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Pelessaria genoss wie das kühle Wasser über ihren Kopf plätscherte und dann weiter ihre Schultern hinab floss. Sie liebte es den Duschvorgang mit einer Abkühlung zu beenden. Zudem war es die erste Dusche in der neuen Wohnung. Beseelt von einer tiefen Entspannung drehte sie das Wasser ab und stieg auf den Badvorleger. Sie griff nach dem Handtuch, dass sie vorher bereitgelegt hatte und trocknete sich ab. Nachdem sie ihre Unterwäsche angezogen hatte, schlüpfte sie eine bequeme schwarze Jogginghose und zog sich ein ärmeloses Kapuzenshirt, ebenfalls in schwarz an. Als sie ihre Haare notdürftig fährt, stieg ihr der Geruch von aufgewärmt Essen in die Nase. Anscheinend war Jason nach Hause gekommen, während sie unter der Dusche gestanden hatte.
Mit feuchten Haaren ging sie in die Küche.
"Hi Mitbewohner, wie war der Tag?",
fragte sie fröhlich

Irgendwie war Jason in Gedanken verloren. Er hatte weder mitbekommen, dass seine Mitbewohnerin aus dem Bad gekommen, noch dass sie zu ihm in die Küche gekommen war.
Er schrak auf und starrte sie kurz an.
"Oh.. hey.. hey.", gab er dann lächelnd von sich.
"Ehm, willst du auch was essen? Ist genug da.", meinte er und deutete an, aufzustehen um ihr auch einen Teller zu holen.
"Mein Tag.... wie immer denke ich. Und deiner? Hast du dich schon eingelebt?"

"Oh vielen Dank, antwortete sie. "Ich bin allerdings nicht hungrig. Aber wenn du nichts gegen etwas Gesellschaft einzuwenden hättest, würde ich mich zu dir setzen." Ohne auf seine Antwort zu warten, nahm sie Platz. "Mein Tag war eigentlich ohne große Aufregungen. Ich habe meinem Zimmer schon mal meinen eigenen Stempel aufgedrückt." Erneut glitt ein fröhliches Lächeln über ihre Lippen. Dann erinnerte sie sich daran, dass sie noch mit Jason über die Badezimmernutzung sprechen wollte. "Hey, wie sieht es eigentlich aus mit der Belegung vom Bad? Hast du da feste Zeiten wann du reinmusst, oder sollen wir das einfach spontan entscheiden?" Pelessaria war es im Moment tatasächlich relativ egal, wie sie das regelten, zu glücklich fühle sie sich im Moment. Noch etwas ging ihr durch den Kopf. Da Jason noch nicht zu einer Antwort angesetzt hatte, fuhr sie fort:" Meinst du könntest mir mal ein bisschen die Gegend hier zeigen?" Sie lächelte ihn an, wenn auch etwas schüchtern.

Jason war es weder gewohnt, noch hatte er damit gerechnet, dass jemand so viel und übersprudelnd sprach. Auch wenn es genau genommen gar nicht so viel war, war es doch wesentlich mehr, als das, was sonst in seiner Wohnung gesprochen wurde.
Und doch, es war eine angenehme Veränderung. Er lächelte ebenfalls etwas schüchtern, nachdem das Mädchen Ihre Anfrage gestellt hatte.
Er rührte zweimal verlegen in der Schüssel und nickte.
„Ja, ich kann dir sehr gern die Gegend zeigen. Sag einfach, wann es dir passt.“
„Oh, und Bad… nun, wenn es für dich kein Problem ist, dann halten wir es doch einfach spontan.“
Er aß auf und spülte sein Geschirr ab, trocknete es und räumte es direkt auf. Er mochte es nicht sonderlich, wenn Dinge unnötig lange unaufgeräumt blieben.
„Ich geh auf den Balkon, willst du vielleicht mit?“, fragte er sie und griff unabhängig davon schon nach seiner Gitarre.
Es verging kein Abend an dem er sie nicht spielte. Das Instrument war für ihn wie der Sauerstoff für andere. Er MUSSTE es spielen!

