Wieder vergingen die Tage und endlich stand das Wochenende an, an dem Sabine sich um Timmy kümmern würde.

Auch wenn es Jens unendlich schwer fiel, Timmy in die Obhut einer anderen Person zu übergeben, tat er es. Sabine hatte den kleinen Samstag nach dem Frühstück abgeholt und wünschte den beiden viel Spass. Sie verbot Jens auch, sich zwischendurch zu melden und riet ihn, sich um seinen Mann zu kümmern.

Nun waren sie allein und Jens hatte noch aus dem Fenster gesehen, bis Sabines Auto komplett aus dem Sichtfeld verschwunden war.

„Ich hab nicht genug Schnuller eingepackt!“, merkte er sofort gehetzt an und wollte schon zum Handy greifen.

In den nächsten Tagen hatte es auf der Arbeit Küsse gegeben, beinahe auch mehr, doch Lesley unterband es. Er konnte nur schwer widerstehen, doch der Gedanke an das gemeinsame Wochenende ließ ihn stark bleiben. Die Küsse waren stets von Paul ausgegangen, neckisch und auffordernd, sobald keiner in der Nähe war...doch er gab sich wirklich Mühe ihn auf Abstand zu halten. Am Wochenende würde er das alles mit seinem Mann tun, alles was ihm momentan so sehr fehlte und alles, was sie mochten!

Das Wochenende würde sicher alles wieder einfacher machen.

Endlich war es so weit und der kleine Quälgeist wurde abgegeben. Lesley konnte garnicht glauben, wie gut sich das Anfühlte. Eine riesen Last fiel von ihm ab.

"Nicht genug Schnuller? Dein Ernst?" gab er von sich, griff nach der Hand des anderen. "Du suchst bloß nach einem Grund, Jens... entspann dich... Ein Schnuller reicht ja wohl für 2 Tage, oder nicht? Deine Schwester wird es sonst auch merken und zur Not ein oder zwei nachkaufen, die Dinger kosten ja nicht die Welt."

Hatte Jens überhaupt irgendwas anderes im Kopf als dieses Kind? Gab es eine Sekunde, in der er nicht über einen Grund nachdachte das Kind zu sehen oder zu bemuttern?!

„Ja, aber…“, er merkte selbst, wie albern das war.

Er senkte den Kopf und atmete laut aus.

„Du hast Recht! Oh Mann… was bin ich eigentlich für eine Glucke geworden?! Sabine schafft das, ja?“

Er brauchte nochmals die Bestätigung, vorher würde er sich wohl wirklich nicht entspannen können.

Er legte seinen Kopf an Lesleys Schulter.

„Wollen wir zusammen ein Bad nehmen?“, fragte er dann. Das wäre doch die perfekte Entspannung und er hatte es Fürher so geliebt mit ihm in der Wanne zu liegen.

Auch wenn er noch ein bisschen gequält drein blickte, wollte er das wirklich machen. Er durfte sich doch nicht selbst so vergessen und vor allem... Lesley. Sabine hatte sicher recht. Er sollte sich mal wieder um seinen Mann kümmern.

Sachte legte er seine Lippen auf die des anderen.

Er nickte. "Sie schafft das sicher. Ihre Kinder leben doch auch noch." meinte er gleich.
Jens hatte sowas von Recht, er war eine totale Glucke geworden und es war schrecklich.

"Baden klingt super....vor allem mit dir zusammen." gab Lesley sanft von sich, ehe er den Kuss erwiderte. Es war unglaublich befreiend zu wissen, dass nicht jeden Moment diese lebende Alarmanlage losgehen würde. So ließ es sich auch endlich mal genießen!

Lächelnd führte Lesley seinen Mann ins Badezimmer, wo er gleich Wasser in die Wanne ließ, Badezusatz reinkippte und anfing Kerzen aufzustellen und anzuzünden. "Ein romantischer Tag zu zweit ist erst mit Kerzen romantisch, mh?" schnurrte er, küsste Jens dann noch einmal.

