Er sah ihn kauend an. Das Fragezeichen stand ihm deutlich auf der Stirn. Er wollte aber nicht mit vollem Mund sprechen und sah ihn weiter kauend an, bis er endlich alles schlucken konnte. Es hatte ihm noch etwas Zeit verschafft, um sich Gedanken zu machen, wie er dem konterte.

„Wieso fragst du mich sowas? Stehst du denn auf Kerle?“

Yunus blickte kur auf sein Handy. Sein Vater rief schon wieder an.

„Oh Mann.. ich glaube, ich muss doch erst nochmal nach Hause….der dreht sonst völlig durch!“

Er erhob sich und bedankte sich für alles. Das Gespräch würde wohl vertagt werden müssen. Yunus meinte, er würde ihn dann später dann beim Training sehen.

Er zeigte auf den gedeckten Tisch und entschuldigte sich, dass er so plötzlich aufbrechen würde.

Mit kleinen Schritten entfernte er sich und musste sich erst mal kurz orientieren um auch die richtige Tür zu nahmen. Dann brach er auf.

Okay, vielleicht war das nicht die beste Idee gewesen, die er bisher gehabt hatte. Wahrscheinlich hatte er Yunus mögliche Vermutung noch weiter geschürt? Er wusste es nicht...aber dieses Thema ließ ihn einfach nicht los! Er wollte wissen, was da los war und wieso Yunus so empfindlich war. Vielleicht war sein Vater ja Homophob oder sowas und trichterte seinem Kind das auch ein?

"Ich-" eigentlich hatte er sagen wollen, dass er es tatsächlich noch nichteinmal wusste, da er sich nie Gedanken über etwas in diese Richtung gemacht hatte, aber Yunus Dad rief an und störte somit die Unterhaltung.

"Ja klar, lass dich nicht runter machen nur weil du mal ne Nacht nicht da warst, hm? Und kauf dir Kaugummis auf dem Heimweg um den Restalkohol zu vertuschen!"

Einen Moment lang starrte er seinem Kumpel hinterher. Irgendwie wurmte ihn das alles unheimlich! Da stimmte doch ganz sicher etwas nicht und er würde das schon irgendwie herausfinden!

Erstmal aber aß er zuende auf, räumte dann den Tisch ab und nüchterte den restlichen Tag bis zum Training noch gut aus.

Yunus hatte sich beeilt. Dabei hatte er auch die Kaugummis vergessen. Er wollte einfach nur schnell nach Hause, damit sich sein Vater nicht noch mehr Sorgen machte. Er hatte sich eine Ausrede und eine Entschuldigung gedanklich parat gelegt und schloss dann endlich die Tür auf, als er ankam.

Er trat ins Wohnzimmer und wollte gerade etwas sagen, da traf ihn schon die Handfläche seines Vaters direkt auf die Wange. Er konnte gar nicht glauben oder realisieren, dass das passiert war. Mit einem entsetzten Gesichtsausdruck sah er ihn an, jetzt begann die Wange auch ganz schön zu brennen und er berührte sie mit der eigenen Hand.

„WO BIST DU DIE GANZ NACHT GEWESEN?!“

Er konnte nicht antworten, zu überrascht und entsetzt war er über das, was hier gerade passierte. Sein Vater hatte ihn noch nie zuvor geschlagen.

„ICH HABE DICH UNZÄHLIGE MAHLE ANGERUFEN! WO STREUERNST DU JETZT RUM? WILLST DU DEINE GANZE KARRIERE WEGWERFEN?!“

„Ich.. ich war bei… Sami…“, stammelte er kleinlaut.

Kurz hielt der Vater inne.

„Was ist das?! Was soll das hast du etwa…“

Grob griff der Mann an den Kiefer des jungen Motocrossfahrers, der irgendwie versuchte, sich davon los zu reissen.