Pelessaria nickte. "Gerne. Sich diese Aussicht entgehen zu lassen, wäre eine Sünde." Gemeinsam begaben sie sich auf den Balkon. Pelessaria setzte sich mit dem Blick auf den See und lies den Blick schweifen, während Jason mit seinem Spiel begann. Fasziniert lauschte sie den Klängen der Saiten, die immer wieder erklangen, in einem hellen vibrierenden Klang, so dass sie die einzelnen Töne förmlich spüren konnte. Mal waren leise leichte Töne, die Jason so sanft spielte, als berührte er die Gitarre kaum und dennoch war die Musik klar und und gut zu vernehmen, mal spielte er harte, starke Riffs, gerade kurz davor, dass sie sich in einen unangenehmen Mißklang verwandelten, aber eben nur kurz davor. Ähnlich einem Sopran, der sein Handwerk versteht und derart hoch singt, dass es fast schrill klingt, aber dennoch unheimlich mitreißend und vollkommen und ohne Makel. Langsam und vorsichtig, um Jason nicht zu stören drehte sie sich in seine Richtung, und beobachtete sein Spiel. Es war umwerfend anzusehen, wie er darin aufging. Unbewusst begann sie mitzupfeiffen. Nachdem sie das bemerkte und vor allem, sie schief sie (nach eigener Meinung) die Töne pfiff, hielt sie inne. Doch bereits nach kurzer Zeit riss es sie erneut mit.

Der junge Mann war total in sein Spiel vertieft. Je mehr er spielte, desto mehr war es, als würden seine Gedanken, seine Gefühle, seine komplettes Inneres nach außen gekehrt nur um sich in wunderbare Melodien zu verwandeln.
Auch dieses Mal bemerkte er nicht, wie sich selbst die sternenklare Nacht dazu ermuntert fühlte, ihre Sterne herab zu senden und sich in viele, kleine, fernen Sternschnuppen zu verwandeln. So, als wollen auch sie noch näher zu der Musik, die in jede Dimension vorzudringen vermochte.
Er wurde erst ein wenig aus seiner eigenen Trance befreit, als er vernahm, wie jemand versuchte mit zu pfeifen. Er öffnete die Augen und sah Pelessaria, wie sie vergnügt mitgerissen wurde und eifrig mit pfiff.
Er lächelte und ermunterte sie weiter zu pfeifen, während er die Melodie etwas vereinfachte, damit es noch besser zu einander passte.
Es machte unglaublich viel Spass. Sowas hatte er noch nie erlebt. Nicht einmal, als er noch in der Band war. Es war fast schon gruselig, wie sehr es harmonierte.
Mit offenen Augen und wippendem Kopf musizierte er mit seiner Mitbewohnerin.
Plötzlich, und völlig, unerwartet wurden sie von einem lauten Knall unterbrochen.
Nicht nur dass es ohrenbetäubend laut war, es war zudem von einem Licht begleitet, welches so grell war, wie die Sommersonne.
Irgendetwas war in den See gestürzt.
Der Knall und das folgende Licht hatten dazu geführt, dass Jason sich schützend über das Mädchen warf. Und erst als das Licht langsam etwas abzuflauen schien wagte er es, wieder aufzublicken.
„Ist… ist alles in Ordnung bei dir?!“, fragte er das Mädchen und half ihr auf. „Entschuldige….“, jetzt war es ihm erst bewusst geworden, dass er sich regelrecht auf sie geworfen hatte.
Er blickte zum See und sah, wie darin in Licht brannte, welches langsam zu erlöschen drohte.
„Was…. was ist das?…“, fragte er, sah das Mädchen an und blickte wieder zum See hinaus.
Er wusste nicht warum, aber seine innere Stimme sagte ihm, dass er, was immer im See war, seine Hilfe brauchte.
Er ging also rasch in die Wohnung zurück, griff nach einer Jacke und rannte dann hinaus um zum Gewässer zu gelangen.