Gemeinsam stiegen sie in die Wanne, Lesley saß vor Jens und schmuste sich genüsslich an ihn. Nachdem sie eine bequeme Position gefunden hatten, streckt er seinen Kopf nach hinten und küsste Jens auf den Hals.
"Ich liebe dich..." flüsterte er ihm anschließend ins Ohr.

"Kerzen?", hatte er noch lächelnd gefragt, bekam aber auch schon eine Erklärung. Das war wirklich ein schöner Gedanke.

In der Wanne bemerkte er auch endlich, wie entspannend das doch ein konnte. Sie würden wirklich mal wieder richtig die Seele baumeln lassen können, oder?

Er schloss die Augen, als er die Lippen an seinem Hals fühlte und genoss diese zarte Liebkosung.

"Ich liebe dich auch!", strahlte er.

Sachte strich er seinem Liebsten über die Suchten um sie mit Wasser zu benetzen und verwickelte ihn dann in einen sinnlichen Kuss. Das war so berauschend und wundervoll.

So lange hatte er sein Bedürfnis heruntergeschraubt, aber jetzt, da sie wirklich völlig ohne Störung waren, fühlte sich allein das schon fantastisch an.

Lesley konnte kaum fassen, wie unendlich gut sich diese Nähe wieder anfühlte. So war es auch vor dem Kind gewesen...unbeschwert und wunderschön. Die Worte ließen ihn ebenfalls glücklich lächeln und die Küsse, die sie nun austauschten waren himmlisch.

"Jens..." vorsichtig drehte der braunhaarige sich im Wasser, sodass er mit dem Gesicht zu seinem Liebsten gewand war. "Ich hab das hier...und vor allem dich so sehr vermisst..." flüsterte er, küsste ihn immer wieder.

Natürlich blieb es nicht bloß bei den Küssen, sie gingen endlich auch wieder bis zum äußersten! Sie schliefen auch nicht nur einmal an diesem Tag miteinander, immerhin gab es viel aufzuholen.

"Wie in alten Zeiten!" kicherte Lesley, als er eng umschlungen mit Jens im Bett lag und einfach nurnoch die Nähe genoss. Wie schön es doch wäre, wenn es für immer so bleiben könnte...leider wurde man ein Kind ohne Jens wissen auch nicht einfach so los und im Endeffekt, würde er es auch nie los werden können, denn dann würde er auch seinen Mann verlieren....so ein verdammter Mist. Niemals hätte er sich auf diese Adoptionssache einlassen dürfen.

"Jens... meinst du...wir können den kleinen vielleicht doch ab und an mal abgeben und sowas hier wieder öfter genießen? Ich mein jetzt nicht jeden zweiten Tag oder jede Woche...aber vielleicht so...einmal im Monat?"

Hoch zufrieden lag er neben ihm und genoss die Zweisamkeit.

"Ja, das sollte machbar sein. Ich merke erst jetzt, dass mir das sehr gefehlt hat. So... du und ich, ganz allein... ohne uns um irgendwas oder irgendwen Sorgen zu machen. Ich glaube, ich brauche das auch um meines geistigen Zustandes wegen!"

Er lachte kurz auf und sah seinem Liebsten in die Augen.

"Du bereust es aber nicht, dass wir Timmy jetzt in unserem Leben haben, oder? Wir wollten das doch beide. Eine Familie....", sprach er sanft und ging auch nicht davon aus, dass Lesley irgendwelche Bedenken hatte. Für Jens war jetzt wirklich alles perfekt. Da war es doch für Lesley sicher nicht anders!

Lesley lauschte der Antwort erleichtert. Das war gut, oder nicht? Jens wollte diese Zeiten auch wieder haben, also würden sie sich arrangieren können!

Die Frage ließ ihn jedoch stocken. Er senkte leicht den Blick, wagte es einen Moment lang nicht wirklich etwas zu sagen.
"Ich...also..." stammelte er. "Ich denke....nicht, dass ich das bereue...eher..."
Er biss sich auf die Lippe. "Naja, du bist eigentlich nurnoch für den kleinen da... ich bin bloß so ein Nebenfaktor geworden, neben dem du schläfst und dem du essen hinstellst, damit er nicht eingeht...wie eine Zimmerpflanze, die du ab und an gießt, damit sie nicht vertrocknet..." gestand er leise. "Ich bereue nicht, dass wir Timmy in unser Leben geholt haben... nur hätte es vielleicht ein paar Jahre später einfach besser gepasst..."

