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Seit etwas über 45 Jahren und über zwei Generationen waren die beiden Familien eng miteinander verknüpft. Jedoch nicht über eine normale Freundschaft, die sich zum Beispiel über eine Nachbarschaft gebildet hatte, nein, sie waren eher in einer Diener und Herrscher Form miteinander verbunden.
Während die eine dubiose Geschäfte abwickelte und sich vor Geld kaum mehr retten konnte, war die andere Familie dazu da, ihnen zu Diensten zu stehen. Nicht nur in Sizilien sondern auch im Zweitwohnsitz auf einem Weingut in Piemont.
Da die erste Generation der Familie Luca schon für die Speisen, den Haushalt und auch für die Pflege es Weinguts zuständig war, sie dafür aber auf den Objekten mit leben durften und auch entsprechend entlohnt wurden, zog sich dies auch über die nächste Generation. Es hatte sich hieraus ein enormes Vertrauensverhältnis entwickelt und auch eine gewisse Abhängigkeit von einandern.
Dies ging so weit, dass nun, in der dritten Generation, der jüngste Spross Nevio nebst dem Nachwuchs der wohlhabenden Familie aufwuchs. Die beiden Jünglinge lebten nebeneinander her und fühlten sich fast schon brüderlich, auch wenn ein enormer Klassenunterschied zwischen ihnen lag. Doch dank des Vertrauensverhältnisses, wurde Nevio nicht nur als geschwisterähnliches Kind erzogen, sondern auch als Schutzpatron für den wesentlich wichtigeren Nachwuchs, der wohlhabenden Familie.
Für Nevio, der seither immer nur als Luca angesprochen wurde, war es zur Selbstverständlichkeit geworden auf den Jungen acht zu geben, der zwei Jahre nach ihm das Licht der Welt erblickt hatte. Egal was war, Nevio stand ihm immer zur Seite.
In ihrer Jugend wurde der Spross der Luca Familie auch körperlich ausgebildet und etwas später erhielt er ebenfalls ein Waffentraining. Er hatte dies nie in Frage gestellt, erhielt eine angemessene Ausbildung und durfte jederzeit mit seinem zwei Jahre jüngeren „Bruder“ verkehren.
Allerdings gab es auch eine Kehrseite der Medaille, denn es spielte keine Rolle, was der andere Junge angestellt hatte, es war Luca, der die Strafe kassierte. Wenn der eine einen Baum erklomm, stürzte und sich den Arm brach, war es Lucas Verantwortung, genauso wenn der Jüngere in einen Streit mit anderen geriet, war es Luca, der dies zu klären hatte. Nur allzu oft war er mit Nasenbluten nach Hause gekehrt, weil er für die Fehler des anderen gerade stand.
Trotzdem störte es ihn nie, denn er kannte es nicht anders.
Nevio war nun bereits 26 Jahre alt und noch immer treu an der Seite seines „kleinen Bruders“. Genauso wie seine Mutter Haushälterin war, sein Vater Gärtner, seine Großmutter Köchin und sein Großvater Verwalter des Weinguts. Allesamt waren treu ergebene Diener. Auch wenn sie teilweise Dinge gesehen, gehört oder erlebt hatten, die in anderen Konstellationen wohl nie aufgetaucht wären, sie schwiegen und gingen nur ruhig ihren Arbeiten nach, liebten einander und hielten aneinander fest.
Eine Gala stand an und Luca machte sich gerade in seinem Zimmer fertig, damit er seinen kleinen Bruder begleiten konnte, denn als sein Leibwächter würde er ihm überallhin folgen und dafür sorgen, dass er nach Hause zurück kam, ohne dass ihm jemand ein Haar gekrümmt hätte.

