„Danke!“, schluchzte er über die Kondolenz.

„Er war so ein lieber, süsser kleiner Engel…“

Er hörte die frage über den Mord und sah Adrien entsetzt und verständnislos an.

„Waaaas? Nein… ich hoffe doch nicht….. oder?“

Er sah ihm nach und nahm dann die Taschentücher dankend an. Er sah ihm zu, wie er das neue Getränk anrührte und nahm es dann kleinlaut dankend an.

Sofort trank er es.

„Mhhh!“, lächelte er mit seinem verheulten Gesicht.

Also, wenn ihm irgendwer zugesehen hatte, würde man ihn sicherlich für Bipolar halten, oder vielleicht sogar Schizophren. Vom Heulen ins Lachen und wieder zurück. Mit dem konnte doch was nicht stimmen, oder?

„Ich muss Pipi!“, meinte er plötzlich.

Er stand ruckartig auf, rutschte auf etwas verschütteter Flüssigkeit aus, fing sich aber gerade noch am Tresen und torkelte dann Richtung Toilette. „Alles Gut!“, hatte er noch auf dem Weg gesagt. Schließlich bemerkte er ja die besorgten oder vielmehr erschrockenen Gesichtsausdrücke.

Bobby hatte keine Ahnung, wie er es bis zur Toilette geschafft hatte, aber er fand sich tatsächlich am Pissoir und erledigte - wenn auch schwankend - sein Geschäft.

Er torkelte noch zum Waschbecken, wusch sich die Hände und ging dann wieder an die Bar zurück.

Er platzierte sich auf seinem Barhocker und lächelte Adrien an.

Er winkte ihn näher zu sich.

„Du bist echt nett!“, grinste er.

"Eh? Ich weiß nicht! D-deswegen frag ich ja...das klang so!" gestand er, winkte dann aber ab.
"Ich bin froh, dass meine Drinks dich ein wenig zum lächeln bringen." merkte er an.
Natürlich war das komisch, wie er lachte und weinte und lächelte, so verheult wie er war. Aber es war nicht das erste Mal, dass Adrien sowas sah. Manche Leute wussten nicht, wie sie mit Kummer umgehen sollten und bei solchen Situationen kam so ein Verhalten öfter mal vor.

"Ohje! Sei vorsichtig!"entwisch es ihm vor Schreck, als Bobby ausrutschte. Ob er ihn besser begleiten und stützen sollte? Nein, der bekam das schon hin und wenn nicht...nun...dann würde ihm sicher einer der anderen hier auch noch helfen können, der das bemerkte.

Bobby kam tatsächlich wohl auf zurück, was den Barkeeper erleichtert aufatmen ließ.
"Mh?"
Langsam beugte er sich vor, um näher an den anderen zu kommen. "Hmm ich glaub das liegt in meiner Natur... du bist sehr... wie soll ich sagen...? Witzig? Eigen?" lachte der blonde.
"Du solltest öfter herkommen! Vielleicht erleb ich dich ja mal an einem richtig guten Tag."

Argwöhnisch sah er ihn an.

„Ich soll öfter herkommen? Was ist das? Neukunden-Gewinnung? Ich mach das täglich, du schwatzt mir nichts auf!“

Bobby fuchtelte mit seinem erhobenen Zeigefinger umher.

„Aber du kannst mit mir essen gehen, an einem guten Tag.. und dann bin ich auch… witzig und eigen!“

Zufrieden mit seinem Satz grinste Bobby breit. Ha! Hatte er doch geflirtet! Onkel George wäre bestimmt stolz auf ihn!

„Okay, ich glaub ich hab genug…. misch mir noch einen und dann lass ich dich in Frieden! Bitte… mischen…“ Er legte seine Hände aneinander und schüttelte sie, dabei sagte er: „Misch-misch, misch-misch!“

"Hab ich dir nicht schon mehrere Cocktails 'aufgeschwatzt'?" neckte der langhaarige den Gast.

Mit dem Miniflirt hatte er allerdings nicht gerechnet. Er sollte mit ihm essen gehen? Das ging doch nicht.

"Klingt toll, aber leider, leider darf ich nicht mit unseren Gästen privat in Kontakt treten... es wäre was anderes, wenn wir durch Zufall aneinander gerieten... aber im Dienst darf ich mich dazu nicht weiter äußern!" gestand er, lächelte aber hübsch dabei.

Bobby war sowas von süß! Lachend legte Adrien seine Hand vor seinen Mund. "Natürlich, kommt sofort."