„GESOFFEN HAST DU!!! DU HAST GESOFFEN!“

Er ließ ihn ruckartig los, so dass Yunus das Gleichgewicht verlor und auf den Po fiel. Er begann zu weinen. Nicht weil es so sehr schmerzte, sondern weil er mit dieser gesamten Situation überhaupt nicht zurecht kam. Der Restalkohol half ihm auch nicht gerade, einen kühlen Kopf zu bewahren! Er zog die Beine an sich und und rutschte weiter nach hinten, bis er an der Wand angekommen war.

Sein Vater schrie derweil weiter, aber er legte seine Hände an die Ohren. Sein Kopf dröhnte wieder und die Tränen rollten unaufhörlich.

Wie konnte sich sein Vater nur so verhalten? Er war doch sonst nie so!

Der Mann ging in die Hocke und sah seinen Sohn an. Er legte die Hand an seine Schulter aber Yunus zuckte augenblicklich zusammen.

„Sieh nur, was aus uns geworden ist! Yunus… du trinkst… du bist die ganze Nacht weg und tischt mir Lügen auf… Yunus…“

Der Rennfahrer sah seinen Vater wieder an, der nun auch Tränen in den Augen hatte.

„Papa..“

„Du hast eine gute Zukunft vor dir, Yunus. Wirf das nicht weg… lass das zukünftig!“

Der Mann stand auf und half dem Sohn ebenfalls. Er nahm ihn in die Arme und tätschelte vorsichtig den Hinterkopf. Dabei bemerkte er aber, dass Yunus wirklich zitterte.

„Yunus…“, er löste sich vorsichtig von ihm.

„Warum bibberst du denn so? Hab ich dich so sehr erschreckt? Du.. du hast mich auch erschreckt.. du bist doch alles was ich noch habe und du bist einfach nicht nach Hause gekommen. Ich habe mir Sorgen gemacht, Yunus! Du bist doch mein Sohn!“

Yunus sah ihn mit großen Augen an und doch …. irgendwie schaffte er es nicht, dieser Situation zu trauen. Er war wie auf halb Acht…

„Sami hat dich dazu angestiftet zu trinken, oder? Das ist nicht deine Schuld, Junge.. du wusstes es nicht besser. Ich bin nicht mehr böse auf dich. Du bist ja wohlbehalten zu Hause angekommen. Du musst dich aber von solchen Leuten fern halten! Leute die trinken und dich verführen und dazu bewegen sündhafte Dinge zu tun! Bleib auf dem richtigen Pfad, mein Sohn! Ich werde mich bei eurem Trainer über Sami beschweren!“

Er drehte sich um und ging zu seinem Telefon.

„Der wird dann hoffentlich aus eurem Team geworfen! Sowas ist ja nicht tragbar….“

Sein Vater wollte, dass Sami nicht mehr mit ihm zusammen trainierte? Sami war jetzt der Böse?! Der hatte doch nichts schlimmes getan! Und überhaupt, was sollte er tun, wenn Sami nicht mehr da war? Sami war doch gerade der einzige Grund warum er überhaupt noch gern Trainierte! Wenn Sami nicht mehr kommen würde… dann hatte er doch nie mehr die Möglichkeit Zeit mit ihm zu verbringen!

In Yunus Kopf drehte sich alles, er eilte zu seinem Vater und nahm ihm das Telefon weg.

„Lass das! Sami hat nichts falsch gemacht! Er… er …. er ist mein Freund und hat sich gut um mich gekümmert!“

„Yunus, gib mir mein Handy zurück!“

Er krallte sich regelrecht daran fest und schüttelte vehement den Kopf.

„Yunus! Gib mir mein Handy zurück!!!“, er griff danach und riss ebenfalls daran.