Der mit der Weile 24-Jährige Leonardo Riva war im Gegensatz zu seinem Bodyguard oder sogar eher großen Bruder nicht ausgebildet worden. Alles, was man ihm beigebracht hatte, war der Gebrauch einer Pistole und eines Revolvers. Schießen konnte er ziemlich gut, traf auch so gut wie immer voll ins Schwarze, trotzdem hatte er nicht sonderlich mehr, um sich zu verteidigen.
Sein angedeutetes Sixpack war einzig und allein das Resultat von regelmäßigen Situps, Kraft steckte da nicht hinter.
Trotzdem brachte er sich viel zu oft ungewollt in für ihn gefährliche Situationen. Er hatte seinem Bodyguard dadurch schon ganz schön viel Ärger eingehandelt und sich auch immer wieder mehrfach danach bei ihm entschuldigt.
Leo war ein recht hochnäsiger, selbstgefälliger junger Mann. Es lag wohl an seiner Erziehung und seinem gesellschaftlichen Status, dass er den Kopf ein wenig zu hoch trug. Bei ihm musste man wirklich Acht geben, wie man mit ihm sprach, wie man sich ihm gegenüber gab...
Es gab bis auf seine Eltern genau einen Menschen, der einen totalen Freifahrtschein hatte. Luca...naja, eher Nevio aber so nannte diesen Kerl so gut wie keiner mehr. Sein 2 Jahre älterer Bodyguard und irgendwie auch Bruder war der einzige, der sich bei ihm auch mal im Ton vergreifen durfte, der einzige, dem er alles verzeihen konnte. Dieser Mann war sein ein und alles. Leo war sich sicher, dass Nevio das nicht verstand. Für ihn wahren sie sicher wirklich wie Brüder...aber da war mehr, wenn es nach Leonardo ging.
Nevio war der einzige Mensch, den er wirklich in seiner Nähe wissen wollte, dem er niemals absichtlich schadete, auch wenn es aus Versehen schon so oft passiert war und sich wohl leider auch nicht wirklich ändern würde. Nevio war der einzige, der auch eine andere Seite von ihm kannte.
Leo konnte sich bei diesem Kerl völlig fallen lassen, er selbst sein und dieses Schutzschild aus Stolz und Arroganz völlig fallen lassen.
Heute würde es zu einer Gala gehen. Er freute sich bereits darauf seinen großen Bruder richtig schick zu sehen. Im Grunde hatte er keine Lust auf diesen ganzen Kram, aber Luca würde bei ihm sein und das machte es wieder zu einer schönen Veranstaltung. Etwas Wein oder was stärkeres und die Gala würde bestimmt auch lustig werden können.
Leo war in einen super schicken, weinroten Anzug aus teuren Stoffen. Natürlich war er nur für diese Gala maßgeschneidert worden. Er stellte sich vor den Spiegel, drehte sich nochmal und befand es für gut. Nur seine Krawatte...nun....Er hatte ja einen Bodyguard-Bruder-was-auch-immer!
Lächelnd entschied Leo sich nicht länger darauf zu warten, dass Nevio zu ihm kam, er würde einfach zu diesem kommen!
Er klopfte also an die Zimmertür seines Wächters, wartete aber nicht wirklich auf ein Herein sondern betrat den Raum als wäre es sein eigenes Zimmer. Die Tür schloss er hinter sich, kam näher zu Nevio und musterte ihn.
"Anzüge sehen immer so super aus!" merkte er an, zupfte noch etwas am Kragen des älteren zu Recht und hielt ihm dann seine Krawatte hin. "Du bindest sie doch sicher für mich, oder? Ich habs versucht und sie sah wirklich mies aus.."