Er mischte etwas leckeres, mit wenig Alkohol und verzierte das auch wieder hübsch. Seine Cocktails machten immer viel her, egal welcher es war.
"Wohl bekomms!" mit diesen Worten schob er Bobby den Cocktail hin, musterte ihn interessiert.

„Was, wirklich? Du darfst nicht mit Gästen ausgehen?“, fragte er fast schon entsetzt.

„Noch ein Grund mehr, kein Stammkunde zu werden!“, grinste er.

Er sah ihm beim Mixen zu und freute sich dann sichtlich auf das Ergebnis.

„Danke, Prost!“

Sofort probierte er. Dann rollte er die Augen in den Hinterkopf, griff sich an den Hals und machte röchelnde Geräusche, dann sah er ihn wieder normal an und lachte.

„Schmeckt scheisse!“

Er lachte erneut und winkte dann ab.

„Neeeiiiin, echt lecker! Ich weiss nicht… mein wievielter ist das eigentlich… egal! Was schulde ich dir?“

Er schlürfte noch daran und zückte dann seine Geldbörse um zu bezahlen. Er bemerkte seine Visitenkarten, zog eine heraus, gab sie einem Typen, der an der Bar saß und bat ihn, die Karte dem netten Barkeeper zu geben, wenn er erst mal draußen war.

Langsam machte sich der Innenarchitekt auf den Weg zum Ausgang, dort winkte er sich ein Taxi herbei und lag kurz darauf völlig bekleidet in seinem Bett.

Am Nächsten Morgen ging er erst einmal duschen. Dafür, dass er so viel getrunken hatte, ging es ihm aber erstaunlich gut. Allerdings musste er den Käfig nun los werden, was er gleich damit verband Fotos von sich und seinem betrügerischen Freund auch zu entsorgen.

Heulend und sich in Selbstmitleid suhlend fiel ihm der nette Barkeeper wieder ein. Der hatte wirklich unglaubliche Augen!

"Jup, ist untersagt." bestätigte er erneut. Es war manchmal schade aber wohl auch besser so.
"Achso?"lachend schüttelte Adrien den Kopf.

"Prost."

Das Schauspiel ließ ihn erst lachen, als dann aber das "schmeckt scheisse!" kam, griff er sich an die Brust und sah ihn höchst verletzt an. "Oh dieser Schmeeerz!" meinte er. Was Bobby konnte, konnte er auch!
"Da bin ich erleichert....moment..."
Er rechnete rasch den Bierdeckel zusammen, nannte ihm dann die Summe und ließ ihn zahlen. Adrien hatte wirklich das bedürnis gehabt das alles aufs Haus gehen zu lassen, aber dann hätte er selbst den Abend wohl nicht mehr überlebt.

Verwundert nahm er die Karte, die ein anderer Gast ihm zusteckte entgegen. "Ist nicht meine!" meinte der Gast auch noch. Okay... Bobby. Er war also Innenarchitekt? Super interessant.

Seine Schicht ging noch bis Morgens um halb 6, dann kam er endlich Heim und konnte nach einer ausgiebigen Dusche schlafen gehen. Zufrieden mit sich und der Welt lag er im Bett, starrte an die Decke.
"Bobby, mh...? Ob er nochmal wieder kommt?" murmelte er vor sich her, ehe er endlich einschlief.

Gegen Mittag stand er auf, machte alle nötigen Besorgungen für seinen Haushalt und ging schließlich noch zu Starbucks, um ein Stück Kuchen und einen Cappuccino zu sich zu nehmen.
Als er ein Taschentuch herausholen wollte, fand er in seiner Tasche die Visitenkarte wieder. Oh! Naja...sein Chef konnte ihn ja nicht überall kontrollieren, oder?

"Hey Bobby! Wieder nüchtern? Geht's dir besser?" schrieb er, ohne dazu zu schreiben, wer er war. Adrien war gespannt!

Er hatte sich mit einem grossen Kissen aufs Sofa verzogen. Die kuschelige Decke, die dort immer bereit lag, hatte er sich bis über den Kopf übergelegt. Er sah jetzt eingemummelt da, lenkte sich mit Schnulzen ab, heulte sich gehörig aus und ass dabei ein Sandwich. Ihm fielen dabei ein paar Salatblätter aus den Toastscheiben, was er zum Anlass nahm, noch mehr heulen zu können.

Mit einer Textnachricht hatte er kein bisschen gerechnet. Umso überraschter sah er auf das Handy, welches vor ihm auf dem Couchtisch ruhte.