Pelessaria wurde völlig überrumpelt. Jason warf sich auf sie mit der Geschwindigkeit einer abgefeuerten Gewehrkugel, zumindest kam es ihr in ihrer Wahrnehmung so vor. Alles schien wie Zeitlupe zu passieren. Erschrocken hielt sie die Luft an. Als ihr dies bewusst wurde, atmete sie tief ein und aus.
Sie war so in Jasons Spiel vertieft gewesen, dass ihr das Licht über dem See erst aufgefallen war, als Jason jäh mit dem Spielen aufgehört hatte. Doch bevor sie die Lage genau erfassen hatte können, hatte er sich bereits auf sie geworfen.
All das ging in Sekunden vor sich, dennoch nahm sie alles wie in Zeitlupe wahr. Irgendwo in ihrem Gehirn meinte eine Stimme, dass das dafür das durch den Schock ausgeschüttete Adrenalin verantwortlich sei.
Sie versuchte sich aufzurichten, doch noch lag Jason auf ihr. Bevor sie sich bemerkbar machen konnte, schien er das jedoch gemerkt zu haben. Er stand auf und half ihr hoch. Sein heißeres "Ist… ist alles in Ordnung bei dir?!" nahm sie wie durch einen Nebel wahr. Es klang seltsam verzerrt und dumpf. Sie nickte nur. Dann blickte sie genauso wie Jason auf den See. Ein Leuchten wie von einer erlöschenden Kerze erhellte das Wasser. Nur viel größer. Das Licht wirkte seltsam "weich" auf Pelessaria. Ohne Jason anzusehen, antworte sie auf seine Frage:" Ich weiß es nicht."
Anstatt darauf zu reagieren eilte dieser in die Wohnung. Pelessaria blieb wie gebannt zurück. Sie konnte die Augen nicht von den Ereignissen auf dem See abwenden. Im Hintergrund hörte sie, wie die Haustür ins Schloss fiel, als Jason die Wohnung verlies. Sie nahm das Geräusch zwar wahr, aber es schien seltsam unbedeutend. Das Leuchten auf dem See wurde zusehends schwächer. Dafür begann es seine Farbe zu ändern. War es vorher noch ein helles, weißes Licht gewesen, so wurde es zusehens schwächer und begann eine blaurote Färbung anzunehmen. Es errinnerte Pelessaria an die Farben der Dämmerung in einer lauen Sommernacht, in der sie an dem See Lipno gesessen hatte , als die Sonne über der großen Staumauer untergegangen war.
Plötzlich fiel ihr auf, dass totale Stille herrschte. Lediglich ihr eigenes Atmen war zu vernehmen.
Pelessaria erwachte aus ihrer Starre.
Wie vom Blitz getroffen rannte nun auch sie los. Ohne wie Jason an eine Jacke zu denken stürmte sie zu Tür hinaus. Noch immer nahm sie nichts als ihr eigenes aufgeregtes Keuchen war. Während sie rannte versuchte sie Jason ausfindig zu machen, doch er schien verschwunden. Als Sie am See ankam hatte sie zu viel Schwung und rannte in das kühle Wasser hinein, bis sie zu den Hüften darin stand.
Während sie hinauswatete sah sie Jason. Er stand nur wenige Meter entfernt von ihr und starrte auf das Leuchten, das kaum noch zu erkennen war. Pelessaria war es rätselhaft, wie sie ihn übersehen hatte können.
Das Schmatzen ihrer nassen Schuhe schien Jason gehört zu haben, denn er drehte sich zu ihr um. Gelichzeitig fiel Ppelessaria auf, dass wieder alles normal zu hören war. Die leichten Wellen, die an das Ufer schlugen, das Säuseln des Windes, den sie dank ihrer nassen Klamotten intensiv wahr nahm.
"Jason?", rief sie.
Sie bekam jedoch keine Antwort. Im selben Moment wurde das Licht plötzlich strahlend hell. Geblendet wandte sie sich ab. Dann war alles vorbei. Sie drehte sich wieder um. In diesem Moment wurde sie von etwas an der Schulter getroffen. Sie wurde zurückgeworfen und landete zum zweiten mal in kürzester Zeit auf dem Boden. Als sie sich aufgerichtet hatte, stand Jason vor ihr. Er beugte sich herab, um aufzuheben, was sie getroffen hatte. Vorsichtig hob er es auf. Pelessaria traute ihren eigenen Augen nicht. Es schien sich dabei um eine Art von Tier zu handeln, doch keines wie sie es je gesehen hatte.
Vier Extremitäten, bei denen es sich wohl um die Arme handelte, gingen von einem langen geschuppten Rumpf aus. Dieser wiederum verjüngte sich am Ende, bevor er sich in zwei Stränge teilte, die sich um einander flochten. Am anderen Ende war ein Kopf, der dem einer Hauskatze glich. Doch auch hier gab es Unterschiede. Anstatt von Katzenaugen hatte dieses Wesen 2 Facetten, wie bei Insekten, und aus dem Mund hing eine gespaltene Zunge. Was jedoch vor allem Pelessarias Aufmerksamkeit fesselte, waren die vier Flügel, die im oberen Drittel ledrig und von feinen Äderchen druchzogen hin und her zuckten. Im Gegensatz zu dem komplett schwarzen Körper, waren diese von einem lila, rotem Muster bedeckt, das keiner Regelmäßigkeit zu folgen schien. Alles in allem war dieses "Tier" vielleicht 20-30 cm lang. Während sie das Wesen ansah, stieg Pelessaria ein harziger Geruch, der aus den Nüstern über dem Maul aufstieg, in die Nase.
Sie blickte zu fragend zu Jason:"
Was ist das? Ich habe noch nie etwas deratiges gesehen."