Luca war gerade dabei die schicken Manschettenköpfe, die er von seiner Oma zu Weihnachten bekommen hatte, an seinen Hemdsärmeln festzustecken. Da tauchte Leo auch schon auf.
Er lächelte ihn über den Spiegel an und bedankte sich, dass er ihm den Kragen zurecht rückte, dann rollte er die Augen und drehte sich um.
„Ich habe dir doch schon 100 Mal gezeigt, wie man die bindet! Sogar verschiedene Knoten habe ich dir gezeigt….“, gab er von sich, legte sie ihm dabei aber schon um.
„Also, das dicke Ende festhalten, dann hier rüber, unten durch, oben rein, ziehen… fertig. So, noch etwas zurecht ziehen.. und que bello!“
Er klopfte ihm gleichzeitig sachte auf die Schultern.
„Merkst du’s dir jetzt?“, hakte er nach, obwohl er die Antwort kannte.
Er beäugte seinen Schützling, berührte dann seine Haarspitzen.
„Was machst du hiermit? Du gehst doch nicht mit offenen, Haaren, oder? Dann liegt mir die Hausherrin wieder nur im Ohr, dass ich nicht darauf aufgepasst habe, wie der junge Herr das Haus verlässt!“
Er war nicht böse deswegen. Es nervte ihn auch nicht. Trotzdem wollte er es gern vermeiden, noch bevor der Abend angefangen hatte, zurechtgewiesen zu werden.
Luca selbst hatte sehr kurzes Haar, welches ab dem oberen Teil der Ohrmuschel immer länger wurde, doch immer noch kurz genug um einen sehr ordentlichen Eindruck zu hinterlassen. Heute hatte er sich sogar etwas Wachs ins Haar gegeben und die vordere Partie etwas nach oben gestylt. Es sah sehr modisch aus und passte prima zum heutigen Anlass.
„Wie lange brauchst du noch?“, hakte er nach und griff schon nach seinem Schulterholster, welches er sich routiniert anlegte.

"Ich weiß ja...ich hab auch 2 verschiedene probiert, aber die sehen nie so schön aus wie bei dir! Immer so....unordentlich!" meinte Leo gleich, schmollte dabei regelrecht.
Tatsächlich stimmte es, er hatte es probiert, war aber nicht zufrieden damit gewesen. Nevio konnte das einfach viel besser und außerdem...waren diese Momente, wo er sich um ihn kümmerte, ihm so nahe waren einfach auch viel schöner als sich die Krawatte selbst zu binden. Sein Gegenüber duftete immer so wunderbar, das war noch ein kleiner Bonus!
Anstatt zuzusehen, wie die Krawatte gebunden wurde, sah er lieber das Gesicht des älteren an. Das war so viel interessanter und schöner als diese dumme Krawatte!
"Mh...ich merk's mir ja schon immer...aber du kannst das trotzdem besser." lächelte er, stockte dann aber, als der andere seine Haare berührte. Er liebte es! Er liebte es wirklich sehr, wenn Nevio seine Haare berührte.
"Wenns dir Ärger erspart, dann kann ich sie auch zu binden..." meinte er gleich. Gerne hätte er seine langen Zotteln offen getragen, aber wenn Luca dadurch wieder Probleme bekam, dann wollte er sie lieber doch zu einem Zopf binden.
Er nahm sein Haargummi vom Handgelenk, nahm dieses zwischen die Lippen und begann dann seine Haare irgendwie zusammen zu packen, beäugte Nevio dabei. Anschließend fummelte er das Haargummi rein, sodass er einen eher unordentlichen Man-bun kreierte. Es sah eigentlich garnicht übel aus, vor allem, weil auch noch einige Strähnen am Gesicht entlang fielen.
"Ich bin fertig.. außer dir passt meine Frisur nicht, dann musst du mir doch nochmal helfen!" grinste er.
Leo genoss es jedes Mal, wenn Nevio sein Haar berührte, erstrecht wenn er es damals gekämmt hatte. Sein Blick schweifte über das Hemd des anderen, welches nun auch noch mit dem Holster "verziert" wurde. Klar, das war notwendig und alles andere als Schmuck...aber es war heiß! Wenn es nach Leonardo gehen würde, könnte Luca auch einfach das blöde Hemd weg lassen und nur im Schulterholter gehen.