Damit hatte Jens nun wirklich nicht gerechnet. Er wollte ihn zwar nicht unterbrechen, aber hätte es gern getan. Zimmerpflanze?! Das war doch nicht sein Ernst, oder?

Er atmete tief durch dann versuchte er so ruhig wie er konnte zu antworten.

„Es sind aber keine Jahre später, es ist jetzt soweit… wir werden auch nicht jünger und nun ist ein gutes Alter um die Vaterschaft anzutreten. Wir stehen beide mitten im Leben und können es uns leisten. Mit 50 fange ich damit nicht an…. ich werde mir Mühe geben, dir mehr Aufmerksamkeit zu schenken, aber noch ist Timmy klein… je älter er wird, desto einfacher wird es. Aber bis dahin sind wir seine Wegweiser.“

Er zog ihn näher an sich und küsste ihm die Stirn.

„Du brauchst nicht auf ein Kleinkid eifersüchtig zu sein… ich liebe dich doch, hmm?“

Der Büroangestellte biss sich auf die Lippe, als er die Antwort bekam. Tatsächlich fand er den Vergleich mit einer Zimmerpflanze ziemlich passend...mehr aufmerksamkeit hatte er ja auch nicht wirklich bekommen, oder?

Es war ein gutes Alter um die Vaterschaft anzutreten? Zählte es denn nicht, dass Menschen unterschiedlich reiften? Vielleicht war Jens in diesem Punkt einfach schon deutlich weiter entwickelt als Lesley. Der war nämlich völlig überfordert mit diesem ganzen Babyscheiss.

Der braunhaarige sagte nicht, ließ sich bloß näher ziehen und seine Stirn küssen. Die nächsten Worte trieben ihm jedoch die Tränen in die Augen. Jetzt wurde auch noch angenommen, dass er eifersüchtig wäre? Das war keine Eifersucht...nein. Er hasste es, dass Jens das so sagte.
Mit Eifersucht hatte das nicht viel zu tun, er wollte ja nicht selbst gewickelt und betüddelt werden...er wollte einfach nur sein altes Leben mit Jens zurück, bevor sie dieses kackende und kotzende Ding dazugeholt hatten. Ein Baby konnte doch nicht jegliche Zeit konsumieren, alle Aufmerksamkeit so sehr auf sich lenken und keine ruhige Minute über lassen für ein wenig Zweisamkeit.

"Jens...du bist wirklich glücklich, so wie es momentan ist?" fragte er nach.
"Du musst nicht jeden Morgen so früh aufstehen und Frühstück machen...ich wäre froh, wenn ich mal in deinen Armen aufwachen dürfte....Ich freu mich über das Frühstück, aber ein paar Minuten zu zweit wären noch viel schöner, verstehst du?"

Unbedacht nickte er. Er war wirklich glücklich. Die nächsten Worte machten aber Sinn.

„Ja, na schön, ich bleibe länger liegen, wenn Timmy auch durchschläft. Aber es wird ja nichts bringen, wenn er weint und ich bei dir liegen bleibe, das ist ja für alle unangenehm, oder?“

Er musterte ihn.

„Schatz, ich verspreche dir, dass wir bald eine Nanny haben und wir Timmy auch mal abgeben… aber wir sind nunmal seine Eltern. Es ist nicht leicht da eine Balance herzustellen, solange er noch so auf uns angewiesen ist. Aber ich gebe mir wirklich Mühe, okay?“

Er gab ihm wieder einen Kuss.

„Jetzt lass uns einfach unsere Zeit genießen, hmm? Was hältst du davon, wenn wir heute Abend ins Kino gehen und noch was essen gehen? So ein richtiger Date Abend! Den hatten wir schon ewig nicht mehr. würde dir das gefallen?“

Er lächelte ihn an und hoffte, dass es ihm gelang, die Stimmung wieder in die richtige Richtung zu bringen. Wäre doch zu blöd, wenn ihr erstes Babyfreies Wochenende nur im Streit enden würde.