Er nahm es an sich, öffnete die Benachrichtigung und blickte fragend drein. Eine unbekannte Nummer? Die Nachricht war ja völlig persönlich! Also hatte sich - wer auch immer sie geschickt hatte - nicht vertan.

Er blinzelte, so als würde ihm das Einsicht verschaffen.

Kurz tippte er, löschte aber die verschiedenen Ansätze und schrieb dann einfach nur:

„Wer da?“

Eigentlich wollte er das auch löschen, schickte es aber versehentlich ab.

Jetzt erinnerte er sich auch wieder seiner furchtbaren Situation und begann wieder zu schluchzen, schliesslich war auch das hier eben schief gelaufen!

Adrien steckte die Karte zurück in seine Tasche, legte das Handy auf den Tisch und mümmelte genüsslich seinen Cheesecake.
Er konnte aber nicht anders als dabei sein Display im Auge zu behalten, zu gespannt war er auf die Antwort des anderen.
Ah! Da war sie!

Beinahe erstickte er an einem kleinen Krümel von seinem Käsekuchen, hustete, spülte den Krümel mit Capuccino runter und seufzte dann. Was erschrak er denn so? War er wirklich so begeistert über eine Antwort?

Kopfschüttelnd nahm er sein Smartphone in die Hand, öffnete die total enttäuschende Nachricht.
"Willst du damit sagen, dass meine Cocktails dir so das Hirn vernebelt haben, dass du nicht mehr weißt, wem du deine Karte geben lassen hast? Ich bin empört!" schrieb er ihm zurück.
Die Cocktails sollten doch Hinweis genug sein, oder? Ob Bobby seinen Namen noch wusste? Es wunderte Adrien, dass er auch ohne die Karte den Namen des Neulings noch gewusst hatte, denn für gewöhnlich vergas er Namen super schnell, manchmal sogar wenige Sekunden nach dem Vorstellen, das war super peinlich, aber er konnte daran nichts ändern.


Gespannt starrte er wieder auf sein Display.

Schluchzend starrte er auf das Telefon. Ob da gleich eine Antwort kam?

Tatsächlich kam sie. Er hatte nochmal vom Brot abgebissen und schniefte, dann öffnete er die Nachricht.

Seien Augen weiteten sich, auch wenn sie total aufgequollen waren. Innerlich schrak er auf. Das war doch der Barkeeper von gestern! Oder etwa nicht?! Wie hiess er gleich? Mr. Frootie?

Bobby musste unwillkürlich kichern. Wie? Er hatte ihm eine Visitenkarte da gelassen? Oh Mann, daran erinnerte er sich kein Stück! Aber an die hellgrünen Augen! An die erinnerte er sich ausgesprochen gut!

„MR FROOTIE!!! Oh Mann, Wie peinlich war ich? Tut mir leid, dass ich mich wohl aufgedrängt habe!“

Er schickte sie sofort ab und zückte dann ein Taschentuch um sich doch mal etwas von dem ganzen Geschniefe zu befreien.

„Deine Drinks waren super! Ich hab nicht mal nen Kater! Du bist ein Magier!“, musste er aber noch hinterher jagen!

Er stellte den Ton seines Fernsehers aus und hoffte irgendwie, schnell eine Antwort zu erhalten. Das war doch wesentlich interessanter als diese Schnulze.

"Adrien, aber ist ja fast das gleiche. Du warst....geht so peinlich. War noch in ordnung " schrieb er zurück, lachte aber dabei. Mr. Frootie, so hieß er ganz bestimmt nicht. Aber wenigstens an diesen "Namen" konnte der Typ sich noch erinnern.

Die folgende Nachricht ließ ihn zufrieden grinsen. "Du bist halt an den besten Barkeeper weit und breit geraten. Ich kann dir nächstes Mal auch ein kleines Geheimnis verraten, wenn du magst."
Natürlich meinte er damit, dass einer der Cocktails vorsichtshalber komplett ohne Alkohol und die folgenden Drinks mit möglichst wenig gewesen waren.

Grinsend blickte er seinen Bildschirm an, merkte nichtmal, dass jemand mehrfach gefragt hatte, ob ihm gegenüber der Platz noch frei war und sich nun genervt einfach dort hingesetzt hatte. Es war ihm egal, da war frei und Starbucks war sowieso immer total überfüllt.
Kichernd aß er seinen Käsekuchen weiter, schlüfte seinen heißen Drink.

Ob Bobby immernoch mit ihm essen gehen wollte?

Glucksend las er die Nachrichten.