„Wa…was soll das denn bitte sein?!“, fragte Luca dann gleich, als er den unordentlichen Man-Bun sah.
„Du gehst auf deine Gala und nicht zu Coachella!“
Er atmete laut aus.
„Komm her!“
Er griff an Leos Handgelenk und zog ihn zum Stuhl. Dort drückte er ihn drauf, lockerte das Haargummi und kümmerte sich erstmal darum, dass das Haar ordentlich lag. Erst mit einem Kamm und dann mit einer Bürste.
Er wusste gar nicht, wie oft er das schon gemacht hatte, und das obwohl die Familie sogar eine Stylistin hatte, die sich zu völlig überteuerten Preisen um alle kümmerte, wenn es um Festivitäten ging. Aber sie war gerade selbst unterwegs, oder was auch immer. Es war Luca auch egal. Dann kümmerte er sich heute eben wieder um die Haare seines „Bruders“. Er flechtete ihm einen französischen Zopf und band dann das Gummi unten fest nutzte aber eine Haarsträhne um es zu umwickeln, damit es nicht mehr auffiel.
Leo hatte über die Zeit immer wieder komische Wünsche ausgesprochen, was seine Frisur anbelangte und Luca, nun ja, Luca versuchte sie umzusetzen, was ihm auch immer besser gelang. Sollte er jemals nicht mehr für die Familie Riva arbeiten, würde er locker ein Haarstudio leiten können.
„So, besser, oder?“
Natürlich sprach er vor der Hausherrin nie so mit Leo, sie hätte ihm wahrscheinlich direkt eine Ohrfeige verpasst und ihn getadelt, dass er ihren Sohn gefälligst mit „Junger Herr“ anzusprechen und mit Respekt zu behandeln hatte. Auch wenn Frau Riva wirklich sehr großzügig zu seiner Familie war und auch ihm sehr viel ermöglichte, so war es ihr dennoch wichtig eine gewisse Grenze zu ziehen.
„Fehlt noch was oder können wir?“
Er ging zu seinem Jacket und zog es sich über. Mit einem Ruck hatte er es über das Holster gezogen und köpfte es zu.
„Weisst du, wer alles da sein wird? Vor wem ich dich fern halten soll? Wollte deine Cousine nicht auch dort hin? Ich weiss jetzt gar nicht mehr, ob wir sie abholen oder ob wir getrennt fahren.“
Luca war schon ganz auf seine Aufgabe konzentriert. Er wusste, dass er sich keine Fehler erlauben durfte. Dies führte aber auch immer dazu, dass er sich bei solchen Events nie wirklich entspannen konnte - geschweige denn es genießen!

"Na ein Man-Bun!" meinte er gleich, sah ihn dabei ein wenig grinsend an.
Kichernd empfing er den Tadel, ließ sich dann aber auch nur zu gerne zum Stuhl ziehen und frisieren.
Er schloss genussvoll die Augen, als der Kamm durch seine Haare glitt. Immer wieder jagten ihm angenehmer Schauer über den Rücken, wenn Luca seine Haare sachte zog, um den Zopf ordentlich hin zu bekommen.
"Oh ja! Du solltest lieber mein persönlicher Friseur werden, nicht diese komische Stylistin...Du bist auch nicht so ruppig wie die!" freute Leo sich, als er seine Haare im Spiegel betrachtete.
Seiner Mum würde das sicher auch gefallen! Sie mochte es deutlich lieber, wenn er die Haare ordentlich hatte, dabei trug er sie wirklich lieber offen oder eben seit kurzem in diesem Man-Bun-Ding.
Er sah sich um, schüttelte dann den Kopf. "Ich denke, wir können... und...Danke, Nevio!" lächelte Leonardo sanft. Er war ohnehin der einzige, der Luca bei seinem richtigen Namen nannte, aber ebenso wie dieser so locker mit ihm sprach, wenn sie unter sich waren, tat er das auch nur, wenn sie allein waren.
Mit den Augen folgte der jüngere seinem Bodyguard, musterte ihn, beobachtete jede Bewegung. Gott! Nevio war einfach so verdammt perfekt!
"Oh ja, ich glaube wir fahren getrennt." antwortete er erstmal, dachte dabei nach, wer noch so da sein würde.
"Oh Gott! Gabriella! Vor ihr musst du mich auf jeden Fall fern halten! Ich halte ihr endloses Geschnatter nicht nochmal aus!"
Gabriella war bildhübsch, hatte lange, schwarze locken und eine super Figur....Sie war wohl auch ziemlich gebildet...aber sobald sie den Mund aufmachte wollte man nurnoch laufen. Sie redete ohne auch nur einmal Luft zu holen Stunden lang durch und ihre Stimme war grauenvoll! Als würde sie sich die Nase zu halten und so hoch wie möglich dabei sprechen. Sie war eine Katastrophe und machte sich auch noch ständig auf Anweisung ihrer Eltern an Leonardo ran.
"Wollen wir dann los?" fragte er, lächelte hübsch und zog Nevio an der Hand bis zur Tür.
"Versuch heute doch auch mal ein wenig Spaß zu haben, hm? Denk nicht so extrem viel nach...sei heute einfach mal nur mein "Bruder".... Mich sticht schon keiner ab!" grinste er.

