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"Tobi, ich kann das nicht....wirklich...ich bin nicht bereit dazu und wahrscheinlich werde ich es niemals werden..." sprach Lesley mit dünner Stimme. In seinen Augen standen Tränen und er biss sich nach diesen Worten auf die Lippe. Er hatte große Angst davor Tobias zu verlieren, aber er fühlte sich nicht in der Lage jemals diesen Schritt zu gehen.
"Ich wäre ein schrecklicher Vater...ich kann mit Kindern nicht umgehen und ich kann sie nicht leiden...wie soll das funktionieren?"
Seine braunen, feuchten Augen sahen Tobias gequält an. "Bitte...versteh mich doch...das entscheidet man nicht einfach so, das beeinflusst das gesamte Leben...unser gemeinsames Leben!"
Sachte drückte er die Hand, die er vorsichtig in seine beiden genommen hatte. Allein die Tatsache, dass sie beide Männer waren würde eine Adoption sicher erschweren, oder? Vielleicht würden sie garkein Kind bekommen dürfen! Wer wusste das schon? Lesley wollte jedenfalls keines, er konnte es sich nicht im Geringsten vorstellen einem kleinen Menschen den Hintern abzuwischen und ihn zu füttern, wonach es ihn dann wohl auch noch ansabberte und vollkotzte...

Tobias sah ihn sanft an.
„Du wächst in die Rolle, wenn wir erst mal ein Kind haben! Das hat auch Steffi gesagt! Du weisst, dass sie auch nicht so schnell Nachwuchs haben wollte und jetzt kann sie sich ein Leben ohne ihre Söhne nicht mehr vorstellen! Du weisst ja, wie süss meine Neffen sind, hmm?“
Er war davon überzeugt, dass man in eine Vaterschaft auch einfach hineinwachsen konnte. Sie waren nun schon so lange ein Paar und alles was noch fehlte, um ihr Miteinander perfekt zu machen, war ein Kind! Das glaubte Tobias fest. Ausserdem liebte er Kinder!

"Steffi wollte NOCH keine Kinder...das ist ein großer Unterschied...ich will garkeine...."seufzte er. "Mit deinen Neffen komme ich auch nicht zurecht..."
Er wischte sich ein paar Tränen weg.
"Tobi...das...das ist kein Thema wo man jemanden einfach mal so überreden kann... das kannst du nicht auf die leichte Schulter nehmen. Ich würde damit wirklich nicht glücklich werden, dazu hätten wir auch sonst keine Zeit mehr für einander...."
Lesley wollte das wirklich nicht! Er konnte sich das einfach nicht vorstellen und er war sich sicher, dass ein Kind die beiden auseinandertreiben würde. Tobi wäre glücklicher...aber er? Er wär überfordert und sicher kein Bisschen glücklich. Es würde an ihren Kräften zehren, ihre Beziehung irgendwann zerstören!
"Auf keinen Fall... ich würde dir jeden Wunsch erfüllen, nur diesen kann ich dir nicht erfüllen...ein Kind ist zu viel..."

"Ach Lesley... du machst dir zu viele Gedanken! Ein Kind ist doch ein Selbstläufer! Den Hamster wolltest du auch erst nicht. Die Stinken, die Fressen zu viel, die sind nachtaktiv.... und dann hast du am Meisten geheult, als Fritzi tot war!"
Er lächelte ihn an und rieb ihm die Schulter.
"Na gut, komm... gehen wir erstmal einkaufen. Wir brauchen noch die Weihnachtsgeschenke für Steffi und Martin! Vielleicht sehen wir ja was.... Mir fällt nämlich immer noch nichts ein!"
Tobi wollte ihn jetzt nicht weiter damit belagern. Seiner Meinung nach, stellte sich Lesley mal wieder auf stur. Er würde ihn schon noch zu seinem Glück bringen.

