Sami lachte. Yunus hatte echt gut einen sitzen, vielleicht war es besser, wenn er heute garnicht Heim gehen würde? Vielleicht konnte er sich eine Ausrede überlegen, wieso Yunus bei ihm schlief? Training früh am Morgen? In seiner Nähe?Ob Yunus Vater ihnen das abkaufen würde?

"Komm mit."

Er zog ihn in eine andere Richtung mit sich, sie liefen einig Zeit, bis sie sich schließlich am Meer wiederfanden. Er liebte es so nahe am Strand zu wohnen!
"Setzen wir uns hier irgendwo hin, hm?"
Ein Abstecher zum Kiosk um was kaltes zu trinken und eine kleinigkeit zu Essen zu holen war natürlich nicht ausgelassen worden.

Sami suchte ihnen ein schönes Plätzchen, wo man einen schönen Blick aufs Meer hatte und ließ sich dort mit Yunus nieder. "Ich bin viel zu selten am Meer...dabei leben wir so nahe am Wasser!"

Yunus hatte sich nicht überreden lassen müssen. Zu gern liess er sich führen und nahm nach einer Weile, mit einer Soda in der einen und einem belegten Fladenbrot in der anderen Hand im Sand Platz.

Fast stumm starrte er auf das Wasser und biss von seinem Snack ab.

„So schön...“, murmelte er mit vollem Mund.

Es war wirklich ein ganz besonders schöner Moment! Der Mond spiegelte sich regelrecht auf dem Meer und Yunus wollte am Liebsten nie mehr hier fort!

Sami mampfte fröhlich vor sich hin, sah Yunus dann an und lächelte.
"Wir sollten dich wirklich mal mehr außerhalb vom Sport zusammen machen, denkst du nicht? Es ist doch ein richtig cooler Abend!"

Für ihn war das hier genau das, was er sich von einer Freundschaft versprach. Gemeinsames Ausgehen und sich einfach mal fallen lassen können, ohne lästige Mädchen, Fans oder Kollegen.

Er blickte in den Himmel rauf, besah sich die funkelnden Sterne, den Mond und dann ihr Spiegelbild im Wasser. Es war, als wäre der Himmel unendlich und nur das Stück Strand an dem sie saßen würde existieren. Es waren kaum anderen Menschen um diese Zeit noch am Meer, somit sah er weit und breit niemanden außer Yunus.

"Es tut so gut sich mal fallen zu lassen!" schwärmte er, ließ sich dann nach hinten in den Sand fallen und sah so weiter in den Himmel.
"Bist du oft am Strand?"

Er sah Sami an. Wie er ass und sprach, wie er in den Himmel blickte. Als er sich hin legte, tat es Yunus ihm gleich. Er hatte sein Brot noch nicht aufgegessen uns hielt es einfach fest und sah dann in den Nachthimmel.

„Mh mh.. ich bin nie am Meer!“, merkte er an.

So angetrunken wie er auch war, bemerkte er doch eines.

„Ich bin nur zu Hause oder mache was, was mit Motocross zu tun hat....“, etwas geschockt über diese Erkenntnis sah er Sami an.

„Ich lebe ein komisches Leben.... oder?“

Sami lauschte den Worten, sah ihn dann eher mitleidig an.
"Kein komisches...nur ein sehr eingeschränktes... du solltest öfter versuchen deinen Horizont zu erweitern, mehr erleben und auch Spaß an anderen Dingen als nur an Motocross finden."
Er lächelte.

"Stell dir mal vor, du brichst dir zB etwas und kannst dadurch eine Weile lang nicht mehr fahren...was machst du dann? Verschanzt du dich in deinem Zimmer und schaust dir Motocross an? Ließt Zeitungen darüber und denkst drüber nach auf welcher Strecke du nach der Heilung mal fahren willst?"
Er drehte sich zu ihm, tippte ihm gegen die Stirn.

"Lass da ruhig auch mal was anderes als Motocross rein, denn nur weil da andere Dinge einen Platz finden, heisst das nicht, dass deine Leidenschaft hier kleiner wird." Nun tippte er ihm auf die Brust, da wo in etwa das Herz sitzen sollte.
"Motocross ist toll und ich spreche ja auch aus Leidenschaft! Aber ich könnte mich niemals nur auf eine Sache beschränken. Du hast doch heute gesehen, wie viel mehr die Welt zu bieten hat, hm? Und das war noch lange nicht alles! Ich kann dir noch so viel mehr zeigen, wenn du magst!"