Es war immer ein angenehmes Gefühl, wenn er mit seinem Vornamen angesprochen wurde. Irgendwie fühlte er sich dann menschlicher. Nicht einfach nur wie jemand, der keinerlei Bedeutung hatte. Auch wenn er nur sehr selten so dachte. Trotzdem, gab es ihm immer ein ganz wunderbares, wohliges Gefühl, wenn Leo ihn Nevio nannte. Sonst tat das niemand außerhalb seiner Familie.
Kurz blieb sein Blick auf ihm haften, dann lächelte er. „Bitte, Leonardo!“
Er hörte sich nun also an, wie es sich mit der Cousine auf sich hielt und wen er von Leo fern halten sollte.
„Gabriella? Sie ist doch wunderschön und deine zukünftige Braut! Möchtest du sie nicht endlich etwas besser kennenlernen?“, neckte er ihn. Er fand diese Frau auch scheusslich und verstand Leo nur zu gut.
Er fand es lustig, wie Leo auf sie reagierte. Also neckte er ihn noch etwas weiter.
„Du möchtest doch sicher ihren wohl geformten Körper erkunden und von ihren saftigen Lippen kosten! Gib’s zu!“, er sprach das besonders breit und fast schon theatralisch aus, kicherte dann aber auch schon.
„Okay gehen wir!“
Er fühlte die Hand an seiner und hörte ihm dann zu. Er nickte natürlich, wusste aber auch selbst, dass er diesem Vorschlag nicht nachgehen konnte. Für ihn war das nunmal kein Vergnügen.
Selbst wenn er auf Leo nicht hätte aufpassen müssen, unter so einem exquisiten Kreis fühlte er sich nur bedingt wohl. Wahrscheinlich würde es ihm auf einem Wochenmarkt wesentlich besser gefallen oder aber auf dem Weingut. Das war ohnehin sein Lieblingsort, an dem er viel zu selten war.
Sie brachen also auf und Luca fuhr mit ihm in der Limousine.
Es dauerte eine Weile, bis sie angekommen waren. Er öffnete die Tür, trat aus und blickte prüfend um sich. Dann ließ er Leo heraus.
Sie erklommen die Stufen zu dem prunkvollen Haus und wurden dann eingelassen.
„Dann wollen wir mal…“, meinte er nur, atmete aus und konzentrierte sich.
Gleich würden sie in den Ballsaal eintreten.

