Während Tora Karotten putzte und klein schnitt dachte er über Takumis Worte nach. Natürlich würde er Heiji überall hin folgen. Für ihn war er der wichtigste Mensch in seinem Leben. Er hatte ihm ein Dach über den Kopf gegeben, als es sonst keiner wollte. Er glaubte an ihn. Für ihn, wollte er ein besserer Mensch werden. War das so offensichtlich? Und selbst wenn…. War das schlimm?

Trotzdem war es schade, dass Takumi einfach wegziehen würde und das so bald. Er mochte diesen quirligen Barista und ganz kurz ertappte er sich bei der Erinnerung, wie sie alle miteinander…. Er grinste, schüttelte verlegen den Kopf und konzentrierte sich dann wieder auf das Gemüse.



Takumi konnte es einfach nicht erwarten. Womöglich war es überstürzt, aber was sollte schon passieren? Würden sie - wider Erwarten - plötzlich anfangen nur noch zu streiten, dann würde er halt wieder ausziehen. Er konnte immer und überall einen Neuanfang starten. Aber dieses Mal fühlte es sich ganz anders an. Sein reifer Hundeliebende Freund war wirklich etwas besonderes. Sowas hatte er noch nie empfunden. Das musste doch die echte, richtige Liebe sein! Was denn sonst.

Immer wieder starrte er verträumt auf das Bild, dann ging er irgendwann auf die Toilette und posierte mit hochgezogenem Oberteil und leicht herunter gezogenem Hosensaum für ein Selfie, welches er seinem Liebsten zuschickte.



„Ist gut, sei schön vorsichtig und lass dich nicht ärgern. Ich liebe dich auch“, hatte Moko gesagt und grinste. Das klang ganz schön schnulzig, aber er stand drauf.

Er fragte sich, wie das Gespräch wohl verlaufen würde. Heute Abend würde er es ja herausfinden.

Nachdem er seine Wohnung aufgeräumt hatte und eine Weile beim Pachinko war, beschloss er in seiner Pause Tora zu besuchen, machte aber noch einen kurzen Umweg um bei Heiji vorbei zuschauen. Hoffentlich war der kleine nicht komplett gestresst.

Die Türglocke er tönte und der grosse, braungebrannte Japaner trat grinsend ein.

„Ich habe gehört, hier soll ein Bursche arbeiten, der schöner ist, als jede Blume!“

Yosuke freute sich sehr über das heiße Foto seines Liebsten. Grinsend schrieb er: "Fuck, Takumi! Wie gerne würde ich dich hier und jetzt vernaschen! Du bist so schön... Jetzt freue ich mich noch viel mehr auf den Videocall! <3"
Er musste ehrlich zugeben, dass das Foto ihn ein bisschen von seiner Arbeit ablenkte. Frecherweise richtete er es nun auch noch als Handyhintergrund ein, natürlich würde es nur jemand sehen können, der sein Telefon entsperrte und wer außer ihm würde das können?
Zufrieden grinsend blickte er auf sein Handy, sperrte dann das Display und seufzte verliebt.
"Hey, Yosuke, was seufzt du denn so? Hast du etwa Liebeskummer? Hat sie große Brüste?" fragte sein Kollege lachend, wobei er ihn sachte gegen den Arm boxte. "So ein schöner Kerl wie du bekommt doch sicher jede rum, warum also dieses Geseufze?", setzte er noch einen obendrauf.
Yosuke wurde auf der Stelle ein wenig rot um die Nase, fühlte er sich doch ziemlich ertappt. Seine Arbeitskollegen wussten selbstverständlich nichts von seinen Vorlieben für blonde Männer und vor allem wussten sie generell nicht, dass er überhaupt auf Männer stand. Die Arbeit war ein Ort, den er strikt von diesen Dingen trennen wollte, erst recht weil hier häufiger homophobe Witze gerissen worden als sonst irgendwelche.
"Ach, Quatsch! Ich hab doch keinen Liebeskummer. Mir geht's prima, ich hab nur nicht so gut geschlafen und freue mich nachher auf mein Bett", log er. Yosuke, der sonst völlig locker und offen mit seiner Sexualität umging, konnte hier unmöglich erzählen, dass er verliebt war. In einen Barista aus Tokyo, den er nur kennengelernt hatte, weil er einen Minderjährigen in eine Disko mitgeschleppt und später wegen irgendwelcher Drogen ins Krankenhaus gebracht hatte. Es gab sicher romantischere Geschichten und als Hetero wäre es wohl auch noch etwas anderes. Er hoffte, dass es keinen Stress geben würde, sobald Takumi hier wohnte und mit ihm auf der Straße gesehen werden würde. Takumi... hoffentlich würden sie sich bald endlich wiedersehen. Er fehlte ihm furchtbar. Das Gespräch verlief recht schnell wieder im Sande und Yosuke ging irgendwann mit Taki eine Runde um den Block. Er brauchte eine Pause und sein Hund musste pinkeln, die perfekte Ausrede um wenigstens ein paar Minuten aus dem stickigen Büro rauszukommen.