Selbstläufer?! Hatte Tobi ein Kind gerade wirklich als einen Selbstläufer betitelt? Wenn etwas nicht allein lief, dann war das ja wohl ein verdammtes Baby! Tobi nahm das viel zu sehr auf die leichte Schulter, das konnte doch nicht sein Ernst sein!
"Fritzi war unglaublich süß, brauchte keine Windeln, war flauschig und leise... ein Kind ist ganz anders! Das kann man doch garnicht vergleichen! Ein Hamster sitzt in seinem Köfig und braucht mal ne Säuberung, etwas Wasser und Futter... ein Kind bringt viel mehr Verantwortung mit sich und vor allem muss man das erziehen. Ein Hamster wird vielleicht 2 Jahre alt, auf ein Kind muss man sein Leben lang aufpassen!"
Er konnte nicht fassen, dass Tobias ein Kind mit Fritzi vergleichen wollte. Das waren doch zwei völlig verschiedene Dinge.
"Ja....gehen wir einkaufen...tolle Idee..." murmelte Lesley, stand dann kopfschüttelnd auf und verschwand erstmal im Bad, um sein Gesicht zu waschen und sich so wieder runter zu kühlen. Er war so unglaublich wütend. Wie konnte Tobi nur so einfach darüber denken?
Bald ging es dann doch in die völlig überfüllte Einkaufspassage. "Wieso haben wir die Geschenke nicht schon vor 5 Monaten besorgt..." murmelte Lesley. Er hasste überfüllte Läden und Menschenmassen. "Was ist denn damit?" er deutete auf ein schönes Armband. "Würde Steffi das nicht gefallen?"

Die ganze Zeit über hatte Tobias seinen Partner angesehen, als wolle er ihm sagen, dass er sich doch nicht so aufregen solle. Der ging dann aber bald schon ins Bad und Tobi schnaufte. Er begab sich dann ins Schlafzimmer und zog sich noch einen wärmeren Pullover an und wartete dann auf Lesley.
In der Einkaufspassage, waren seine Augen wieder aufgeleuchtet. Überall sah es so festlich aus. Weihnachtsbäume hier, Christbaumkugeln da. Lametta, Zuckerstangen... der Duft von Lebkuchen und Glühwein. Es war einfach die schönste Zeit im Jahr. Jedenfalls für ihn. Er fand das toll. Zugegeben, die Läden waren ihm auch ein bisschen zu überladen, aber wenn man nicht all zu sehr darauf achtete, ging es.
"Oh, das Armband ist super! Ach ne.. geht nicht... Kevin rupft ihr das bestimmt vom Arm! Er ist ja schon ein kleiner Wilder!", er kicherte regelrecht, fand er es doch geradezu entzückend.
"Ah, sieh mal, da bei WMF hat es Weihnachts-Specials! Vielleicht finden wir da vielleicht was für den Herrn Grillmeister!", er verwies auf seinen Schwager, der zwar total tollpatschig und ungeschickt war, aber unglaublich gerne grillte.
Das Einkaufen zog sich wie Kaugummi. So lange, bis Tobias auch keine Lust mehr hatte.
"Komm, ich lad dich noch zu Starbucks ein und dann hauen wir ab, oder?"

Lesley verzog das Gesicht. Man konnte also nichtmal mehr Schmuck kaufen, wenn jemand ein Kind hatte, weil das Kind ihn kaputt machte? Na das waren doch tolle Aussichten!
"Mh...gut, dann halt nicht, schauen wir weiter..." gab er beinahe schon genervt von sich. Wieso nur fand Tobi den Gedanken auch noch so zum kichern? Lesley hasste es, dass Kinder alles und jeden so einschränkten. Waren sie in der Nähe durfte man nicht fluchen, über Sex reden und anscheinend auch keinen Schmuck tragen. Das war doch alles total nervig!
"Ja...Grillzeug passt immer!"
Sie vetraten den Laden und zum Glück fanden sie ein paar schöne Stücke.
"Klingt gut, ja...sofern Starbucks nicht wieder eine Schlange hat, die zur Tür raus führt..."
Sie steurten das Café also an und zum Glück war es nicht so heftig überfüllt wie befürchtet.
"Wenigstens haben wir jetzt soweit alle Geschenke, oder?"