"Du gewöhnst dich nie dran mich Leo zu nennen, wenn wir unter uns sind, hm?" grinste der jüngere. Dennoch fand er es auch schon angenehmer, wenn Nevio ihn beim Namen nannte anstatt dieses dämliche "Junger Herr" zu benutzen. Sie waren wie Brüder oder sowas, wieso musste man dann so streng sein?
"Meine zukünftige Braut? Ganz sicher nicht!" Leo verzog das Gesicht, schüttelte heftig den Kopf. "Da würde ich mir lieber die Kugel von dir geben lassen, bevor ich die heirate!"
Die nächsten Worte jagten ihm allerdings einen super unangenehmen Schauer über den Rücken. Er konnte sich nicht vorstellen sie an zu fassen oder gar zu küssen. Niemals.
Aber wieso konnte er sich das alles dann so verdammt gut mit Nevio vorstellen? Sollte er ihn nicht als einen Bruder sehen?
"Pass bloß auf, bevor ich von deinen saftigen Lippen koste!" neckte er bloß zurück, streckte Nevio dann die Zunge raus und nickte anschließend.
Bald schon saßen sie in der Limo und schließlich standen sie vor dem Gebäude, in welchem die Gala statt finden würde.
"Entspann dich doch mal!" grinste der jüngere, stupste Nevio dabei leicht mit dem Ellebogen ran. "Wir beide trinken heute ein wenig, nicht viel aber...so ein zwei Gläser sind schon drin, hm? Nur zum Entspannen und so, dass du noch in der Lage bist für den Fall der Fälle noch zu reagieren! Heute tanzen wir!"
Leo wünschte sich wirklich kaum etwas lieber als mal entspannt mit Luca etwas zu machen. Mit ihm zu tanzen oder zu trinken, Spaß zu haben so wie damals. Aber je älter sie wurden, desto aufmerksamer schien Nevio zu werden...oder es kam Leo nur so vor, weil sein Interesse über Jahre immer weiter gestiegen war.
Er wollte mehr von ihm, wollte ihn locker und freudig erleben, nicht nur auf Anschlag.
Sie betraten den Saal und viele kamen gleich, um den blondierten Italiener zu begrüßen, komplimentierten seine Haare und er wies daraufhin auf seinen talentierten Bodyguard hin, der keine Mühen scheute, um ihn zufrieden zu stellen. Leo liebte es Nevio bei anderen vor zu stellen und ihn zu loben. Sollte ruhig jeder wissen, dass er den tollsten und treusten Wächter von allen hatte!

Von seinen Lippen kosten?! Als ob! Nevio lachte nur.
„Ich trinke nicht!“, hatte er störrisch von sich gegeben. Es war immer wieder das Gleiche! So oft hatte Leo versucht ihn zum Trinken zu animieren! Es nervte schon regelrecht.
Nur einmal hatte er sich mit ihm betrunken. Sie waren damals noch Teenager gewesen und die Sommerferien auf dem Weingut verbracht. Natürlich wurde er von Leo dazu angestiftet den Hauseigenen Wein zu probieren. Sie hatten damals zwei Flaschen Wein miteinander geköpft und litten anschliessend unter einem schrecklichen Kater. Nevio hatte sich damals mehrfach übergeben und wäre am liebsten gestorben. Auch wenn es trotzdem eine wunderbare Erinnerung war - denn sie hatten noch nie zuvor so viel miteinander gelacht - hatte sich der Lucaspross geschworen nie wieder zu trinken!
Er war in einigen Dingen wirklich sehr willensstark aber in anderen einfach schwach. Eine seiner Schwachstellen war Leo! Denn für ihn würde er ohne mit der Wimper zu zucken, durch die Hölle und zurück gehen, wenn er ihn nur darum bat!
Doch das mit dem Alk, war eine Sache, die er nicht änderte, auch nicht für Leo!
Auch wenn dieser es gut fand seinen Beschützer zu loben, war diesem das immer wieder mehr als peinlich und schlichtweg unangenehm. Es fühlte sich an, als würde man ihn an eine Position bringen, in die er einfach nicht gehörte. Er wollte nicht im Vordergrund sein! Er wollte schön da bleiben, wo er hingehörte! Unauffällig und einfach homogen in die Masse mit eingebettet.
„Ein Glas Champagner?“, bot eine Bedienstete an und hielt ein Tablett mit gefüllten Gläsern bereit.
„Gabriella auf 3 Uhr!“, meinte Luca kurz darauf. Leo hatte schließlich gesagt, dass er vor ihr gewarnt werden wollte...

