Das Klopfen ließ den blonden zusammenzucken.
Es tat ihm leid? Als ob!

"Kompliziert ist das also..."murmelte Chanwoo vor sich hin, als er die Worte des anderen vernahm. Dieser Idiot! Chanwoo war Hals über Kopf in diesen Mann verliebt und er glaubte erst, dass sie es unkompliziert wollten?! Was zur Hölle sollte das zu bedeuten haben?!

"Bis eben hab ich sie genossen!" schluchzte er durch die Tür.
Alles schien nurnoch so zu klingen, als wär Sex das einzige, wofür der andere hergekommen war.

Chanwoo holte tief Luft, stand langsam wieder auf und öffnete schließlich die Tür. Er wollte ihn wütend anschauen, aber das klappte nicht. Er ah eher verletzt und enttäuscht aus.

"Du bist doch nur hierher gekommen, um mich zu ficken, nachdem du dich die ganze Zeit nicht mehr gemeldet hast!" zischte er. "Du hast mir nichtmal annährend auf meine Nachricht geantwortet und ich habe mich die letzten Tage nichtmal mehr getraut dir überhaupt zu schreiben, weil ich dachte, dass du mich nicht mehr willst! Aber das hast du ja jetzt bestätigt.... was ist einfacher, als einfach in ein anderes Land abzuhauen..."

Chanwoo sah ihn so strafend an, wie er nur konnte, was garnicht so leicht war, wenn man heulte.
"Ich hoffe es hat dir Spaß gemacht mit mir zu spielen, aber glaub ja nicht, dass ich jetzt noch weiter dein Betthäschen bin, bis du dich ins Ausland verziehst! Vielleicht findest du ja jemanden, der es unkompliziert mag!"

Junsu richtete sich auf, als Chanwoo raus kam. Dieser sah alles andere als glücklich aus. Die Worte, die dieser aber regelrecht spie waren gekonnte Seitenhiebe.

"Was? So... das hast du falsch verstanden! Ich konnte mich nicht melden, weil ich jeden Tag vor 23 Uhr nie zu Hause war... ich wollte dich nicht stören! Du musst ja auch früh raus, und ich.... Chanwoo! So ist das nicht!"

Er wusste tatsächlich gerade nicht, was er sagen sollte. Der Blonde war doch kein Betthäschen für ihn!

"Was.. was soll das jetzt heissen? Schmeisst du mich raus? Soll ich gehen? Na schön! Dann geh ich eben!"

Er kam mit der Situation nicht klar und Angriff war nunmal die beste Verteidigung!

Er stampfte ins Schlafzimmer, zog sich rasant an und war sprachlos.

"Falsch verstanden? Von wegen! Was glaubst du, wie es sich anfühlt, wenn der eigene Freund weder auf die Frage, wann man sich wieder sieht noch auf ein verdammtes 'ich liebe dich' eingeht und sich dann Tage lang nicht meldet?!"

Das waren doch alles nur billige Ausreden. Nicht stören.... egal wann der andere geschrieben hätte, Chanwoo hätte sich mehr als nur ein Bisschen gefreut.

"Du kannst dich ja nichtmal richtig erklären... mach einfach was du willst!"
Chanwoo war mit der ganzen Situation mindestens genauso überfordert und vor allem verletzte es ihn zu tiefst.Er wusste ja nichtmal, wie lange der andere noch in Korea bleiben würde, aber ob er das überhaupt wissen wollte, war auch nicht klar.

Alles was er wollte, war diesen Abend zu vergessen, am besten gleich alles, was er je mit Junsu erlebt, gespürt und getan hatte. Jede Sekunde mit diesem Mann wollte er am Liebsten aus seinen Erinnerungen streichen und auch die Gefühle wäre er wirklich gerne komplett los.

Chanwoo lehnte sich an die Wand neben der Badezimmertür und ließ sich langsam zu Boden sinken, wo er die Beine anzog und sein Gesicht in den Händen vergrub. Er wollte Junsu natürlich lieber hier haben, ihn aufhalten und darum bitten nicht zu gehen, aber diese Kraft konnte er gerade einfach nicht aufbringen.

Junsu stampfte dann angezogen an ihm vorbei. Er hatte die Worte des anderen vernommen, aber wollte nicht darauf reagieren. Wie konnte der andere ihn auch nur so falsch verstehen?! Das war doch nicht normal! Es war unmöglich, dass er sich so unverständlich ausgedrückt hatte, oder?!

Er wollte eigentlich schon durch die Tür rauschen, ging dann aber doch nochmal die paar Schritte zu Chanwoo zurück.