„NEIN! DU DARFST SAMI NICHT AUS DEM TEAM WERFEN!!!“

„LASS LOS!!! WAS KÜMMERT DICH DAS SCHON!!! DU HAST DICH UM DEINE ZUKUNFT ZU KÜMMERN! DER SCHADET DIR NUR!“

„NEIN, NEEEEIIN!!!“, Yunus merkte, wie ihm das Telefon langsam aus der Hand zu gleiten drohte. Also biss er seinen Vater, der mit einem spitzen Schrei los liess, dafür seinem Sohn aber nochmals eine gehörige Ohrfeige verpasste.

Diese war so stark, dass Yunus zu Boden fiel, das Handy dabei an die Wand geschleudert wurde und sie gemeinsam auf den Boden krachten.

Der Vater wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Sollte er sich sorgen, dass sein Kind sich verletzt haben könnte, oder sollte er wütend sein, dass sein Handy nun zerstört war?

„Ich kenne dich gar nicht mehr! Du bist wirklich eine Schande…. deine Mutter würde sich im Grad herum drehen, wenn sie wüsste, was hier gerade passiert!“, Er schüttelte den Kopf und wollte von dem Szenario weg treten.

Yunus weinte und war wirklich verletzt. Vor allem aber wegen dieser Aussage! Was hatte er denn schon getan, dass sein Vater so ausrasten musste?!

Keuchend stand er auf.

„Du hast Recht! Du kennst mich nicht““, zischte er.

Er wurde von seinem Vater angesehen.

Yunus sprach weiter. „Du kannst mich gar nicht kennen. Mich… wer ich wirklich bin! ICH WEISS ES JA SELBST NICHT!!! Seit Mama tot ist, habe ich nichts getan als Motocross zu fahren.. Tag ein, Tag aus.. weil ich wusste, dass DICH das glücklich macht! Ich habe NIE getan, was ich wollte! NIE!!! Alles was ich tat, war… deinen Traum weiter zu leben! ABER ICH BIN NICHT DU!“

„SEI JETZT STILL!“

„ICH BIN NICHT DU! ICH BIN ICH!!! Ich will vielleicht mal was trinken… oder mal irgendwas tun, was nichts mit Motocross zu tun hat… ich will mich verlieben… ich will leben… Ich will leben Papa! Ich bin nicht tot… wie Mama!“

Yunus weinte und schluchzte, während er all das sagte. Auch in den Augen des Vaters stiegen die Tränen auf.

„Du … willst dich verlieben?? In Sami oder wen?!“, hörte der sich dann aber nur sagen… warum er genau diesen Punkt aufgegriffen hatte, wusste er selbst nicht.

Yunus ging das durch Mark und Bein und er konnte nur nicken.

Er hörte noch, wie sein Vater mit großen Schritten wieder auf ihn zu kam, wie ihn wieder etwas im Gesicht traf, dann vernahm er noch die gerufenen Worte „Du bist nicht mehr mein Sohn!“ und dann wurde alles schwarz.

***********
Sami freute sich schon auf das gemeinsame Training mit Yunus. Er hatte das Gefühl, dass sie sich in dieser Freundschaft etwas näher gekommen waren, nachdem sie gemeinsam etwas getrunken hatten.

Allerdings tauchte Yunus nicht beim Training auf. Was war wohl los?
Sami überkam ein extrem unwohles Gefühl. Ob es mit dem Vater des anderen zusammen hing?! Vielleicht hatte er riesen Ärger bekommen?!

Er schieb Yunus, als jedoch nach 20 Minuten seine Antwort garnicht erst durch kam, versuchte er ihn anzurufen, doch er bekam nur die Mailbox nach dem ersten Freizeichen. Na toll!
Sami machte sich Sorgen, er wollte nicht fahren, solange er nicht wusste, dass es Yunus gut ging. Er wusste ja nicht, wie extrem streng der Vater war, dennoch machte er sich Gedanken.

Sami suchte die Adresse aus dem Teambuch heraus, fuhr dann in seinen Motocrossklamotten zu der Adresse und klingelte schließlich bei Yunus. Hoffentlich ging es ihm gut und er hatte bloß verschlafen oder sowas!