Sami hatte den Nagel auf den Kopf getroffen! Hätte Yunus sich verletzt, hätte er tatsächlich genau das getan! Zeitschriften über Motocross gelesen, Motocross im Fernsehen verfolgt oder sich YouTube-Videos dazu angesehen… eben all das.

Ungläubig hatte er nur zu diesen Aussagen genickt.

Trotzdem wurde es unglaublich warm in seiner Brust, als Sami nicht nur meinte, dass er andere Dinge erleben solle, ihn dabei berührte und ihm dann auch noch anbot, das mit ihm gemeinsam zu tun.

Leise nickte er wieder.

„Das wäre schön….“, er lächelte ihn verträumt an.

Gerade im Moment schien Sami nicht nur ein toller Mensch zu sein, sonder ein Engel, der ihm erschienen war, um ihm den Weg zu weisen.

Motocross war sein Leben, aber vielleicht gab es wirklich noch mehr da draußen.

Sami konnte sich denken, dass er mit seiner Vermutung ziemlich richtig gelegen hatte. Das war so offensichtlich gewesen!

Er lächelte, zog seine Hand zurück und rollte zurück auf seinen Rücken.
"Wenn du mal Lust hast, was zu erleben, dann frag mich einfach! Ich nehm mir die Zeit für dich und außerdem bin ich selbst sehr gerne unterwegs und erkunde die Welt."

Einen Moment lang schloss er die Augen, genoss die frische Meeresluft und setzte sich dann aber doch wieder auf, nur um sich mit dem Kopf zu Yunus zu drehen und diesen dann auf dessen Bauch zu betten. "Viel bequemer!" merkte er zufrieden an.
Der Alkohol war an ihm auch nicht ganz vorbei gegangen und er hatte nunmal einfach gerne Körperkontakt zu Menschen, die er gern hatte. Das war doch sicher okay, oder?

„Cool… danke…“, hatte Yunus noch gesagt, da landete der Kopf des anderen aber auch schon auf seinem Bauch.

Alles in ihm zog sich zusammen. Kurz hielt er die Luft an. War das in Ordnung?! Sami konnte doch nicht einfach.. warum tat der das….?

„Sami…“

Er legte das Brot nun doch im Sand ab, hatte er es doch die ganze Zeit in der Hand über seiner Brust gehalten.

Yunus schlug das Herz bis in den Kopf. Das war unglaublich aufregend! So aufregend, dass gerade auch sein Magen zu rumoren begann.

Er merkte schon, wie sich Flüssigkeit in seinem Mund sammelte.

Ruckartig stand er auf, rannte ein paar Schritte und übergab sich dann.

Verdammter Raki!

"Ist mein Kopf zu schwer?" fragte Sami unsicher, als er seinen Namen hörte.
Es dauerte aber nicht lange, da fiel er plötzlich mit dem Kopf wieder in den Sand und konnte Yunus im ersten Moment nur nach sehen.
Sofort sprang er auf, lief zu ihm und strich ihm über den Rücken.
"Hey...alles klar? Sorry, mein Kopf war wohl wirklich zu schwer....hier.."
Er hielt dem anderen Sprudelwasser und Servietten hin, die er noch vom belegten Fladenbrot hatte.

"Vielleicht sollten wir lieber erstmal bei Bier oder sowas bleiben, wenn wir mal Alkohol trinken."
Er musterte ihn. "Ich glaub du pennst heute Nacht lieber bei mir, hm? Dein Dad sollte dich so vielleicht nicht sehen."

Yunus konnte überhaupt nichts sagen. Er war total von der Rolle. Er war irgendwie glücklich über Samis Nähe, verwirrt weil sein Leben so seltsam war und ihm war schwindlig. Ob das vom Alkohol kam?

Dankend nahm er das Wasser und die Serviette an.

„Ist… schon besser… Bleiben wir noch ein bisschen hier… bitte!“

Sie bleiben noch eine Weile am Strand, brachen dann aber auch tatsächlich zu Sami auf.

Yunus hatte auf dem Weg auf sein Handy geblickt und gesehen, dass er schon vier verpasste Anrufe von seinem Vater hatte.