"Man schreibt nicht einfach leichtfertig, dass man jemanden liebt! Das macht man face to face! Darum habe ich darauf nichts geschrieben! Ich wollte es dir persönlich sagen! Bei einem Anlass, der vielleicht auch entsprechender wäre..... aber okay..."

Er schnaufte aus.

"Ich fliehe nicht! Ich bin dazu gezwungen, das Land zu verlassen, oder meine Familie tilgt mich aus dem Familienbuch, verstehst du?! Ich habe Fürher sehr viele Dummheiten gemacht und muss jetzt dafür gerade stehen! Für mich ist das eine Riesen Sache! Ich bin nicht wie du!"

Damit meinte er eigentlich, dass Chanwoo unglaublich selbständig und erwachsen war, aber so aufgebracht wie er war, schaffte er auch das nicht zum Ausdruck zu bringen. Er kämpfte gerade mit einem gewaltigen Kloß, den er zu schlucken versuchte, aber es gelang ihm nicht.

Chanwoo war ihm so ans Herz gewachsen und so wichtig, wie niemand. Aber zu hören, dass dieser sich nur benutzt fühlte, war in seinen Augen gerade wirklich unfair.

Er drehte sich dann um und ging zur Wohnungstür um sie aufzureissen.

Chanwoo blickte ihn an. "Das war nicht leichtfertig...ich hätte es nicht getan, wenn ich es nicht so gemeint hätte..." schluchzte er niedergeschlagen.
Er würde diese Worte von Junsu doch sowieso niemals hören, wieso auch? Er bedeutete ihm doch nichts. Ein Anlass der entsprechender wäre...ja genau...am besten noch zum Abschied, damits nochmal richtig weh tat, Chanwoo verstand das schon!

Der jüngere wollte eigentlich sagen, dass das alles Unsinn war, dass niemand gezwungen sein musste zu tun, was die Familie verlangte, doch der letzte Satz ließ ihn einen Moment lang stocken, dann stand er auf und ging auf Junsu zu, hielt ihn am Arm fest.

"Du bist nicht wie ich?! Was soll das heissen?! Dass ich nichts erreicht habe, weil ich meiner Familie nicht in den Arsch gekrochen bin? Dass ich für euch 'standard'-Koreaner ausseh wie ein Verbrecher, weil mir meine Haare heller besser gefallen?! Dass du besser bist als ich, weil du nicht so dumm bist und glaubst, dass dich jemand lieben könnte, der dich aber nur als Betthäschen sieht?!"

Sein Griff am Arm des anderen wurde zunehmend schwächer, bis er schließlich wieder von ihm abließ.
"Ich hätte niemals denken sollen, dass ich dir auch nur annährend so viel bedeute wie du mir... wahrscheinlich würdest du dich eher noch mit einer ausgewählten Frau vermählen lassen und ein dämliches Fakeleben führen als jemals etwas zu tun, was deiner Familie nicht gefallen könnte..." seine Stimme zitterte und er wollte am Liebsten gerade nurnoch schreien und weglaufen, was besseres fiel ihm bei diesem Herzschmerz einfach nicht ein!

Junsu blieb die Spucke weg. Die Worte des anderen trafen ihn. So hatte er das doch aber überhaupt nicht gemeint. Er schüttelte den Kopf, brachte aber kein Wort heraus.

Dann die Aussage darüber, dass er seiner Familie quasi in den Arsch kriechen und auf's Wort gehorchen würde! Er schluckte. Das war einfach unfair! Er hatte in seiner Jugend so viel Mist gebaut und seiner Familie Kummer bereitet. Er wollte es doch wieder gut machen. Natürlich hatte er viel mehr die Lust dazu sein Leben so zu leben, wie er wollte, aber er war nicht nur gezwungen, für seine Taten zu büssen, er wollte es ja auch irgendwie.

Sein Name sollte rein gewaschen werden, auch wenn das bestimmt schwerer war, als ihm lieb war.

Und nun stand da dieser blondierte Kerl vor ihm, der ihm das gerade um die Ohren warf.

"Du hast doch überhaupt keine Ahnung wovon du da sprichst!", hörte er sich nur zischen.

Natürlich wäre er gern so vogelfrei wie Chanwoo aber er war es nunmal nicht. Er traute es sich auch nicht. Dazu war er wohl zu feige und nicht stark genug. Trotzdem war er nun auch sauer über die Worte des anderen.

"Dieser Standardkoreaner geht dann mal..."

"Wie auch, wenn du mir nie etwas über dich erzählst?!" keifte Chanwoo zurück.
Woher sollte er wissen, wovon genau er sprach, wenn das hier das erste Mal war, dass er sowas von Junsu hörte? Sie hatten nie groß über solche Dinge gesprochen, wahrscheinlich waren sie einfach zu fixiert auf den Sex und das Miteinander als die Dinge, die sie vielleicht von einander noch erfahren oder lernen konnten.