***********
Yunus Vater hatte Panik bekommen, als sein Sohn sich nicht mehr rührte. Sofort rannte er zu den Nachbarn und bat sie, einen Krankenwagen zu rufen. Sein Handy war ja kaputt und er dachte nicht daran, das seines Sohnes erst mal zu suchen.

Der Krankenwagen kam eine viertel Stunde später und transportierte beide ab.

Man hatte bei Yunus einen MRT durchgeführt, der Vater hatte gemeint, dass sein Sohn gestürzt war, auch wenn man praktisch die komplette Hand noch an der Wange des jungen Fahrers erkennen konnte, glaubte man ihm, oder gab es zumindest vor.

Yunus würde zwei Tag zur Beobachtung bleiben müssen und der Vater ging nach Hause um ein paar Sachen für seinen Sohn zu holen.

Gerade als er dort ankam, sah er Sami.

"Was willst du hier?", erkundigte er sich rau.
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Sami wurde noch nervöser, als niemand die Tür öffnete und plötzlich hörte er eine raue Stimme hinter sich.
Er wand sich um, wahrscheinlich sah er Yunus Vater gerade an.
"Ah! Guten Tag...ich bin Sami. Ich wollte nach Yunus sehen, da er nicht beim Training war. Sein Handy scheint aus zu sein...ist alles in Ordnung mit ihm?" meinte er so höflich er nur konnte.

Der Vater wirkte unglaublich seltsam auf Sami. Er hatte wirklich das Gefühl, dass da etwas ganz und garnicht stimmte. Hoffentlich hatte er Yunus nichts getan!

***********

"Ich weiss wer du bist. Ich kenne das ganze Team in- und auswendig. Alles gut, du kannst wieder gehen! Er schläft nur seinen Rausch aus! Kümmere dich um dein Training, Junge. Das ist doch dein Ziel, oder?", meinte er ruppig.

Am Liebsten hätte er dem Kerl, der seinen Sohn so verdarb, auch eine verpasst. Auch wenn er sich selbst so nicht kannte. Aber das war tatsächlich sein Wunsch.

Er trat an ihm vorbei um aufzuschließen. Er wandte sich nochmal zu ihm.

"Ach ja, halte dich bitte zukünftig von ihm fern, ja? Er hat eine große Karriere vor sich und da sollte nichts dazwischen kommen. Eskapaden brauchen wir nicht. wir sind ein ehrenwerter Haushalt und solche wie dich... brauchen wir nicht. Yunus kennt sich nicht mit sowas aus, und ist darum ein leichtes Ziel. Such dir einen anderen, den du an deine Ufer ziehen kannst..."


***********
Seinen Rausch ausschlafen? Was erzählte der Typ denn da?!
"Yunus war nüchtern, als er Heim gegangen ist." merkte Sami misstrauig an. "Jetzt gerade ist mein Ziel Yunus wohl auf zu sehen." zischte er.
Was ging seine Karriere diesen Kerl an?!

Er wollte noch was sagen, aber da sprach der Typ weiter.
"Bitte was? Was denn für Ufer? Yunus ist ein junger Mann! Er sollte auch ein Leben neben Motocross haben dürfen, DAS wäre ehrenwert! Seinen Sohn wegzusperren und zu zwingen sich nur auf eine Sache zu konzentrieren, nur weil man selbst diese Sache verkackt hat ist unmenschlich! Dieser Junge kennt keinen Spaß, keine richtige Freude und vor allem braucht er dringend ein paar Freunde, die ihm zur Seite stehen und mit ihm etwas unternehmen! Er hat das Recht darauf sein Leben so zu führen, wie er es gerne möchte und nicht das Leben zu leben, was sein Vater für ihn vor sieht!" maulte er den Mann an.
Wow!! Wo kam das denn jetzt alles her? Er hatte allein durch die Art und das Wissen über die Karriere des Mannes alles so kombiniert, dass das dabei herauskam und nun quoll es einfach so aus seinem Mund. Es war respektlos, das wusste er...aber wahrscheinlich war es auch die Wahrheit.