Er bat Sami eine Nachricht zu schreiben, dass es ihm gut ginge und er morgen nach dem Training wieder zu Hause sein würde.

Sami war erleichtert, als Yunus endlich etwas sagte.
"Okay, dann bleiben wir noch etwas." stimmte er zu.

Dennoch ging es bald zu ihm und er überlegte, wie die Schlafmöglichkeiten waren. Einer könnte im Bett und der andere auf dem Sofa schlafen, das würde schon passen. Aber war es seltsam Yunus das Bett anzubieten? Oder war es das, was man für einen Gast tun sollte? Aber Yunus wollte doch sicher nicht von seinem Körpergeruch umgeben sein, wenn er schlief! Oh man! Er würde einfach das Bett frisch beziehen, dann wäre alles okay, richtig?

"Oh..."
Sami nickte, blieb dann kurz stehen um die Nachricht zu schreiben und erklärte, dass Yunus bei Sami bleiben würde, da das Training super früh starten würde und es einfacher zu erreichen war von dort aus. Hoffentlich glaubte man ihm.

Bei Sami angekommen merkte er auch langsam, dass er echt müde wurde.
"Ich bezieh dir das Bett eben frisch, dann können wir schlafen gehen...willst du noch duschen oderso? Ich hab leider keine Reservezahnbürste..:"

Yunus hatte nicht geprüft, was Sami geschrieben hatte. Auf der einen Seite vertraute er ihm, auf der anderen dachte er nicht großartig darüber nach.

„Oh, gemütlich. Nein, ich dusche morgen früh.. gut? Danke!“

Er schmiss sich direkt auf das Bett. Ob er selber müffelte oder nicht wusste er nicht, war es ihm auch gerade völlig egal. Er war total erschlagen und wollte gerade nur eins: schlafen!

Dass das Bett nicht bezogen war, störte ihn ebenso wenig, wie der Duft, der sich darin befand. Es hatte keine 10 Minuten gedauert, da war er auch schon eingeschlafen.

Erst in der Nacht hatte er sich im Halbschlaf ausgezogen, da ihm schrecklich warm war. Das hatte er an Sommernächten zu Hause auch immer getan. Er dachte nicht darüber nach, dass das hier werde sein Bett noch sein zu Hause war. Ihm war nur warm und da störte nunmal jedes Kleidungsstück.

Sami sah ihn verwundert an. "Ich wollte das doch noch beziehen.." entwisch es ihm leise, als Yunus sich schon auf das Bett schmiss.
Naja, er selbst war auch schon echt müde, da war er ziemlich froh, wenn er nicht noch ein Bett frisch beziehen musste.
Nagut.

"Gute Nacht!" meinte er noch, ging schließlich duschen und anschließend in frischen Shorts auf dem Sofa schlafen.
Den ganzen Sand vom Strand wollte er nicht auf der Couch, auch wenn er den wohl mindestens im Bett haben würde.

Die Nacht war viel zu kurz, dennoch fühlte sich Sami recht fit, weshalb er gleich mal Frühstück machte. Um Yunus nicht zu wecken zog er sich auch nichts über, immerhin würde er dafür ins Schlafzimmer müssen. So bereitete er ein paar Kleinigkeiten zum Frühstück vor und setzte auch Kaffee auf. Für Yunus legte er auf einen Teller noch eine Schmerztablette.

Yunus wurde wach. Kurz nur, sah er sich verwundert um, griff sich dann an den Kopf.

„Ah…“

Er zog seine Shorts wieder an und tapste dann aus dem Schlafzimmer, folgte dem Geruch des Frühstücks.

„Gu—Guten Morgen…“

Er stand am Türrahmen, so als ob er nich wusste, ob er eintreten durfte oder nicht.

Sami kochte! Das war echt nett!

"Oh, Guten Morgen! Gutes Timing."
Er deutete auf Yunus Platz. "Setz dich, Frühstück ist quasi fertig. Wie fühlst du dich?"

Natürlich hatte Sami extra schön fettige Speisen zubereitet, das half am Besten gegen einen möglichen Kater. So würde das sicher gut klappen.

"Ich hoffe der Alk hat dir nicht noch mehr auf den Magen geschlagen."
sagte er, stellte dabei das letzte Teil auf den Tisch.