Tobi freute sich, dass sie tatsächlich nicht ewig anstehen mussten.
"Nehmen wir's mit, oder setzen wir uns? Da hinten ist sogar noch ein Plätzchen frei, oder?"
Er studierte die Getränke und nickte. "Ja, wir dürften jetzt alles haben... Oh, sieh mal! Die haben einen Spekulatius-Latte! Den muss ich probieren! Was willst du?"
Sie nahmen die Getränke mit und machten sich auf den Heimweg. Dort angekommen verstaute Tobias erst mal die Geschenke und verschwand dann für eine Weile im Schlafzimmer. Als er wieder kam, hatte er ein Spitzendessous an.
"Naaaa? Wie gefällt dir das?", grinste er und drehte sich, damit Lesley ihn begutachten konnte. Er kam angetigert und wackelte keck mit dem Po. Dann grinste er wieder.

"Ja, wir können hoffen, dass wir den Platz noch bekommen!" lächelte er.
"Ich probier den auch mal....aber in klein." stimmte er dem Getränk zu.
Wie erwartet setzten sich aber vor ihnen schon welche auf den freien Platz, also wurden die Kaffees mitgenommen.
Im Wohnzimmer sitzend dachte Lesley über die Situation nach, in der er sich gerade befand. Er wollte seinem Liebsten wirklich alle Wünsche erfüllen und er wollte ihn zum glücklichsten Menschen machen, den es auf Erden gab...aber...das konnte er nicht. Er konnte ihm diesen Wunsch nicht erfüllen, er wusste die Beziehung würde dadurch auseinander brechen. Er würde es nicht schaffen ein Kind groß zu ziehen und das wollte er auch nicht. Lesley war nicht der Typ für Kinder.
Diese Gedanken fraßen ihn regelrecht auf. Wollte er sein gesamtes Leben in die Tonne schmeissen, unglücklich, gestresst und überfordert sein, um seinem Schatz den größten Traum zu erfüllen? Er würde für Tobi sterben, aber konnte er die Verantwortung über ein Kind auf sich nehmen?
Lesley wurde aus den Gedanken gerissen. Shit. Das war der völlig falsche Moment für Dessous und die Kinder-sache kreiste auch immernoch zu sehr in seinem Kopf herum. Normalerweise würde er wohl sofort einen Ständer kriegen, doch verhinderten seine Sorgen und wirren Gedanken das wohl.
"Mhh...das steht dir ausgezeichnet!" schnurrte Lesley dennoch, gab ihm einen Klapps auf den Po und küsste seinen schönen Freund dann auch. Verdammt. Er sollte schnell diese abturnenden Gedanken los werden und Tobi nicht enttäuschen!

Tobi merkte aber schnell, dass Lesley nicht so drauf ansprang, wie sonst.
Er legte seine Arme um seine auf seine Schultern und sah ihn an.
"Schatzi... was ist los? Hab ich dich zu sehr durchs Einkaufszentrum gejagt? Tut mir leid..."
Sachte knetete er ihm die Schultern und gab ihm einen sanften Kuss.
"Dann zieh ich das einfach später nochmal an und wir hocken uns ein bisschen vor den Fernseher? Du kannst es dir ja schon mal gemütlich machen und ich hau uns Kartoffeln in den Ofen. Quark haben wir ja noch da... dann essen wir das vor der Glotze, was hältst du davon?"
Er sah ihn liebevoll an und streichele seine Wange. Rasch zog er sich nochmal um und ging in der Küche ans Werk.