"Ja, ja... immer das Gleiche...nur weil du von einer Flasche Wein mal gekotzt hast wird dich ein Gläschen Champagner nicht umbringen!" meinte er gleich, schüttelte leicht den Kopf.
Das war doch wirklich schade! So würde Nevio sich nie entspannen!
Leo fand sehr wohl, dass Nevio in diese Position gehörte. Er würde am Liebsten in die ganze Welt raus brüllen, was für ein wunderbarer Mann von seiner Geburt an an seiner Seite war. Aber das wäre dann wohl doch ein wenig zu viel des Guten.
"Oh, super! Danke!"
Leonardo nahm gleich zwei Gläser, natürlich war eines davon für den älteren gedacht.
"Was?!"
Er sah hastig dort hin, wo Gabriella war, drückte seinem Gefährten dann gleich ein Glas in die Hand und zog ihn dann an der freien Hand möglichst weit weg von der suchenden Dame.
Er atmete erstmal durch, als sie ihr offenbar entkommen waren, nun waren sie wirklich in der hintersten Ecke und es sah wohl eher so aus, als würden sie etwas besprechen.
"Mhh~ Schau mal! Jetzt hast du das Glas auch schon in der Hand!"
Er tippte es sachte mit seinem an, sodass sie leise klirrten. "Auf deine Kunst meine Haare so schön hin zu bekommen!" versuchte er Nevio wirklich zu animieren, hob dabei sein Glas sachte und trank einen Schluck, wobei er die Augen nicht von seinem Leibwächter nahm.

„Ich hab nicht...“, nein, er würde sich hier jetzt auf keinen Fall darauf einlassen. Sie konnten das ja mal zu Hause ausdiskutieren! Aber ganz bestimmt nicht in der Öffentlichkeit, auf einer Gala!
Schneller als Gedacht befanden sie sich in der Ecke.
Luca sah ihn argwöhnisch an.
„Du glaubst doch nicht allen Ernstes, dass ich jetzt mit dir Trinke?!“
„Leo! Luca!“
Gott sei Dank! Die Cousine des Jungen Herrn!
Luca ergriff sofort die Gelegenheit und drückte ihr sein Glas in die Hand.
Sie prostete ihrem jüngeren Cousin zu und plapperte irgendetwas.
Luca blendete das aus, es war ohnehin nicht für seine Ohren gedacht. Stattdessen blickte er sich prüfend um.
Es wurde zu einer Ansprache aufgerufen. Irgendwelche wichtigen Futzis lobpreisten irgendwelche anderen Futzis, es wurde viel geklatscht und dann zum Essen gebeten.
Einen Saal weiter waren viele Tische aufgestellt.
Die Cousine hatte tatsächlich gemeint, dass Luca mit am Tisch sitzen solle.
„Was?! Nein, das geht nicht! Das ist zu freundlich!“, wollte er ablehnen.

"Wieso nicht?" fragte Leo sofort. Klar, da war ja auch noch die Arbeit und alles. Aber es war doch nicht fair, dass Nevio immer nur arbeiten sollte! Wo blieb denn da der Spaß!?
Gerade wollte er anfangen Argumente zu nennen, da hörte er seinen Namen. Mist. Seine Cousine.
"Oh, Guilia! Schön dich zu sehen." log er. Er hatte nichts gegen sie, aber sie hatte jetzt Lucas Glas, das war doch kacke.
Genauso wie Luca blendete Leo das Geplapper auch aus. Es war immer uninteressant, was sie so erzählte und so war es diesmal auch. Er wollte viel lieber Nevio zum Trinken überreden.
Endlich gab es Essen!
Die Idee der Cousine war super. "Setz dich doch bitte mit dazu." stimmte Leo ihr zu.
Er beugte sich zu Nevios Ohr. "Dann musst du heute auch nicht noch mehr Versuche ertragen, Nevio." flüsterte Leo, wobei er damit natürlich die Sache mit dem Alkohol meinte.
"Also? Komm, iss mit uns."