***********
"Du hast keine Ahnung wovon du sprichst! Verlasse jetzt mein Grundstück oder ich werde dafür sorgen, dass du nicht nur abgeführt sondern auch aus dem Team geworfen wirst, und glaube mir Freundchen, dazu bin ich befugt!"

Er knallte die Haustür vor ihm zu und maulte noch vor sich her, wie unverschämt dieser Typ war und dass er auf keinen Fall seinen Sohn, mit solchen Leuten Freundschaften schließen lassen würde. Zur Not, würde er ihn in ein anderes Motocross-Team stecken!


**
Yunus wurde im Krankenhaus wach. Er war allein im Zimmer. Er blickte sich ein bisschen orientierungslos um und suchte dann nach seinem Handy. Er fand es zwar, aber der Akku war leer. Verzweifelt fing er an zu zu weinen.

Was war nur passiert. Er stand dann auf und wurde von einem Pfleger, der gerade nach ihm sehen wollte, wieder gebeten, sich hinzulegen, da er eine leichte Gehirnerschütterung hatte.

Er flehte den Pfleger an, ihm sein Handy zu leihen und dann schrieb er schnell

"Hallo Sami. Ich bin im Krankenhaus XY. Mein Handyakku ist leer. Es tut mir leid, dass ich nicht zu training kommen konnte. Bitte, kannst du vorbei kommen? Ich bin total allein hier? Es tut mir leid. Yunus."

Er bedankte sich beim Pfleger und legte sich dann wie vereinbart hin.

Er wusste, dass sein Vater heute eigentlich ein bestimmtes Programm hatte und hoffte, dass er dem auch nach ging. Aber eines war sicher, er wollte diesen Mann nie wieder sehen! Nie wieder wollte er einen Fuss in die Wohnung setzen!

Sami zog die Augenbrauen zusammen, sah den Mann feindseelig an.
"Das sehen wir dann noch." zischte er, als die Tür zu war, ehe er sich abwand. Er nahm sein Handy, wollte Yunus nochmal versuchen anzurufen, aber da kam eine Nachricht von einer fremden Nummer.

"Was...?" murmelte er, entfernte sich dabei von der Haustür und las die SMS.

Sami schrak auf. Yunus war im Krankenhaus?! Wegen seinem Vater vielleicht?!
Sofort schrieb er zurück. "Bin gleich da, halte durch!"

Er rannte los, stieg in sein Auto und fuhr schnellst möglich zum Krankenhaus. Dort angekommen rannte er an die Rezeption, fragte dort nach seinem Freund und rannte anschließend zum Zimmer. Auf dem Weg dorthin ermahnte man ihn auch noch, dass er hier nicht rennen durfte, also ging er nur schnellen Schrittes weiter.
Am Zimmer angekommen klopfte Sami und kam dann vorsichtig aber doch aufgewühlt herein.
"Hey..."
Er kam langsam aufs Bett zu, blickte Yunus an.
"Was ist denn passiert?" fragte er sanft.

Als angeklopft war, richtete sich Yunus vorsichtig auf, er blickte zur Tür und da wurde sie auch schon geöffnet.

Sofort stiegen ihm die Tränen in die Augen, als er Sami erblickte.

"Sami!", keuchte er und versuchte nicht zu schluchzen.

Er kaute auf seiner Lippen herum und war einfach nur froh, dass dieser nette Mensch hier war.

"Papa... er war sehr böse auf mich...!", gluckste er und sah Sami hilfesuchend und fast schon flehend an. Er wollte einfach nicht allein sein.