Jason war am See angelangt und nichts konnte ihn aufhalten, hinein zu stürmen um das zu retten, was wohl auf seine Hilfe gewartet hatte. Er stand davor, im Wasser lag ein steiniges Etwas, das die Form eines Straußeneis, aber die Textur von Lavagestein aufwies. Es schien einen Riss zu haben. Aus diesem Riss schien ein Licht, welches schwächer wurde.
Der junge Mann war wie gelähmt, er starrte es an, sah, wie sich die Risse verfielfachten, traute sich daher nicht sich zu bewegen, er befürchtete, es gänzlich zu zerstören, er wagte es nicht, was, wenn er dann für den Tod eines Lebewesen zuständig gewesen wäre?! Eines, das doch extra zu ihm gekommen war…..
Er konnte das Mädchen hören, wie sie ins Wasser kam und ihn rief, doch da er zu befangen war, konnte er auch nicht antworten. Und dann passierte es. Die Risse hatten sich über das komplette Ei gezogen und die Schale löste sich explosionsartig von ihr, was in diesem grellen Licht endete, auch er nahm schützend seine Hände vor sein Gesicht, konnte aber erkennen, wie etwas in die Richtung seiner Mitbewohnerin geschleudert wurde.
Sofort eilte er zu ihr, er fragte sie noch, ob sie sich verletzt hatte, sah dann aber auch das Wesen, dass neben ihr zu Boden gefallen war. Vorsichtig hob er es auf. Wie auch Pelessaria mustere er es. Es war bezaubernd und faszinierend.
„Ich habe so etwas schon einmal gesehen….“, gab er fast komplett emotionslos von sich.
„In… in meinen Träumen….“, fügte er hinzu, als sei das eine völlig verständliche Antwort.
„Komm, wir müssen es rein bringen! Es braucht Wärme!“
Er sah sie an, reichte ihr die Hand und half ihr auf.
In der Wohnung angekommen, achtete er nicht darauf, die Schuhe oder die nassen Kleider los zu werden. Er holte seine Decke und wickelte das Wesen darin ein.
„Hast du eine Wärmelampe oder irgend ein wärmendes Licht? Die Läden in der Nähe haben schon zu… ich werde erst morgen eine Infrarot-Lampe kaufen können….“
Er sah das Wesen besorgt an und dann das Mädchen fast schon flehend.