**************

Heiji legte leicht errötet auf, kicherte dann aber erfreut darüber, dass Moko und er sich mit "ich liebe dich" verabschiedet hatten. Kurz darauf musste er sich leider beeilen, um den Laden zu öffnen.
Vor dem Laden warteten bereits drei Kunden, die er selbstverständlich sofort als Erstes bediente. Danach las er, was alles zu tun war. 3 Trauerkränze und ein Brautstrauß, das würde er ja wohl noch hinbekommen, selbst wenn er dafür Überstunden machen musste. Alles davon würde am nächsten Tag abgeholt werden, natürlich in aller Herrgottsfrühe. Heiji seufzte. Er würde also um 6 den Laden spätestens wieder öffnen müssen, immerhin war die Chefin dann sicher noch immer im Krankenhaus.
Gerade steckte er die Blumen in einen der Trauerkränze, als er zusammenzuckte. Die Türglocke! Es war sicher der 100. Kunde, so gestresst wie Heiji sich fühlte, doch da irrte er sich. Seine Augen leuchteten vor Freude auf und er sprang Moko regelrecht in die Arme. "Hey~" schnurrte der Blumenjunge, küsste den großen Mann sanft und blickte ihn an. "Was verschafft mir dir Ehre?", fragte er kichernd. "Du kannst dir nicht vorstellen, wie gestresst ich bin! Aber dich zu sehen hat den Stress regelrecht weggeblasen, danke, dass du hergekommen bist", freute der jüngere sich.

Takumi freute sich über die Nachricht, schickte zahllose Kuss und Herz Emojis und ging dann auch erstmal wieder an seinen Arbeitsplatz zurück. Nach zwei Minuten ging er dann zu Tora in die Küche.

„Wie läufts denn bei euch so?“, fragte er nonchalant.

Tora rührte gerade in der Suppe und lächelte.

„Gut.“

„Gut? Einfach nur gut? Willst du mich abwimmeln?“

„Nein!“, lachte der Tätowierte, „Es läuft wirklich gut. Ich denke, so zu dritt kann das wirklich klappen. Moko ist lustig, Heiji ist süss. Irgendwie wird uns nie langweilig“

„Und der Sex? Immer noch gut?“

Tora grinste nur.

„Und, während du hier bist, was machen die beiden? Rammeln die sich die Gehirne raus?“

„Was?! Nein, wir sind alle berufstätig. Ich meine, so ne Miete zahlt sich ja nicht von selbst. Wir wollen alle zusammen ziehen und… naja…“

„Woher willst du das wissen?“

„Hmm?“

„Na, dass Sies nicht grad wild treiben…“

„Takumi, auf was willst du hinaus?2

„Stört dich der Gedanke denn gar nicht, dass Sies tun könnten?“

Tora sah für einen Augenblick nur in seine Suppe.

„Sie Tuns ohne dich!“, merkte der blonde an.

„Wir sind nicht immer zu dritt… und wenns einen überkommt… es ist okay. Aber ich will mir ehrlich gesagt keine Gedanken darüber machen.“

„Also stört es dich.“

„So kann ich das nicht sagen…. Es ist mehr, ich bin froh, dass Sies mit einander tun und nicht mit irgendwem fremden… trotzdem brauche ich keine Details.“

„Verstehe. Also, ich will nicht, dass Yosuke rumfickt! Der Gedanke allein kotzt mich schon an. Ich hoffe es läuft gut für dich. Ehrlich jetzt. Ich hab dich lieb.“, Takumi ging wieder an seine Siebträgermaschine und liess Tora mit einem seltsamen Gefühl zurück.

Er griff zum Handy und tippte:

„Hallo Blumenjunge, ich hoffe, du hast nicht zu viel zu tun. Ich wünsche dir nachher eine schöne Pause. Tora“, dann schickte er ab.


***


„Hast du gerade weggeblasen gesagt? Da fällt mir doch direkt was ein!“, grinste Moko frech und griff an Heijis Taille um ihn näher an sich zu ziehen. Dann knabberte er an seinem Ohr und liess ihn wieder los.

„Brauchst du Hilfe? Also, ich hab zwar nicht mehr so viel Zeit, aber für dich überziehe ich gern meine Pause! Kann Tora auch morgen besuchen...“

Er griff nach zwei Blumen und hielt sie sich hinter die Ohren.

„Na, bin ich hübsch?“, scherzte er.