Sami fuhr zusammen. Es war also wirklich der Vater seines Freundes gewesen!! Sami spürte, wie Wut in ihm aufkochte und am Liebsten wäre er sofort zurück zu diesem verdammten Wichser gefahren und hätte ihm die Fresse eingeschlagen!!

"Hey..."
Er zog ihn sanft in seine Arme, drückte ihn an sich und setzte sich dabei auf die Bettkante.

"Alles wird gut, hörst du? Ich helfe dir, ich lass dich nicht allein." sprach er ruhig auf ihn ein, obwohl er selbst zitterte.
Er wusste nicht, ob das die Sorge, die Wut oder sonst irgendwas war, was ihn zum Zittern brachte, aber er konnte die Situation nicht fassen.

Ganz vorsichtig strich er ihm durchs Haar, kaum berührte er dabei den Kopf des anderen.
"Möchtest du mir erzählen, was genau passiert ist?"

Yunus drückte sich regelrecht in die Umarmung. Das tat so unendlich gut. Nicht nur, weil er nun nicht allein war, sondern weil es wirklich Sami war, der sich hier um ihn sorgte. Der Mensch, der ihm wirklich am wichtigsten war. Er fühlte sich gleich viel geborgener und weniger ängstlich. Trotzdem. Die Frage, ob er ihm erzählen wollte, was passiert war, ließ ihn stocken.

Nur Widerwillen löste er sich und blickte auf den Boden.

"Ich weiss nicht mehr so genau, was passiert ist. Es ging alles so schnell. Papa will mich aber nicht so akzeptieren. Er will nicht tolerieren, dass man trinkt, Spass hat, oder liebt.. LEBT! Er will, dass ich das tue, was er will. Aber.. aber ich glaube... ich kann das nicht mehr.", Yunus fing nun doch an zu weinen. Unaufhaltsam flossen die Tränen aus seinen Augen.

Er konnte doch aber auch Sami nicht sagen, dass es für seinen Vater inakzeptabel war, dass er Gefallen an einem Mann gefunden hatte.

"Er meinte, ich bin eine Schande und auch mein verstorbene Mutter wäre enttäuscht, wenn sie wüsste, wie ich mich entwickelt habe!", plapperte er weiter. Es hatte so weh getan! Alles, was sein Vater gesagt hatte! Auch die Tatsache, dass er ihn geschlagen hatte, hatte Yunus nicht verkraftet.

"Ich will nicht mehr nach Hause!"

Sami lauschte den Worten und er spürte, wie sich sein Herz immer mehr zusammen zog, Das klang grauenvoll, obwohl er nicht sicher war, was passiert war. Er wollte, dass sein Freund leben durfte, er sah das genauso! Er brauchte ein Leben neben Motocross, ganz dringend!

"Hey..."
Sami suchte in seinen Taschen nach einem Taschentuch, aber er hatte keins. Yunus so weinen z sehen war schrecklich! Er hatte ihn doch immer als Vorbild gesehen und nun sah er ihn schwach und verletzlicher dennje.

"Yunus..."
Er nahm sanft das Gesicht des anderen in die Hände, blickte ihn an.
"Sieh mich an, ja? Du musst nicht zurück zu ihm... und du bist auch keine Schande, nur weil du dein Leben ein wenig genießen willst. Deine Mutter würde sicher wollen, dass du glücklich bist und ich bin mir sehr sicher, dass keine Mutter mit einer solchen Situation einverstanden wäre."

Er strich ihm mit den Daumen die Tränen weg, lächelte ihn besorgt an.
"Ich hab immer Platz für dich, okay? Du kannst mit zu mir, da bist du sicher vor deinem Vater und da kannst du dich erstmal ausruhen, wenn du hier raus bist."

Sami fixierte ihn mit den Augen, kam dann näher und hauchte ihm einen Kuss auf die Haare.
"Ich bin für dich da, ich beschütze dich, versprochen."