„Adrien, natürlich. Ich werde ihn mir merken! Oh Mann, aber, wenn du dich meldest, dann kann es nicht ganz schlimm gewesen sein, es sei denn ich habe dir auf’s Hemd gekotzt und du willst, dass ich die Reinigung bezahle! Bitte sag mir, dass dem nicht so ist!“

Bobby kicherte während er das tippte, er fügte aber noch hinzu:

„Du weihst mich in deine Cocktail-Geheimnisse ein? Spricht das nicht gegen irgend einen Ehrenkodex der Barkeeper-Vereinigung, oder sowas? “

Er schickte es ab und begrüßte diese Ablenkung wirklich sehr. Das war besser als gedacht!

"Hemd und Weste! Du schuldest mir ne menge Kohle!" schrieb er frech grinsend zurück, schickte das auch so ab.
"Spaß! Keine Sorge, du hast nicht gekotzt, zumindest nicht da, wo ich es sehen könnte .... Theoretisch sind es keine richtigen Cocktailgeheimnisse.... eher etwas, was DEINE Cocktails gestern betrifft, soviel verrat ich dir schonmal."

Es machte wirklich Spaß mit ihm zu schreiben. Ein Essen wäre vielleicht garnicht so verkehrt, oder?
Aber wieso wollte er überhaupt mehr von Bobby kennenlernen? Das war doch dämlich! Er hatte sich immer zu daran gehalten keinen privaten Kontakt zu den Gästen zu pflegen, wieso hatte er also Bobbys Karte nicht einfach weggeworfen sondern ihn kontaktiert? Was gefiel ihm an dieser jämmerlichen Heulsuse? Vielleicht wollte er ihn auch einfach nur aufmuntern? Wer wusste das schon...

Sofort schrak Bobby auf. Verdammt! Wie peinlich!

Moment, da kam noch eine Nachricht.

„DU ARSCH!“, meinte er laut und lachte.

Schnell tippte er: „Ich hätte dir das jetzt geglaubt! Ich wäre für immer in dein Sklave gewesen, in der Hoffnung wieder alles gut zu machen. Aber gut, dass es nur ein Scherz war! Warte, was hast du mir in die Drinks gemischt? Wachsen wir jetzt Brüste?!“

Er schickte den Text ab und schmunzelte.

Mann, dieser Adrien brachte ihn wirklich gerade dazu, seinen Kummer zu vergessen.

"Oho, na wenn das so ist, dann mische ich nächstes Mal Cocktails, die dich sicher zum kotzen bringen! Brüste? Neee die Dinger sind unattraktiv! Ich hab dir in die Drinks gespuckt! Blödsinn, sowas würd ich nie tun! Wenn du wissen willst, was mit deinen Drinks ist...dann komm doch und find mich?"

Ein Foto folgte. Man sah ihn in der Spiegelung der Scheibe, draußen sah man ein paar Geschäfte und wenn man genau drauf achtete, sah man auch das Starbuckslogo.

Ob Bobby wirklich kommen würde? Das wär sowas von witzig!

Fast schon erwartungsvoll öffnete er die nächste Nachricht. Sie entlockte ihm doch tatsächlich ein Lachen! Oh! Er fand Brüste nicht attraktiv?!

Seltsam, dass ihn diese Aussage so sehr freute! Sie freute ihn irgendwie sogar richtig!
Das folgende Bild und die Aufforderung ihn zu suchen, waren total spannend! Sowas hatte er noch nie erlebt! Eigentlich war das doch genau die Art Ablenkung, die er wirklich dringend brauchte, oder?

Trotzdem, er konnte doch nicht einfach los gehen und einen Fremden suchen! Oder?

Er sah sich das Bild genauer an und lachte plötzlich.

„Wenn ich dich in weniger als 30 Minuten gefunden habe, musst du mich zum Essen einladen!“

Er sprang schnell nochmal unter die Dusche, hatte sich dabei Gelpacks auf die Augen gelegt und versuchte blind nach dem Duschgel zu tasten, erwischte das Shampoo und wusch sich damit. Am Duft war ihm schon klar, dass er daneben gegriffen hatte, aber es war egal! Er wollte sich das Elend einfach nur abgewaschen haben! Er machte sich weiter fertig und ging dann los, er überquerte die Strasse und bog einmal ab. Er sah Adrien noch am Fenster sitzen, klopfte dran und winkte ihm total behindert zu, lachte dann und kam rein.

„Ich hätte Bock auf Steak!“, meinte er dann rotzfrech, als er bei ihm angekommen war.