Lesley konnte seinem Liebsten nichts mehr vor machen, natürlich bemerkte er es.
"Vielleicht bin ich wirklich einfach nur erschöpft...Tut mir leid." lächelte er sachte, strich ihm durchs Haar.
"Klingt nach einem tollen Plan... lass mich dir beim Kochen helfen, hm?"
Er wartete, bis sein Liebster umgezogen war und half ihm dann auch wirklich beim Kochen, naja eigentlich spülte er bloß, was nicht viel mit Kochen zu tun hatte, aber immerhin war er nicht völlig nutzlos im Wohnzimmer geblieben.
Er wusste nicht, was er groß sagen sollte, es tat ihm auch unglaublich leid, dass er nicht so auf das schöne Dessous angesprungen war, aber diese Kindersache ging ihm auch nicht aus dem Kopf, das hatte Tobi auch ein Stück weit mit zu verantworten.

Tobi hatte sich keine weitern Gedanken gemacht. Lesley hatte ja zu gestimmt und kam mit in die Küche.
Er bereitete die Kartoffeln vor, packte sie, nachdem er sie gewaschen hatte, in Alufolie und wartete bis der Ofen vorgeheizt war. Währenddessen zerkleinerte er Schnittlauch und Frühlingszwiebeln, die er mit dem Quark und etwas Salz vermengte. Dann schob er die Alumonster in den Ofen und trocknete das von Lesley gespülte Geschirr ab.
„Ich bin froh, dass wir jetzt alle Geschenke beisammen haben!“, merkte er an.
„Komm, hocken wir uns vor die Glotze, bis die Kartoffeln soweit sind!“
Er nahm die nasse Hand seines Schatzes, trocknete sie ab und zog ihn mit sich aufs Sofa. Dort kuschelte er sich direkt an ihn ran und überreichte ihm die Fernbedienung.
Etwas später hatten sie dann auch die gebackenen Kartoffeln bei sich und aßen, während sie sich eine Serie ansahen.
Es war tatsächlich noch ein sehr entspannter Abend und Tobi unterließ sogar das Thema Kinder. Aber auch nur, weil er gerade nicht großartig daran dachte.

"Ja, ich bin auch froh." stimmte Lesley zu. Er war sowas von froh! Dieses Shoppen in Menschenmassen war grauenvoll. Das war wirklich das schlimmste an der Weihnachtszeit. Alle hetzten sich unnötig ab, beeilten sich noch die letzten Besorgungen zu machen, machten sich den größten Stress, nur um am Ende einfach einen Tag lang ein Fest zu haben, an dem sie sich mit dem Essen und Vorbereiten auch noch abquälten, um wenige Stunden dann entspannen zu können...total dämlich.
Lächelnd bedankte er sich dafür, dass sein Liebster ihm die Hände abtrocknete.
Der Abend verlief schön und tatsächlich schaffte Lesley es auch später im Bett noch seinen Geliebten in den schönen Dessous zu befriedigen. Das Thema, was ihn zuvor so belastet hatte, war endlich wieder weiter in den Hintergrund gerückt und er hatte sich etwas fallen lassen können. So war es wirklich viel schöner...keine Sorgen, keine Panik und vor allem keine Verlustängste.
Dennoch träumte er diese Nacht davon. Tobi verließ ihn für einen Mann, der bereits Kinder hatte, um sich endlich den Wunsch nach einer größeren Familie zu erfüllen. Er ließ Lesley einfach mit einem gebrochenen Herzen stehen und lebte seinen Traum. Der Träumende war am Boden zerstört, er saß einfach da, um ihn wurde alles dunkel und Tobi verschwand langsam mit seinem neuen Mann und den Kindern in der Ferne, bis das Licht, was ihn umgab schließlich auch verschwand.
Lesley wurde ruckartig wach, setzte sich auf und wischte sich über das Gesicht. Moment....sein Gesicht war feucht...! Hatte er etwa geweint? Im Schlaf? Der junge Mann verzog das Gesicht, wischte sich missmutig die Tränen von den Wangen und legte sich wieder hin. Einschlafen würde jetzt sicher schwer werden...

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