Pelsessaria sah ihn an, als frage er sie nach dem aktuellen Niederschlag in Papa-Neuguinea. "Eine Wärmelampe? Klar, habe ich immer in meiner rechten Hosetasche" , antwortete sie sarkastisch. Die ganze Situation zerrte an ihren Nerven. Verärgert über ihren kleinen Ausbruch, wischte sie sich eine Strähne aus dem Gesicht. Das seltsame Wesen gab ein Schanufen von sich, so dass Pelessaria ihren Ärger sofort wieder vergaß. Es zuckte in konvulsiven Schüben, so dass Jason Recht damit zu haben schien, dass es fror. Pelessaria überlegte fieberhaft, was sie an wärmenden Utensilien besaß. "Ich habe ein Kirschkernkissen. Wenn wir das erhitzen, kann es zmindest geringfügig Wärme geben." Plötzlich flutete Idee um Idee ihr Gehirn. Sie fuhr eilends fort: " Ich habe noch eine große Plastikbox, wo wir es reinlegen können. Als Wärme- und Lichtquelle können wir meine Schreibtischlampe nehmen". Ohne auf eine ANtwort zu warten stürmte sie in ihr Zimmer, wobei sie eine Spur aus Wasserflecken hinterlies. Ungeduldig suchte sie nach dem Kissen. Als sie es fand rannte sie in die Küche um es zu erhitzen. Dann eilte sie zurück und leerte ihre Kiste, in der sie ihre kleine Dolschsammlung, so wie verschiedene Krimskrams aufbewahrte. Im Rauslaufen riss sie noch die Schreibtischlampe aus der Steckdose und rannte zurück zu Jason, der noch immer das seltsame Wesen auf dem Arm hielt.
Bei diesem Anblick schoss ihr ein Gedanke durch den Kopf: "In deinen Träumen?" Fragend sah sie ihn an.

Jason konnte mit ihrem Sarkasmus im Moment nichts anfangen und reagierte nicht darauf, er war viel zu besorgt um dieses Wesen. Er beäugte aber, wie sie wild umherwirbelte und schnell ihren Weg, mit ihren Utensilien, zu ihnen zurück fand.
Das Kissen fand seinen Platz in der Kiste und darauf platzierte der Junge vorsichtig das Wesen. Er hielt dabei den Atem an, so als würde er eine Bombe entschärfen.
Erst als, es darauf lag und sie nun noch die Lampe anschlossen und sie vorsichtig auf das Wesen richteten antwortete er:
„Ja, in meinen Träumen.“
Er blickte das Mädchen an und fuhr fort, „Ich weiss, dass muss sich im ersten Moment seltsam anhören. Aber, ich sehe sehr viele Dinge in meinen Träumen… schon als Kind. Damals meinte man immer, ich habe eine blühende Fantasie, bis ich irgendwann aufzeichnete, was ich in meinen Träumen sah. Aber ich war nicht der beste Zeichner und so fand ich irgendwann zur Musik. Alles, was ich je geträumt habe….“, er blickte von ihr zu dem Wesen zurück und winkte ab.
„Okay… das klingt alles lächerlich und vermutlich glaubst du mir ohnehin kein Wort. Zudem will ich dich nicht sofort wieder verschrecken!“
Wieder blickte er auf, sah ihre wunderschönen Augen. Doch er wagte es nicht lange, denn er wollte sich nicht darin verlieren, so wie in seinen Träumen. Er wusste nun auch wieder, wieso sie ihm so vertraut war. Ihre Augen… auch sie waren schon einst in seinen Träumen gewesen. Er sprach es jedoch nicht aus. Höchstwahrscheinlich würde sie dann wirklich sofort packen und das Weite suchen!
Er versuchte sich also auf dieses hilflos wirkende Wesen zu konzentrieren.
„Ich glaube, die Wärme tut ihr gut!“, lächelte er, als er bemerkte, dass die Atmung des Geschöpfs wohl etwas regelmäßiger wurde.
„Gleich morgen Früh werde ich ein Wärmelicht für dich holen! Und bis dahin werde ich dich hüten, wie meinen Augapfel. Versprochen!“, flüsterte er ihm zu.