Chanwoo verzog das Gesicht. "Ja.. weil Flucht immer die einfachste Lösung ist...super Plan."
Er starrte ihn beinahe schon an. "Das ist echt ein toller Abschied für immer...danke, dass du mir deine Zeit so aufopferungsvoll geschenkt hast." gab er mit zittriger Stimme von sich, ehe er sich abwand und selbst ins Wohnzimmer zurück stiefelte. Er wollte nicht mehr streiten, wollte einfach alles vergessen und vor allem wollte er Junsu vergessen.

Wie konnte er ihm das nur antun? Was dachte er sich dabei?! Erst nahm er ihm sein Herz und dann verpisste er sich?! Das war doch nicht fair! Der blonde griff sich an die Brust, presste seine Hand dagegen, als würde das etwas an seinem Herzschmerz ändern können. Seine Tränen wollten auch nicht mehr versiegen. Wie sollte er das einfach so hinnehmen? Wie könnte er Junsu vergessen?

Junsu hatte den Türknauf schon in der Hand und wollte wirklich nur noch weg. Doch die Worte des anderen ließen ihn inne halten. Was ihn aber umkehren und zu Chanwoo treten liess, war, dass dieser wirklich hemmungslos weinte. So würde er ihn doch nicht zurück lassen können.

Sie hatten nie großartig Streit gehabt und der Blonde war immer gut gelaunt und hatte ein Lächeln auf den Lippen. Er freute sich über die kleinsten Dinge aber nun… nun war er ernsthaft verletzt und Junsu war der Grund.

Vorsichtig berührte er die Schulter des anderen.

„Chanwoo…“, sprach er zaghaft. „Ich… es…. ich will dich doch auch nicht verlieren!“

Seine Stimme wurde immer dünner, denn der Kloß in seinem Hals, schwoll an. Das war wirklich ein grauenvolles Gefühl. Er wollte den anderen wirklich nicht verletzten. Das war nie seine Absicht gewesen. Aber welche Chance hatte er schon.

Vorsichtig zog er ihn an sich. Er wollte ihn wenigstens umarmen. Ganz nah. Ihn bei sich haben, ihm Trost spenden.

„Vielleicht… gibt es ja auch einen anderen Weg.“

Natürlich war Chanwoo verletzt! Wie sollte er auch nicht? Er hatte gerade die Liebe seines Lebens verloren und das nicht wegen eines Streits oder ähnlichem, nein! Junsu würde für ihn absolut unerreichbar werden.

Der blonde fuhr zusammen, als er die Hand an seiner Schulter spürte. Junsu war also immernoch da? Fest biss er sich auf die Lippe, lauschte so gut er konnte den Worten. Es tat unbeschreiblich weh. Wenn er ihn nicht verlieren wollte, wieso setzte er ihn dann einfach vor vollendete Tatsachen, anstatt irgendeine Lösung mit ihm gemeinsam zu suchen? Junsu hätte ihn doch wenigstens fragen können, ob er nicht mit ihm ins Ausland gehen wollte!

Für einen kurzen Moment hatten Chanwoos Tränen gestoppt und es herrschte Stille, als Junsu ihn plötzlich in die Arme nahm. Der blonde stockte, ehe er sich an seinen Liebsten presste, sein Gesicht in dessen Oberteil vergrub und direkt weiter weinte. Was für einen anderen Weg sollte es schon geben? Junsu war mit dem Willen hergekommen ihm zu sagen, dass er gehen würde, ihn zu verlassen und einfach im Stich zu lassen, sonst nichts. Er hatte sich keine Gedanken über andere Optionen gemacht, hatte nicht nach einer Möglichkeit gesucht, um mit ihm zusammen zu bleiben....nur weil Chanwoo jetzt heulte kam ihm so eine Idee!

"Willst du das überhaupt?" fragte er leise und mit dünner Stimme gegen die Brust des anderen. "Kannst du denn eine andere Lösung sehen als einfach zu verschwinden und mich zurück zu lassen?"

Seine Gedanken fuhren Karussell. Er hatte doch eigentlich nur jemanden gewollt, mit dem er Spass haben konnte. Sich ein bisschen austoben, bevor er ins Ausland gehen würde. Was er dann dort tat, wollte er vor Ort entscheiden.
Er hatte nicht damit gerechnet, dass sich die Person in ihn verlieben würde und noch viel weniger war er davon ausgegangen, dass er es dieser Person gleich tat.

Er schluchzte.

Etwas fester drückte er Chanwoo an sich.

"Es tut mir so leid! Ich... wollte das alles nicht!"