„Sowas nennt man Bestechung!“, meinte er leise zurück, gab aber lächelnd nach.
Dieses Nevio hatte ihn einfach wieder verweichlicht! Kaum zu glauben.
Er sass zwischen ihnen und fühlte sich unausgesprochen unwohl! Er sollte eigentlich an der Wand stehen. Wie alle anderen Guards auch. Er sollte nicht mit der Schickeria speisen!
Aber eine Wahl hatte er auch nicht. Vermutlich hätte Leo sonst was für ein Theater veranstaltet und dann hätte er wieder Ärger bekommen...
So ass er also schweigend das Flusskrebs-Schäumchen, die gratinierte Dorade, die Tomatenessenz und die Pasta mit Trüffel.
Selbstverständlich waren das alles nur sehr kleine, hübsche Portionen. Aber sie waren unglaublich köstlich, das musste er schon zugeben. Nur beim Dessert passte er dann.
Der Abend plätscherte so vor sich her und Gabriella hatte noch ihren Weg zu ihnen gefunden. Gut nur, dass Giulia genauso eine Schwatzbase war und sie sich praktisch darin duellierten.
Wann würden sie hier endlich los können?

"Bei Bestechung hätte ich dir Geld bieten müssen." grinste er frech, freute sich jedoch, dass Nevio sich dazu überreden ließ und mit ihnen die köstlichen Speisen zu sich nahm. Hier war auch keiner, der sich wagte etwas dagegen zu äußern, jeder nahm die Entscheidung Leos zu hin und Nevio wurde ebenso bedient wie alle anderen Gäste am Tisch.
Es war für Leo zwar im Grunde etwas, womit er aufgewachsen war, aber er wollte seinen Guard nicht an der Wand wissen. Er wollte ihn an seiner Seite wissen und ihn möglichst nahe bei sich haben.
Über den Abend verteilt achtete Leo sehr darauf, dass es so aussah, als würde er eine Menge trinken. Er trank seine Gläser aber immer sehr langsam und wenn keiner hinsah schüttete er den Champagner in irgendwelche Pflanzen oder andere leere Gläser. Er wollte eine Ausrede für Guilia und Gabriella, dass er bald Heim musste. Diese Gala-Veranstaltungen waren immer so übertrieben und suuuuper wichtig. Leo fand es aber weniger lustig, wenn sein "Bruder" immer nur als Bosyguard daneben stand anstatt sich richtig mit ein zu bringen.
Leonardo trank sein Schlückchen Champagner schließlich aus. "Luca... ich glaub ich sollte langsam ins Bett...ich fürchte ich hab ein wenig zu viel getrunken..." meinte er, sodass die beiden Damen das mitbekamen. Er schwankte leicht auf seinen Bruder zu, hielt sich an ihm fest.
"Ganz sicher sollten wir langsam gehen.."
Es war garnicht mal so schwer betrunken zu spielen! Seine Cousine kaufte ihm das auf jeden Fall ab und meinte gleich zu Nevio, dass er ihn wirklich besser Zuhause ins Bett bringen sollte, bevor ihr Cousin sich hier noch blamierte.

Leo! Der olle Schauspieler! Innerlich schmunzelte Luca. Er stützte ihn dann und stimmte der Cousine zu.
„Sehr wohl! Ich bringe ihn dann nach Hause! Einen schönen Abend noch, Signorina!“
Er stützte ihn, bis sie ausser Sichtweite waren.
„Wie viel Champagner hast du ausgeleert?“, hakte er dann grinsend nach.
Sie kamen am Auto an und wurden dann auch direkt gefahren.
„Wieso sollte ich unbedingt mit an eurem Tisch sitzen?! Das war wirklich.... seltsam!“
Sie sassen im Auto und der Fahrer blickte in den Rückspiegel. Luca schloss daraufhin die Klappe zwischen ihnen und dem Fahrer, weil er keine Lust hatte, dass der Typ mit hörte.

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