Pelessaria blickte sich suchend um. Es hätte sie keinesfalls gewundert, hätte sie dort eine oder mehrere versteckte Kameras entdeckt. Doch da war nichts. Das alles war real. Jasons Worte brauchten, bis sie in ihr Bewusstsein drangen.. Normalerweise hätte sie ihm wahrscheinlich tatsächlich einen Vortrag über Deja-vus und wie unzuverlässig Erinnerung waren gehalten. Aber hier war nichts normal. Jason sah sie intensiv an. Da sie um ihrer Augenfarben selbst in dieser seltsamen Situation wusste, wollte sie die Augen schon niederschlagen, doch dann hielt sie seinem Blick stand. Dann wandte sich Jason wieder diesem außergewöhnlichem Wesen zu. Pelessaria kam es vor, als hätten sie gerade einen Kampf ausgefochten den sie gewonnen hatte, ohne sich dieses Kampfes überhaupt bewusst gewsen zu sein. Die Zuneigung die Jason diesem Wesen zuwandte, irritierte Pelessaria. Schließlich war dies wenigstens eine Kuriosität und nicht ein süßer Hund. Sie sagte jedoch nichts. Auch weil sie, wenn sie sie ehrlich zu sich selbst war, es nicht als falsch empfand. "ES braucht einen Namen. Und zwar nicht "Augapfel", das wäre selbst für diesen Irrsinn zu bizarr", versuchte sie sich an einem Scherz. Jedoch wollte ihr ein Grinsen nicht wirklich gelingen. Sie fuhr fort: "Zudem sollten wir überlegen, was wir tun. Müssten wir nicht eigentlich die Polizei oder einen Veterinär rufen?" Sie hatte das bewusst als eine Frage formuliert. Zwar war sie sich bewusste, dass sie das eigentlich tun "sollten". Vielleicht sogar "mussten". Aber aus Gründen, die sie selbst nicht so richtig verstand, schien ihr das falsch. Während sie noch innerlich zwischen Vernunft und Emotion abwägte, wartete sie auf Jasons Reaktion.

Da Pelessaria nicht lächelte, war sich Jason nicht sicher, ob es wieder ihr Sarkasmus war, der aus ihr sprach, oder ob sie versucht hatte einen Witz zu reißen. Womöglich war es auch einfach nur eine Feststellung.
„Sag doch nicht „es“… das würde dir sicherlich auch nicht gefallen.“, sprach er ruhig und strich mit dem Daumen über den schuppigen Kopf des Wesens. „Es ist eine junge Lady!“, fügte er hinzu, als sei es eine Selbstverständlichkeit.
„Wie möchtest du sie denn gerne nennen, welcher Name könnte ihr gerecht werden?“
Er blickte seine Mitbewohnerin an.
„Woher stammt dein Name? Er ist doch auch sehr ungewöhnlich!“, merkte er nun an.
Die Frage, ob sie nicht besser jemand verständigen sollten, ließ ihn innerlich aufschrecken.
„Und, was denkst du, würden die mit ihr machen?! Die würden sie doch sofort aufschlitzen um herauszufinden, was sie ist! Und uns… uns würden die mit Fragen löchern, die wir wohl kaum beantworten könnten….“Oh, sorry Officer, wir haben ein helles Licht gesehen und dann ist dieses Wesen heraus geschossen“…wahrscheinlich stecken die uns erst in Quarantäne und dann in eine Heilanstalt!“
Er atmete tief durch, hatte er doch bemerkt, dass er wohl nicht den gelassensten Ton gehabt hatte.
„Versteh mich nicht falsch…. generell würde ich dir zustimmen, wenn wir irgend eine Schlange oder sonst was gefunden hätten…. aber… sieh sie dir an! Wir können ihr das nicht antun. Ich denke, es gibt einen Grund, warum sie zu uns gekommen ist….“
Ihm fiel das grelle Licht zuvor ein, dann stand er kurz auf, ging zum Fenster und sah nach draußen. Es war nichts außergewöhnliches zu erkennen, dann kam er an seinen Platz zurück und sah seine Mitbewohnerin wieder an.
„Ist es nicht seltsam, dass wir wohl die einzigen waren, die überhaupt etwas davon bemerkt zu haben scheinen? Ich meine… müsste so ein Licht und all das, nicht auch noch andere Schaulustige anlocken, oder verängstigte Leute die Polizei rufen lassen…“
Er schüttelte den Kopf und sah das Wesen an.
„Wir können Sie nicht einfach jemand anderem überlassen!“
Jason sah sie fast schon flehend an. „Wenn niemand bemerkt hat, was da draußen vor sich ging und auch uns nicht gesehen hat… dann lass uns erst einmal irgendwie heraus finden, was hier vor sich geht, einverstanden?“