Vielleicht hätte er auch sagen sollen, dass er ihn auch liebte. Vielleicht wäre das jetzt der richtige Moment aber er überwand sich nicht. Was, wenn es dann klang wie ein Satz, der überhaupt nicht so gemeint war? Was, wenn Chanwoo ihn dann noch mehr verachten würde?

Und so schwieg er. Ein Lösung konnte er ihm ohnehin nicht anbieten. Wieso also alles noch verschlimmern?

Chanwoo war absolut überfordert mit der Situation, seinen Gefühlen und Junsu. Er wusste nicht weiter, wusste nicht mal wie er damit umgehen sollte den anderen zu verlieren....Den Mann zu verlieren, der ihn jetzt so schützend und liebevoll in seinen Armen hielt, wie noch nie zuvor.
Das Herz des jüngeren raste wie verrückt, doch Junsus Antwort war keine Antwort.
Langsam und zittrig schob der blonde seinen Geliebten wieder von sich, blickte ihm in die Augen. "Das ist jetzt deine letzte Chance... ich frage kein drittes Mal... willst du einen anderen Weg finden?" fragte er nun ein weiteres Mal, sein Blick war entschlossen. Junsus Antwort würde entweder alles retten oder alles zerstören können.

Moment... wollte Chanwoo überhaupt mit ihm zusammen bleiben, nach dem wie das zwischen Ihnen bisher lief? Junsu hatte ihm selten das Gefühl gegeben ihn aufrichtig zu lieben und er hatte sich ja nichtmal bemüht mit einer Lösung zu ihm zu kommen, stattdessen wollte er ihn einfach fallen lassen und ins Ausland verschwinden!

Chanwoos Blick wurde unsicher, er löste sich nun ganz von Junsu und wand sich von ihm ab. Mussten sie wirklich jetzt schon diese Entscheidung fällen? Konnten sie nicht ein paar Tage darüber nachdenken, was sie wirklich wollten?

Junsu sah ihn fragend an. Er wollte ihn nicht los lassen aber Chanwoo trat zurück.

"Ich wünschte, ich hätte schon eine Lösung....", meinte er dann kleinlaut. Er atmete dann aber laut aus. Diese Situation war der pure Stress! Warum wich Chanwoo denn jetzt auch zurück? Waren sie nicht gerade dabei sich wieder zu versöhnen? Oder hatte er das jetzt falsch verstanden.

Er sah ihn ein bisschen entgeistert an, wischte sich mit dem Ärmel über die verheulten Wangen.

"Möchtest du lieber allein sein?", fragte er dann ernst.

"Ich meine, ich kann dir jetzt keine Lösung anbieten, ich weiss nicht, ob ich das überhaupt kann... ich hab das Gefühl, dass wenn ich dir jetzt nicht sage, wie ich das alles wieder gutmachen soll, dann wäre es dir lieber, wenn ich gehe.... "

Er räusperte sich.

Was sollte er tun? Sollte er einfach gehen und sich am nächsten Tag melden oder sich am Besten nie wieder melden, damit Chanwoo die Möglichkeit hatte, über ihn hinweg zu kommen? Was wollte er aber selbst? Wieso war er gerade so unglaublich verunsichert?

Er wandte sich ab und ging zur Tür, doch bevor er den Knauf berührte machte er kehrt und ging mit großen Schritten auf den Blondierten zu.

"Wieso lässt du mich einfach gehen, du Idiot?", maulte er, zog ihn an sich und küsste ihn liebevoll und leidenschaftlich. Er wollte nicht gehen. Unter keinen Umständen!

Chanwoo konnte auf die Frage, ob er lieber allein sein wollte nun wirklich nicht antworten. Er wusste es doch selbst nicht mehr.
Es tat natürlich alles unglaublich weh, aber dennoch wollte er ihn nicht verlieren.
"Ich..." begann er, verstummte dann aber doch lieber wieder. Unsicher blickte der blonde seinen Liebsten an.

Junsu wand sich ab und Chanwoo blieb nichts anderes übrig, als ihm dabei zu zu sehen, wie er zur Tür ging, um möglicher Weise für immer aus seinem Leben zu verschwinden. Zittrig stand er da, war völlig überfordert und wusste nicht, was er tun sollte.

Zum Glück aber kam Junsu zurück, schloss ihn in die Arme und küsste ihn. Das Herz des kleineren schlug sofort höher, er konnte garnicht anders als den Kuss zu erwidern. Erst danach sah er ihn wieder an. "Du hättest mich doch einfach nur bitten müssen mit dir zu kommen..." schluchzte er plötzlich leise. Wieso war Junsu nicht einmal auf diese simple Idee gekommen?!