"Bizzar." Dieses Wort schoss durch ihren Kopf wie eine Kugel in einem Flipperautomaten. Alles war so bizzar. Sie atmete tief durch. Und dann noch ein mal. Langsam ging sie Jasons Aussagen wie auf einer imaginären Liste durch. Dabei hangelte sie sich von der jüngsten bis zur ältesten vor. Ja, wahrscheinlich war es nicht schlecht sich erstmal Klarheit über die Situation zu verschaffen. Und tatsächlich schien irritierenderweise niemand etwas bemerkt zu haben. Was die ganze Sache nicht gerade normaler machte. Sie blickte das seltsame Wesen an. Es kam ihr vor, als erwiderten diese ausdrucklosen Facettenaugen ihren Blick. Das Wesen wirkte tatsächlich schutzbedürftig, so dass sie Jasons Gefühle nachvollziehen, möglicherweise sogar ein wenig nachempfinden konnte. Und was Behördenvertreter anbelangte, von denen hatte Pelessaria selbst keine hohe Meinung. Noch weniger von der Regierung, die bei so etwas garantiert involviert werden würde. Nein, die Behörden informieren konnten sie noch immer, sollten sie sich dazu entschließen.
Ihr Name. Dieser Gedanke rief bei Pelessaria einen schmerzhaften Stich hervor. Ihr Vater hatte ihr nur gesagt, dass sie nach ihrer Tante benannt worden war. Doch wenn sie nachgefragt hatte, war sein Gesicht hart geworden und er hatte ihr nichts weiter gesagt. Sie wusste, dass es etwas mit dem frühen Tod ihrer Mutter zu tun hatte, deshalb drang sie auch nicht mehr weiter auf ihn ein. Allgemein wusste sie wenig über die Familie ihrer Mutter. Nur, dass ihr Nachname "James" von ihr stammte. Als wäre ihr Vorname nicht schon ungewöhnlich genug hatte sie ausgerechnet noch einen Jungennamen als Nachnamen bekommen. Der Gedanke an ihre Mutter ließ einen wehmütigen Schatten über ihr Gesicht ziehen, bevor sie sich wieder fing und weiter an ihrer Liste arbeitete.
Ein Name für dieses seltsame Wesen. Als ihr Blick auf das Muster fiel, schoss Pelessaria ein Name durch den Kopf: "Wie wäre es mit Lilia?". Ohne eine Antwort abzuwarten fuhr sie fort: "Und ja, du hast vermutlich recht, wahrscheinlich ist tatatsächlich besser erst einmal abzuwarten. Das bedeutet aber nicht, dass wir nicht trotzdem später noch die Polizei anrufen!" Sie blickte Jason scharf an. Die Frage nach ihrem Namen hatte sie zudem bewusst ignoriert. Es gab gerade durchaus wichtigeres, als ihre Lebensgeschichte.

Natürlich ahnte Jason nichts von den Dingen, die seiner Mitbewohnerin durch den Kopf gingen. Erst recht nicht, welcher Schatten sich kurzzeitig über sie gelegt hatte.
Er bestaunte das schuppige Wesen und wusste, dass es doch nicht so unbekannt für ihn war. Trotzdem, es war seltsam. Diese komplette Situation war ausserordentlich merkwürdig. Wie kam es, dass Pelessaria und dieses Lebewesen so kurz nach einander in sein Leben getreten waren? Wieso hatte er bei beiden das Gefühl, als würde er sie schon ewig kennen? Was hatte das alles zu bedeuten?
Er musterte das Mädchen, das so gedankenverloren aussah und dann den Namenvorschlag unterbreitete.
„Lilia?“ er berührte das Köpfchen des Tiers und fragte es. „Gefällt dir das? Lilia?“
Er lächelte vergnügt, da es sich bewegte. Dann sah er Pelessaria wieder an.
„Ich glaube, der Name gefällt ihr. Gut, dann soll sie so heissen.“
Das mit der Polizei ließ er seinerseits offen. Er war sich einfach nicht sicher, ob das ein kluger Schachzug wäre. Solange auch niemand sonst etwas seltsames melden würde und nichts in den Nachrichten käme, gäbe es doch überhaupt keine Bewandtnis, etwas zu melden, was sie noch nicht einmal erklären konnten.
„Kann ich dich mal was fragen? Was hat dich eigentlich in dieses Kaff hier verschlagen? Wieso keine richtige Großstadt? Hier gibt es nicht mal eine besonders gute Uni…. Warum also hier?“
Er hatte seinen Blick nun auf sie gerichtet. Es war doch eine ganz normale Frage und diese wollte er ihr einfach stellen. Sie waren doch nun Mitbewohner, da würde er doch so etwas doch sicherlich fragen können, ohne das sich die andere Person ausgehorcht fühlte, oder?
Viel mehr versuchte er aber für sich festzustellen, ob es einen Zusammenhang zwischen dem Erscheinen der beiden zu einem so ähnlichen Zeitpunkt gab. Wenn Sie aber einfach nur wegen eines Jobs hier her gekommen war, würde ihm die Antwort wohl auch nicht weiter helfen. Trotzdem. Was war hier los?

Pelessaria blickte irritiert unf fasziniert zugleich auf Jason, der das seltsame Wesen tätschelte, als handele es sich um eine normale Hauskatze. Veilleicht hatte er aber auch Recht. Wahrscheinlich war es tatsächlich das Beste, sich einfach ganz normal zu verhalten. Einerseits um die Nerven und den Blutdruck wieder auf ein normales Maß zu bringen und andererseits musste schließlich ja alles weitergehen. Auch, wenn sie nicht recht wusste wie. Sie blickte wieder auf das seltsame Wesen. Es schien sie zu mustern und kurz kam es Pelessaria vor, als kreuzten sich ihre Blicke. Doch dann lenkte sie Jasons Stimme ab.
Pelessaria musste an sich halten. Aus irgendeinem Grund führten Jasons Fragen zu Agressionen ihrerseits. Zum wiederholten Male atmetet sie tief ein und wieder aus. Dann gab sie sich einen Ruck und beschloss zumindest einen Teil seiner fragen zu beantworten.
"Also", fing sie zögernd an. "Ich habe schlicht und einfach nur hier eine Zusage erhalten, und ich denke, wenn wir nicht gerade von den Elite-Unis reden, spielt es keine große Rolle, an welcher Uni das Studium abgeschlossen wird. Übrigens: Die Uni hier finde ich eigentlich sehr gemütlich. Wie du siehst hat alles ganz banale Gründe."
Sie sah ihn ernst an. Dabei wanderte ihr Blick wieder hin zu dem Wesen. "Lilia", korrigierte sie sich gedanklich. Das Wesen schien vor sich hin zu dösen. Eine dünne goldfarbene Haut hatte sich über die Facettenaugen gelegt. Als Pelessaria ihren Blick darauf fokussierte fiel ihr auf, dass die Lider im Gegensatz zu menschlichen Lidern, nicht von oben kamen, sondern aus vier verschiedenen Teilen bestanden die sich in der Mitte trafen.
Nein, niemals war Lilia von dieser Welt. Je länger Pelessaria sie jedoch betrachtete, stieg in ihr ein unvertarutes Gefühl von Vertrauen auf.
Zögernd streckte sie die Hand nach ihr aus, zuckte dann aber doch wieder zurück.

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